Sam Harris hat geschrieben:The first project is to understand what people do in the name of "morality."
...
We can examine all these phenomena in as nonjudgmental a way as possible and seek to understand them. We can understand them in evolutionary terms, and we can understand them in psychological and neurobiological terms, as they arise in the present. And we can call the resulting data and the entire effort a "science of morality".
For most scientists, this project seems to exhaust all that legitimate points of contact between science and morality — that is, between science and judgments of good and evil and right and wrong.
Ich würde das nach wie vor als deskriptiv ansehen.
Harris auch:
Sam Harris hat geschrieben:But I think this is a distinct project, and it's not purely descriptive. It's a normative project. The question is, how can we think about moral truth in the context of science?
Warum Wahrheit (truth)?
Sam Harris hat geschrieben:In 1947, when the United Nations was attempting to formulate a universal declaration of human rights, the American Anthropological Association stepped forward and said, it can't be done. This would be to merely foist one provincial notion of human rights on the rest of humanity. Any notion of human rights is the product of culture, and declaring a universal conception of human rights is an intellectually illegitimate thing to do. This was the best our social sciences could do with the crematory of Auschwitz still smoking.
Solche Zeilen finde ich eher zweifelhaft.
Sam Harris hat geschrieben:And yet, on the subject of morality, we seem to think that the possibility of differing opinions, the fact that someone can come forward and say that his morality has nothing to do with human flourishing — but depends upon following shariah law, for instance — the fact that such position can be articulated proves, in some sense, that there's no such thing as moral truth. Morality, therefore, must be a human invention. The fact that it is possible to articulate a different position is considered a problem for the entire field. But this is a fallacy.
Aha, es gibt also eine moralische Wahrheit, über die menschliche Erfindung oder Setzung hinaus, das scheint eine Kernthese zu sein.
Sam Harris hat geschrieben:I am saying that we also have an intuitive morality, and much of our intuitive morality may be wrong with respect to the goal of maximizing human flourishing — and with reference to the facts that govern the well-being of conscious creatures, generally.
Nun muss das Ziel einer Moral ja nicht unbedingt die Maximierung des Wohlbefindens generell sein. Aber ich kann akzeptieren, dass das ein lohnenswertes Ziel ist.
Sam Harris hat geschrieben:So I will argue, briefly, that the only sphere of legitimate moral concern is the well-being of conscious creatures.
Na gut, wenigstens weiß man, worüber man redet.
Moralische Urteile und Quellen sollten bewusst sein, sagt Harris.
Ja.
Sam Harris hat geschrieben:We all know that it would take a very different kind of person to walk past a child drowning in a shallow pond, out of concern for getting one's suit wet, than it takes to ignore an appeal from UNICEF. It says much more about you if you can walk past that pond. If we were all this sort of person, there would be terrible ramifications as far as the eye can see. It seems to me, therefore, that the challenge is to get clear about what the actual consequences of an action are, about what changes in human experience are possible, and about which changes matter.
Wie mir scheint, das alte Problem.
Man kann anerkennen, dass bestimmte Handlungen, für die Welt oder das Zusammenleben nicht gut wären, aber warum muss mich das jucken? Ich kann es sehen, anerkennen, dass es so ist und es mus mich nicht die Bohne interessieren.
Umso mehr, wenn ich die Idee verinnerlicht habe, dass jemandem zu helfen, eigentlich keine noble Tat an sich ist, sondern ich das nur tue, um mir langfristige Vorteile für mich selbst zu verschaffen.
Das Kind, das im See ohne Zeugen ertrinkt, tja sorry, dumm gelaufen, die Hauptsache ist doch, es sieht mich keiner. Gibt es Zeugen, sollte ich mich bemühen den Anschein zu erwecken, als wolle ich helfen, gibt es keine Zeugen, sollte ich mich bemühen wegzukommen, bevor Zeugen auftauchen.
