Ich finde es auch arg, wie erpressbar Deutschland immer noch und immer wieder mit seinen Altschulden ist.Myron hat geschrieben:Wir atheistischen Beschneidungsgegner haben ja bekanntlich die Absicht, "jüdisches Leben in Deutschland unmöglich zu machen" – so, wie die Nazis es zwischen 1933 und 1945 getan haben.
Otto Kernberg hat geschrieben: „In Übereinstimmung mit Green vertrat ich die Ansicht, dass die Unfähigkeit, sich einem Wertesystem verpflichtet zu fühlen, das über Grenzen selbstsüchtiger Bedürfnisse hinausgeht, gewöhnlich eine schwere narzisstische Pathologie wiederspiegelt. Die Verpflichtung gegenüber einer Ideologie, die sadistische Perfektionsansprüche stellt und primitive Aggression oder durch konventionelle Naivität geprägte Werturteile toleriert, gibt ein unreifes Ich-Ideal und die mangelnde Integration eines reifen Über-Ichs zu erkennen. Die Identifizierung mit einer "messianischen" Ideologie und die Akzeptanz gesellschaftlicher Klischees und Banalitäten entspricht daher einer narzisstischen und Borderline-Pathologie. Dem gegenüber steht die Identifizierung mit differenzierten, offenen, nicht totalistischen Ideologien, die individuelle Unterschiede, Autonomie und Privatheit respektieren und Sexualität tolerieren, während sie einer Kollusion mit der Äußerung primitiver Aggression Widerstand leisten - all diese Eigenschaften, die das Wertesystem eines reifen Ich-Ideals charakterisieren. Eine Ideologie, welche die individuellen Unterschiede und die Vielschichtigkeit menschlicher Beziehungen respektiert und Raum für eine reife Einstellung zur Sexualität lässt, wird den Personen mit einem höher entwickelten Ich-Ideal attraktiv erscheinen. Kurz, Adorno, Green und ich stimmen darin überein, dass Ich- und Über-Ich-Aspekte der Persönlichkeit das Individuum zu übergroßer Abhängigkeit von konventionellen Werten prädisponieren. Es ist berechtigt zu sagen, dass der spezifische Inhalt des Konventionellen durch soziale, politische und ökonomische Faktoren beeinflusst wird: Die Universalität der Struktur der Konventionalität in der Massenkultur jedoch und ihre Attraktivität für die Massen sind nach wie vor erklärungsbedürftig.“
(Otto F. Kernberg, Ideologie, Konflikt und Führung, Klett-Cotta, 1998 S.297f )
Nanna hat geschrieben:Was ich problematisch finde bei all diesen Vorwürfen von wegen Antisemitismus und Islamophobie ist, dass die Adressaten so ungenannt bleiben. Gauck erkennt ja offenbar eine "berechtigte Sorge um das Kindeswohl" an, er sagt aber nicht, wer sich in seinen Augen berechtigt sorgt und wer nur seinem unterdrückten Antisemitismus freien Lauf lässt. Auf diese Weise bekommt man als Beschneidungsgegner schnell das Gefühl, implizit auf eine Stufe mit Rassisten und Faschisten gestellt zu werden, da sollte Gauck deutlicher werden, wen er eigentlich meint.
provinzler hat geschrieben:An Kitaplätzen ist gar nix falsch, solange sie der Nutzer zahlt. Ich reagiere beim Thema Subventionen aber generell etwas allergisch.
provinzler hat geschrieben:Das mit der Kirchensteuer ist natürlich richtig, ich frage mich nur, wie hoch die Kosten an der Stelle wirklich sind und ob sie das ganze Gezeter wert sind. Ich vermute mal, das dürfte sich nicht mal um die berühmten "Peanuts" handeln.
stine hat geschrieben:Du hast das gut erkannt, @Vollbreit und mir wieder mal einenabgerungen.
stine hat geschrieben:Ich finde, Otto Kernberg hat mit seinem "reifen Ich" zwar recht, aber der Weg dorthin muss über die Identifizierung mit einer irgendwie "messianischen" Ideologie und Akzeptanz gesellschaftlicher Klischees und Banalitäten erfolgen und nur wer in diesem Stadium stecken bleibt entspricht vielleicht, wenn überhaupt, einer narzisstischen und Borderline-Pathologie.
stine hat geschrieben:Zu einer Ideologie, welche die individuellen Unterschiede und die Vielschichtigkeit menschlicher Beziehungen respektiert und Raum für eine reife Einstellung zur Sexualität lässt, so Otto Kern[berg], kommt das höher entwickelte Ich-Ideal mE ja nur, wenn es aus den Grenzen heraus das Andere erkennt. Nichts ist einfach nur da und alles muss erarbeitet werden.
