(Geld-)Systemkrise

Re: (Geld-)Systemkrise

Beitragvon Celtic » Mi 11. Apr 2012, 14:53

Drei Leute, die sich gegenseitig beim Hausbau helfen? - Jesses nee, diskutiert ihr jetzt schon über Bausparverträge? :lachtot:
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Re: (Geld-)Systemkrise

Beitragvon Gandalf » Mi 11. Apr 2012, 15:50

Zappa hat geschrieben:
Gandalf hat geschrieben:3 Leute - Hans, Fritz und Max - wollen ein Haus bauen und vereinbaren gegenseitige Hilfe beim Hausbau. Wenn es funktioniert (- und das tut es regelmäßig in einer selbstbewussten Gesellschaft) Wo brauche ich hier eine übergeordnete Instanz, die das regelt?


Da es hier um existentiell hohe Summen geht, ist grade dieses Beispiel gut geeignet, warum so was ohne eine übergeordnete Instanz nicht funktionieren kann. Die allermeisten Leute müssen mit hohen Verschuldungen in Vorleistung gehen, damit sie sich ein Haus bauen können (selbst bei perfekter Nachbarschaftshilfe sind die Kosten für Grund und Boden sowie Material hoch, es sei denn wir reden über eine Blechhütte). Hier muss nur einer betrügen wollen, krank werden oder sich finanziell übernehmen und aus dem Hausbesitzer in spe wirst schnell einer der in die Privatinsolvenz gehen muss. Und grade deshalb ist dieser Bereich besonders streng reguliert. Ohne Notar geht das z.B. gar nichts und dass ist auch gut so.

Es kann auch deshalb nicht so funktionieren, weil niemand über alle notwendigen Informationen verfügen kann um das Risiko vollkommen zu analysieren auch wenn Du penetrant das Gegenteil behauptest. Ich will nicht sagen, dass die übergeordneten Instanzen nicht auch Ihre Probleme verursachen, aber ganz ohne sie geht es auch nicht. Die Frage ist immer was sinnvoll und notwendig ist. Das wir zuviel Instanzen und Bürokratie haben, davon bin ich auch überzeugt, aber Anarchie (auch wenn die sich freie Marktwirtschaft nennt) ist für mich kein Gegenmodell. Es gibt da leider keine klare Grenze zwischen richtig und falsch, gut und böse, schwarz oder weiß, sondern muss gesellschaftlich ausgehandelt werden.


...mein Gott, - es ging hier um ein (einfaches) Beispiel ob etwas aus Altruismus oder Egoismus funktioniert (und nicht um (D)eine Ideologie). Notfalls nimm einfach als 4. einen Bänker hinzu, enn Du mit der Finanzierung Probleme hast!!

Die 'Abwesenheit von Staat' ist eben nicht "Anarchie (wie du penetrant immer wieder behauptest^^), sondern eine segmentäre Gesellschaft, die auf (gewachsene) Autoriäten baut, aber nicht autoritär ist (das schafft nur die herrschend Klasse in Form eines Staatswesens unter Zwang)

Diese "3 Freunde" haben so eine segementäre Gesellschaft 'freiwillig gebildet'. Ob sie dies aus altruistischen oder egoistischen Gründen getan haben ist völlig unerheblich, da zunehmender Altruismus "reziprok" wirkt, d.h. Keiner kann letzlich mehr geben als er nimmt. Daher geht es fehlt wenn man eine Unterscheidungs-Linie zwischen Altruismus und Egoismus (offenbar Deine Grenze zwischen gut/böse) zu ziehen versucht.

ENTSCHEIDEND ist bei der Sache ob sie 'freiwillig' geschieht, - oder runter Zwang!

Bei den 3 Freunden (respekt. in einer segmentären Gesellschaftsform) geschieht dies freiwillig. Erfolgt die Zuweisung durch den Staat ist es eine Form von Zwang. (und Steuern sind demzufolge Diebstahl - was ja bekanntlich immer wieder zu Konflikten zwischen Staaten und der Rechtssprechung selbst führt). (Staatlicher)Zwang führt zu Reibungsverlusten und letztlich zum Niedergang der Gesellschaft. (in welcher Form auch immer. Sie es durch Kriege, Dekadenz - oder Sozialismus)
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Re: (Geld-)Systemkrise

Beitragvon Zappa » Mi 11. Apr 2012, 16:39

Ein Klan-Bänkster ist eine hübsche Idee :cylinder:

