ganimed hat geschrieben:Nanna, wie sähe im Unterschied dazu dein Idealdiskurs aus?
Nanna hat geschrieben:Mein Idealdiskurs ist einer, in der zwei Menschen einander gegenübertreten und versuchen, einander zu verstehen, die Perspektive des Anderen nachzuvollziehen und sich sowohl um gute Argumente bemühen, als auch gute Argumente gelten lassen.
ganimed hat geschrieben:Kurz, ich lese hier im Forum praktisch nie oder viel zu selten: "ups, sorry, da habe ich falsch gelegen, du hast recht, ich verwerfe meine alte Meinung und schließe mich deiner an". Muss man ja auch nicht immer breit treten und betonen. Aber hin und wieder auch solche Lernschritte dokumentieren, solche Resultate erzielen, das wär was. Und wenn es wegen der eigenen Sturheit nicht geht, dann eben mit einem Moderator herbeiführen.
Ganz sicher nicht, dies wäre ja in einigen Fällen wie den Bock zum Gärtner machen, den Täter zum Richter. Wer ganz offensichtlich noch nicht (oder nicht mehr) reif zum ordentlichen Diskutieren und Unterhalten ist, der sollte doch nicht auch noch Diskussionsleiter seiner eigenen Diskussion in einem Forum wie diesem hier werden. Zwar gibt es solche Selbstdarstellungsseiten und -sites genügend im Web, aber dort geht es unter eigenem Namen (ob richtig oder falsch, ob gesetzeskonform oder nicht) und auf "eigene Rechnung" (und sei es als kostenloses Webangebot eines Freehosters oder ähnlich).stine hat geschrieben:Vielleicht wäre die Moderation des eigenen Threads eine gute Alternative?
Die Idee ist gut, aber gerade diejenigen, die eigentlich sowieso nur ihre eigene Meinung gelten lassen, werden sich damit schwer tun, sie werden es nicht können. Mal ganz abgesehen davon, dass sie es jetzt ja auch schon dürften. Nur immer widersprechen ist zum Beispiel halt weder eine Grundlage für eine echte Diskussion noch für ein Resümee.stine hat geschrieben:Es hieße nur, so war es jedenfalls von mir gedacht, dass der Thread-Ersteller irgendwann mal zu einem Punkt kommt und dann resümiert, was sich angesammelt hat.
Gott bewahre Schon nur mitlesen ist doch teilweise Strafarbeit genug.stine hat geschrieben:Oder denkst du, das sollte einer der Forumsmoderatoren machen?
Für mich sprichst du da ein großes Problem an. Leute die einerseits durch ihre aktive Anwesenheit ja im Prinzip ein Forum beleben, können andererseits durch die Form ihrer Aktivität auch ein Forum töten. K(aum )ein Neueinsteiger ins Forum oder in einen einzelnen Thread wird sich seitenlange Hasstirade, Verschwörungstheorien oder "ich bin so toll"-Widersprechungen, nur des Widerspruchs und der Selbstdarstellung willen, antun. Da wäre natürlich - wenn so ein Thread überhaupt Sinn beinhalten würde - ein gelegentliches Zwischenfazit hilfreich. Abgesehen vom Arbeitsaufwand, sehe ich aber da oft leider tatsächlich zu wenig konkreten Inhalt, der sich zusammenfassen lassen würde. Widerspruchszerpflückungen mit vielen Zitaten mögen zwar optisch raumfüllend sein (und dies ist ja auch der unsaubere rhetorische Trick dabei), substanziell mag so etwas aber unter Umständen nur ein aufgepumptes Vakuum sein.stine hat geschrieben:Oder soll endlos diskutiert werden und jeder der sich interessiert muss wieder alles von vorne lesen?
