Die Scheinheiligen

Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon fopa » Fr 8. Feb 2013, 11:49

provinzler hat geschrieben:Die individuelle Nichtigkeit ist Garantiert mit meinem 62 millionstel Nanostimmchen. Warum sollte ich mich darauf einlassen, wenn mir schon am Roulettetisch die Verlustchance von maximal 1:36 zu hoch ist? Ich mag einfach keine Spiele mit negativem Erwartungswert.
Dann erklär mir doch bitte mal, was du beim "demokratischen Spiel" zu verlieren hast, wenn du teilnimmst?
Ich sag's dir: Nichts. Du kannst nur gewinnen. Und du hast in dem Moment gewonnen, in dem du einen Wahlzettel in die Urne geworfen hast - selbst wenn er ungültig ist! Denn damit zählst du nicht mehr zu den Nichtwählern, sondern zu den Protestwählern und hast deutlich gemacht, dass dir sehr wohl etwas an der Zukunft deines Landes liegt, du aber mit sämtlichen Parteien nicht zufrieden bist.

Was die Parteienlandschaft angeht: Es gibt noch mehr Parteien als die vier etablierten, die Linkspartei, Piraten und die NPD. Es lohnt sich, sich die Programme der wirklich kleinen Parteien anzusehen und sich ein Bild ihrer "Politiker" zu machen. Vielleicht ist ja doch irgendwo etwas dabei, was für dich wählbar ist.
Und wenn dir das Gewicht deiner Stimme im Meer der 62 Millionen zu mickrig erscheint: die kleinen Parteien freuen sich über JEDE EINZELNE Stimme - auch wenn sie weit unter der 5%-Hürde bleiben. Denn abgesehen vom moralischen Zuspruch (die Mitglieder kleiner Parteien sind Idealisten) bekommen sie für jede Stimme Wahlkampfkostenerstattung. Je kleiner die Partei ist, die du wählst, desto mehr bedeutet deine Stimme für sie.
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon provinzler » Sa 9. Feb 2013, 20:23

Arathas hat geschrieben:Die Demokratie ist nunmal die schlechteste aller Staatsformen - mit Ausnahme aller anderen. Was fändest du denn gerechter oder besser?

Diese Aussage stammt nicht umsonst von einem Demokratiefunktionär. Für die Funktionäre ist die Demokratie besonders lukrativ. Man braucht nur die Zahl der Beamten von heute mit der des Kaiserreichs vergleichen.
Ich bin inzwischen Staatsformen-Atheist. Ein Staat ist ein Herrschaftsinstrument, in dem es Profiteure und Leidtragende gibt, es Herrscher und Beherrschte gibt, Insider und Außenseiter, egal wie sich das im Moment grade schimpft. Die Unterschiede im Grad und Art an Repression, die über dieses Vehikel ausgeübt werden kann, ergeben sich eher aus der vorhandenden oder fehlenden Balance an gesellschaftlichen Einflusskräften, denn aus der Staatsform.

@fopa:
Damit legitmiere ich aber gleichzeitig wieder den ganzen Unfug. Und das will ich nicht mehr.
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon Nanna » So 10. Feb 2013, 01:17

Dass es "gesunde" und "kranke" Gesellschaften gibt, die nominal dieselbe Staatsform teilen, ist ein Gedanke, den bereits Aristoteles hatte. Daher gibt es in der klassischen aristotelischen Lehre die Monarchie (Einzelherrschaft), Aristokratie (Herrschaft der Wenigen) und die Demokratie (Herrschaft der Vielen) und ihre jeweiligen Entartungen, die Tyrannei, Oligarchie und Ochlokratie. Der Unterschied zwischen der "gesunden" und "entarteten" Form besteht darin, ob der Souverän zum Gemeinwohl oder Eigennutz handelt. Allerdings ist es nicht ganz so einfach, politische Strukturen als Einflussfaktoren beiseite zu lassen. Für eine funktionierende Gesellschaft sind Vertrauen, Beteiligung und Offenheit wichtig, also die Möglichkeit, sich zu artikulieren und gehört zu werden. In einer demokratischen Diskursgesellschaft funktioniert das vermutlich in der Mehrzahl der Fälle besser als in Monarchien oder Aristokratien, auch wenn durchaus Beispiele gibt, wo die Zusammenarbeit zwischen Herrscher und Untertanen nicht schlecht funktioniert (das ansonsten viel gescholtene Saudi-Arabien wäre ein Beispiel, wo es ein recht ausgeklügeltes Audienzsystem gibt, mit dem die Untertanen einbezogen werden).

