AgentProvocateur hat geschrieben:Um Verantwortung berechtigt zuweisen zu können, bedarf es einiger Voraussetzungen: derjenige ist hinreichend fähig zur Handlungssteuerung, er kann verstehen, was Du willst, Du bist berechtigt dazu, die Verantwortung zuzuweisen,
AgentProvocateur hat geschrieben: (abstrakt gesagt: Du würdest im Gegenzuge an seiner Stelle die Verantwortung ebenfalls akzeptieren).
AgentProvocateur hat geschrieben:"Verantwortung zuweisen" bedeutet nun nicht, dass daduch eine übernatürliche Macht ins Leben gerufen würde, die denjenigen, der die zugewiesene verantwortung hat, zwingen würde, das zu tun, was von ihm erwartet wird.
AgentProvocateur hat geschrieben:Erwartungen können enttäuscht, Ansprüchen kann widersprochen und Rechte können verletzt werden.
AgentProvocateur hat geschrieben:Meiner Ansicht nach ergibt es keinen Sinn, zu sagen, Verantwortung existiert nicht.
Ich beschreibe das verhalten durch kooperativen Egoismus und den Willen, das auch schon an vielen Stellen.AgentProvocateur hat geschrieben:Verantwortung ist kein Ding in dieser Welt, das unabhängig von sozialen Beziehungen existiert, es ist eine Beschreibung von sozialen Beziehungen zwischen Menschen. Diese Beschreibungen können zwar falsch sein, aber dann wäre es gut, wenn man stattdessen bessere Beschreibungen hätte.
AgentProvocateur hat geschrieben:"Askriptiv" verwende ich synonym zu "zugeschrieben". Das Gegenteil von "askriptiv" ist "deskriptiv".
AgentProvocateur hat geschrieben:Ob Eltern ihr Kind lieben, hat nichts mit der Verantwortung für das Kind zu tun. Wenn sie es nicht lieben, sondern hassen, (was vorkommen kann), dann haben sie die Verantwortung, (= wird von ihnen erwartet), dass sie es an andere abgeben.
AgentProvocateur hat geschrieben: Diese verantwortung ist sehr wohl bindend, weil, wenn sie es nicht tun, statt dessen ihr Kind erschlagen, sie dafür bestraft werden.
AgentProvocateur hat geschrieben:Was ist für Dich der Unterschied zwischen "Moral" und "Moralismus"? Oder gibt es keinen? Und falls so: was genau ist für Dich Moral/Moralismus?
AgentProvocateur hat geschrieben:Meine Definition von "Moral" ist noch unvollständig, das stimmt. Mal so versucht: "moralisch" nennen ich diejenigen Handlungen, die in Wohl und Wehe Dritter eingreifen, diese betreffen.
AgentProvocateur hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass mein Anspruch an die Erzieher, mein Kind gut zu behandeln, eine Unverschämtheit von mir ist.
AgentProvocateur hat geschrieben: Außerdem wird in diesem Falle übrigens die Verantwortung nicht explizit, sondern implizit übertragen. Es wäre ziemlich anstrengend, wenn man jedem, dem man begegnet, erklären müsste, dass man nicht geschlagen, vergewaltigt, beleidigt etc. wollen will.
AgentProvocateur hat geschrieben:Oder wenn man bei jedem Vertrag hinzufügen müsste, dass man erwartet, dass der Vertrag eingehalten wird.
AgentProvocateur hat geschrieben:Würden die Erzieher mein Kind misshandeln, dann würde ich ihnen eine Schuld daran zusprechen, das ist richtig.
AgentProvocateur hat geschrieben:Vertrauen ist nicht naiv, sondern die Voraussetzung für soziale Beziehungen. Jemand, der nur misstrauen kann, der keinerlei Vertrauensvorschuss leisten kann, wird mE keine erfolgreichen sozialen Beziehungen knüpfen können. Man kann nicht alles von Vorneherein komplett absichern, also muss man vertrauen können.
AgentProvocateur hat geschrieben: Dieses Vertrauen kann zweifellos auch enttäuscht werden, aber daraus folgt nicht, dass man jedem Misstrauen entgegenbringen sollte bis zum unfehlbaren Beweis des Gegenteiles, (denn den kann es nicht geben).