Du wirst doch nicht im Ernst behaupten wollen, dass die Lehren aus der anthropologischen Erforschung afrikanischer (Früh?)Kulturen uns bei der Rettung unser aus dem Ruder gelaufenen Finanzindustrie hilft, oder? Auch die Ideen von Gesell sind ja ganz nett, aber Sie funktionieren wenn überhaupt nur auf lokaler/beschränkter Ebene. Ich habe nichts gegen solche Experimente, aber die Probleme die wir hier diskutieren sind halt ein paar Ebenen höher lokalisiert. Ich bin überzeugt davon, dass eine Weltbevölkerung von 7 Milliarden, auf allen Ebenen fraktal nach einem solchen Prinzip organisiert, nicht funktionieren kann. Ich bin demgegenüber der Meinung, dass man so ab 20 Personen nicht ganz ohne Zwang auskommt, ich denke unser Menschenbild differiert da etwas.

Versteh mich nicht falsch: Ich finde es sinnvoll solche Ideen zu diskutieren, allerdings sollte man ihre Begrenztheit anerkennen.
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Re: (Geld-)Systemkrise

Beitragvon Gandalf » Do 12. Apr 2012, 09:48

Zappa hat geschrieben:Ein Klan-Bänkster ist eine hübsche Idee :cylinder:


Naja, - als ich (u.a.) so was mal gelernt hatte, empfand man sich als 'Dienstleister' und nicht als "Gottspieler". :/

Zappa hat geschrieben:Du wirst doch nicht im Ernst behaupten wollen, dass die Lehren aus der anthropologischen Erforschung afrikanischer (Früh?)Kulturen uns bei der Rettung unser aus dem Ruder gelaufenen Finanzindustrie hilft, oder?


Ich denke, man muss nicht nach Afrika gehen, sondern sich nur die unzähligen heimischen (kleinen) Vereine anschauen, die auf Nachbarschaftshilfe und Ehrenamt gebaut sind.

Das ist es doch was ich immer (und durchgängig) sage: "Wir" sind 'viel zu groß' organisiert. "Wir" die "Bürger dieser Besellschaft" haben uns die Selbstverantwortung (und den Schnaid) abkaufen lassen, weil man uns systematisch weis macht, "die da oben" hätten den besseren Überblick und wir sollten diese nur machen lassen. Ich behaupte: Das Gegenteil ist der Fall.
Und ich verstehe diejenigen (i.d.R. links-kollektivistischen Vorstellungen) nicht, die meinen, das man die Fehler eines Systems, die in Folge seiner (Herrschafts-)Struktur und Größe auftreten, dadurch beheben könnte, das man NOCH GRÖSSER wird.

Ich habe diesbezüglich darauf hingewiesen , das der "Euro" eben nicht ein ent-nationalisiertes Zahlungsmittel ist, das den Bürgern dient, sondern der "herrschenden Klasse" als Medium, um eine (nationalistische) "EUdSSR" zu bauen.

Zum diesbezüglichen Verfassungsbruch durch unsere Politiker: "Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande?" (Hl Augustinus)


Zappa hat geschrieben:Auch die Ideen von Gesell sind ja ganz nett, aber Sie funktionieren wenn überhaupt nur auf lokaler/beschränkter Ebene. Ich habe nichts gegen solche Experimente, aber die Probleme die wir hier diskutieren sind halt ein paar Ebenen höher lokalisiert.


Von Gesell hab ich mich weitgehend verabschiedet, da sein "Freigeld" nur unter Zwang so funktionieren kann, wie er sich das vorstellte (und die freiwilligen Experimente, wie z.B. der "Chiemgauer" funktionieren eher schlecht als Recht). Zudem hat es ähnliche marktverfälschende Eigenschaften, wie das gegenwärtige Inflationsgeld. (Die sinnfreie Finanzwirtschaft wird zu Lasten der produktiven Arbeit bevorteilt) Wenn aber jemand 'innerhalb' eines entnationaliserten Währungssystems Freigeldexperimente druchführt, - wäre ich ebenfalls der Letzte, der was dagegen hat.

Zappa hat geschrieben: Ich bin überzeugt davon, dass eine Weltbevölkerung von 7 Milliarden, auf allen Ebenen fraktal nach einem solchen Prinzip organisiert, nicht funktionieren kann. Ich bin demgegenüber der Meinung, dass man so ab 20 Personen nicht ganz ohne Zwang auskommt, ich denke unser Menschenbild differiert da etwas.