Die Frage ist aber in allen Fällen, ob man bereit ist, sich einzubringen und gesellschaftlich zu kooperieren. Dabei kommt es insbesondere darauf an, sich mit denen auseinanderzusetzen und zu arrangieren, mit denen man nicht besonders gut klar kommt. Gerade an dem Punkt bemerke ich häufig, dass du den Staat kritisierst, provinzler, wo es meines Erachtens häufig mehr um gesellschaftliche Praktiken zu gehen scheint, die dir nicht zusagen. Und da frage ich mich dann schon, ob du das mit der Unabhängigkeit so wirklich zu Ende gedacht hast. Auf einem Planeten mit sieben Milliarden Menschen und stetiger Zunahme gibt es keine echten opt-out-Optionen. Also wie sollen wir unser Zusammenleben regeln, wenn sieben Milliarden Köche ihre eigenen Süppchen kochen wollen?
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon provinzler » So 10. Feb 2013, 15:21

Das meine Ideen und Überlegungen zwangsläufig neu sind, hab ich meines Wissens nie beansprucht.
Gehör bekommt man hierzulande mitunter schon noch. Nur kommt halt an den medialen Nazipranger, wer nicht stramm auf Linie ist und wird mehr oder weniger für vogelfrei erklärt. Jobverlust respektive geduldetes/gefördertes Mobbing übrigens per wiedereingeführter Sippenhaft auch für Familienmitglieder oder Lebensgefährten/-innen. Die EU will ein Wahrheitsministerium (pardon natürlich nur eine Behörde für "mediale Qualitätssicherung" :lachtot: ), der Bundestag diskutiert allen Ernstes über ein KdF- Programm ("soziales Reisen") und du verlangst von mir allen Ernstes mich mit solchen Gestalten an den Tisch zu setzen? Auf solcherlei Appeasement hab ich nicht grade große Lust, lieber such ich mir eine Nische, wo ich halbwegs meine Ruh hab, oder aber das Weite (wohin, das wird sich dann zeigen).
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon Nanna » So 10. Feb 2013, 15:36

Könntest du für die Behörde zur medialen Qualitätssicherung einen Link bereitstellen? Ich finde da nämlich so nichts unter dem Stichwort. Dasselbe gilt für das soziale Reisen. Was genau ist damit gemeint?

Das mit dem medialen Nazipranger, den es angeblich gibt, wäre übrigens ein Beispiel dafür, dass du etwas Gesellschaftliches kritisierst und nicht den Staat. Denn der Staat kontrolliert hierzulande nicht, was geschrieben wird.

Und ja, ich verlange, dass du dich mit den Leuten an einen Tisch setzt, weil gesellschaftliches Verhandeln in Demokratien nunmal so und nur so funktioniert. Sich in die Ecke setzen, rumgranteln und bei jeder Entscheidung, die nicht im eigenen Sinne ausfällt - was umso mehr der Fall ist, umso mehr sich bestimmte Gruppen aus den gesellschaftlichen Verhandlungen zurückziehen - herummosern anstatt die eigene Position durchzufechten, ist ziemlich passiv-aggressiv.
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon provinzler » So 10. Feb 2013, 16:08

Nanna hat geschrieben:Könntest du für die Behörde zur medialen Qualitätssicherung einen Link bereitstellen? Ich finde da nämlich so nichts unter dem Stichwort. Dasselbe gilt für das soziale Reisen. Was genau ist damit gemeint?