AgentProvocateur hat geschrieben:Behauptungen und Annahmen sind nicht per se moralisch in meinem Sinne. Wenn Du davon ausgehst, dass morgen schlechtes Wetter wird, ist das keine moralische Annahme.
AgentProvocateur hat geschrieben:Welche Konsequenzen drohen denn den Erziehern, wenn Dein Sprössling stirbt, wenn sie dabei sind? Du polierst ihnen die Fresse oder bringst sie um, oder was?
AgentProvocateur hat geschrieben:Du bist das Recht, die Moral und überhaupt alles, Du brauchst keine Dritten, Du nimmst alles selber in die Hand oder wie jetzt?
AgentProvocateur hat geschrieben:Superindividualismus, die Gesellschaft und überhaupt alle anderen kann/können mich mal? Und das auch, ohne den Erziehern eine Schuld am Tod Deines Sprösslings zuschreiben zu wollen? Falls sie gar nichts dafür könnten, dass Dein Sprössling gestorben ist, weil er einen Herzfehler hatte? Es gibt ja keine Schuld, also egal, also feste druff, eins in die Fresse und fertig?
AgentProvocateur hat geschrieben:Irgendwie geht bei Dir alles durcheinander. Es sei moralisch falsch, jemanden zu etwas zu nötigen, was er nicht will.
AgentProvocateur hat geschrieben: Und niemand habe da etwas zu sagen, das sei eine Unverschämtheit.
AgentProvocateur hat geschrieben: Aber wenn er Deinem Willen widerspricht: dann, ja, was dann? Was sind nun die Konsequenzen für die Erzieher dann? Und wieso soll es falsch sein, wenn bestimmte Dinge, Anforderungen institutionaliert werden, wäre das nicht insofern besser, um Willkür von Einzelnen zu vermeiden, Regeln festzulegen, die bekannt sind, nach denen man sich also richten kann?
AgentProvocateur hat geschrieben:Oder ist es besser, wenn ich als Erzieher Dein Kind nicht misshandele, weil Du mir fünf-mal so stark in die Fresse hauen kannst als Frau Müller, die ziemlich schmächtig ist, von der man also nicht zu befürchten hat?
Darth Nefarius hat geschrieben:AgentProvocateur hat geschrieben:Erwartungen können enttäuscht, Ansprüchen kann widersprochen und Rechte können verletzt werden.
Stellt sich dir dann nicht die Frage, ob bestimmte Dinge nur Worte sein könnten? Wenn ich feststelle als angehender Naturwissenschaftler, dass kein kausaler Zusammenhang besteht, suche ich einen anderen. Die Ursache für das Handeln ist nicht Verantwortung, Moral oder Pflicht, sondern der Wille. Der Wille ist keine moralische Kategorie, die Moralisten meinen sogar, er sei etwas amoralisches, evtl. verwerfliches. Wenn ich also erkenne, dass ein Konstrukt kaum einen Einfluss oder gar keinen auf die Entscheidungsfindung hat, per definitionem aber es gern so hätte, betrachte ich dieses als Illusion.
Darth Nefarius hat geschrieben:Dann gibt es noch unglückliche, kausale Verkettungen, die eine zunehmende Unvorhersehbarkeit bedeuten und das "Verantwortlichmachen" zunehmend unseriöser macht.
Darth Nefarius hat geschrieben:AgentProvocateur hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass mein Anspruch an die Erzieher, mein Kind gut zu behandeln, eine Unverschämtheit von mir ist.
Das hat auch nichts mit dem Ausspruch der Verantwortung zu tun. So würde ich es nähmlich auch machen. Aber obiges ist ein Befehl, eine Aufforderung, keine bindende Verantwortung.
Wenn du salopp aussprichst, dass sie dazu verpflichtet sind, dein Kind gut zu behandeln, ist das schon entweder blauäugig oder unverschämt (zumindest empfinde ich es meist so).
Darth Nefarius hat geschrieben:AgentProvocateur hat geschrieben:Würden die Erzieher mein Kind misshandeln, dann würde ich ihnen eine Schuld daran zusprechen, das ist richtig.
Ja, fragt sich aber nur, wo da die Verantwortung war. Offensichtlich ist sie nur ein Wort, dass die Leute wirklich nicht bindet.
Darth Nefarius hat geschrieben:AgentProvocateur hat geschrieben:Welche Konsequenzen drohen denn den Erziehern, wenn Dein Sprössling stirbt, wenn sie dabei sind? Du polierst ihnen die Fresse oder bringst sie um, oder was?
