Günther Jauch: Arbeiten im Namen Gottes

Für Artikel, Video- oder Audiomaterialien, die im Zusammenhang mit der Thematik der Brights-Bewegung stehen.

Günther Jauch: Arbeiten im Namen Gottes

Beitragvon fopa » Mi 23. Jan 2013, 13:09

Am kommenden Sonntag ist bei Günther Jauchs Gesprächsrunde das Thema "Arbeitgeber Kirche - Arbeiten im Namen Gottes".
Vielleicht interessiert's ja jemanden. Man kann auch vorab seine Meinung schreiben: http://daserste.ndr.de/guentherjauch/ak ... en115.html

Ich werde zumindest mal reinschauen.

Gruß
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Re: Günther Jauch: Arbeiten im Namen Gottes

Beitragvon Vollbreit » Mi 23. Jan 2013, 13:54

Ich habe zwei mal in meinem Leben die katholische Kirche als Arbeitgeber gehabt (einmal nur für ein paar Wochen, ein anderes Mal über einige Jahre) und kann, um der Wahrheit die Ehre zu geben, nichts Schlechtes berichten.
Undogmatisch, fair und unkompliziert, so habe ich es erlebt, obwohl ich nicht zum Verein gehöre.

In kath. Krankenhäusern arbeitet ein nicht geringer Prozentsatz an nichtkatholischen Mitgliedern, die mitunter ihre muslimische Gebete praktizieren dürfen, nicht wenige Männer und Frauen sind offen (und leicht erkennbar) homosexuell, wie viele geschieden sind, weiß ich nicht.
Wo man nicht explizit und offen Stimmung macht, ist das nach meiner Erfahrung alles kein Problem.

Dass ansonsten bestimmte Grenzen einzuhalten sind, finde ich vergleichsweise normal, wer bei einem beliebigen Autohersteller, einer Versicherung oder in einem Naturkostladen arbeitet, wird vermutlich während dieser Zeit auch nicht erklären dürfen, wie beschissen er diese Autos oder die Dienstleistungen findet oder das Ökoprodukte in seinen Augen lächerlicher Mist sind.

Bestimmte Beamtenlaufbahnen kann man nicht einschlagen, wenn man nicht das passende Parteibuch hat, m.E. ist das eine Frage der persönlichen Entscheidung, inwieweit man das als „sich verbiegen“ oder Pragmatismus empfindet.
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Re: Günther Jauch: Arbeiten im Namen Gottes

Beitragvon fopa » Mi 23. Jan 2013, 19:09

Ich habe grundsätzlich auch kein Problem damit, wenn eine Religionsgemeinschaft Arbeitgeber ist und gewisse Verhaltensmaßstäbe ansetzt.
Womit ich ein Problem habe, ist die Sonderstellung, die die christlichen Kirchen einnehmen, nämlich über die Sonderstellung im Arbeitsrecht.

Und was noch viel schwerer wiegt, ist dass die Finanzierung der kirchlichen Einrichtungen zum allergrößten Teil vom Staat kommt. Er bevorzugt damit massiv spezielle Religionsgemeinschaften und unterstützt sie bei der Verbreitung ihres Gedankenguts.
Meiner Ansicht nach sollte vom Staat kein einziges Kruzifix bezahlt werden dürfen.
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Re: Günther Jauch: Arbeiten im Namen Gottes

Beitragvon Zappa » Mi 23. Jan 2013, 19:43

Vollbreit hat geschrieben:Bestimmte Beamtenlaufbahnen kann man nicht einschlagen, wenn man nicht das passende Parteibuch hat, m.E. ist das eine Frage der persönlichen Entscheidung, inwieweit man das als „sich verbiegen“ oder Pragmatismus empfindet.

Ein gewisses Geschmäckle hat es aber schon, wenn ein Arbeitgeber einfach nur einen guten Chirurgen oder Narkosearzt braucht und sucht, von dem aber eine christliche Grundeinstellung verlangt, oder?
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Re: Günther Jauch: Arbeiten im Namen Gottes

Beitragvon Vollbreit » Mi 23. Jan 2013, 21:24

@ fopa:

Der Punkt der Finanzierung stößt einigen sauer auf, ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wie das genau geregelt ist, aber es dürfte hier etliche geben, die da Kenntnisse haben.