Und ich bin vom genauen Gegenteil überzeugt.
Nicht nur weil im (rohstoffarmen) "Amazonas-Dschungel" die Evolution eben nicht 'die Einfalt des Stärksten' bevorzugt (wie die Sozialdarwinisten unterstellen) und andauernd Krieg zwischen den Gruppen herrscht, - sondern weil die evolutionäre (symbiotische) Vielfalt in der selbstreflexiven physikalischen Eigenschaft des Multiversums begründet ist. - Wir müssen das nur näher untersuchen und uns darauf einlassen, anstatt deterministische Ideologien darüber zu stülpen.
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Re: (Geld-)Systemkrise

Beitragvon stine » Do 12. Apr 2012, 10:18

@Gandalf: Was hältst du davon eine eigene Partei zu gründen?
Etwas völlig Neues zwischen extrem Sozialismus und sozialisiertem Kapitalismus.
Vielleicht eine soziale Marktwirtschaft?
Dieses Konzept ist zwar nicht wirklich neu, aber irgendwie in Vergessenheit geraten und wartet auf Neuentdeckung. Ich wäre auf alle Fälle dabei :2thumbs:

LG stine
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Re: (Geld-)Systemkrise

Beitragvon Gandalf » Do 12. Apr 2012, 15:30

stine hat geschrieben:@Gandalf: Was hältst du davon eine eigene Partei zu gründen?
Etwas völlig Neues zwischen extrem Sozialismus und sozialisiertem Kapitalismus.
Vielleicht eine soziale Marktwirtschaft?
Dieses Konzept ist zwar nicht wirklich neu, aber irgendwie in Vergessenheit geraten und wartet auf Neuentdeckung. Ich wäre auf alle Fälle dabei :2thumbs:


..hmm ja. Agbgesehen davon, das "liberal" dank der FDP zum Schimpfwort verkommen und 'libertär' innherhalb der herrschenden rechts-links Schubladen extremst erklärungsbedürftig ist (wie man hier sehen kann), würde noch was so einer Partei im Wege stehen: Diese dürfte kein großes Stammwählerpotential haben, da Individualisten sich eben äußerst ungern "Parteiprogrammen" beugen und eine natürliche Abneigung gegen solche haben ;)

(Die libertärste Partei in D dürfte wohl - für die meisten unbekannt - " Die Partei der Vernunft" sein)

Die "Piraten" wären wohl hingegen 'prädestiniert' für so was. Zumal libertäre Ideen in den USA gerade unter jungen Leuten äußerst populär sind. Das muss ihnen allerdings erst mal selber klar werden. Die Vereinnahumgs- (und Ausgrenzungs-)versuche der "Etablierten" werden zumindest immer stärker. Stichwort: "Frauenquote", "Sexismus", "Kampf gegen Rechts", etc. Ich kann nur hoffen, das sie das Spiel durchschauen und so lange als möglich "politisch-unkorrekt" bleiben.



Die "soziale Marktwirtschaft" gründete tatsächlich im wesentlichen auf libertäre Ideen, die ein Gegenentwurf zur Kommandowirtschaft der nationalen Sozialisten und der Planwirtschaft der Internationalen. Walter Eucken und F.A. Hayek: http://books.google.de/books?id=xx8lxh7 ... es&f=false
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Re: (Geld-)Systemkrise

Beitragvon Zappa » Do 12. Apr 2012, 21:00

Gandalf hat geschrieben:Die "soziale Marktwirtschaft" gründete tatsächlich im wesentlichen auf libertäre Ideen, die ein Gegenentwurf zur Kommandowirtschaft der nationalen Sozialisten und der Planwirtschaft der Internationalen. Walter Eucken und F.A. Hayek: http://books.google.de/books?id=xx8lxh7 ... es&f=false


Das ist meiner Meinung nach nicht richtig. Die soziale Marktwirtschaft gründet auf dem ordoliberalen Gegenentwurf zur Kommandowirtschaft und zugleich! zu den Theorien von Hayek und Mises. Um sich von den Laissez-faire-Liberalen oder Libertäten abzusetzen, nannte sich diese Bewegung auch Neoliberalismus (ein Begriff, der dann für einen radikalen Neo-Laissez-faire-Liberalismus später okkupiert wurde).