Ich würde zumindest nicht in der Ecke sitzen und mich wundern, was denn mit der Verantwortung, der Moral oder Pflicht ist. Im Zweifelsfall kann man auf die nicht vertrauen. Und ich frage dich, was du denn trotz deines Moralkodexes tun würdest. Bei wichtigen Personen erkennen selbst die konservativsten Kleingeister, dass man einen Dreck auf die Moral geben kann und es nicht ausreicht, diese Menschen hinter Gittern zu sehen. Rache ist ein natürliches Phänomen und im Gegensatz zur Verantwortung existent. [...] Es scheint mir fast so, dass du dir den Schmerz nicht vorstellen könntest, dass du annimmst, ein Moralgefüge und die Rechtsstaatlichkeit würden dir Genugtuung verschaffen. Mir würde das nicht reichen.
AgentProvocateur hat geschrieben:Die Frage ist halt, wie der Wille gebildet wird, wie er entsteht.
AgentProvocateur hat geschrieben:Der ist ja nicht einfach so da.
AgentProvocateur hat geschrieben:Und da kommen eben die sozialen Bezüge ins Spiel, gegenseitige Erwartungen, Verantwortungszuweisung, Moral, Pflicht, etc. pp.
AgentProvocateur hat geschrieben: Klar, wenn Du zeigen könntest, dass all das keinen Einfluss auf den Willen hätte, dann wäre diese Kategorien nutzlos.
AgentProvocateur hat geschrieben: Dein einziges Argument, wenn ich das richtig sehe, war: Erwartungen, Verantwortungszuweisungen, Moral und Pflichten zwingen nicht zu bestimmten Handlungen. Was zwar richtig ist, aber der Schluss, dass all das deswegen generell keinen bzw. nur einen minimalen Einfluss auf Handlungen hätte, ist falsch.
AgentProvocateur hat geschrieben:Außerdem ist schon Deine Grundannahme, diese Begriffe würden gemeinhin so verstanden, als ob sie etwas alternativlos erzwingen könnten, falsch. Das ist etwas mühsam, weil wir dadurch nicht über dasselbe reden.
AgentProvocateur hat geschrieben:darth Nefarius hat geschrieben: Dann gibt es noch unglückliche, kausale Verkettungen, die eine zunehmende Unvorhersehbarkeit bedeuten und das "Verantwortlichmachen" zunehmend unseriöser macht.
Inwiefern?
AgentProvocateur hat geschrieben: Tatsächlich ist es meiner Ansicht nach die verdammte Pflicht und Schuldigkeit der Erzieher, die ihnen anvertrauten Kinder gut zu behandeln und ich würde es ihnen ziemlich übel nehmen, wenn sie das nicht täten.
AgentProvocateur hat geschrieben: Und das wissen sie auch so, das muss ich ihnen nicht explizit sagen.
AgentProvocateur hat geschrieben:Und eben das ist Verantwortung, ich halte sie für verantwortlich für die ihnen anvertrauten Kinder, auch ohne dass ich das sagen muss.
AgentProvocateur hat geschrieben: Ich weiß es, sie wissen es, ich weiß, dass sie es wissen, sie wissen, dass ich es weiß.
AgentProvocateur hat geschrieben:Bei Dir scheint nun Verantwortung was anderes zu sein, eine merkwürdige unsichtbare Kraft, die Leute dazu zwingt, bestimmte Dinge zu tun. Aber ich schätze, dass Du mit einem solchen Begriff ziemlich alleine dastehst.
AgentProvocateur hat geschrieben:Du würdest sie also zur Verantwortung ziehen wollen? Nein, das ist ja unseriös, sagtest Du weiter oben. Was ist denn nun in dem Falle seriös? Rache?
AgentProvocateur hat geschrieben:Außerdem nochmal die Frage: würdest Du unterscheiden zwischen der Situation, dass Dein Sprößling durch die Schuld des Erziehers zu Tode gekommen ist und einer Situation, in der das nicht der Fall gewesen wäre?
