Wer kümmert sich um die Bedürftigen, wenn es keinen Staat mehr gibt? (...) Empirische Daten bestätigen diese fast triviale Vermutung: In Ländern mit traditionsgemäß geringerer staatlicher Wohlfahrt ist das freiwillige Engagement für die Wohlfahrt deutlich ausgeprägter. Amerika ist immer noch ein gutes Beispiel
Das ist das eigentliche Problem. Da es aber typisch christlich ist, wird es dreist geleugnet. Es ist ein Vorläufer dessen was in Europa etwa 10 - 30 Jhre später passiert, wenn den Religioten nicht Einhalt geboten wirdLumen hat geschrieben:Aus der FAQ der verlinkten Seite:In genau diesem Punkt ist die USA hoch dysfunktional.Wer kümmert sich um die Bedürftigen, wenn es keinen Staat mehr gibt? (...) Empirische Daten bestätigen diese fast triviale Vermutung: In Ländern mit traditionsgemäß geringerer staatlicher Wohlfahrt ist das freiwillige Engagement für die Wohlfahrt deutlich ausgeprägter. Amerika ist immer noch ein gutes Beispiel
Lumen hat geschrieben:In Wahrheit sind diese Vorschläge doch Augenwischer und Trickserei. Es ist die Herrschaft der Besitzenden, bei denen dann der Rest "freiwillig" arbeiten darf (zu jeweils niedrigsten Löhnen und Konditionen). Die "Freiheit" die da propagiert ist, ist genau jene Freiheit, die Unzufriedene jetzt haben, sich doch einen anderen Flecken Erde zu suchen! Das größte Problem wird also nicht behoben, dafür werden Betroffene noch schlechter gestellt. Und damit geht auch die Argumentation in die Binsen, wonach Leute ja nicht gezwungen werden dürften, umzuziehen. Natürlich werden sie das, wenn sie von Land und Besitz umstellt sind, wo sie selbst keinen Gestaltungsspielraum haben. Wenn man nicht mal einen Apfel pflücken darf, weil der Baum jemanden gehört (und der angeheuerte Sicherheitsdienst diesen Besitz mit Waffengewalt "beschützen" darf), dann sind die Verhältnisse ziemlich deutlich schlechter als gegenwärtig.
Lumen hat geschrieben:Aus der FAQ der verlinkten Seite:Wer kümmert sich um die Bedürftigen, wenn es keinen Staat mehr gibt? (...) Empirische Daten bestätigen diese fast triviale Vermutung: In Ländern mit traditionsgemäß geringerer staatlicher Wohlfahrt ist das freiwillige Engagement für die Wohlfahrt deutlich ausgeprägter. Amerika ist immer noch ein gutes Beispiel
provinzler hat geschrieben:Diese Frage ist deswegen schwer zu beantworten, weil die Sozialstaaten in ihrer heutigen Ausprägung eine historische Anomalie sind. Normalerweise beschränkte sich das auf die Versorgung von Witwen und Waisen.
provinzler hat geschrieben:Ein Punkt, der aus meiner Sicht mit reinspielt, ist die Anonymität des modernen Sozialstaates. Ich muss dem, von dem ich die Kohle abpressen lasse nicht in die Augen schauen, ein anonymes Kreuzchen in der Wahlkabine reicht. Das schafft ungesunde Anreizstrukturen.
provinzler hat geschrieben:Wir Menschen sind darauf ausgelegt Gruppen zu überschauen, die vielleicht aus ein paar hundert Leuten, also der eigenen Sippe und der unmittelbaren Nachbarschaft bestehen, alles andre geht uns tendenziell im Zweifel ziemlich am Arsch vorbei. Sobald ein Konstrukt über diese Größenordnung hinausgeht, kann unter bestimmten Umständen die gegenseitige soziale Kontrolle massiv abnehmen. Der Sozialstaat versucht, Grundüberlegungen aus einer Familienstruktur (gegenseitige Hilfe) in ein viele Dimensionen größeres System zu übertragen, was aus meiner Sicht zum Scheitern verurteilt ist, weil die soziale KOntrolle fehlt.
provinzler hat geschrieben:Dann wird normalerweise versucht, die fehlende soziale Kontrolle durch bürokratische Vorschriften zu ersetzen, wodurch eine Art "Helferindustrie" entsteht, die ihre eigene Existenz rechtfertigen muss, weshalb immer neue Probleme erfunden werden müssen.
provinzler hat geschrieben:Vor die Wahl gestellt, werden die meisten Menschen (nehme mich da nicht im Geringsten aus) also immer dazu tendieren, sich Geld von denen zu holen, die irgendwie eine anonyme Masse bilden (der Staat). Fällt das weg, steigt automatisch wieder die Notwendigkeit und Bereitschaft an direkter Unterstützung innerhalb der lokalen sozialen Netzwerke.