stine hat geschrieben:Wer nicht Gefahr laufen möchte, aus der Freiheit in die Unfreiheit zu kommen, der muss mit Unfreiheit beginnen.
stine hat geschrieben:Das beste Beispiel für die Umkehrung frei zu Unfrei sind für mich Konvertiten zum Islam oder die Verfechter von Diktaturen und sozialistischen Regimen.
stine hat geschrieben:Der Mensch an sich, kann mit seiner Freiheit nicht viel anfangen, denke ich, außer, er hat sie sich im Erwachsenwerden Stück für Stück erarbeiten können.
Nanna hat geschrieben: Was ich problematisch finde bei all diesen Vorwürfen von wegen Antisemitismus und Islamophobie ist, dass die Adressaten so ungenannt bleiben. Gauck erkennt ja offenbar eine "berechtigte Sorge um das Kindeswohl" an, er sagt aber nicht, wer sich in seinen Augen berechtigt sorgt und wer nur seinem unterdrückten Antisemitismus freien Lauf lässt. Auf diese Weise bekommt man als Beschneidungsgegner schnell das Gefühl, implizit auf eine Stufe mit Rassisten und Faschisten gestellt zu werden, da sollte Gauck deutlicher werden, wen er eigentlich meint.
Das war gut beobachtet. Genauso habe ich sie auch wahrgenommen.Zappa hat geschrieben:...Beschneidungsdebatte... Am Anfang war sie recht sachlich und von Juristen und Mediziner dominiert, dann mischten sich die Religionsritter ein und als die ersten Kritiken in Richtung Antisemitismus aufkamen, war klar, wie die Debatte zu enden hat.
stine hat geschrieben:Du hast das gut erkannt, @Vollbreit [...]
Wie du richtig erkannt hast, scheint die Alternative der rationalen Atheisten, der eingebaute Mechanismus zu sein, der alle Menschen per se zum Guten hinbefördert, weil Gutes tun aus sich heraus anscheinend die größte Freude macht und somit auch den schrägsten Egoisten nachhaltig entzückt. Dass das Gegenteil der Fall ist, kann man immer wieder gut auf Kleinkinderspielplätzen beobachten.
stine hat geschrieben:Ich kann mich deswegen dieser naturalistischen Meinung gar nicht anschließen, sehe keine genetische Veranlagung zum Gutsein und zum Teilen, und habe deswegen die Form der kulturell religiös geprägten Gesellschaft auch immer verteidigt, weil mir nicht klar ist, was in Nachfolge an diese Stelle wirklich treten kann.
stine hat geschrieben:Auch soziokulturelle Gebote müssen einheitlich schon beim Kleinkind geprägt und somit in Schule und Elternhaus vermittelt werden. Anstelle des Religionsunterrichts träte dann der Ethikunterricht. Aber: Woraus resultiert die dort gepredigte Ethik? Woraus nährt sie sich?
stine hat geschrieben:Natürlich kann man Verhaltensnormen staatlich verordnen und notwendige, rationale Gesetze mit der Executive einfordern, aber das ist nicht dasselbe, als wenn jemand sein Leben als größte Gabe sieht und mit Respekt vor jeglich anderem Leben seine Grenzen praktisch automatisch nicht überschreitet. Dahin kommt man aber nur, wenn schon dem Kind dies so immer und immer wieder nahe gebracht wird.
stine hat geschrieben:Der sich weiterbildende Mensch wird sich seine Gedanken im Heranwachsen ohnehin machen, irgendwann seine Fesseln sprengen und seine Möglichkeiten erkennen, darüber mache ich mir keine Sorgen,
stine hat geschrieben: Wichtig ist, dass der Mensch erkennt, dass nicht er selbst und er ausschließlich der Mittelpunkt der Erde ist aber dennoch als einzigartiges Wesen so gewollt. Das ist ein Widerspruch, der mE gar nicht anders, als religiös nahegelegt werden kann, weil es nichts mit rationalem Erlernen, sondern wie ich meine, eher mit Fühlen zu tun hat.
provinzler hat geschrieben:Einziger Sinn der Übung ist es, junge Mütter (und vereinzelt auch Väter) als zusätzliche Einzahler in den organisierten Betrug namens Rentenversicherung zu kriegen. Jedes Ponzischema kann nur funktionieren, wenn immer mehr neue Einzahler generiert werden. Bernie Madoff sitzt im Knast, unsere Ponzi-Betrüger laufen nicht nur frei rum, sondern kriegen sogar noch fette Pensionen aus Steuerzahlers Tasche.
provinzler hat geschrieben:Die BRD ist ohnehin weder neutral noch souverän. In vielerlei Hinsicht. Das einfachste wäre vermutlich, die anteiligen Verwaltungskosten vom Aufkommen einfach abzuziehen, falls das nicht ohnehin passiert.