Fürs soziale Reisen findest du ganz hochoffiziell hier Bundestag TOP 14 vom 31.1.2013:
http://www.bundestag.de/dokumente/tages ... n/219.html

Das erste ist wohl ein Vorschlag einer Beratungskomission der EU, der durch die libertären Blogs geistert.
http://ef-magazin.de/2013/01/23/3989-eu ... eschrieben
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon Nanna » So 10. Feb 2013, 17:36

provinzler hat geschrieben:Fürs soziale Reisen findest du ganz hochoffiziell hier Bundestag TOP 14 vom 31.1.2013:
http://www.bundestag.de/dokumente/tages ... n/219.html

Die LINKE hat einen Antrag gestellt, der dir nicht gefällt, so what? Die haben ein Recht darauf, Anträge einzubringen, die sie nützlich finden. Der Rest des Parlaments hat das Recht, diese abzulehnen. Schickt libertäre Abgeordnete ins Parlament, wenn ihr was dagegen tun wollt, dafür ist es da.

Sorry, aber erst den Eindruck zu erwecken, die Bundesregierung würde jetzt die Reisebüros verstaatlichen wollen und dann geht es um den Antrag einer Randpartei... merkst du, wie sich da bei dir längst gewisse Perspektiven verschoben haben?

provinzler hat geschrieben:Das erste ist wohl ein Vorschlag einer Beratungskomission der EU, der durch die libertären Blogs geistert.
http://ef-magazin.de/2013/01/23/3989-eu ... eschrieben

Ja nun, die EU wird nicht von Beraterkommissionen regiert. Weiterhin würde ich gerne den eigentlichen Vorschlag lesen, denn soweit ich durch die Verdrehungen des EF-Magazins herauslesen kann (mann, haben die da viel Energie, zwischen jeden inhaltlichen Satz noch drei überflüssige Verhöhnungen einzustreuen. Soll das unterhaltsam sein?) geht es darum, ein bestimmtes Niveau der Berichterstattung zu bewahren, was ein Anliegen ist, das ich als solches vor dem Hintergrund übelster Qualitätsverluste v.a. im Privatfernsehen und in manchen EU-Staaten generell verständlich finde. Allerdings wäre ich auch nicht dafür, dafür eine Kontrollbehörde einzurichten, das ist nicht der richtige Weg, sondern sollte gesellschaftlich gelöst werden, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die staatlich angeleinten Öffentlich-Rechtlichen häufig unter den Erwartungen bleiben (allerdings auch deutlich über dem, was viele Privatsender an Berichterstattung zu bieten haben).
Einen Versuch, eine Einheitsberichterstattung zu etablieren, kann ich da aber beim besten Willen nicht erkennen. Es könnte ein unbeholfener Versuch dahinter zu stecken, Einfluss auf die Europaberichterstattung zu nehmen, was Symptombekämpfung wäre. Ich glaube, dass Europa viele Sympathien hätte, wenn das EU-Parlament wirklich etwas zu entscheiden hätte.
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon provinzler » So 10. Feb 2013, 18:53

Nanna hat geschrieben:Die LINKE hat einen Antrag gestellt, der dir nicht gefällt, so what? Die haben ein Recht darauf, Anträge einzubringen, die sie nützlich finden. Der Rest des Parlaments hat das Recht, diese abzulehnen. Schickt libertäre Abgeordnete ins Parlament, wenn ihr was dagegen tun wollt, dafür ist es da.

Finde nur bemerkenswert, dass darüber inzwischen wieder diskutiert wird. Nicht mehr und nicht weniger.


Nanna hat geschrieben:Ja nun, die EU wird nicht von Beraterkommissionen regiert. Weiterhin würde ich gerne den eigentlichen Vorschlag lesen, denn soweit ich durch die Verdrehungen des EF-Magazins herauslesen kann (mann, haben die da viel Energie, zwischen jeden inhaltlichen Satz noch drei überflüssige Verhöhnungen einzustreuen. Soll das unterhaltsam sein?) geht es darum, ein bestimmtes Niveau der Berichterstattung zu bewahren, was ein Anliegen ist, das ich als solches vor dem Hintergrund übelster Qualitätsverluste v.a. im Privatfernsehen und in manchen EU-Staaten generell verständlich finde.