Wer möchte dieses Argument widerlegen, das sich aus dem Verständnis der uns angeborenen Egoismus ableitet, der 1) offen egoistisch ist oder 2) kooperiert und den eigenen Nutzen zu vergrößern oder 3) kooperiert, wenn er auf Verwandte triftt oder 4) und 5) kooperiert, um sich als Gönner oder großzügiger Mensch feiern und bewundern zu lassen (weil das den eigenen Wert erhöht).
Die moralische Landkarte zeigt mehrere Höhen und Täler, so Harris:
Sam Harris hat geschrieben:However, there will be many more ways to not be on a peak. And it is clearly possible to be wrong about how to move from our present position to the nearest available peak. This follows directly from the observation that whatever conscious experiences are possible for us are a product of the way the universe is. Our conscious experience arises out of the laws of nature, the states of our brain, and our entanglement with the world. Therefore, there are right and wrong answers to the question of how to maximize human flourishing in any moment.
Und wie sieht diese Landkarte nun aus, abgesehen davon, dass das recht halsbrecherische Behauptungen sind.
Sam Harris hat geschrieben:This becomes incredibly easy to see when we imagine there being only two people on earth: we can call them Adam and Eve. Ask yourself, are there right and wrong answers to the question of how Adam and Eve might maximize their well-being? Clearly there are. Wrong answer number one: they can smash each other in the face with a large rock. This will not be the best strategy to maximize their well-being.
Moment mal. Wo kommt denn nun dieser unstillbare, mal eben so reingeschmuggelte Drang, das Wohlbefinden der Menschheit dringend verbessern ZU WOLLEN her? Ist der uns allen angeboren? Wenn ja, wo war der Drang bei Adolf Hilter, Josef Stalin, Saddam Hussein, den diversen Amokläufern und Sereinkillern...???
Wenn nicht, ist es dann eine rationale Überlegung?
Was, wenn unser Adam Spaß daran hat Blut fließen zu sehen, viel lieber onaniert oder Leichen schändet (wobei das schon eine Wertung ist die ja aus der erst zu schaffenden moralischen Sphäre stammt), als mit Eva Sex zu haben oder teilen zu müssen oder sonst was?
Das ist doch alles andere als klar.
Sam Harris hat geschrieben:Of course, there are zero sum games they could play. And yes, they could be psychopaths who might utterly fail to collaborate. But, clearly, the best responses to their circumstance will not be zero-sum.
Äh ja? Und warum noch mal, wenn es so clearly ist?
Sam Harris hat geschrieben:The prospects of their flourishing and finding deeper and more durable sources of satisfaction will only be exposed by some form of cooperation.
Ja, natürlich. Schade, dass das Buch nicht eher geschrieben wurde, hätte uns die Nazizeit sicher erspart. „Ey Adolf, Juden vergasen und Kriege führen macht unglücklich.“ „Echt? Wusst' ich gar nicht, na dann, lass uns mal Moscheen bauen.“
Egal, vielleicht verstehe ich es einfach nicht. Die Frage die ich habe ist, warum ich (also irgendwer überhaupt sollen sollte. Was bringt mich dazu ein moralischer (fairer) Mensch zu sein?
Warum sollten alle das Ziel haben, das Wohlergehen der Menschen zu vergrößern, wo es doch offenbar nicht alle haben?
Wo kommt die explizit naturalistische Note ins Spiel, die man vorher noch nicht kannte oder die überhaupt etwas erklärt?
Was hindert mich daran, mir diese Theorie (sofern da eine erkennbar ist) zu nehmen und auf die Idee zu kommen, es sei das Beste für mich (als egoistisches Wesen, das ich nun mal bin, weil wir es angeblich alle sind) effektiv so zu tun, als sei ich ein netter, kooperativer, hilfsbereiter Mensch und es in Wirklichkeit nicht zu sein. Wenig Aktion, viel Werbung, das könnte eine super Mischung sein. Die anderen animieren tatsächlich moralisch zu sein, WEIL man davon maximal profitiert, wenn man radikaler Egoist ist.
Weil man sowas nicht tut?