@ Zappa:

Wenn ich einen muslismischen Arzt einstelle oder eine Krankenschwester die permanent Kopftuch trägt oder einen Stationsleiter dem man deutlich anhört, ohne allzu vorurteilsbelastet zu sein, dass er stockschwul ist, dann weiß ich nicht wie man von denen gleichzeitig einen katholischen Lebenswandel einfordern kann.
Vermutlich müssen alle den Wisch unterschreiben und letzten Endes - wenn es hart auf hart kommt - wäre das vermutlich sogar ein Grund um jemanden zu kündigen, aber ich glaube jeder weiß, dass Papier in 99,9% der Fälle geduldig ist.
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Re: Günther Jauch: Arbeiten im Namen Gottes

Beitragvon stine » Do 24. Jan 2013, 07:58

Das Thema hatten wir ja schon einige Male.
Kirchlich geführte Häuser und soziale Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft, bedeuten für den Staat, das Land, die Gemeinde, immer noch eine erhebliche Ersparnis, auch dann, wenn das Ganze subventioniert wird. Es gibt ja nicht nur die Lohnkosten für die Angestellten, auch Verwaltungskosten, sonstige Gebäudekosten und diverse Arbeitsaufwände darüber hinaus werden durchaus über kirchliche Zuschüsse abgedeckt oder in Ehrenamtsarbeit geleistet.
Kirchliche Kindergärten und Schulen zB, die übrigens als "Privatkindergärten und -schulen" eingestuft werden, finanzieren sich zum größten Teil über Kindergartenbeiträge und Schulgeld selbst. Die Zuschüsse von Land und Gemeinden sind Zuschüsse, wie sie auch anderen privaten Betreibern (Waldorfschulen, usw ) gewährt werden, wenn sie bestimmte Voraussetzungen für die Zuschußbewilligung erfüllen. Die Rechnung für das Land oder die Gemeinde geht immer noch auf, weil das meiste an Arbeit und Aufwand eben nicht selbst geleistet werden muss.

Die Loyalität dem Arbeitgeber gegenüber, @Vollbreit hat das schon geschrieben, ist eben Standard, auch in anderen Betrieben. Das einzige, worüber man wirklich streiten kann, ist der hauseigene Tarif der Kirchen, der wirklich grottenschlecht ist. Dafür ist man aber relativ sicher angestellt und hat einen langmütigen Arbeitgeber. Und wer mal reinschnuppert in die Arbeitswelt der ordinariatlichen Angestellten, sieht sich in jene Vergangeheit versetzt, wo die Welt augenscheinlich noch in Ordnung war.
Mein persönlicher Eindruck: Von wirtschaftlicher Hektik und schonungslosem Vorwärtskommen spürt man da noch nichts. Jedenfalls nicht, wenn man mit den Leuten von außen zu tun hat. Der leichte Kaffeeduft, der vormittäglich durch die langen alten, sauber gepflegten Gänge zieht, ist einladend und beruhigend und die alten Gemäuer vieler kirchlicher Einrichtungen schaffen eine vertrauensvolle Atmosphäre. Wenn man sich mittags über den Weg läuft, wünscht man sich noch "Mahlzeit" und der Kaffee am Nachmittag verlangt nach einem süßen Teilchen... Oh, wie schön!

LG stine
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Re: Günther Jauch: Arbeiten im Namen Gottes

Beitragvon Vollbreit » Do 24. Jan 2013, 11:22

stine hat geschrieben:Mein persönlicher Eindruck: Von wirtschaftlicher Hektik und schonungslosem Vorwärtskommen spürt man da noch nichts.