Nanna hat geschrieben:die eigentliche Moderationsarbeit mit den harten Sanktionsmöglichkeiten (Verwarnungen, Sperre) bliebe allein beim Forenteam
Nanna hat geschrieben:Deshalb überlege ich eben, ob in gewissen halboffene "Elitediskussionen", bei denen die meisten nur Leserechte besitzen, vielleicht eine Chance auf mehr Qualität läge.
stine hat geschrieben:Ich denke, es ist keinem Moderator zuzumuten, auch noch eine Zusammenfassung oder eine Pro-Contra-Liste mit quantifizierten Wirkungsgraden zu erstellen. Er müsste ja ständig alles mitlesen, sich gedanklich damit auseinandersetzen und sich noch richtig ins Zeug legen, damit er nichts übersieht. Ich halte das nicht für machbar, schließlich gibt es noch ein Leben außerhalb des Internet.
stine hat geschrieben:Der Idealdiskurs kann eigentlich nach meiner Meinung nur von Menschen geführt werden, die erwachsen genug sind, anzuerkennen, dass es mehrere Betrachtungsweisen für ein und dasselbe Thema gibt.
stine hat geschrieben:Ein Resultat könnte vom Thread-Ersteller kommen, denn dieser hat ja das interesse bekundet, sich über ein bestimmtes Thema austauschen zu wollen, er selbst verfolgt den Ablauf in der Regel konstant und ist deswegen auch an einem Ergebnis interessiert.
1von6,5Milliarden hat geschrieben:Die Idee ist gut, aber gerade diejenigen, die eigentlich sowieso nur ihre eigene Meinung gelten lassen, werden sich damit schwer tun, sie werden es nicht können.
ganimed hat geschrieben:Und für Leute, die nur ihre eigene Meinung gelten lassen, wäre das eine wunderbare Übungsgelegenheit und Reflektionschance, vielleicht lernt man ja gerade da eine ganze Menge bei.
ganimed hat geschrieben:Und diskursfähig heißt eben, nicht zu schnell und zu beliebig anzuerkennen, dass jeder mit seiner eigenen Meinung anzuerkennen ist. Diskurs bedeutet, die dummen, unbegründeten, nicht argumentativ vertretbaren Meinungen eben nicht anzuerkennen. Das mag bei einem Smalltalk am Kaffeetisch von Oma Schlöntebeck sehr unhöflich, unsozial und aggressiv wirken.
Nanna hat geschrieben:Vielleicht sehe ich es zu schwarz, aber ich glaube, dass dieses Dazulernenkönnen schon eine Form von Selbstreflexion voraussetzt, die eher Bedingung für als Ergebnis eines Diskurses ist.
Vollbreit hat geschrieben:Das ist aber auch nur die halbe Wahrheit, wenn überhaupt. Diskurs heißt eben nicht, mal allem locker zu widersprechen, sondern, a) die Position des anderen, so vollumfänglich wie möglich zu übernehmen. Dann, sich b) vom anderen bestätigen zu lassen, dass man dessen Position wirklich verstanden hat (indem man sie noch einmal mit eigenen Worten referiert). Falls man diese Position nicht teilt, kann man dann c) unter Einbeziehung der Argumente oder Ansichten des anderen diese Position begründet kritisieren.
ganimed hat geschrieben:Erst müssen seine Argumente mich überzeugen.
ganimed hat geschrieben:Ich übernehme die Position des anderen nicht in Schritt (a), wieso sollte ich auch? Erst müssen seine Argumente mich überzeugen.
ganimed hat geschrieben: Ich anerkenne die Position des anderen nicht einmal bevor er nicht widerspruchsfreie Argumente geliefert hat (oder ich sie mir in Gedanken für ihn bereits denken kann).
ganimed hat geschrieben:Und genau das meinte ich in Differenz zu stine. Man muss die Meinungen der anderen in einem Diskurs wirklich erst anerkennen und respektieren, nachdem Argumente auf dem Tisch liegen und geprüft wurden und nicht verworfen werden konnten. Nicht eher.
Zurück zu Das Leben, das Universum und der ganze Rest
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 3 Gäste