ganimed hat geschrieben:Bei einem objektiven Maßstab verbietet es sich aber natürlich, sich selbst als Sieger zu küren, nur weil man das einzige Jury-Mitglied ist.
Auch auf die Gefahr hin, dass mir das jetzt als Ausweichstrategie ausgelegt wird. Es gibt keine objektiven Maßstäbe. Und das meine ich jetzt wirklich nicht als
technicality, sondern ganz ernst. Klassifikationen sind nie objektiv oder neutral, es wäre völlig müßig, so zu tun, als könnten wir anders als selbstreferentiell kategorisieren.
ganimed hat geschrieben:Objektiv sein heißt hier, nur die Leistungen innerhalb des Spiels zu werten und nicht die Leistung Klassifikationen und Hierarchien entwickeln zu können.
Man kann nicht "objektiv werten". Das ist ein perfomativer Selbstwiderspruch. Deskriptionen können annähernd objektiv sein (naja, nicht wirklich, aber lassen wir das für den Augenblick mal grade sein), aber die verbieten per definitionem eine Wertung. Wer klassifiziert, der wertet. Wenn du kein "höher" festlegen willst, was ja dein gutes Recht ist, musst du halt schlicht auf Klassifikationen und Hierarchien verzichten. Das trägt dann nicht unbedingt zum Verständnis von Systemen bei, aber ist zumindest eine klare Haltung.
ganimed hat geschrieben:Das Spiel heißt Leben und die Regeln werden von der Evolution vorgegeben. Und diese Regeln beherrschen alle Teilnehmer automatisch perfekt. Es kann gar keine Fouls oder Regelübertretungen geben. "Wer sich fortpflanzt hat gewonnen" lautet nämlich die einzige Regel.
Nö, es ist so: "Wer sich fortpflanzt, pflanzt sich fort." Punkt. Die Evolution kennt kein "gewonnen", keine "Regeln"; ihr diese zuzuschreiben ist eine Personifizierung. Evolution ist ein Mechanismus, kein Set von Regeln.
ganimed hat geschrieben:Nanna hat geschrieben:Der "Höchste" ist in dem Zusammenhang einfach derjenige, der die Spielregeln am besten beherrscht.
Der Satz stimmt. Aber die Spielregeln haben nichts mit Kategorien, Jurytätigkeiten oder Bewertungen zu tun. Deshalb zieht dein Argument nicht.
Sie haben
alles damit zu tun. Bewertungen in "höher" und "niedriger" sind sprachlich-analytische Akte, sie existieren nicht außerhalb des Sprachsystems. Als höchstentwickelte Wesen des sprachlichen Universums (Achtung, Metaphorik, gemeint ist nicht das physische Universum) sind wir hier die "höchsten". Natürlich vollbringen auch Außenstehende des Sprachsystems Leistungen, aber nur insofern, als dass wir das, was sie tun, "Leistung" nennen. Wie gesagt, Klassifikationen sind außerhalb des Sprachuniversums tot. Wenn man also klassifizieren will, dann entweder nach den Regeln des Sprachsystems und innerhalb desselben oder gar nicht.
ganimed hat geschrieben:Nanna hat geschrieben:sprachlichen Reflexion. Und die ist der qualitative Unterschied.
Deine Regelverwechslung könnte auch der Grund sein, wieso du Sprache für einen qualitativen Unterschied hälst. Sprache wäre genau das, wenn das Spiel lautete: wer kann am besten reden. Tut es aber nicht.
Es geht hier nicht um den quantitativen Überlebensvorteil der Evolution, welche, wie schon gesagt, auch keine "Regeln" beinhaltet. Es geht um die qualitative Fähigkeit, zu unterscheiden, und darin sind nunmal wir die besten, möglicherweise sogar die einzigen.
ganimed hat geschrieben:Irgendein Philosoph glaube ich hat behauptet, dass man moralische Probleme nicht empirisch lösen kann? Das hat man nun davon, dass wir hier Diskurse ohne Resultate führen. Niemand hat aus dem damaligen Argumentenaustausch etwas gelernt.
Wie meinen?