Den ich in diesem Punkt zum Teil bestätigen kann, zum anderen Teil nicht.
In der Region aus der ich komme gibt es bspw. viele Altenheime und es ist ein mehr oder weniger offenes Geheimnis, dass die einzigen, in die man seine Angehörigen guten Gewissens geben kann, die unter katholischer Führung sind. (Generell vielleicht unter kirchlicher, bei uns sind die besten Häuser tatsächlich katholisch.)
Was in anderen Häusern (nicht) geleistet wird, erfüllt m.E. zum Teil den Tatbestand der Körperverletzung, m.M.n., da alles heute primär unter dem Faktor Wirtschaftlichkeit betrachtet wird. Es muss sich auch „rechnen“ und der erste Kostenfaktor an dem am meisten gespart werden kann, ist die Einsparung von Personal.
Das hat zur Folge, dass das Pflegepersonal chronisch überfordert ist bspw. beträgt die Nachtbesetzung mitunter 2 Leute für 5 Etagen (in Altenheimen).

Leider ergreift die Tendenz zum Personalabbau, vor allem im Krankenhaus auch auf katholische Einrichtungen über. Das geschieht sehenden Auges und vermutlich ohne dass man viel dagegen machen kann, außer sich irgendwann auf seine katholischen Grundwerte zu besinnen.

Was den Zwang der Notwendigkeiten in anderen Häusern aufhalten soll, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Klar gibt es den Trend zur Exzellenzklinik, zu Privatkrankenhaus auf 4 Sterne Niveau und zur Altenresidenz, aber eben nur für wenige, der Rest wird unter Bedingungen versorgt, die man nicht begrüßen muss und die man lieber nicht wissen will.

Ich hatte dann und wann mal die Möglichkeit mit Leuten über die Thematik zu sprechen und zu fragen, inwieweit man diesem gesellschaftlichen Trend Einhalt gebieten könnte und die Antwort war immerhin ein ganz selbstverständliches „... immerhin sind wir ja noch ein katholisches Haus“.
D.h. hier hatte jemand noch bestimmte Grundwerte verinnerlicht, die sie als bindend empfand.

Von der „es duftet nach Kaffee und die Welt ist noch in Ordnung“ Romantik ist da leider nicht mehr viel zu spüren. Ich würde mir wünschen, dass es ein Stück re-etabliert wird, unter welcher weltanschaulichen Flagge auch immer.
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Re: Günther Jauch: Arbeiten im Namen Gottes

Beitragvon fopa » Fr 25. Jan 2013, 15:35

stine hat geschrieben:Kirchlich geführte Häuser und soziale Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft, bedeuten für den Staat, das Land, die Gemeinde, immer noch eine erhebliche Ersparnis, auch dann, wenn das Ganze subventioniert wird.
So weit ich weiß (ich habe allerdings auch nur Halbwissen), liegt die Ersparnis in erster Linie auf Seiten der Kommunen, denn die Zuschüsse für die Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft kommen aus der Landeskasse (des jeweiligen Bundeslandes). Würde eine Gemeinde eine 'rein staatliche' Einrichtung auf die Beine stellen, müssten die Gelder mWn auch von kommunaler Seite bereitgestellt werden. Diese Etat-Trennung hat meiner Ansicht nach System: Die kirchlichen Einrichtungen sollen auf diese Weise automatisch seitens der Kommunen gewollt sein.
Wie viel der Staat unterm Strich dabei tatsächlich spart, ist deshalb auch schwieriger zu ermitteln. Man müsste es aber wissen, um die Frage beantworten zu können, ob diese Ersparnis den Souveränitätsverlust wirklich wert ist.

Ich meine, ich habe irgendwo eine Zahl gelesen, dass etwa 80-90% der Kosten der kirchlichen Einrichtungen von staatlichen Zuwendungen gedeckt werden. Müsste man aber noch mal recherchieren.
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Re: Günther Jauch: Arbeiten im Namen Gottes

Beitragvon Nanna » Fr 25. Jan 2013, 17:03

fopa hat geschrieben:Ich meine, ich habe irgendwo eine Zahl gelesen, dass etwa 80-90% der Kosten der kirchlichen Einrichtungen von staatlichen Zuwendungen gedeckt werden. Müsste man aber noch mal recherchieren.