AgentProvocateur hat geschrieben:Machen wir das Beispiel mal konkreter: das Kind hat eine seltene Allergie gegen ein bestimmtes Nahrungsmittel, die aber unbekannt war, (weil das Kind das Nahrungsmittel bisher noch nie gegessen hatte). Nun verabreicht unglücklicherweise aber der Erzieher dem Kind eben dieses Nahrungsmittel, es erleidet eine starke allergische Reaktion, die zum Tode führt. Der Erzieher tat zwar alles, was in seiner Macht stand, um das zu verhindern, aber leider nutzte es nichts. Nun ist der Erzieher kausal verantwortlich für den Tod des Kindes, aber nicht moralisch verantwortlich.
AgentProvocateur hat geschrieben:Würdest Du das ebenfalls so unterscheiden oder würdest Du Deinen Rachefeldzug unabhängig davon in die Wege leiten?
AgentProvocateur hat geschrieben:Die Frage, wie der Wille eines Menschen entsteht, ist sehr wohl hier wichtig, um seine Handlung verstehen und erklären zu können. Das Sprachspiel von Verantwortung, Pflichten, Rechten, Moral etc. kann sehr viel mehr erklären, kann bessere Voraussagen treffen als einfach immer nur tumb bei jeder Handlung zu sagen: "war sein Wille, deswegen die Handlung".
AgentProvocateur hat geschrieben: Und darum geht es in der Wissenschaft: wer ein funktionierendes Modell ablösen möchte, muss ein besseres präsentieren.
AgentProvocateur hat geschrieben:Und da reicht es auch nicht, nebulös zu sagen: "kommen noch viele Sachen hinzu". Da zuckt man kurz mit den Schultern, sagt "aha, na dann" und das war's dann schon.
AgentProvocateur hat geschrieben:Und wie war das nochmal mit dem freien Willen? Ich soll behauptet haben, dass ein freier Wille grund- und zusammenhanglos einfach so aus dem Nichts entsteht? Nee, ne? Hatte ich vielleicht vergessen, zu erwähnen, dass ich Kompatibilist bin? Ich glaube nicht, das habe ich sicher erwähnt, musst Du also irgendwie überlesen haben.
AgentProvocateur hat geschrieben:Zuschreibung von Verantwortung soll plötzlich Monokausalität sein: wie kommst Du nun auf das schmale Brett?
AgentProvocateur hat geschrieben:Wie kommst Du auf das schmale Brett, dass das Zuschreiben von Verantwortung eine Verbindlichkeit in Deinem Sinne (nämlich die Unmöglichkeit, anders zu handeln, als erwartet) herstellen würde, müsste, sollte, wie auch immer? Aus Deiner geposteten Definition im Duden geht das ja wohl kaum hervor.
AgentProvocateur hat geschrieben:Und dann solltest Du mal unterscheiden zwischen "können" und "sollen" bzw. "dürfen".
AgentProvocateur hat geschrieben: Mit "Übel nehmen kann man ihnen die Zuwiderhandlung auch" meinst Du doch wohl ein "dürfen", ein "ist in Ordnung".
AgentProvocateur hat geschrieben:Im Gegensatz dazu ist es z.B. Deiner Ansicht nach ungut, wenn man unverschämt ist.
AgentProvocateur hat geschrieben:
Und es ergäbe keinen Sinn, zu schauen, ob jemand etwas für seine Handlung könne oder nicht, weil nichts monokausal sei und daraus folge nun irgendwie, dass alle Handlungen gleich zu bewerten seien.
AgentProvocateur hat geschrieben: Aber Emotionalitäten sind völlig in Ordnung.
AgentProvocateur hat geschrieben:Wenn Du den Erzieher Deines Kindes umbringst, obgleich der mit dem Tod Deines Kindes nichts zu tun hat, dann war das eben Emotionalität und die kann man bekanntlich nicht kontrollieren.
AgentProvocateur hat geschrieben: Außer es passt Dir persönlich nicht, dann nicht, dann beginnt Dein Rachefeldzug und es wäre unverschämt, Dir das zu untersagen, das darf man nun nicht. Außerdem wärst Du ja nicht dafür verantwortlich, weil niemand für etwas verantwortlich ist und also sind die anderen in der Verantwortung, Dich Deinen Rachefeldzug durchführen zu lassen.
AgentProvocateur hat geschrieben: Und Du beanspruchst auch keine Rechte, die sind Dir egal, Du nimmst einfach alles selber in die Hand, Du bist der Held und eine Gesellschaft brauchst Du nicht und es gibt ja auch keine Gesellschaft, soziale Beziehungen, alles Illusion und braucht daher bei Erklärungsversuchen von Handlungen nicht berücksichtigt zu werden.