Aber wer darf Qualität verbindlich definieren? Du? Ich? Der Papst? Ein Politbüro?


Nanna hat geschrieben: Ich glaube, dass Europa viele Sympathien hätte, wenn das EU-Parlament wirklich etwas zu entscheiden hätte.

Ich weigere mich, mich der Diktion zu unterwerfen "Europa" und EU und die Eurozone wären irgendwie synonym. Er gibt mehr als ein dutzend europäische Staaten(u.a. Schweiz, Russland, Ukraine, Balkanländer und diverse Zwergstaaten), die nicht Mitglied in der EU sind, und noch weit mehr die nicht in der Eurozone sind.
Europa ist ein Kontinent und kann damit nicht scheitern, egal wieviele größenwahnsinnige Narren sich noch in der Tradition Karls des Großen an dem Versuch verheben, es unter eine gemeinsame Herrschaft zu bringen (Die Beispiele sind Legion, du findest die Namen im Geschichtsbuch deines Vertrauens).

Die EU ist der Rechtsnachfolger der EG und der EWG und ist ein Zusammenschluss von Regierungen von gut zwei dutzend europäischer Nationalstaaten, die ihre Interessen nach außen wie nach innen, auf diese Weise zu bündeln versuchen.

Die Eurozone, ist der politische Versuch der französischen Regierung Mitterands, das wiedervereinigte Deutschland nicht zum wirtschaftlichen Hegemon Europas werden zu lassen und zu diesem Zweck einem permanenten wirtschaftlichen/fiskalischen Aderlass zu unterziehen. Dementsprechend feierte Mitterrand die Unterzeichnung der Verträge auch als "Versailles ohne Krieg". Die Regierung Kohl erkaufte sich mit diesem Zugeständnis ihren Platz im Geschichtsbuch, als die "Wiedervereinigungsregierung", wofür man die Zustimmung der französischen Regierung, die als Besatzungsmacht zustimmen musste . Die jetzt aufgetretenen Probleme waren ungefähr so unverhersehbar wie das nächste Schaltjahr und wurden auch von namhafter Seite seinerzeit zur Sprache gebracht, am bekanntesten ist sicher Alan Greenspan, der damalige US-Notenbankchef.

Das sind drei völlig verschiedene Dinge, und man sollte das auch begrifflich sauber auseinanderhalten.
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon Nanna » So 10. Feb 2013, 19:02

provinzler hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben:Ja nun, die EU wird nicht von Beraterkommissionen regiert. Weiterhin würde ich gerne den eigentlichen Vorschlag lesen, denn soweit ich durch die Verdrehungen des EF-Magazins herauslesen kann (mann, haben die da viel Energie, zwischen jeden inhaltlichen Satz noch drei überflüssige Verhöhnungen einzustreuen. Soll das unterhaltsam sein?) geht es darum, ein bestimmtes Niveau der Berichterstattung zu bewahren, was ein Anliegen ist, das ich als solches vor dem Hintergrund übelster Qualitätsverluste v.a. im Privatfernsehen und in manchen EU-Staaten generell verständlich finde.

Aber wer darf Qualität verbindlich definieren? Du? Ich? Der Papst? Ein Politbüro?

Ja, das ist das Problem an der ganzen Geschichte, deshalb tendiere ich ja auch dazu, das abzulehnen (würde allerdings erstmal gern das Gesamtkonzept sehen). Einzelne Medien gezielt staatlich zu födern, was ja Briten mit der BBC sehr und Deutsche mit ARD/ZDF einigermaßen erfolgreich machen, sehe ich als vertretbar an, Qualitätskontrolle im Sinne eines Maulkorbs für bestimmte Medien nur unter der klaren Maßgabe von Extremismuskontrolle, wo es klar und unzweifelhaft gegen die Menschenrechte geht.

provinzler hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben:Ich glaube, dass Europa viele Sympathien hätte, wenn das EU-Parlament wirklich etwas zu entscheiden hätte.