Klingt sehr nach Frerks "Violettbuch Kirchenfinanzen".
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Re: Günther Jauch: Arbeiten im Namen Gottes

Beitragvon stine » Fr 25. Jan 2013, 17:08

Ja, das müsstest du recherchieren. Ich kenne jetzt zwar nur die Situation der Kindergärten, aber da sieht das so aus, wie ich geschrieben habe: Gebäude und Inventar ist meist Kirchenstiftungseigentum und wird auch von der KiSti gepflegt und erhalten, Personal und Essen wird von den Eltern bezahlt und von der Gemeinde/Stadt bezuschusst, sofern der Erzieherschlüssel stimmt. (Erzieherschlüssel = pro soundsoviel Kinder: soundsoviel Erzieher und Kinderpfleger)
Die Trägervertreter solcher Einrichtungen sind oft ehrenamtlich Tätige und wenn das Geld doch mal ausgehen sollte, unterstützt die Kirche selbst ihre Einrichtungen.

fopa hat geschrieben:Diese Etat-Trennung hat meiner Ansicht nach System: Die kirchlichen Einrichtungen sollen auf diese Weise automatisch seitens der Kommunen gewollt sein.
Ich denke, dass alle privaten Einrichtungen den Gemeinden zugute kommen. Egal, ob das Waldorf, Sabl oder Derksen ist, da kann sich der Staat aus dem Lehrauftrag raushalten und braucht weniger Erzieher und Lehrer anstellen und bezahlen. Es ist schon ein Unterschied, ob die Gemeinde selbst für alles sorgen muss, oder nur zu bezuschussen braucht, zumal sie die Zuschussregel ja auch noch selbst bestimmt.
Bei Krankenhäusern, Pflegeheimen und Hospizen kenne ich mich nicht aus, aber es wird ähnlich sein. Und wie @Vollbreit schon schrieb: Vielleicht in kirchlichen Einrichtungen auch dann noch ein wenig menschlicher, wenn einer kein Geld mehr hat.

Wie gesagt, das einzige worüber man sich bei kirchlichen Arbeitgebern aufregen kann, ist der grottenschlechte Tarif, der leicht unterhalb dem des ÖTV liegt.
Aber hier weiß ich nur die Fakten aus einem Bundesland, das kann woanders anders sein.

Man möchte ja in dem Beitrag sicherlich wieder darauf hinaus, dass Geschiedene oder Alleinerzieher, Andersgläubige oder Homosexuelle nicht eingestellt werden oder gehen müssen, wenn es aufkommt. Aber hier meine ich, dass fast alle Arbeitgeber Ansprüche an ihre Mitarbeiter haben. Ich erinnere mich, dass als Vorgesetzte in den großen Konzernen auch mit Vorliebe Verheiratete genommen werden, weil man davon ausgeht, dass sie solider und loyaler wären. Da wird es halt nicht an die Hauswand geschrieben oder an die große Glocke gehängt.

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Re: Günther Jauch: Arbeiten im Namen Gottes

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Fr 25. Jan 2013, 17:41

stine hat geschrieben:Das Thema hatten wir ja schon einige Male.
Und jedes mal kommen deine gleichen falschen Behauptungen, in manchen Dingen bist du sehr informationsresistent.
Es geht ja nicht nur um die Zuwendungen, es geht auch um das, was die Kirchen nicht zahlen.
Aber da bist du ja restlos resistent.
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Re: Günther Jauch: Arbeiten im Namen Gottes

Beitragvon Vollbreit » Fr 25. Jan 2013, 18:10

@ 1von 6,5 Milliarden:

Würde mich mal interessieren, hast Du da Zahlen oder Verlinkungen zu früheren Threads?
Danke!
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Re: Günther Jauch: Arbeiten im Namen Gottes

Beitragvon stine » Sa 26. Jan 2013, 10:32

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Es geht ja nicht nur um die Zuwendungen, es geht auch um das, was die Kirchen nicht zahlen.
Und was wäre das?
Ich bin hier tatsächlich nicht informiert. Kannst du das mal für mich genauer ausführen?