AgentProvocateur hat geschrieben: Für die Erklärung einer Handlung reicht es nun völlig, zu sagen: "ja, das hat er gemacht, weil er es so wollte und außerdem kommen da noch viele Sachen hinzu".
Es fällt mir ziemlich schwer, da eine stringente Argumentation zu sehen. Glaube nicht, dass das nur an mir liegt.
AgentProvocateur hat geschrieben:Nun, wir leben wohl einfach in unterschiedlichen Welten. Deine ist anscheinend bevölkert von Feldherren, die legitimerweise ihre eigenen Ansprüche durchsetzen, weil sie Macht dazu haben, weil sie es können, ("das Recht des Stärkeren").
AgentProvocateur hat geschrieben:Es gibt zwar auch Leute, die keine Feldherren sind, aber auf die muss man keine Rücksicht nehmen. Außer, man will es zufällig gerade.
AgentProvocateur hat geschrieben:In meiner Welt ist das anders, da gibt es nicht nur von der restlichen Welt unabhängige Satelliten, sondern es gibt soziale Bezüge und gegenseitige Einflüsse.
AgentProvocateur hat geschrieben:Und in meiner Welt folgt aus momentaner Macht auch noch keine Legitimation.
AgentProvocateur hat geschrieben:Den Vorwurf der Willkür möchte ich energisch zurückweisen, es ist vielmehr so, dass Deine Ansicht der Willkür Tür und Tor öffnet. Jeder soll das tun, was er gerade will, was ihm nutzt.
AgentProvocateur hat geschrieben:Und wenn er das kann, dann ist es legitim, weil er es kann.
AgentProvocateur hat geschrieben: Auf die Idee, dass vereinbarte Regeln (die auch durchgesetzt werden) allen nutzen könnten, kommst Du dabei gar nicht erst.
AgentProvocateur hat geschrieben:Und was wirklich mühsam ist, ein so tiefer Graben, dass er nicht überwunden werden kann, ist Dein Unverständnis bezüglich "können, dürfen und sollen". Du zitierst einen Satz aus der Wikipedia als Beleg, auf die Idee, dass der nicht so gemeint ist, (nicht so gemeint sein kann), wie Du ihn interpretierst, auf die kommst Du auch nicht.
AgentProvocateur hat geschrieben:Nehmen wir dazu einfach auch nochmal Deine Aussage: "übel nehmen kann man ihnen die Zuwiderhandlung auch". Wenn das "kann" in diesem Satz als "Können" im üblichen Sinne gemeint ist, dann gilt das ganz genauso für diese Sätze: "verantwortlich halten kann man sie für die Zuwiderhandlung auch", "bestrafen kann mann sie für die Zuwiderhandlung auch", "vierteilen kann man einen Menschen auch", "unverschämt sein kann man auch", "lügen kann man auch".
AgentProvocateur hat geschrieben:Du willst nun Leute dafür verantwortlich machen, dass sie andere Leute verantwortlich machen, weil man Deiner Ansicht nach niemanden verantwortlich machen darf! Und das ist einfach nur völlig absurd.
AgentProvocateur hat geschrieben:Und außerdem halte ich immer noch Deinen alleinigen Rekurs bei allen Handlungen auf den Willen, ohne aber erklären zu können, wie der jeweilige Wille entsteht, für wenig hilfreich.
AgentProvocateur hat geschrieben:Nur eines noch: ich habe sehr wohl Deine ganzen ad hominems und Herabsetzungen registriert. Sowas langweilt mich aber und stößt mich auch ein bisschen ab, denn ich meine, wer sowas nötig hat, der tut das wohl meist, um von seiner Argumentarmut abzulenken. Ich denke nun nicht, dass diese Strategie in diesem Forum Erfolg haben kann.
