xander1 hat geschrieben:Was soll den an Moral und Ethik unreal sein? Ich denke nicht mal, dass man die Begriffe real und irreal den Begriffen Ethik und Moral zuordnen kann. Wenn Ethik und Moral nicht existieren würde, dann würde es die Begriffe nicht geben. Also was ist damit gemeint, dass beides irreal ist?
Wie gesagt, ich halte eine absolute Moral/Ethik, die logisch, nützlich und notwendig ist für so real wie Luke Skywalker. Es sind nur naive Ideale, die auf falschen Menschenbildern basieren und oft auch noch auf Metaphysik. Wir brauchen gewiss nicht darüber zu diskutieren, dass es von einigen als moralisch empfunden wird, die eigenen Kinder zu beschneiden, ihre Frauen zu verschleiern oder keusch zu leben. Ob diese Moral etwas wert ist, ist subjektiv zu bewerten, ob sie allgemeingültig und intersubjektiv klug ist, ist eine andere Sache. Über die Realität von nutzlosen Gesetzen, die vor Jahrhunderten/Jahrtausenden verfasst wurden, bringt kein Argument über deren Nutzen und Existenzberechtigung. Wenn ich jetzt anfange zu glauben, dass meine Moral absolut ist, kann ich genauso anfangen zu glauben, dass Luke Skywalker mein Gott ist. Es würde vielleicht meinen Lebensstil ändern, aber trotzdem nur eine Illusion bleiben, dass Luke Skywalker ein Gott oder meine Moral absolut und berechtigt ist.
xander1 hat geschrieben:Dass es religiöse Hirngespenste gibt, wissen selbst religiöse, aber die wenigsten Menschen würden Behaupten, dass Ethik und Moral eine Illusion ist.
Dass das die wenigsten tun würden, interessiert mich wenig. Fakten sind keine Dinge, die demokratisch beschlossen werden. Die Mehrheit der Menschen hat schon vieles geglaubt, ist deren Glauben deswegen berechtigt?
xander1 hat geschrieben:Bielefeld hat es nie gegeben. Kennt jemand diese Verschwörungstheorie? Mir kommt das so vor wie mit Darth und Ethik und Moral.
Ich war noch nie in Bielefeld, wer weiss. Wenn ich etwas nicht beobachte und keine Indizien habe, dass es sie gibt, brauche ich nicht daran zu glauben. Ich habe ja schon formuliert, wie ich das genau meine. Ich erkläre mal, warum ich es zuvor so allgemein formuliert habe: Die Moralvorstellungen scheinen uns vielfältig und real zu sein, aber ich definiere Moral und Ethik (gemäß den Urhebern dieser Dinge) als absolut. Da es aber sehr viele von ihnen gibt, die sich auch noch in wichtigen Details widersprechen, scheint mir keine dieser Vorstellungen als absolut zu gelten. Die Existenzberechtigung für eigentlich jeden, den ich kenne von Moral und Ethik ist ihre Allgemeingültigkeut, diese beobachte ich nicht. Damit fällt ein Kriterium der Existenz für Moral und Ethik weg. Wenn ich Moral und Ethik schreibe, meine ich immer eine absolut gemeine Moral und Ethik. Mir ist keine bekannt, die nicht von ihren Anhängern als absolut betrachtet wird. Das ist aber bei keiner der Fall.
xander1 hat geschrieben:Es gibt nur ein was, das mit stuzig macht, dass der Darth N. Recht haben könnte. Und zwar hat mir ein Theologiestudent gesagt, dass Nietzsche den Atheismus konsequent vertritt, weil er auch die Moral und Ethik irgendwie verneint oder so.
Was ist denn an der Aussage: Töten ist moralisch/ethisch böse eine Illusion?
Es ist insofern eine Illusion, weil diese Aussage aus einer subjektiven Behauptung resultiert und andere diese Behauptung sicher verneinen würden. Oder willst du bestreiten, dass dies nicht heute und schon immer so war? Es wird meist getötet, wenn es als moralisch gilt, seien es Ehrenmorde, seien es gesetzliche Hinrichtungen, seien es Attentate auf Diktatoren. Es gibt immer Ausnahmen. Abgesehen davon ist "das Böse" gewiss eine Illusion. Es hängt immer von einem subjektiven Maßstab ab, somit ist es nur "ein Böses", nicht "das Böse".