Hauptvertreter sind Walter Eucken, Alexander Rüstow, Wilhelm Röpke und Alfred Müller-Armack. Eucken gilt besonders als Vordenker des Ordoliberalismuns, den würde ich mit Hayek sicher nicht in einen Topf werfen, die letzteren, insbesondere Müller-Armack als Väter der sozialen Marktwirtschaft. Hier ein Link zu Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Ordoliberalismus , der u.a. folgendes Zitat enthält:

"Den „unüberbrückbaren Gegensatz“ zwischen Hayek und den Ordoliberalen um Eucken habe Rüstow bereits früh dergestalt formuliert, dass zwischen ordoliberalen Ökonomen und „paläoliberalen“ Ökonomen wie Hayek „der schärfste und fruchtbarste subkonträre Gegensatz“ besteht."
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Re: (Geld-)Systemkrise

Beitragvon Gandalf » Mi 18. Apr 2012, 21:11

Da haben wir "Bürger" den Salat:

Der Bundespräsident entpuppt sich als "BundesTrojaner":

http://www.welt.de/debatte/kommentare/a ... eidet.html

Mit nur einem einzigen gezielten Satz zerschießt er den Tempel des Rechtsstaates, das Bundesverfassungsgericht, und degradiert die Karlsruher Richter zu Vollstreckern der Macht.

Kommentar vom Aktionsbündnis direkte Demokratie:
http://eurodemostuttgart.wordpress.com/ ... -du-nicht/
Äußerst befremdlich ist, dass Gauck als Staatschef und Leiter der Exekutive ein Urteil der Judikative vorwegnimmt. Mit dieser Aussage macht er sich selbst “befangen“, wie es in der Rechtssprache so schön heißt. Als Bundespräsident hat er Gesetze vorbehaltlos zu prüfen – nachdem (!) das Gesetzgebungsverfahren abgeschlossen ist. Als Bundespräsident hat er Gesetze, bei denen Zweifel bestehen, dem Bundesverfassungsgericht zur unabhängigen Prüfung vorzulegen – und sich dann an das Urteil des Verfassungsgerichts zu halten. Auf gar keinen Fall steht es dem Bundespräsidenten an, die Entscheidung des Verfassungsgerichts in einer so eminent wichtigen Frage vorwegzunehmen oder es zu beeinflussen. Das nämlich, Gauck, disqualifiziert Dich als Demokrat und Staatschef.
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Re: (Geld-)Systemkrise

Beitragvon stine » Do 19. Apr 2012, 07:36

Anscheinend ist es doch relativ beschwerlich demokratisch perfekt zu sein. Meinem Plädoyer zur Präsidentenwahl, einen älteren, unpolitischen Schauspieler zu wählen, hätte man nachkommen sollen.
Jetzt haben wir den Salat schon wieder.

LG stine
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Re: (Geld-)Systemkrise

Beitragvon Zappa » Sa 21. Apr 2012, 13:09

"Ohne Regeln kein Markt."

Guter Artikel über die die Liberalen und der Staat, oder warum der Markt alleingelassen nicht funktionieren kann: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ideengeschichte-die-liberalen-und-der-staat-11715508.html
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Re: (Geld-)Systemkrise

Beitragvon Gandalf » Sa 21. Apr 2012, 16:38

Zappa hat geschrieben:"Ohne Regeln kein Markt."

Guter Artikel über die die Liberalen und der Staat, oder warum der Markt alleingelassen nicht funktionieren kann: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ideengeschichte-die-liberalen-und-der-staat-11715508.html


... wie bitte? - Du scheinst Deine eigenen Artikeln nicht gelesen zu haben - der eindeutig ein 'Staatsversagen' bei der aktuellen Systemkrise feststellt, der Art, das sich der Staat einfach zu viel eingemisch hat, indem er eines der wichtigsten Prizipien der freien Marktwirtschaft: Die 'Haftung' systematisch aushebelt!?

Zitate daraus:
Der Staat muss den Wettbewerb und das Prinzip Haftung durchsetzen - nicht kollabierende Banken auffangen.

Anmerkung:
Der Staat hat das Prinzip der Haftung (die untrennbar zum "Prinzip der Freiheit" dazugehört) zu Gunsten der von ihm geschaffenen Monopole systematisch aufgeweicht (Beispiele Landesbanken, Fransferunion, etc.) Zudem entstehen Monopole regelmäßig durch Staatseinfgriffe bzw. können sich auf einem freien Markt nur deswegen halten, weil der Staat allein durch ausufernden Bürokratismus Konzern-Oligopole begünstigt.
Zitat dazu im Artikel: Doch die Anhänger des klassischen Liberalismus sehen auch keine Notwendigkeit für eine staatliche Bekämpfung von Kartellen oder Gesetze zum Schutz des Wettbewerbs. Denn je größer der Markt, desto instabiler sind Kartelle, weil Preisvereinbarungen von einzelnen Teilnehmern unterlaufen werden.