Ich weigere mich, mich der Diktion zu unterwerfen "Europa" und EU und die Eurozone wären irgendwie synonym.

Ja, da hätte ich mich präziser ausdrücken sollen, auch wenn die EU als politisches Projekt sicherlich bei manchen wie mir die Hoffnung weckt, eines Tages ein vereintes Staatswesen schaffen zu können. So gesehen gehöre ich auch zu den größenwahnsinnigen Narren.
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon provinzler » So 10. Feb 2013, 19:51

Nanna hat geschrieben:Ja, da hätte ich mich präziser ausdrücken sollen, auch wenn die EU als politisches Projekt sicherlich bei manchen wie mir die Hoffnung weckt, eines Tages ein vereintes Staatswesen schaffen zu können. So gesehen gehöre ich auch zu den größenwahnsinnigen Narren.

Sagen wirs so, wir beide werdens wohl nicht mehr erleben. Allein die Sprachbarriere stellt schon ein nicht ganz unerhebliches Problem dar. In Spanien hat man schon mit fünf Amtssprachen so seine liebe Not, wie soll das mit über 30 gehen? Und auch wenn wir beide vielleicht ganz leidlich des Englischen (und der ein oder andren sonstigen Sprache) mächtig sein mögen, wird sich das nicht auf die ganze Bevölkerung ausdehnen lassen. Ich halte eine Freihandelszone mit Niederlassungsfreiheit für absolut ausreichend. So wies aktuell läuft, wirds jedenfalls nicht mehr lang gutgehen.
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon Gandalf » So 10. Feb 2013, 20:00

Nanna hat geschrieben: (mann, haben die da viel Energie, zwischen jeden inhaltlichen Satz noch drei überflüssige Verhöhnungen einzustreuen. Soll das unterhaltsam sein?)


(ich habe mir dieses Monatsblatt vor Kurzem u.a. aus diesem Grund abonniert ;-))

Nicht vergessen: Kollektivistische Ideologien (so wie die gegenwärtige EU, als auch die meisten Religionen), haben stets kein Problem damit den "guten" Zweck mit "allen Mitteln" zu heiligen. Womit stets initiierende und handfeste Gewalt (auch mittelbar über den Staat) inbegriffen ist. Libertäte und Voluntaristen können das nicht, ohne ihre Ideale zu verraten. (Daher auch der scharfe Disput über das "wählen-gehen" innerhalb) Ihnen bleibt nur das (spitze) Wort, - dass das Individuum zum übedenken seiner Positionen und damit zu Verhaltensänderung bewegen soll. Das kann und 'soll' unangenehm sein, wenn Worte überhaupt Wirkung zeigen sollen. Am Einfachsten geschieht dies, indem man 'Glaubenssätze' und damit politisch korrektes Gehabe der Lächerlichkeit preis gibt (wie ehedem der Hofnarr, in seiner honorigen Stellung am Fürstenhof). Auch auf die Gefahr hin selbst "biestig" zu werden, wenn man dieses "Stilmittel" in Notwehrsituationen zu oft anwendet. (und die Notwehrsituationen nehmen ständig zu!) Aber im Gegensatz zur initiierenden Gewalt, können Worte "verhallen", zurückgenomen und gewandelt werden, ohne das "Erlöser" benötigt wird, der bereit ist "die Schuld der anderen" auf sich zu laden. Im dümmsten Fall macht man sich nur selbst lächerlich - aber schadet niemand anderem.

Grüße
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon Nanna » So 10. Feb 2013, 23:16

provinzler hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben:Ja, da hätte ich mich präziser ausdrücken sollen, auch wenn die EU als politisches Projekt sicherlich bei manchen wie mir die Hoffnung weckt, eines Tages ein vereintes Staatswesen schaffen zu können. So gesehen gehöre ich auch zu den größenwahnsinnigen Narren.