Zappa hat geschrieben:@Vollbreit: Da ich prinzipiell ein Problem mit Psychoanalyse habe* - ich halte den Ansatz nämlich für empirisch nicht belegt und zutiefst ideologisch sowie im Ansatz totalitär - würde ich dich bitten mir das Ganze noch einmal ohne Psychogesülze zu erklären. Ich denke die Sache wird dann etwas klarer.
Zappa hat geschrieben:Ich glaube Du willst darauf hinaus, dass Menschen mit einer gewissen psychologischen Konstitution zum Fundemantalismus neigen und diesen dann nachträglich rational begründen, die Art der Begründung ist dann letztlich sekundär.
Zappa hat geschrieben:Die Beschneidungsdebatte habe ich vollkommen anders wahrgenommen. Am Anfang war sie recht sachlich und von Juristen und Mediziner dominiert, dann mischten sich die Religionsritter ein und als die ersten Kritiken in Richtung Antisemitismus aufkamen, war klar, wie die Debatte zu enden hat.
Zappa hat geschrieben:Ich denke die Debatte wird wieder eine juristische werden, was wohl das kleinere Übel ist, denn ein Gesetz, dass Körperverletzung an Schutzbefohlenen regeln möchte, wird schwerlich Bestand haben.
Ich denke, dass ist GENAU der Punkt. Deutschland ist wegen des organisierten Mordes am Volksstamm der Juden auf ewig verpflichtet, diese Schuld an alle nachfolgenden Generationen weiter zu geben und dafür Reue zu zeigen. Anders würde ich es nicht verstehen, dass man immer wieder zurückrudert, sobald es auch nur irgendwo im Zusammenhang jüdischer Lebensweisen Kritikpunkte gibt. In allen Kriegen dieser Welt sind Menschen malträtiert, gefoltert, erschossen, schwer verletzt und in Gefangenschaft genommen worden, aber kein Volk der Welt nimmt für sich noch heute in Anspruch, Schadensersatzzahlungen und steuerliche Sonderrechte für die Nachfolge der Kriegsopfer zu verlangen. Aber öffentlich kritisieren darf man das als Deutscher nicht, weil dies sofort als Leugnung des Holocaust verbucht werden würde.Darth Nefarius hat geschrieben:Es wurden nicht Verbrechen an einer Religion oder einer abstrakten Nationalität ausgeführt, sondern grunsätzlich an Menschen. Dass man so bedingungslos mit Israel umgeht, ist ein Zeichen, dass das Verbrechen nicht verstanden wurde, dass man die Opfer primär immer noch als Juden und nicht grundsätzlich als Menschen sieht). Das war jetzt etwas weit vom Thema ab, aber da schon der Antisemitismus als Vorwurf im Gespräch war....
provinzler hat geschrieben:@Darth Nefarius:
Ein Ponzischema wie die deutsche Rentenversicherung erfordert zwingend permanent steigenden Einnahmen um die Rendite der Altanleger bezahlen zu können. Und das geht halt nur, solange man permanent genug Dumme findet, die Geld einzahlen.
provinzler hat geschrieben:Madoff hat sein Spielchen fast 2 Jahrzehnte durchgehalten. Und genau das versucht die deutsche Politik seit einigen Jahren nun auch krampfhaft, weil ihr das System, wie das bei Ponzischemata früher oder später IMMER der Fall ist, gehörig um die Ohren fliegt.
provinzler hat geschrieben:Also sucht man nun neue "Einzahlergruppen" zu erschließen (Selbstständige werden ja auch gerne diskutiert) um den Betrug noch ein bisschen länger aufrecht erhalten zu können. Genau das hat Madoff auch getan. Der konnte nur niemanden zum Einzahlen zwingen.
stine hat geschrieben: Deutschland ist wegen des organisierten Mordes am Volksstamm der Juden auf ewig verpflichtet, diese Schuld an alle nachfolgenden Generationen weiter zu geben und dafür Reue zu zeigen.