LG stine
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Re: Günther Jauch: Arbeiten im Namen Gottes

Beitragvon fopa » Sa 26. Jan 2013, 18:11

stine hat geschrieben:Wie gesagt, das einzige worüber man sich bei kirchlichen Arbeitgebern aufregen kann, ist der grottenschlechte Tarif, der leicht unterhalb dem des ÖTV liegt. [...]
Man möchte ja in dem Beitrag sicherlich wieder darauf hinaus, dass Geschiedene oder Alleinerzieher, Andersgläubige oder Homosexuelle nicht eingestellt werden oder gehen müssen, wenn es aufkommt. Aber hier meine ich, dass fast alle Arbeitgeber Ansprüche an ihre Mitarbeiter haben.
Abgesehen davon, dass das Thema der Sendung geändert wurde und nun am Sonntag über "sexistisches Verhalten" von Politikern debattiert wird, teile ich deine Gelassenheit bezüglich der kirchlichen Einrichtungen nicht, zumal ich einen gewissen Widerspruch sehe (aber das mag eine Frage der Perspektive sein).
Einerseits sagst du, dass eigentlich alle Arbeitgeber Ansprüche an ihre Mitarbeiter haben dürfen und ihr Personal entsprechend ihrer eigenen Kriterien einstellen dürfen. Da stimme ich dir auch voll zu. Andererseits beklagst du, dass der kirchliche Arbeitgeber auch die Konditionen der Arbeitsentgeltung selbst bestimmen darf, zumindest innerhalb des gesetzlichen Rahmens. Hier sehe ich, ehrlich gesagt, keinen prinzipiellen Unterschied. Die Kirchen sind Arbeitgeber wie jeder andere Arbeitgeber auch und haben ihre marktwirtschaftlichen Freiheiten, wenn man in unserem System davon sprechen möchte.

stine hat geschrieben:Ich denke, dass alle privaten Einrichtungen den Gemeinden zugute kommen.
Sicher kommt es jedem Kranken zugute, wenn er in einem katholischen Krankenhaus behandelt wird und sicher kommt es vielen Kindern (bzw. ihren Eltern) zugute, wenn ein Kindergarten in der Nähe vorhanden ist, selbst wenn es ein kirchlicher ist. Die Frage ist nur, welche Werte dort vermittelt werden bzw. in Form eines Kruzifix' über der Tür mitschwingen. Sind diese Werte mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung überhaupt vereinbar? Sind es Werte, die der Staat für unterstützenswert halten darf? Oder widerspricht es nicht fundamental des Prinzips der Trennung von Staat und Kirche?
Alte Menschen und kleine Kinder werden seitens der Kirchen gerne vorgeschoben, um ihre Einrichtungen zu verteidigen. Sicherlich sind die Verteidiger kirchlicher Einrichtungen auch von der Richtigkeit und Notwendigkeit der staatlichen Förderungen überzeugt. Meiner Ansicht nach sollten aber solche 'Argumente' kritische und freiheitlich denkende Bürger nicht davon abhalten, die Förderung absolutistischer Religionen in Frage zu stellen und anzuprangern.
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Re: Günther Jauch: Arbeiten im Namen Gottes

Beitragvon Zappa » So 27. Jan 2013, 06:05

Vollbreit hat geschrieben:... dann weiß ich nicht wie man von denen gleichzeitig einen katholischen Lebenswandel einfordern kann.

Und meiner Meinung nach geht den Arbeitgeber der Lebenswandel halt einfach nichts an. Wenn der muslimische Arzt der besserer ist und die kopftuchtragende Krankenschwester ebenfalls, dann werden halt die eingestellt. Was habe ich von einem Chirurgen, der meine Op versaut, danach aber vortrefflich den Rosenkranz beten kann?

Das Thema ist natürlich noch subtiler. Hier werden mit Sozialversicherungsbeiträgen aller (also auch der Mehrheit der nicht-religiösen) Arbeitgeber gefördert, die sich erdreisten ihr Mitarbeiter nach weltanschaulichen Maßstäben zu selektieren. Das geht gar nicht!
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Re: Günther Jauch: Arbeiten im Namen Gottes

Beitragvon Zappa » So 27. Jan 2013, 06:13

stine hat geschrieben:
1von6,5Milliarden hat geschrieben:Es geht ja nicht nur um die Zuwendungen, es geht auch um das, was die Kirchen nicht zahlen.
Und was wäre das?