Sagen wirs so, wir beide werdens wohl nicht mehr erleben. Allein die Sprachbarriere stellt schon ein nicht ganz unerhebliches Problem dar. In Spanien hat man schon mit fünf Amtssprachen so seine liebe Not, wie soll das mit über 30 gehen? Und auch wenn wir beide vielleicht ganz leidlich des Englischen (und der ein oder andren sonstigen Sprache) mächtig sein mögen, wird sich das nicht auf die ganze Bevölkerung ausdehnen lassen. Ich halte eine Freihandelszone mit Niederlassungsfreiheit für absolut ausreichend. So wies aktuell läuft, wirds jedenfalls nicht mehr lang gutgehen.

Mir schwebt auch nicht unbedingt eine EU vor, die wie ein klassischer Nationalstaat organisiert ist. Von mir aus können die jetzigen größeren Nationalstaaten aufgespalten werden und in kleinere Regionen mit einem höheren Grad an Selbstverwaltung überführt werden. In kleineren Einheiten wäre auch eine höhere Frequenz an basisdemokratischen Entscheidungen möglich, wobei ich keine Ja/Nein-Abstimmungen im Visier hätte, sondern eine Liste an Vorschlägen, deren Zustimmungsgrad per approval voting (man kreuzt alle Vorschläge an, mit denen man leben kann, der, gegen die wenigsten etwas haben, wird angenommen) ermittelt wird. Der Zentralstaat bekommt nur Aufgaben wie überregionale Infrastruktur, einen Fördertopf (ja doch, braucht man halt irgendwo schon) für schwache Regionen, Strafrecht und Verfassung, Militär, Außenpolitik u.ä. übertragen, wird repräsentativparlamentarisch organsiert (weil zu groß und abstrakt für regelmäßige Basisdemokratie) und hält sich aus den Details der Regionalpolitik heraus. Das spart irrsinnige Summen an nationaler Verwaltung, ungebündelten Militärausgaben usw. ein und ermöglicht den Regionalverwaltungen Modelle auszuprobieren, die für die jeweilige Kultur vor Ort passend ist. Falls man doch zusammenarbeiten will, kann man das ja auf freiwilliger Basis tun, wie z.B. in Deutschland mit den Staatsverträgen und von mir aus kann man auch die Bevölkerung fragen.

@Gandalf:
Die Gefahr ist halt, dass man's übertreibt und nicht mehr ernst genommen wird, also dass die Leute einem nicht mehr zuhören, weil man nur als Schimpfer wahrgenommen wird.
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon webe » So 10. Feb 2013, 23:29

Jene Personen, die ihren Dr.-Titel unrechtsmässig erworben haben und überführt worden sind, sollten neben dem Verlust auch eine entsprechende Geldstrafe entrichten müsssen, es sollte zu einer strafbaren Handlung werden: Also eine zivilrechtliche Straftat.
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon Nanna » So 10. Feb 2013, 23:36

Sehe ich anders, es gibt ja in dem Sinne keine Geschädigten. Ich sehe es auch nicht so gern, dass die Juristen da jetzt derart einbezogen werden. Die Wissenschaftler sollten das unter sich ausmachen, denn wenn jemand geschädigt wird, dann letztlich die Wissenschaft.
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon webe » Mo 11. Feb 2013, 00:04

Eine Doktor-Titel-Aberkennung erfordert einigen Aufwand und daher wäre es einfach rechtens, wenn diese Entwicklung vom Verursacher finanziell getragen wird und über jene Aufwandentschäfigung noch weiteres Geld an die betroffene Uni fliessen würde; eben durch den Täter. Würde auch eine Abschreckung dastellen!
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon Nanna » Mo 11. Feb 2013, 00:32

DIe Uni könnte ja zivilrechtlich klagen, dass sie die Verwaltungskosten reinhaben will.
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Mo 11. Feb 2013, 08:01

Nanna hat geschrieben: es gibt ja in dem Sinne keine Geschädigten.
Aber sicher. Nur ist die Höhe praktisch nicht bezifferbar und der Nachweis wer wirklich wie hoch geschädigt wurde schwer bis unmöglich.