Darth Nefarius hat geschrieben:Trotzdem funktionieren Gesellschaften nur durch Ordnung. Und Ordnung verlangt nach Autorität.
ujmp hat geschrieben:Bleiben wir mal beim Stärkeren
ujmp hat geschrieben:: 'Ein Starker mag stärker sein als [i]ein Schwacher, aber zwei Schwache sind genau so stark wie er und drei überwältigen ihn.
ujmp hat geschrieben: Der Rechtsanspruch des Stärkeren hat noch nie wirklich funktioniert.
ujmp hat geschrieben: Eine Herrschaft konnte sich noch nie auf Dauer gegen den Willen der Mehrheit behaupten.
ujmp hat geschrieben: Das "Tausendjährige Reich" hat z.B. grad mal 12 Jahre gehalten, dann war es plattgebombt.
ujmp hat geschrieben:Diese Strategie läuft einfach nicht.
ujmp hat geschrieben:Wenn wir mit "Macht" das Potential meinen, eine Gesellschaft zu bestimmen, so liegt dieses Potential stets bei der Masse - auch wenn es oft nicht genutzt wird.
ujmp hat geschrieben:Demgegenüber gibt es aber noch eine andere Strategie, und nach dieser funktioniert m.e. hauptsächlich die Evolution. Sie sagt nicht "Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt" sondern sie sagt "Wie kann ich mich am besten an die Welt anpassen".
ujmp hat geschrieben: "Survival of the fittest" ist die Kunst des Anpassens.
ujmp hat geschrieben:Die erfolgreicheren Gesellschaften sind die, die den Menschen am besten verstehen, und nicht diejenigen, die ihm irgend einen Willen aufzwingen.
ujmp hat geschrieben:"Survival of the fittest" ist die Kunst des Anpassens.
Darth Nefarius hat geschrieben:Ganz Recht, Aggression ist der Fehler, auf physische Stärke zu setzen ist ein Fehler, aber auf seine Fähigkeiten und Vorteile, also auf seine abstrakten Stärken zu vertrauen ist kein Fehler.
Darth Nefarius hat geschrieben:Ja, weil sie in Summe schwächer als die anderen waren. Aber wie gesagt, Stärke muss nicht nur physischer Natur sein. Die Russen hatten das Klima, die Briten ihre Radaranlagen, usw.. Ich finde deine Assoziation völlig unangebracht, ich teile keineswegs eine solche Philosophie, weil sie einfach mathematisch völlig unsinnig ist und keinen Erfolg verspricht. Als naturwissenschaftlich denkender Mensch ist mir völlig klar, dass 3+3 < 1+1+1+1+1+1+1+1+1 ist. Aber wenn die meisten der 1er aus Faulheit, Angst oder Unkreativität den 3ern die Macht überlassen, fällt das "+" weg.
Vollbreit hat geschrieben:@ ujmp:ujmp hat geschrieben:"Survival of the fittest" ist die Kunst des Anpassens.
Was im Bezug auf die Gesellschaft aber ein nur einen Steinwurf weit vom Egoismus entfernt ist.
Willkommen beim Opportunismus.
Ich ahne schon, dass Du es so nicht meinst und auch nicht willst, aber mit einer reinen Strategie des Anpassens ist nun mal nicht mehr zu holen.
ujmp hat geschrieben:In der Evolution geht es um die Anpassung an Gegebenheiten, die sich nicht ändern lassen. Manche Gegebenheiten lassen sich ändern. Z.B. kannst du ein Feuer machen, damit du nicht frierst. Das kannst du aber nur, wenn du die Natur des Feuers verstehst.
ujmp hat geschrieben:Bevor du gestalten kannst, musst du verstehn, sonst wird es nix. Gesellschaftliche Utopisten vertehen nichts, sie träumen und behaupten nur und probieren gelegentlich mal was, was dann schief geht.
ujmp hat geschrieben:Man kann aber die Struktur einer Gesellschaft so anpassen, dass es sehr vielen Menschen sehr gut geht.
ujmp hat geschrieben:Jeder weiß hierzulande, dass es Interessenkonflikte gibt und das jeder so gut es geht für seine eigenen Interessen kämpft. Es weiß aber auch jeder, dass dies nur funktioniert, solange das für alle ein faires Spiel. Deswegen haben wir einen Rechtsstaat, der fundamentale Rechte garantiert. Das hat m.E. nichts mit "Werten" oder einer Ideologie zu tun, sondern dafür spricht einfach die Beobachtung, wie es den Menschen insgesamt geht.
ujmp hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben:Ganz Recht, Aggression ist der Fehler, auf physische Stärke zu setzen ist ein Fehler, aber auf seine Fähigkeiten und Vorteile, also auf seine abstrakten Stärken zu vertrauen ist kein Fehler.