Vollbreit hat geschrieben:[...] Die vermeintliche Vorurteilsfreiheit der kleinen Kinder gibt es zwar, aber sie auf einen angeborenen Pluralismus zurückzuführen, ist schon ein Ergebnis geradezu sträflicher Unkenntnis. Es ist Kindern schlicht egal, was mit anderen ist, sie sind kleine Egomonster und das ist okay und das dürfen sie sein, dafür sind sie Kinder. Die sind wirklich so wie Dawkins und Konsorten sich vorstellen, dass die ganze Welt funktioniert, primärer Egoismus und man kooperiert genau dann wenn man sein Ziel alleine nicht erreicht. Das ist auch alles richtig, aber nur bis das Kind 3 oder 4 Jahre alt ist, dann kannst Du den ganzen Quatsch sowas von in der Pfeife rauchen.
Vollbreit hat geschrieben:Kinder können einfach noch keine Konzepte und Rollen verarbeiten, sobald sie das können zelebrieren sie das in der Grausamkeit, zu der nur Kinder fähig sind (und solche, die es emotional und moralisch geblieben sind, eben die Narzissten und Borderliner), bevor dann auch diese Phase überwunden wird, zugunsten jener soziozentrischen Konventionalität, die man mit Religionen prima trainieren kann. Wie schon öfter erwähnt ist hier für etliche die Endstation erreicht und ich finde, dass man das akzeptieren muss. Wer weiter will, wird eh nicht ruhen und dem sollte man nicht mehr Steine in den Weg legen als unbedingt nötig, aber wie Du sagst, der wird sich seine Freiheit Stück für Stück erarbeiten.
Vollbreit hat geschrieben:Spätestens hier hätte ich dann Kritik am Katholizismus, der nicht sonderlich viel Interesse daran hat, die eigenen Mythen und Dogmen kritisch zu hinterfragen, aber dieser Markenkern ist gewiss nicht nur die Schwäche des Katholizismus, der Verein agiert ja als Global Player und der Papst ist intelligent genug um zu wissen, dass man unter Europa letztlich nicht über die Maßen beachten muss.
Lumen hat geschrieben:Ich fände es äußerst liebenswürdig von dir, die Ansichten anderer Leute wie "Dawkins und Konsorten" nicht komplett falsch widerzugeben, oder gängige Mißverständnis noch durch unsaubere Benutzung der Begriffe zu befördern.
Lumen hat geschrieben:Der Begriff des Egoismus hat sehr unterschiedliche Bedeutungen. Dawkins' Verwendung des Begriffs bildet eine Grundlage für reziproken Altruismus. Er ist die andere Seite der gleichen Medaille. Der Witz ist gerade, dass egoistische Gene Verhalten bewirken, die im alltagssprachlichen Sinne des Wortes gerade nicht als egoistisch gelten, wie das Teilen von Futter oder gegenseitige Fellpflege.
Richard Dawkins hat geschrieben:Damit haben wir nun vier stichhaltige darwinistische Gründe, warum Individuen untereinander altruistisch, großzügig oder „moralisch“ handeln. Der erste betrifft den Sonderfall der Verwandtschaft. Der zweite ist die Gegenseitigkeit: Gefälligkeiten werden vergolten und in „Erwartung“ eines solchen Gegengefallens erwiesen. Darauf folgt sofort der dritte: der darwinistische Vorteil, den es bedeutet, wenn man sich de Rufe der Großzügigkeit und Freundlichkeit erwirbt. Und wenn Zahavi recht hat, gibt es viertens den speziellen, unmittelbaren Nutzen der zur Schau gestellten Großzügigkeit als Mittel, um für sich selbst authentische, unverfälschte Reklame zu machen.
( Dawkins, Der Gotteswahn, 2006, dt. Ullstein-TB, 2008, S.304)
Lumen hat geschrieben:Was Wissenschaftler oder Philosophen en detail für Überlegungen haben sei dabei unberührt.
Lumen hat geschrieben:Das ist eine zutiefst misantrophische Sichtweise.
provinzler hat geschrieben:Es geht nicht mal ums Schulden machen. Schulden sind nicht schlimm, wenn sie für Investitionen genutzt werden, wohl aber ein Problem wenn alles in den Konsum geht. Und unser Staat hat genau in dem Moment aufgehört zu investieren, als die Schulden anfingen zu steigen (etwa 1970). Seither wird real "desinvestiert", sprich von der Substanz gezehrt. Und dennoch sind die Schulden explodiert.
Vollbreit hat geschrieben:.....Das sind die Arten des Altruismus, die nach Dawkins aus de grundlegenden Egoismus erwachsen und das entspricht allenfalls den präkonventionellen Stufen der Moralentwicklung nach Kohlberg......
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