Nanna hat geschrieben:DIe Uni könnte ja zivilrechtlich klagen, dass sie die Verwaltungskosten reinhaben will.
Öh? Wer hat vor 33 Jahren nicht ordentlich geprüft?
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon stine » Mo 11. Feb 2013, 10:22

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Öh? Wer hat vor 33 Jahren nicht ordentlich geprüft?

Sehe ich auch so. Eine Prüfungskommision, die nicht herausgefunden haben will, dass das Geschriebene und das bei der mündlichen Prüfung festgestellte keine neue Erkenntnis, sondern maximal die Wiederholung von bereits Bekanntem mit anderen Worten ist, verdient nicht das Label Universität oder Hochschule mit Promotionsrecht. Das ist so, als würde die Handwerkskammer bei der Meisterprüfung für Konditoren dem Prüfling eine gekaufte Sachertorte als Leistungsbeweis anrechnen.

Allerdings gibt es Geschädigte auf so einem langen Weg mit falschem Doktor wohl, nämlich alle die, die diesen Job nicht bekommen haben, weil ihnen der Rang fehlte. Genauso ist es bei dem Radrennfahrer Lance Armstrong. Wenn man erst mal die Millionen eingesackt hat, kann man sich leicht hinstellen und hinterher sagen, es tut mir leid, ich habe gedopt. Diejenigen, die deswegen die hinteren Ränge belegt haben, sind trotzdem leer ausgegangen und sollten jetzt die Preisgelder und Werbeverträge für sich zurück fordern.

LG stine
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon Nanna » Mo 11. Feb 2013, 11:51

1von6,5Milliarden hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben: es gibt ja in dem Sinne keine Geschädigten.
Aber sicher. Nur ist die Höhe praktisch nicht bezifferbar und der Nachweis wer wirklich wie hoch geschädigt wurde schwer bis unmöglich.

Ich denke, dass aber genau das für die juristische Definition von Geschädigten notwendig wäre. Dass die Wissenschaft als solche Schaden genommen hat, ist natürlich unbestritten.

1von6,5Milliarden hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben:DIe Uni könnte ja zivilrechtlich klagen, dass sie die Verwaltungskosten reinhaben will.
Öh? Wer hat vor 33 Jahren nicht ordentlich geprüft?

Ok, hast Recht. ;-)
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon provinzler » Mo 11. Feb 2013, 12:19

stine hat geschrieben:Diejenigen, die deswegen die hinteren Ränge belegt haben, sind trotzdem leer ausgegangen und sollten jetzt die Preisgelder und Werbeverträge für sich zurück fordern.

LG stine


Geh mal davon aus, dass die hinter ihm gelandeten Teilnehmer ausnahmslos ebenfalls gedopt waren. Ich hatte nen Sportlehrer, der als Student selbst Leistungssport betrieben hat und dabei immerhin an den Bayrischen Meisterschaften teilnahm, und offen zugab selbst gedopt zu haben. Der meinte, dass wer im Herrenbereich irgendetwas oberhalb eines Dorffestsackhüpfens gewinnen wolle, dopen müsse und das wisse auch jeder. In der U17 gibts wohl noch einzelne, die einfach von der körperlichen Entwicklung voraus sind, sodass sie ohne solche Mittelchen auskommen, aber spätestens bei den U19-Junioren ist Feierabend. Zugeben wird das freilich kaum jemand.
Leidtragende sind wenn sie erwischt werden übrigens nur die Sportler. Die sauberen Hintermänner und die scheinheiligen Funktionäre der Verbände, die dürfen die mit der Popularität der Sportler verdiente Kohle nämlich allesamt behalten.
Zuletzt geändert von provinzler am Mo 11. Feb 2013, 13:05, insgesamt 1-mal geändert.
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