Vor allem zur Frage der Rolle des Staates gibt es weitreichende Unterschiede zwischen dem klassischen Liberalismus und den „neoliberalen“ Schulen in Freiburg, Wien und Chicago im zwanzigsten Jahrhundert.


Anmerkung:
So ist es, der 'herrschende Neoliberalismus' bzw. Monetarismus ist durchwegs staatsnah (allein schon durch das hochmanipulative Zwangsgeldsystem in staatlicher Hand) - die libertäre Wiener Schule - durchweg nicht. Nur dadurch konnte überhaupt diese perverse Finanzwirtschaft entstehen in der Sich Politker und Finanzkonzerne gegenseitig begünstig (und jetzt auch die Demokratie aushöhlen)

Eine Gruppe deutscher Ökonomen und Juristen, die bald „Neoliberale“ oder „Ordoliberale“ genannt werden, sieht die Ursachen der Wirtschaftskrise anders als die Kapitalismuskritiker - nicht in inhärenten Defekten der Marktwirtschaft und des Wettbewerbs, sondern in ihrer Degenerierung durch staatliche Eingriffe und einen falschen Ordnungsrahmen.


Die Freiburger Schule bildet sich um den Ökonomen Walter Eucken (1891 bis 1950) und den Juristen Franz Böhm (1895 bis 1977), zuvor Referent für Kartellfragen im Reichswirtschaftsministerium. Ihre Forschung zielt darauf, das Problem wirtschaftlicher und politischer Macht zu erfassen und sie zu minimieren, da sie Gefahren für eine freiheitliche Gesellschaft darstellen.


In einem Aufsatz 1932 beschreibt Eucken, ein tiefer und protestantisch-ernster Denker, den resultierenden „Verflechtungsprozess“ von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. Indem der postliberale Staat punktuell in den Wirtschaftsablauf interveniert, Preise kontrolliert, Subventionen verteilt, Schutzzölle errichtet, ruft er politischen Lobbyismus der betroffenen Gruppen hervor. Es gelingt ihnen, ihre Sonderinteressen durchzusetzen. Der intervenierende Staat wird zur Beute der Interessengruppen. Er verliert an ordnender Potenz und gerät schließlich mit der Wirtschaft in die Krise.


Anmerkung: Eine äußerst treffende Darstellung der aktuellen Situation - auch wenn es sich nicht auf diese bezieht. - Womit von einer Allgmeeingülktigkeit dieser Feststellung ausgegangen werden muss: Wenn der Staat in die Wirtschaft eingreift gibt es stet wirtschaftliche und politische Katastrophen!

Eine staatlich garantierte Wettbewerbsordnung zu schaffen, ist für die Freiburger nicht nur ein ökonomischer Imperativ, sondern auch eine ethische Notwendigkeit.

Zu Deinem Ausgangszitat: Es ist offensichtlich. Du scheinst 'garantierte Wettbewerbsordung' (also Rechtssicherheit) mit staatlichen Eingriffen zu verwechseln!

Dabei können die Liberalen zu Recht darauf verweisen, dass zum großen Teil[b] Staatsversagen die Krise mitverursacht hat. [/b]Erst die über Jahre zu expansive Geldpolitik, die auf jede Konjunkturabschwächung mit einer Welle billigen Geldes reagierte, hat zum Aufblähen der Schuldenblase geführt. Nach dem Platzen der Blase spielen die Brandstifter Feuerwehr. Man darf auch den verfehlten sozialpolitischen Impetus nicht vergessen, der hinter dem amerikanischen Hypotheken-Programm stand, das aus Geringverdienern Eigenheimbesitzer machen wollte.

Nachdem Banken über Jahre sehr große Gewinne machten und Renditen erzielten, die weit über denen anderer Branchen liegen, konnten sie in der Krise ihre Verluste auf die Allgemeinheit abwälzen und wurden mit Steuergeld aufgefangen. Hier liegt ein eklatantes Versagen der Ordnungspolitik vor, ein Verstoß gegen das Haftungsgebot.


Anmerkung: Was anderes verstößt gegenwärtig gegen das Haftungsgebot in einer freien Marktwirtschaft - als der Staat und seine "Diener" durch ihre Eingriffe - entgegen dem ordnungspolitischen Rahmen (nebst Grundgesetz!)