Dieser Theologiestudent hat es richtig erfasst, so ziemlich die einzige korrekte Feststellung in seinem Leben, wie ich vermute. Es lässt mich allerdings etwas stutzen, dass die Glaubwürdigkeut meiner Aussagen für dich durch die Aussage eines Theologen an Gewicht gewinnt.
xander1 hat geschrieben:Also ich glaube nicht an eine universelle Ethik. Eine universelle Ethik ist eine Illusion, genauso wie eine universelle Gerechtigkeit.
Bingo. Aber welche Ethik oder Moral behauptet nicht von sich direkt oder indirekt universell und absolut zu sein?
Darth Nafarius hat geschrieben:Und ein Narziss zu sein, ist nichts schlimmes.
Nee, eine Persönlichkeitsstörung muss nix schlimmes sein.
http://de.wikipedia.org/wiki/Narzisstis ... .C3.B6runghast du irgendwie mangelndes Selbstbewusstsein, dass du narzistisch wirst? Suchst du immer nach Bewunderung? Fühlst du dich besonders wichig? Hast du wahnhafte Störungen mit Größenideen? Bist du empfindlich was Kritik betrifft? Veränderst du die Realität so wie es dir gefällt?
Willst du mich etwa diagnostizieren?!
Naja, ich denke, die Antworten auf diese Fragen kennen wir beide. Und selbst wenn alle mit "ja" beantwortet
würden, sehe ich keine negative Konsequenz für mein Verhalten in der Gesellschaft. Ich bin wesentlich umgänglicher als die meisten Menschen. Und alles als Krankheit zu identifizieren und nicht als charakteristische Eigenheit ist vielleicht das einizige Übel der Medizin. Allerdings sehe ich auch einen unseriösen, gesellschaftlichen Aspekt in solchen Urteilen versteckt. Ein Napoleonkomplex z.Bsp. kann einem äußerst nützlich sein. Ich betrachte sowas als Ehrgeiz, gewiss keine negative Eigenschaft, genausowenig wie Selbstbewusstsein. Andere nennen sowas Napoleonkompölex und Narzissmus, nur weil sie überproportional ausgeprägt sind. Aber ist überdurchschnittliches Talent etwa eine Krankheit? Wieso dann bitte überdurchschnittlicher Ehrgeiz?
xander1" hat geschrieben:Naja ich weiß nur, dass Psychopathen oft Narzisten sind und Ähnlichkeiten zu Borderlinern haben. Wenn du neben deinem Narzismus noch Moral und Ehtik ablehnst, fehlt ja nicht mehr viel, dass du dich als Psychopath outest.
Nein, ich habe nicht bestritten, ein Narziss zu sein. Es hat mir auch nie geschadet, oder meiner Umgebung. Gerade deswegen habe ich auch gesagt, dass Narzissmus nichts schlimmes ist. Warum sollte ich jemanden anderes verteidigen, wenn nicht mich (sofern es keinen Nutzen für mich hat)?
stine hat geschrieben:Es würde sich der Stärkste behaupten, würde man auf Moral und Ethik verzichten.
Nein, es würde gemäß dem Darwinismus der "Angepassteste" überleben. Die Selektion ist der fairste Prozess, den es geben kann. Der Darwinismus auf den Menschen angewendet, ist oftmals missverstanden. Selektion bedeutet nicht bewusster Mord oder Kampf, sondern nur überleben, größeres Geschick, das "Windhundverfahren".
stine hat geschrieben:Wie das aussieht kann man bereits erkennen: Unmoralische Wirtschaftslenker lassen alle anderen beliebig oft auf der Strecke. Es ist ihnen egal, wenn sie 5000 Beschäftigte entlassen, ob dahinter 10000 Kinder ihr Leben nicht mehr in wirtschaftlicher Sicherheit wissen.
Und damit senken sie ihre Fitness und werden nicht selten darunter leiden. Ihre Anzahl würde abnehmen und alles wäre wieder im Gleichgewicht. Wo also siehst du genau das Problem? Ein Konzept muss sich erst als fehlerhaft herausstellen, um auszusterben. Der Lebensstil dieser Menschen wird gewiss irgendwann auch seltener, wie es mit dem Adel im Absolutismus geschah. Daran war weder Moral noch Ethik beteiligt, sondern eine gute Guilliotine.
stine hat geschrieben:Spekulanten treiben Nahrungsmittel- und Energiepreise in Höhen, die niemand mehr lange aushalten kann.