Z.B. Gehälter von Bischöfen und Gebühren für das Eintreiben der Kirchen"Steuer".
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Re: Günther Jauch: Arbeiten im Namen Gottes

Beitragvon Vollbreit » So 27. Jan 2013, 07:03

fopa hat geschrieben:Alte Menschen und kleine Kinder werden seitens der Kirchen gerne vorgeschoben, um ihre Einrichtungen zu verteidigen. Sicherlich sind die Verteidiger kirchlicher Einrichtungen auch von der Richtigkeit und Notwendigkeit der staatlichen Förderungen überzeugt. Meiner Ansicht nach sollten aber solche 'Argumente' kritische und freiheitlich denkende Bürger nicht davon abhalten, die Förderung absolutistischer Religionen in Frage zu stellen und anzuprangern.


Ich bin da völlig undogmatisch, frage mich nur, wann denn endlich endlich endlich, nach den Endlosbekundungen, um ein guter Mensch zu sein, brauche man keine Religion und schon gar keine Kirche mal diesbezügliche Taten folgen.
Wir brauchen dringend Altenheime, Kitas und vor allem Geld dafür und für das Pflegepersonal. Die tolle Idee mit den Kitas kam ja nicht aus Kirchenkreisen.
Komischerweise ist es dann aber doch so, dass die Begeisterung schnell zu sinken scheint, wenn die Kohle nicht fließt.
Da schanzt man sich die Pöstchen zu und feilscht um jeden Cent, ausbaden müssen es diejenigen die ganz unten in der Hierarchie stehen, die Patienten/Einwohner/Betreuten.


Zappa hat geschrieben:
Vollbreit hat geschrieben:... dann weiß ich nicht wie man von denen gleichzeitig einen katholischen Lebenswandel einfordern kann.

Und meiner Meinung nach geht den Arbeitgeber der Lebenswandel halt einfach nichts an. Wenn der muslimische Arzt der besserer ist und die kopftuchtragende Krankenschwester ebenfalls, dann werden halt die eingestellt. Was habe ich von einem Chirurgen, der meine Op versaut, danach aber vortrefflich den Rosenkranz beten kann?


Vielleicht habe ich mich da falsch ausgedrückt: Die sind längst eingestellt.
Die Grundsatzkritik, dass den Arbeitgeber der Lebenswandel nichts angeht, kann ich teilen. Nur ist es mir da fast noch lieber das wird offen gehandhabt, als so verdruckst, wie es mit den Beamtenkarrieren ist. Natürlich muss niemand in die Partei eintreten, sondern nur dann, wenn er den Posten haben will. Und es muss auch niemand in den Schützenverein, zum Golfen oder neuerdings wieder hipp, einen Jagdschein machen … es ist halt nur besser für die Karriere.
Und das geschieht alles auf freiwilliger Basis, ganz ohne jeden Zwang.

Wenn Du mich fragst, ob ich das gut finde: Nein. Aber es wird zur Doppelmoral, wenn man meint, dies sei ein Problem, was es nur bei der Kirche gibt. Den „Dresscode“ gibt es in sehr sehr vielen Lebensbereichen.

Zappa hat geschrieben:Das Thema ist natürlich noch subtiler. Hier werden mit Sozialversicherungsbeiträgen aller (also auch der Mehrheit der nicht-religiösen) Arbeitgeber gefördert, die sich erdreisten ihr Mitarbeiter nach weltanschaulichen Maßstäben zu selektieren. Das geht gar nicht!


Das kann ich als Kritik durchaus als berechtigt ansehen.
Nur, wer tut das nicht? Wenn man mit einem türkischen Namen nicht zur Firma passt, was ist das anderes? Frag mal Sparkassenangestellte, welchem Regime die unterworfen sind. Frag mal junge Assistenzärztinnen, die sehr genau wissen, dass und wo es karrierefördernd ist, wenn der Rock ein weniger kürzer ist, weil sie dann den Sprung in die Privatklinik des Chefarztes irgendwie besser schaffen.

