Ich habe in einem anderen Thread geschrieben:
"Eines der wichtigsten und schwierigsten Themen ist das Verhältnis des ontologischen Naturalismus zur soziokulturellen Sphäre des Moralisch-Ethischen und Normativ-Rationalen. Besonders erschwerend ist dabei der Umstand, dass es so etwas wie den metaethischen Standpunkt des Naturalismus nicht gibt, weil ein Naturalist mehrere Wahlmöglichkeiten hat. Er muss nicht einmal ein ethischer Naturalist im engeren Sinne sein, denn der ethische Naturalismus ist eine Form von ethischem Realismus und Kognitivismus, und ein ontologischer Naturalist muss weder ein ethischer Realist noch ein ethischer Kognitivist sein."
"Non-cognitivism is a variety of irrealism about ethics with a number of influential variants. Non-cognitivists agree with error theorists that there are no moral properties or moral facts. But rather than thinking that this makes moral statements false, noncognitivists claim that moral statements are not in the business of predicating properties or making statements which could be true or false in any substantial sense. Roughly put, noncognitivists think that moral statements have no truth conditions. Furthermore, according to non-cognitivists, when people utter moral sentences they are not typically expressing states of mind which are beliefs or which are cognitive in the way that beliefs are. Rather they are expressing non-cognitive attitudes more similar to desires, approval or disapproval.
Cognitivism is the denial of non-cognitivism. Thus it holds that moral statements do express beliefs and that they are apt for truth and falsity. But cognitivism need not be a species of realism since a cognitivist can be an error theorist and think all moral statements false. Still, moral realists are cognitivists insofar as they think moral statements are apt for truth and falsity and that many of them are in fact true.
Two negative theses comprise the central common non-cognitivist claims, although often current theories only endorse them in qualified form. One thesis might be called semantic nonfactualism. Simply put this thesis denies that predicative moral sentences express propositions or have truth conditions. Thus semantic nonfactualism suggests that their contents are not apt for truth or falsity. Moral predicates do not denote or express properties and predicative moral sentences do not therefore predicate properties of their subjects. The second negative thesis can be called psychological non-cognitivism. This thesis denies that the states of mind conventionally expressed by moral utterances are beliefs or mental states which fall on the cognitive side of the cognitive/non-cognitive divide. Typically non-cognitivists accept both negative theses, though there are views which accept one and not the other."
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"Der Nonkognitivismus ist eine Variante des ethischen Irrealismus mit einer Reihe einflussreicher Unterformen. Nonkognitivisten stimmen mit Irrtumstheoretikern darin überein, dass es keine moralischen Eigenschaften oder moralischen Tatsachen gibt. Aber anstatt zu denken, dass dies moralische Aussagen falsch macht, behaupten Nonkognitivisten, dass es bei moralischen Aussagen nicht darum geht, Eigenschaften auszusagen oder Aussagen zu tätigen, die in einem wirklichen Sinn wahr oder falsch sein könnten. Grob gesagt, denken Nonkognitivisten, dass es moralischen Aussagen an Wahrheitsbedingungen mangelt. Außerdem ist es den Nonkognitivisten zufolge nicht der Fall, dass wenn Leute moralische Sätze äußern, sie typischerweise Geisteszustände zum Ausdruck bringen, die Glaubenszuständen entsprechen oder wie diese kognitiver Natur sind. Sie bringen vielmehr nichtkognitive Einstellungen zum Ausdruck, die eher Wünschen, Billigungen oder Missbilligungen gleichkommen.
Der Kognitivismus ist das Gegenteil des Nonkognitivismus. Folglich geht er davon aus, dass moralische Aussagen Ausdruck von "Glaubungen" (Meinungen/Überzeugungen) sind und dass sie sowohl wahrheits- als auch falschheitsfähig sind. Aber der Kognitivismus muss keine Art von Realismus sein, da ein Kognitivist ein Irrtumstheoretiker sein und denken kann, dass alle moralischen Aussagen falsch sind. Moralische Realisten sind allerdings insofern Kognitivisten, als sie denken, dass moralische Aussagen wahrheits- und falschheitsfähig und viele davon tatsächlich wahr sind.
Im Zentrum der nonkognitivistischen Perspektive stehen zwei negative Thesen, wobei diese von aktuellen Theorien oft nicht in ihrer absoluten Form übernommen werden. Die eine These kann als semantischer Nonfaktualismus bezeichnet werden. Diese These verneint, einfach gesagt, dass moralische Aussagesätze Aussagen (Frege'sche Gedanken) ausdrücken oder Wahrheitsbedingungen unterliegen. Der semantische Nonfaktualismus nimmt also an, dass deren Inhalte weder wahrheits- noch falschheitsfähig sind. Moralische Prädikate stehen nicht für Eigenschaften und drücken auch keine aus, und den Subjekten moralischer Aussagesätze werden keine Eigenschaften zugeschrieben. Die zweite negative These kann als psychologischer Nonkognitivismus bezeichnet werden. Diese These verneint, dass die herkömmlicherweise von moralischen Äußerungen ausgedrückten Geisteszustände Glaubenszustände oder Geisteszustände sind, die zur kognitiven Seite der Aufteilung zwischen dem Kognitiven und dem Nichtkognitiven gehören. Typischerweise akzeptieren Nonkognitivisten beide negative Thesen, aber es gibt auch Auffassungen, die nur eine davon akzeptieren."
[© meine Übers.]
(Quelle: http://plato.stanford.edu/entries/moral-cognitivism)
Siehe auch:
MORALISCHER REALISMUS: http://plato.stanford.edu/entries/moral-realism
MORALISCHER ANTIREALISMUS: http://plato.stanford.edu/entries/moral-anti-realism