Da der Thread nun schon quasi neu eröffnet wurde, gebe ich auch noch mal was dazu.
Einige Stimmen lauteten ja etwa so "
Wie soll der Mensch als kleines, unbedeutendes Wesen auf diesem riesigen Planeten das Klima derart verändern können" oder so "
Nach mir die Sintflut". Ich wills mal aus meiner Sicht als Geophysikers mit Modellierkenntnissen (damit ist nicht Töpfern gemeint) beschreiben: Das Gesamtsystem Erde ist supermegahyperkomplex. Man kann Klimamodelle erstellen, die vielleicht die wichtigsten Faktoren berücksichtigen. Es können aber in der Realität völlig unvorhersehbare Kausalzusammenhänge in Erscheinung treten, die man bei den Modellen gar nicht hat einfließen lassen, weil man von ihnen vielleicht noch gar nicht gewusst hat. Mal so als Beispiel: Silikatverwitterung von granitischen Gesteinen, aus denen die kontinentale Erdkruste besteht (z.B. Himalaya)
bindet Kohlenstoff. Andererseits gibt es auch rückgekoppelte/verstärkende Effekte wie die zurückgehende Albedo durch den Rückzug der Gletscher. Man
kann also keine sicheren Vorhersagen treffen, sondern nur aus unvollkommenen Modellen schlussfolgern. Da die Modelle der Klimaforscher aber schon äußerst komplex sind und fast alle in dieselbe Richtung weisen, sollte man sie auch ernst nehmen! Mit ernst meine ich eigentlich sehr ernst.
Aber das tut eigentlich fast niemand. Alle sagen Ja zur Energiewende, wenn ein Atomkraftwerk explodiert. Alle sagen Nein zur Energiewende, wenn die kWh 2,6543 Cent mehr kostet. Alle sagen "Sprit ist zu teuer! Die Automobilindustrie soll endlich mal sparsamere Fahrzeuge entwickeln". Alle fahren möglichst schwere Autos (weil es ja "sicherer" ist) und beschleunigen gerne von 0 auf 100 in 8 Sekunden, um 500m weiter vor der roten Ampel auf die Bremse zu treten.
Genug Polemik, ihr wisst, was ich meine.
Was uns allen (damit meine ich "die Menschheit") fehlt, ist ein Bewusstsein für Ressourcen, insbesondere für Energie. Energie ist leider in mehrfacher Hinsicht unsichtbar. Wenn wir den Elektroherd einschalten, sehen wir nichts. Wir fühlen, dass die Herdplatte heiß wird - als Ohm'scher Widerstand von elektrischem Strom durchflossen. Dieser Strom kommt über Leitungen in unser Haus und wurde irgendwo erzeugt - von einem Kohlekraftwerk meinetwegen, das mit Kohle betrieben wird, die wiederum vor zig Millionen Jahren gebildet wurde. Wie viel Energie "steckt" denn nun eigentlich in einer Kilowattstunde Strom? Jedenfalls nicht eine Kilowattstunde! Solange solche Zusammenhänge nicht reflektiert werden (und die Medien sind daran nicht unschuldig), wird es wohl auch nichts mit einem Umdenken in Sachen Energieverbrauch. Der muss nämlich nicht bei der Industrie beginnen, sondern beim Verbraucher - so funktioniert das nun mal in einer Marktwirtschaft.
Man muss übrigens nicht mal der Meinung sein, dass der Klimawandel vom Menschen (mit-)verursacht wurde, um effizienter mit Energie umgehen zu wollen. Es reicht schon, wenn man eine etwas bescheidenere Position einnimmt, sich nicht für das Maß aller Dinge hält, sondern sich als Teil des Ganzen (der Natur) sieht.
Einfach möglichst nicht mehr verbrauchen als nötig - das ist schon alles.