Nanna hat geschrieben:Das ist ungefähr so sinnvoll, wie zu sagen, dass der Mensch eine evolutionäre Anomalie ist. Der Begriff "normalerweise" ist hier nicht sinnvoll, weil ein naturalistischer Fehlschluss. Bei Sozialstrukturen gibt es keinen natürlichen Normalfall, der "so sein soll", es gibt nur unterschiedliche Konzepte, die ihre eigenen Dynamiken entfalten, die sich in bestimmten historischen Kontexten negativ, positiv oder, wie meistens, beides zugleich, auswirken.
Jetzt mal etwas bissig gesagt: Als weißer mitteleuropäischer Mann aus einer wirtschaftlich prosperierenden Region, gesegnet mit Bildung, Intelligenz und einem vielversprechenden Karrierepfad, tust du dich schon eher leicht, solche Sachen zu behaupten. Ist es nicht ein bisschen engstirnig zu behaupten, dass gesellschaftliche Probleme nur eingebildet und aus raffgieriger Absicht erfunden sind, wenn man selbst von kaum einem dieser Probleme betroffen war? Wie willst du z.B. ernsthaft sagen können, dass Frauen nicht beruflich benachteiligt werden, wenn du als Mann in einem männerlastigen Studiengang und aus einer konservativ geprägten Region kommend im Prinzip keinerlei persönliche Erfahrung mit dem Problem hast, weil es weder in deiner Alltagsrealität noch im Denken deiner Herkunftscommunity existiert (bzw. vielleicht sogar: "existieren darf")?
provinzler hat geschrieben:Worauf ich hinaus wollte ist der Fakt, dass es den meisten wesentlich leichter ist, von einer diffusen Masse, deren größten Teil nie kennenlernen wird, Geld zu verlangen, als wenn man diesen Leuten regelmäßig begegnet.
Da sagst du was Wahres.provinzler hat geschrieben:Umso absurder finde ich, dass mich die hiesige Sozialbürokratie in der Rubrik "arm" führt und sich diverse Akteure der Politik und der Helferindustrie anmaßen in meinem Namen und Interesse als "armen Menschen" ihren Tätigkeitsbereich ausdehnen zu wollen.
Sigmund Freud hat geschrieben:Die Kommunisten glauben den Weg zur Erlösung von Übel gefunden zu haben. Der Mensch ist eindeutig gut, seinem Nächsten wohlgesinnt, aber die Einrichtung des privaten Eigentums hat seine Natur verdorben. Besitz an privaten Gütern gibt dem einen die Macht und damit die Versuchung, den Nächsten zu misshandeln; der vom Besitz Ausgeschlossene muss sich in Feinseligkeit gegen den Unterdrücker auflehnen. Wenn man das Privateigentum aufhebt, alle Güter gemeinsam macht und alle Menschen an deren Genuss teilnehmen lässt, werden Übelwollen und Feindseligkeit unter den Menschen verschwinden. Da alle Bedürfnisse befriedigt sind, wird keiner Grund haben, in dem anderen seinen Feind zu sehen; der notwendigen Arbeit werden sich alle bereitwillig unterziehen. Ich habe nichts mit der wirtschaftlichen Kritik des kommunistischen Systems zu tun, ich kann nicht untersuchen, ob die Abschaffung des privaten Eigentums zweckdienlich und vorteilhaft ist. Aber seine psychologische Voraussetzung vermag ich als haltlose Illusion zu erkennen. Mit der Aufhebung des Privateigentums entzieht man der menschlichen Aggressionslust eines ihrer Werkzeuge, gewiss ein starkes und gewiss nicht das stärkste. An den Unterschieden von Macht und Einfluss, welche die Aggression für ihre Absichten missbraucht, daran hat man nichts geändert, auch ein ihrem Wesen nichts. Sie ist nicht durch das Eigentum geschaffen worden, herrschte fast uneingeschränkt in Urzeiten, als das Eigentum noch sehr armselig war, zeigt sich bereits in der Kinderstube, kaum dass das Eigentum seine anale Urform aufgegeben hat, bildet den Bodensatz aller zärtlichen und Liebesbeziehungen unter den Menschen, vielleicht mit alleiniger Ausnahme der einer Mitter zu ihrem männlichen Kind. Räumt man das persönliche Anrecht auf dingliche Güter weg, so bleibt doch das Vorrecht aus sexuellen Beziehungen, das die Quelle der stärksten Missgunst und der heftigsten Feindseligkeit unter den sonst gleichgestellten Menschen werden muss. Hebt man auch dieses auf, durch die völlige Befreiung des Sexuallebens, beseitigt also die Familie, die Keimzelle der Kultur, so lässt sich zwar nicht vorhersehen, welche neuen Wege die Kulturentwicklung einschlagen kann, aber eines darf man erwarten, dass der unzerstörbare Zug der menschlichen Natur ihr auch dorthin folgen wird.