Lass uns das mal zu ende denken: Was meinst du denn mit "Fähigkeiten und Vorteile" konkret? Es sieht doch so aus, als ob die Fähigkeit zur Kooperation der Schlüssel zur Überlegenheit der menschlichen Spezies ist, das dies der Vorteil des menschlichen Wesens ist. Jedenfalls müsstet du mal erklären, worin denn der Vorteil deiner Haltung bestehen soll? Meinst du dass sie die Reproduktion deiner Gene begünstigt? Oder wie stellst du dir das vor?
ujmp hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben:Ja, weil sie in Summe schwächer als die anderen waren. Aber wie gesagt, Stärke muss nicht nur physischer Natur sein. Die Russen hatten das Klima, die Briten ihre Radaranlagen, usw.. Ich finde deine Assoziation völlig unangebracht, ich teile keineswegs eine solche Philosophie, weil sie einfach mathematisch völlig unsinnig ist und keinen Erfolg verspricht. Als naturwissenschaftlich denkender Mensch ist mir völlig klar, dass 3+3 < 1+1+1+1+1+1+1+1+1 ist. Aber wenn die meisten der 1er aus Faulheit, Angst oder Unkreativität den 3ern die Macht überlassen, fällt das "+" weg.
Das passt alles hervorragend zum Thema Illusionen! Die Russen hatten vorallem Motivation, nach Clausewitz ein meist unterschätzer Faktor bei der Einschätzung von Kriegsgegnern, ein Faktor der m.E. auch den Vietnamkrieg entschieden hat.
stine hat geschrieben: Dass sie Russen 5 mal so viele Tote hatten, wie die Deutschen, hat sie nicht davon abgehalten, sie wieder rauszuwerfen und bis ins eigene Land zu verfolgen um sie fertig zu machen.
ujmp hat geschrieben:Da hör ich doch bei dir das Übermenschtum raus - "die anderen haben nur auf Grund glücklicher Umstände gewonnen, es sind faule, ängstliche Idioten". So funktioniert das aber nicht, weil es die Realität ignoriert.
ujmp hat geschrieben:In der Evolution geht es um die Anpassung an Gegebenheiten, die sich nicht ändern lassen.
ujmp hat geschrieben: Z.B. kannst du ein Feuer machen, damit du nicht frierst. Das kannst du aber nur, wenn du die Natur des Feuers verstehst. Bevor du gestalten kannst, musst du verstehn, sonst wird es nix.
Vollbreit hat geschrieben:ujmp hat geschrieben:Man kann aber die Struktur einer Gesellschaft so anpassen, dass es sehr vielen Menschen sehr gut geht.
Was in der Regel auf genau jene Utopien hinausläuft, die Du kritisieren möchtest.
Totalitarismus ist halt immer unappetitlich.
Vollbreit hat geschrieben:ujmp hat geschrieben:Jeder weiß hierzulande, dass es Interessenkonflikte gibt und das jeder so gut es geht für seine eigenen Interessen kämpft. Es weiß aber auch jeder, dass dies nur funktioniert, solange das für alle ein faires Spiel. Deswegen haben wir einen Rechtsstaat, der fundamentale Rechte garantiert. Das hat m.E. nichts mit "Werten" oder einer Ideologie zu tun, sondern dafür spricht einfach die Beobachtung, wie es den Menschen insgesamt geht.
Nett, aber warum erkennen das die anderen nur nicht, wo es doch scheinbar so offensichtlich ist?
ujmp hat geschrieben:Die Struktur einer Gesellschaft anzupassen ist nicht gleichbedeutend mit Totalitarismus. Darüber kann man sehr viel in Poppers "Die Offene Gesellschaft und ihre Feinde lernen". Es ist ein großer Unterschied, ob man auf Grund einer Ideologie eine Gesellschaft total umkrempeln will oder ob man behutsam partielle Änderungen vornimmt, die u.U. revidiert werden können.
ujmp hat geschrieben:Das letztere kann man mit einer gewissen Wissenschaftlichkeit betreiben, also mit Methoden, die es erlauben die abhängige Variablen zu messen. Das ist schon Alltag - wenn bestimmte politische oder wirtschaftliche Programme nichts bringen, stoppt man sie. Das ist nur eben ein mühevoller Prozess, für den ideologisceh Abenteuerer nicht zu gewinnen sind.
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