Walter Eucken formulierte in seinem Lehrbuch „Grundsätze der Wirtschaftspolitik“: „Investitionen werden um so sorgfältiger gemacht, je mehr der Verantwortliche für diese Investitionen haftet.“ Weiter schrieb er: „Die Haftung wirkt insofern also prophylaktisch gegen eine Verschleuderung von Kapital und zwingt dazu, die Märkte vorsichtig abzutasten. Nur bei fehlender Haftung kommt es zu Exzessen und Zügellosigkeit.“ Und letztlich löse das Aushebeln der Haftungspflicht eine Tendenz zur „Zentralverwaltungswirtschaft“ aus. Zugespitzt kann man von einem situativen Banken-Sozialismus sprechen, der zu Lasten der Allgemeinheit existiert.


Wohlgemekrt: 'Haftung' gehört zur freien Makrtwirtschaft, wie die Henne zum Ei. - Sie ist 'keine Erfindung' des Staates, sondern resultiert aus dem verantwortlichen Umgang der Menschen untereinander - seit Urzeiten. Zu dem zu stehen was man 'Verursacht' hat schafft Vertrauen zwischen den Menschen. So funktioniert Marktwirtschaft und Völkerverständigung.
Gutmenschliche ("gut gemeinte") Eingriffe von Dritten hingegen zerstören das.
Das alles erinnert an Euckens Warnung vor der Verflechtung von Staat und Kapitalismus. Eucken hätte vielleicht von einem Kartell aus Staaten, Zentralbanken und Banken gesprochen, das zu Lasten der Realwirtschaft und der Steuerzahler geht. Mit den eigentlichen Prinzipien der Marktwirtschaft hat dies nichts zu tun, vielmehr erhält es die Privilegien einer exorbitant gut verdienenden Einzelbranche zu Lasten der Allgemeinheit. Den hochkonzentrierten und hochgehebelten Finanzsektor wieder den Regeln der Marktwirtschaft zu unterwerfen, also das Haftungsprinzip durch mehr Eigenkapital und eine Insolvenzordnung wiederherzustellen, wird die entscheidende Aufgabe nach der Krise sein. Den Neoliberalen kann man den Vorwurf machen, dass sie vor der Krise ihre eigenen Prinzipien nicht ernst genommen haben.


Dem ist eigentlich nicht hinzuzufügen - außer die Frage, wie Du auf Grund dieses Artikel zu der (diametralen) Ansicht kommst, das "der Markt alleingelassen nicht funktionieren kann" - wenn doch die genannten Martkteilnehmer erst wieder in die Haftung genommen werden, wenn der Staat nicht weiter eingreift, der Art das er die Haftung für Finanzspekulationen, Prasserei und Korruption (wie z.B. in Griechenland) übernimmt!?
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Re: (Geld-)Systemkrise

Beitragvon Gandalf » Sa 21. Apr 2012, 16:57

...auch mal Radio dazu hören: Der ökonomische Putsch

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/dossier/1701931/
Der ökonomische Putsch
oder: Was hinter den Finanzkrisen steckt
Von Roman Herzog
Gezielte Spekulationsattacken auf ganze Volkswirtschaften, unantastbare Finanzagenturen, die Regierungen in die Knie zwingen, und ohnmächtige Politiker, die gebetsmühlenartig wiederholen, es gäbe keine Alternative: Europa befindet sich im Wirtschaftskrieg.
Seit Jahrzehnten befinden sich Politiker im Bann neoliberaler Heilsverkünder. Wie entstand dieses heute unumstößlich scheinende System? Das Experimentierfeld Lateinamerika und die Analysen des Philosophen Michel Foucault aus den 70er- und 80er-Jahren machen Dynamik und Reichweite der neoliberalen Umstrukturierungen unserer Gesellschaften deutlich und erhellen die heutigen Finanzkrisen. Zum Vorschein kommt dabei ein Machtergreifungsmodell, das Politik, Gesellschaft und Individuen seit Jahrzehnten formt und konditioniert, ein ökonomischer Putsch, der heute den militärischen coup d'état abgelöst und eine globale Disziplinierung geschaffen hat.


... wohl auch so eine VT..

(Die Welt bekommt wieder mal Angst vor dem deutschen "alternativlosen" Gesellschaftsmodell, das sich dem Finanzminister und ESM beugt)
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Re: (Geld-)Systemkrise

Beitragvon Zappa » Sa 21. Apr 2012, 21:11

Gandalf hat geschrieben:... wie bitte? - Du scheinst Deine eigenen Artikeln nicht gelesen zu haben ...


