Hallo fopa!
fopa hat geschrieben:Was verstehen wir also unter Reduzibilität?
Ich denke Myron hat schon alle möglichen Erklärungen dazu aufgezeigt. Es ändert sich nichts in meinen Aussagen dazu: Wasser lässt sich nicht auf die Eigenschaft eines einzelnen H2O-Moleküls reduzieren, genausowenig wie ein Molekül auf die Eigenschaft der Quantensysteme, aus denen es zusammengesetzt ist.
fopa hat geschrieben:Gandalf hat geschrieben:Einfache Frage: Ich halte einen Gegenstand in der Hand - und lasse ihn los. - Was passiert?
(Ich meine diese Frage ernst und bitte um eine 'begründete Antwort')
Ich fühle mich etwas vorgeführt durch diese Frage, will sie aber trotzdem beantworten, weil ich auf deine Antwort gespannt bin.
Es geht nicht darum 'Dich' vorzuführen, sondern darum, zu demonstrieren, wie ein unverseller Quantencomputer die Wirklichkeit berechnet. Und hier es wie "annodunnemals" bei meinem "C64", wenn ich nach dem laden eines Basic-Programmes "run" eintippe. - Das "run" entspricht hier dem "Loslassen" (= dem Ursache-setzen).
fopa hat geschrieben:Meine Antwort ist: Ich kann dir nicht sagen, was tatsächlich passieren wird. Ich kann bloß auf Basis aller mir zur Verfügung stehenden Informationen 'in meinem Kopf' (oder an einem Computer) simulieren, was höchstwahrscheinlich passieren wird, nämlich indem ich die Gesetzmäßigkeiten annehme, über die wir Informationen haben.
Na also die bist schon 'fast' auf der richtigen Spur: Es geht um Informationsverarbeitung und darum über wieviel Information wir überhaupt verfügen (können). Allerdings kommt es nicht auf 'Deine Information' in "Deinem Kopf" an, wie sich der Gegenstand nach dem loslassen verhält, - sondern auf ALLE Informationen die benötigt werden, um diese Simulation mitsamst den emergenten Eigenschaften des Gegenstandes (ist es ein Stein, ein Ball, ein Luftballon, ..?) nachzustellen!(!!)
Der Simulator führt im 'Augenblick des Loslassens des Gegenstandes', - also nach dem "run"-Befehl - augenblicklich die Berechnungen aus - und je nach dem zu welchem Ergebnis er kommt, "fällt der Gegenstand" aus meiner Hand, - oder "steigt" in die Luft. Wohlgemerkt: der Quantensimulator verfügt in diesem Augenblick über Informationen, die Du nicht hast und auch niemals vollständig wirst haben können. (prinzipiell nicht)
fopa hat geschrieben:Dass unser Wissen vom Universum immer unvollständig sein wird, ist mir klar. Das ist auch gar nicht der Punkt, um den es mir geht. Mir geht es um die Vorstellung, woher die emergenten Eigenschaften kommen und ob es unter denselben Ausgangsbedingungen (dieselben Dinge in derselben Konstellation) zur Ausbildung derselben emergenten Eigenschaften kommt. Mit anderen Worten: sind die emergenten Eigenschaften kausal und eindeutig determiniert?
..und ich denke das ist der Punkt, an dem Dir immer noch nicht klar ist,
welche gewaltige Rechenmaschine im Augenblick des "Loslassens" in Gang gesetzt wird, sonst würdest Du nämlich vlt. auch den Unterschied zwischen Kausalität und Determiniertheit erkennnen.
Ich versuche das nur mal in Ansatz zu zeigen, um eine "Mindestvorstellung" rüberzubringen.
Ich sprach oben von einem Gegenstand. Nehmen wir an, es sei ein Stück Kautschuk. Je nachdem wie der Kautschuk bearbeitet wurde (ein "Barren", zu einer Kugel geformt, zu einem Ball aufgeblasen, ... mit Helium gefüllt) zueigen sich bei ihm 'andere emergente Eigenschaften' (einmal macht er "plonck" beim fallen, ein andermal "datzt er mehr oder weniger stark zurück", ein drittes mal steigt er auf, etc.). Das ist aber nur ein ganz ganz geringer (astronomisch geringer) Bruchteil der emergenten "Eigenschaftsmöglichkeiten" von Kautschuk. Nun ist aber zu fragen, wie kam "Kautschuk in das Universum?" Es ist offensichtlich, das er wohl nicht beim Urknall enststand, sondern sich in ener selr alngen evoltuionären Kette aus organischen Systemen gebildet hat, bei dem auch viele viele Lebewesen dabei waren. (selbiges gilt übrgiens für mich selbst, der ich den Kautschuk losgelassen habe). In dieser "evolutionären Kette" sind wiederum unzählige emergente Systeme beiteiligt. Des weiteren ist zu berücksichtigen, dass das Experiment nur un ter "Schwerkraftbedingungen" beschrieben wurde. - Aber wie kam diese Eigenschaft denn in das Experiment? Genauso besteht Kautschuk selbst in großen Teilen aus "Kohlenstoff". Wenn Du hier ein bischen "nachforscht", wirst Du aber feststellen, das "Kohlenstoff" in nuklearen Schmelzöfen, die ganz bestimmte Eigenschaften haben müssen (wir nennen diese Quantensysteme im allgemeinen: "Sonnen"), "gebrütet" wird. Schwerere Elemente ab "Eisen", die beim Pflanzenwachstum des Gummibaumes bestimmt eine große Rolle spielen, benötigen zum "brüten" hingegen schon mal eine "Supernovaexplosion". ... Ich kürze mal hier ab und halte fest: Um einen ganz einfachen Kautschuk zu erzeugen, benötigt es "Generationen von Sonnen" und äußerst fein austarierte kosmologische Konstanten und damit schon mal das 'ganze Universum'! Denn auch nur geringe Abweichungen liese ganz andere Elemente oder gar keine entstehen. Über die Maschinen (und deren Entstehung) die dann noch zum Formen eines (Kautschukl-) Balles benötigt werden, habe ich noch gar nicht gesprochen...