(Freud, Das Unbehagen in der Kultur, (V), [1929]1930, Studienausgabe Fischer TB 2000, S.242)
stine hat geschrieben:Da sagst du was Wahres.
Ich denke, dass die Messlatte in unserem Land (und anderen hochzivilisierten Ländern) zur Zeit dermaßen hoch hängt, dass es nur ganz schwer ist, nicht als "arm" zu gelten.
Ich auch nicht.provinzler hat geschrieben:Wie man bei hiesigen Staatsquoten allerdings auf die Idee kommt von "Neoliberalismus" zu sprechen, werde ich nie begreifen.
provinzler hat geschrieben:Diese Frage ist deswegen schwer zu beantworten, weil die Sozialstaaten in ihrer heutigen Ausprägung eine historische Anomalie sind.
Der Staat ist weder gewachsen noch ernährt ihn irgendwer. Der Staat ist das Volk durch seine gewählten Vertreter.provinzler hat geschrieben:Der Staat ist weit schneller gewachsen, als die Wirtschaft, die ihn ernähren muss. Und das kann nicht endlos so weiter gehen, zumal sich durch die Anreizstrukturen nun starke negative Rückkopplungen im System ergeben, die negative Auswirkungen auf die Größe des Gesamtkuchens haben. Und diese Rückkopplungen werden in der öffentlichen Diskussion in der Regel systematisch außen vor gelassen.
Lumen hat geschrieben:Aus der FAQ der verlinkten Seite:Wer kümmert sich um die Bedürftigen, wenn es keinen Staat mehr gibt? (...) Empirische Daten bestätigen diese fast triviale Vermutung: In Ländern mit traditionsgemäß geringerer staatlicher Wohlfahrt ist das freiwillige Engagement für die Wohlfahrt deutlich ausgeprägter. Amerika ist immer noch ein gutes Beispiel
In genau diesem Punkt ist die USA hoch dysfunktional. Bei Spenden und bei bestimmten Organisationsformen gibt es außerdem große Steuervorteile.
Lumen hat geschrieben: Ich frage mich bei der Situation, was zum Beispiel eine Stadt voller Obdachloser (wie San Francisco) denn machen soll? Wo könnten die in einem "freien" System hingehen, wo bekommen die ein Feld her, was sie bestellen können? Woher kommen die Maschinen, die sie für die Produktion brauchen? In welchem Wald können sie ihre Nahrung erjagen?
Lumen hat geschrieben:In Wahrheit sind diese Vorschläge doch Augenwischer und Trickserei. Es ist die Herrschaft der Besitzenden, bei denen dann der Rest "freiwillig" arbeiten darf (zu jeweils niedrigsten Löhnen und Konditionen). Die "Freiheit" die da propagiert ist, ist genau jene Freiheit, die Unzufriedene jetzt haben, sich doch einen anderen Flecken Erde zu suchen! Das größte Problem wird also nicht behoben, dafür werden Betroffene noch schlechter gestellt. Und damit geht auch die Argumentation in die Binsen, wonach Leute ja nicht gezwungen werden dürften, umzuziehen. Natürlich werden sie das, wenn sie von Land und Besitz umstellt sind, wo sie selbst keinen Gestaltungsspielraum haben. Wenn man nicht mal einen Apfel pflücken darf, weil der Baum jemanden gehört (und der angeheuerte Sicherheitsdienst diesen Besitz mit Waffengewalt "beschützen" darf), dann sind die Verhältnisse ziemlich deutlich schlechter als gegenwärtig.
Vollbreit hat geschrieben:Wie erklärt man das radipe Anwachsen von Depressionen, Selbstmorden und Suchtverhalten unserer Gesellschaft? 25% aller älteren Leute haben ein Alkoholproblem. Reicht da der Hinweis, dass wir auch Antidepressiva produzieren und Suchtkliniken haben?
Vollbreit hat geschrieben:Ich glaube, dass eine Gesellschaft frei von Aggressionen eine Utopie ist, da Aggression zum Inventar des Menschen gehört:
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