Lies Ihn Dir unvoreingenommen durch, denk ein bisschen drüber nach, kritisiere ihn substantiell und ausgewogen (versuche nicht nur deine eigene Position darin bestätigt zu sehen) - dann können wir uns gerne darüber unterhalten. Natürlich sehe ich die Argumente für deine Position (wobei es aber keine Sinn macht nur diese zu zitieren und dann feixend zu behaupten man habe doch in allen Punkten Recht) , aber auch die Argument dagegen, die Du geflissentlich ignorierst.

Auf dem Niveau nicht, tut mir leid.
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Re: (Geld-)Systemkrise

Beitragvon Gandalf » So 22. Apr 2012, 09:45

Zappa hat geschrieben:
Gandalf hat geschrieben:... wie bitte? - Du scheinst Deine eigenen Artikeln nicht gelesen zu haben ...


Lies Ihn Dir unvoreingenommen durch, denk ein bisschen drüber nach, kritisiere ihn substantiell und ausgewogen (versuche nicht nur deine eigene Position darin bestätigt zu sehen) - dann können wir uns gerne darüber unterhalten. Natürlich sehe ich die Argumente für deine Position (wobei es aber keine Sinn macht nur diese zu zitieren und dann feixend zu behaupten man habe doch in allen Punkten Recht) , aber auch die Argument dagegen, die Du geflissentlich ignorierst.


Sorry - 'Du' bist mit einer 'zu begründenden Behauptung' in Vorlage gegangen, - nicht 'ich'!?
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Re: (Geld-)Systemkrise

Beitragvon Zappa » So 22. Apr 2012, 12:36

Das Fazit "Ohne Regeln kein Markt" ist nicht von mir, sondern vom Autor des Artikels oder von der Redaktion. Der oder Die sehen den Inhalt also diametral anders als es dein Zitatpicking vorgaukeln möchte.

Denk mal drüber nach :lepra:
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Re: (Geld-)Systemkrise

Beitragvon Zappa » Di 1. Mai 2012, 21:36

H. W. Sinn zur Situation in der EU



Eine guter Übersicht über die Konkursverschleppung und Finanzarithmetik der EU oder: Warum unsere Renten nur halb soviel wert sind wie wir derzeit denken, der deutsche Bauboom anhalten wird und das Ganze letztendlich den Frieden in Europa in Gefahr bringt.

Achtung: 1:42:59 (die sich aber lohnen)!
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Re: (Geld-)Systemkrise

Beitragvon Gandalf » Mi 2. Mai 2012, 23:15

Zappa hat geschrieben:Das Fazit "Ohne Regeln kein Markt" ist nicht von mir, sondern vom Autor des Artikels oder von der Redaktion. Der oder Die sehen den Inhalt also diametral anders als es dein Zitatpicking vorgaukeln möchte.

Denk mal drüber nach :lepra:


Ach - das "oder warum der Markt alleingelassen nicht funktionieren kann:" - ist also auch nicht von Dir?
(so und jetzt Denk Du erst ma' - und dann benenn ein Zitat aus dem Artikel, die Deine Interpreation stützt)

Die allereinfachste Regel in einem freien Markt wurde noch nie von einem Liberalen in Frage gestellt: "Wer Mist baut, muss die Verantwortung übernehmen". so lange der Markt 'allein gelassen wurde' hat - entgegen Deiner Behauptung - auch diese Regel funktioniert. - Sie funktioniert seitdem erst nicht mehr so richtig, seitdem "der Staat" eingreift - weil Politiker, die keine Volksverter mehr sind, systematisch Mist bauen, indem sie die Wirtchaftsleistung der produzierenden Menschen für machtpolitische Zwecke umverteilen.

Hier mal wiede ein schönes Berispiel (über etwas, was all diejenigen wussten, die sich nur etwas mit Naturwissenschaften beschäftigen, - aber alle "politisch korrekt erdulden".)
http://www.3sat.de/mediathek/?display=1 ... &obj=30142

Glaubt hier jemand, das die "politischen Ziehväter" dieses Irrsinns fü den Mist haften, den sie gebaut haben (oder ob eine Fehlentscheidung jemals rückgabgewickelt wird)?
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Re: (Geld-)Systemkrise

Beitragvon stine » Do 3. Mai 2012, 07:45

Die Schadstoffbilanz der gesetzlich verordneten Energiesparlampe ist der beste Beweis dafür, dass es nicht um unser aller Wohlbefinden, die Umwelt oder unseren Energieverbrauch geht, sondern nur um wirtschaftliche Interessen eines großeuropäischen Reiches. Solange China als menschenverachtendes Herstellerland betriebsbereit bleibt, können sich die Glühlampenkartelle noch sicher fühlen. Eine Rücknahme des Energiesparlampengesetzes wird es wohl nicht geben, denn die Lebensdauer einer Lampe wie sie in Livermore hängt, schafft nur Arbeitslosigleit, überall und vor allem in China.
Wenn meine letzte Glühlampe den Geist aufgibt, werde ich sofort auf LEDs umsteigen.