Wo Du so etwas nicht findest, sind vermutlich große Firmen, mit einer Forschungsabteilung, in der auch Leute mit 3 Augen und 200kg Lebendgewicht ihre Chance kriegen. Oder eben im Pool der Geringqualifizierten wo nur Akkord zählt: Billig und willig. Hier sind soziale Randgruppen sogar ausdrücklich erwünscht, weil man die besser auspressen kann.
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Günther Jauch: Alles, was Quote bringt

Beitragvon stine » So 27. Jan 2013, 10:48

fopa hat geschrieben:Abgesehen davon, dass das Thema der Sendung geändert wurde und nun am Sonntag über "sexistisches Verhalten" von Politikern debattiert wird,
Naja, dann ist das Thema Kirche also sowieso zweitrangig, weil die Pressejournalistin mit Brüderle an der Hausbar einen Flirt hatte. Was soll ich dazu sagen: Auch die Medien müssen Prioritäten setzen!

Es wird übrigens niemand gezwungen, in kirchlichen Einrichtungen anzuheuern und es wird auch nicht verhindert, humanistische Konkurrenzeinrichtungen zu gründen. Die Hetze, auf von den Kirchen geführte Sozialeinrichtungen finde ich deswegen genauso penetrant marktschreierisch, wie den putzigen Wortwechsel mit dem angetrunkenen Brüderle.
Inzwischen ist es doch wirklich offensichtlich, dass Politiker Journalistinnen und umgekehrt sehr nahe stehen. Natürlich hat nicht jede Pressefrau das Glück, dass sich der Alte für sie scheiden lässt, es sei denn, er hat vor seiner Karriere noch seinen Lebenswandel zu bereinigen.

Also ich finde, der Themenwechsel spricht Bände :up: .

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Zuletzt geändert von stine am So 27. Jan 2013, 10:57, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Günther Jauch: Arbeiten im Namen Gottes

Beitragvon stine » So 27. Jan 2013, 10:55

fopa hat geschrieben:Die Frage ist nur, welche Werte dort vermittelt werden bzw. in Form eines Kruzifix' über der Tür mitschwingen. Sind diese Werte mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung überhaupt vereinbar? Sind es Werte, die der Staat für unterstützenswert halten darf? Oder widerspricht es nicht fundamental des Prinzips der Trennung von Staat und Kirche?
Geh mal in einen kirchlichen Kindergarten und schau dir das selber an. Dann weißt du welche Werte dort vermittelt werden.
Ich würde dir auch empfehlen, mal eine humanistische Schule und eine kirchlich geführte von innen anzuschauen, die Lehrer zu befragen und mit den Schülern zu sprechen. Ich denke, dass man hier wirklich nur vergleichen kann, wenn man beides kennt. Und ja, der Vergleich wäre subjektiv, aber das muss ja nichts Schlechtes sein.

Es wird in den Medien leider immer nur das Schlechte hervorgehoben und das Gute an der Sache bewusst fallen gelassen. Aber das wissen wir doch alle, oder etwa nicht?

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Re: Günther Jauch: Arbeiten im Namen Gottes

Beitragvon fopa » So 27. Jan 2013, 13:38

stine hat geschrieben:Geh mal in einen kirchlichen Kindergarten und schau dir das selber an. Dann weißt du welche Werte dort vermittelt werden.
Da ich mich ja in der Kirchenmusik engagiere, kenne ich auch einige kirchliche Einrichtungen von innen, keine Sorge. :wink:
Gerade daher rührt ja meine Abneigung - nicht gegen die Sache, also die Religiosität an sich, sondern gegen die Verwendung der Steuergelder aller Bürger zur Verbreitung und Festigung so eines Glaubens. Die Werte, die dort vermittelt werden, sind mir leider auch zur Genüge bekannt.

stine hat geschrieben:Es wird in den Medien leider immer nur das Schlechte hervorgehoben und das Gute an der Sache bewusst fallen gelassen. Aber das wissen wir doch alle, oder etwa nicht?
Das mag wohl auf selektive Wahrnehmung zurückzuführen sein. Ich nehme es nämlich genau gegenteilig wahr: stets kommen in den Medien die Kirchenvertreter lang und breit zu Wort, um ihre guten Taten kundzutun. Kirchenkritische Bemerkungen sind sehr selten. Vielleicht konsumieren wir auch unterschiedliche Medien. :)
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