Nun magst Du vielleicht einwenden, -
ja aber, das hat sich doch in Milliarden Jahren "nacheinander entwickelt" - ... Nein! Der "Quellcode sämtlicher emergenten Eigenschaften mitsamst dem Simualtor" liegt in diesem Augenblick vor Dir. - Das war ja auch Deine Beahuptung (Die emergenten Eigenschaften sind in den Dingen selbst) Genauso wie ein Programmcode nicht "nacheinander" in der Zeit auf einer DVD liegt
. Man kann ihn nur "nacheinader in der Zeit abgreifen", indem man simuliert, man "sei ein objektiver Beobachter außerhalb des Universums". (was z.B. die klassiche Wissenschaft tut) - "Zeit" ist im "Quantenkosmos" aber tatsächlich nichts anderes, als wie der
gegenwärtige Abgleich einer
gegenwärtigen Wahrnehmung mit einer gegenwärtig
gespeicherten Wahrnehmung. Unser Geist hat lediglich das Bedürfnis eine kausale Ordnung hineinzuinterpretieren und "Setzkästchen", sowie "Käseglocken" zu bilden, - um etwas über das Universum zu "erfahren". - Und damit dürfte auch klar sein, das jede Untersuchung des Lebens unter einer (separierenden) Käseglocke völlig in's Leere laufen muss.
fopa hat geschrieben:Geht man aber in der Ontologie davon aus, dass Eigenschaften von Materie besessen werden, also Teil von ihr sind, und geht man weiterhin davon aus, dass auch die 'rezessiven' Eigenschaften, die erst in bestimmten Kombinationen oder Konstellationen (emergenten Systemen) von Dingen oder anderen Eigenschaften in Erscheinung treten, von Materie besessen werden, dann wäre doch das Ganze eben doch nur die Summe seiner Teile.
Nein - die Eigenschaften von Quantensystemen resultieren nicht aus der "Summe ihrer Teile" , - sondern aus dem "
Produkt aller Teile", die zudem wahlweise mit anderen Quantensystemen selbstreflexiv Strukturen bilden, die wir "greifen" können (z.B. die das lebensnotwendige Insulin produzierende Bauchspeicheldrüse wäre eine solche Struktur) - Was die Berechung nicht nachvollziehbarer macht, da Quantensysteme damit in der Lage sind die "Gödel-Grenze" zu überwinden (was "wir" als Subsystem eines größeren Systems normalerweise nicht können. ...was ist "Erleuchtung"?)
fopa hat geschrieben:Wäre auf Basis dieser Vorstellung eine Reduzierung des Systems und seiner Eigenschaften auf seine Bestandteile denn nicht prinzipiell immer möglich?
Nein. Die Gründe habe ich oben genannt: Es ist
physikalisch unmöglich exakt zu wissen, welcher "kosmologische Faktor" genau die Eigenschaft von Kautschuk beeinflusst, die Kautschuk in einer bestimmten Form und in einer bestimmten Relation hat. Das ist nur durch "Erfahrung" möglich. Und Erfahrung bekommt man, wenn man "run" drückt.
Dazu kommen noch die Eigenschaft der Quantensysteme, die unseren klassischen Denkmustern widersprechen (aber nichts desto trotz im Alltag öfters anzutreffen sind, als wir meinen oder gar manchmal wahrhaben wollen). So lässt sich z.B. 'ein und das gleiche Quantensytem' einmal als "Photonenpaar" beschreiben, ein andermal als "Elektron". Und dabei kann man an keiner Stelle sagen, das ein "Elektron aus Photonen besteht" oder auf diese reduzierbar ist. (und/oder umgekehrt). Eine weitere Frage wäre auch: Was fliegt mit einem einzelnen Elektron durch einen "Doppelspalt" und erzeugt ein Interferenzmuster? Wenn doch ein Elektron (.. Achtung, das ist "Käseglockensprache") nicht mehr reduzierbar ist!?
Vielleicht hilft Dir hier auch "das Bild" bzw.. die Eigenschaft(en) eines Hologrammes weiter (was Quantensysteme wohl auch in gewisser Weise sind): Ein Hologramm ist an keiner Stelle reduzierbar. Verändert man den Blickwinkel auch nur um einen "Hauch", wird evtl ein ganz anderes (Ab-)Bild "sichtbar. Man kann zwar die holgrafische Fotoplatte immer wider "zerbrechen" und den Informationsgehalt insgesamt "verdünnen", - aber man kann aus dem Hologramm nicht einzelne Eigenschaften der Abbilder "herausnehmen" und untersuchen, da sie ja stets ein Produkt aus allen Eigenschaften' sind. Allenfalls lassen sich die 'Abbilder' (subjektiv) beschreiben. Dann beschreibt man aber regelmäßig irgendwelche "subjektiven Phänomene", die selbst nichts mit der Wirklichkeit und deren Eigenschaften zu tun haben, sondern eher mit den Obejtktivierungsversuchen von Beobachtern und ihren primitiven "Käseglocken" und "Setzkästchen". (Die künstliche Trennung von Mikro- und Makrokosmos ist so ein Versuch der "Klassischen Wissenschaften", wo keine trennenden Grenzen in der Natur gegeben sind, welche zu ziehen. Allein nur um das Weltbild einer überholten Erkenntnsitheorie zu retten, an dem die meisten Wissenschaftler immer noch hängen)