Und du glaubst, dass das eine Moral oder Ethik ändern könnte? Oder anders gefragt: Wann hat sie das je getan? Wir sind ja nicht zum ersten mal in einer solchen Situation.
stine hat geschrieben:Was verstehst du denn darunter, unmoralisch und unethisch zu leben und wie soll es in einer Gesellschaft die auf Moral und Ethik verzichtet denn aussehen?
Wenn ich diese Frage beantworten darf (ich habe sie ja im Grunde aufgeworfen). Ich verstehe darunter einen Lebensstil des Willens, nicht des Sollens. Dieser Wille würde in einer Gesellschaft kooperativ funktionieren, rationale Züge annehmen und
Vorschläge, keine
Gesetze formulieren. Diese Bezeichnung würde aber nichts an Strafen bei Zuwiderhandlung ändern. Kurz: Wir würden ein ohnehin vorhandenes System korrekt bezeichnen und besser verstehen. Wir verhalten uns bereits so, jedes Gesetz ist letztlich nur ein Vorschlag und wir können uns entscheiden ihm zu folgen oder nicht. Wenn wir begreifen, dass sie nicht bindend und bloße Vorschläge sind, würden wir sie eher durchdenken, ihre Sinnhaftigkeit. Traditionalismus wäre dadurch weniger wahrscheinlich. Konflikte würden sich auf rationalerer Ebene abspielen. Was wir momentan betreiben ist letztlich das gleiche, nur unbewusst. Die Eliten in Politik und Wirtschaft haben dies bereits verstanden und handeln auchb so, der Bürger ist weniger hilflos, wenn er versteht, wie diese Spitzen denken, wie er denken MUSS, um intelligent reagieren zu können.
stine hat geschrieben:Es muss immer Regeln geben, weil sonst die Schwächeren auf der Strecke bleiben.
Es gibt keine Regeln, alles ist erlaubt. Sie sind, waren und werden niemals bindend sein. Sie werden nur Vorschläge darstellen, die ggf. mit verschiedenen Mitteln durchgesetzt werden können und vielleicht sollten. Aber sie werden niemals Regeln sein, die uns binden und damit nur Vorschläge sein.
stine hat geschrieben:Willst du das?
Genau das ist die richtige Frage. Nicht, ob wir etwas sollten, sondern ob wir etwas wollen. Der Wille unterliegt keiner Moral oder Ethik, er kann mitleidend und/oder rational sein. Damit ist er der beste Maßstab, was wir tun "sollten" (dieses Sollen gibt es ja eigentlich deswegen nicht. Wenn das mehr Menschen erkennen, werden sie nicht in so einem Zwiespalt sein, ihre Gedanken werden klarer, weil sie verstehen würden, dass sie nur überlegen müssen, was sie eigentlich wollen. Wenn man also nicht will, dass die Schwächeren auf der Strecke bleiben, dann kann man entsprechend seinem Willen handeln, ohne ein Gesetz dafür benötigt zu haben. Brauchst du ein Gesetz, um Mitleid zu empfinden? Brauchst du ein "du sollst"? Wenn nicht, brauchst du auch keine Moral oder Ethik. Diejenigen, die diese Dinge nicht können, würden vielleicht eine brauchen, würden sie aber nie befolgen. Damit hat sich dieses Konzept nicht nur als nicht durchsetzbar, sondern als nutzlos erwiesen.
xander1 hat geschrieben:Ohne Ethik oder Moral wäre Zivilisation unmöglich.
Unsinn, es gab niemals eine universelle Ethik, die dazu geführt hat. Alles, was uns so beeindruckt an Zivilisation wurde entweder gewollt und/oder dem Volk erzwungen, sie war aber niemals "gesollt". Wenn jemand nach Rom geht, sieht er den Schatten einer prächtigen Zivilisation, die durch Kriege und Expansionspolitik entstanden ist. DAS war die größte Zivilisation Europas, und unser Verhalten hat sich seitdem kaum geändert, außer dass die Konflikte und Ausbeutungsmethoden geschickter geworden sind.
xander1 hat geschrieben:Es gäbe keine Schulen.
Es GIBT auch keine Schulden. Wir fühlen uns höchstens veranlasst, reziprok zu handeln, eine Schuld hat damit nichts zu tun.
Ich setze das gleich fort, damit sich nicht weiter Antworten anhäufen und ich ewig weiterschreibe.