Ich hoffe nicht, dass die Lichttechnik der Zukunft, wie am Ende des Beitrags gezeigt, als Zuckerl wieder nach Asien verkauft werden muss, damit sich die dortigen Staatschefs an der Sanierung der Pleiteländer in Europa beteiligen. :o0:

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Re: (Geld-)Systemkrise

Beitragvon Zappa » Do 3. Mai 2012, 18:14

Gandalf hat geschrieben: Ach - das "oder warum der Markt alleingelassen nicht funktionieren kann:" - ist also auch nicht von Dir?


Doch :respekt:

Gandalf hat geschrieben: (so und jetzt Denk Du erst ma' - und dann benenn ein Zitat aus dem Artikel, die Deine Interpreation stützt)


Ich hatte den Artikel zum Selbststudium verlinkt, aber bitteschön:

Der Liberalismus ist nicht unschuldig an seiner misslichen Lage. Zu viele seiner Anhänger haben in den vergangenen Jahrzehnten die Theorie von Markt simplifiziert und zu einer Apologie verflacht.


Der neue Liberalismus jedenfalls, der heute vertretbar ist und den ich mit meinen Freunden vertrete, fordert einen starken Staat, einen Staat oberhalb der Wirtschaft, oberhalb der Interessenten, da, wo er hingehört. - Alexander Rüstow


Eine staatlich garantierte Wettbewerbsordnung zu schaffen, ist für die Freiburger nicht nur ein ökonomischer Imperativ, sondern auch eine ethische Notwendigkeit.


Den frühen Neoliberalen ging es gerade nicht um einen regellosen Markt, wie heute oft behauptet wird; dezidiert nahmen sie Abstand zum „Laissez-faire“. Der Markt brauche Regeln, um den Wettbewerb vor Versuchen zur Ausschaltung zu schützen.


Das von den deutschen Neo- oder Ordoliberalen in den dreißiger und vierziger Jahren entworfene Programm hat im Vergleich zum klassischen Liberalismus einen konstruktivistischen Zug. Der Staat entwirft und setzt den Rahmen. Gar vom „Wettbewerb als staatlicher Veranstaltung“ spricht Leonhard Misch ...


Gleichwohl erklärt auch Hayek 1947 bei der Gründung der Mont Pèlerin Society, der internationalen Vereinigung der Liberalen nach dem Krieg, „es ist die erste allgemeine These, die wir zu prüfen haben werden, dass der Wettbewerb durch bestimmte staatliche Maßnahmen wirksamer und erfolgreicher gemacht werden kann, als er ohne sie wäre“. Vom „übersimplifizierten Liberalismus“ habe man sich zu verabschieden.


Überraschend ist, wie nahe sich die Freiburger Schule und die alte Chicagoer Schule mit ihrem Vordenker Henry Simons (1899 bis 1946) stehen. ... Wie die Freiburger warnt er in den dreißiger Jahren in dramatischer Weise vor Monopolen und fordert eine rigorose Wettbewerbspolitik. „Der große Feind der Demokratie ist das Monopol, in all seinen Formen“, wozu er Großkonzerne ebenso wie Gewerkschaften zählte. Was Simons als „Positives Programm für Laissez-faire“ anpreist, ist im Grunde ein staatlicher Ordnungsrahmen. Wo wirksamer Wettbewerb unmöglich ist, bei „natürlichen Monopolen“, ruft er sogar nach Verstaatlichung, während die Freiburger dann eher für staatliche Regulierung plädieren.


etc. pp.

Aber :book: können sicher alle Forennutzer selber.
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Re: (Geld-)Systemkrise

Beitragvon stine » Di 8. Mai 2012, 07:26

Steht nun doch die "neue Drachme" ins griechische Haus?
http://www.sueddeutsche.de/politik/inte ... -1.1350682

Ich denke, die Druckmaschinen und die Münzpressen arbeiten schon im Hintergrund.

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