Nanna hat geschrieben:Und nochmal: Das heißt nicht, dass man nicht vieles durchaus dezentral planen und organisieren kann. Aber Dezentralität als Monstranz vor sich herzutragen und als Allheilmittel zu propagieren, ist die blinde Anbetung eines Begriffs, in dem man sich irgendwann mal verliebt hat.
Es ist wohl die Aufgabe für die nächsten Jahre hier eine gelungene Mischung hinzubekommen. Keiner will Zentralismus beim berühmten Krümmungsgrad der Schlangengurken, aber wenn der Zentralismus dezentrale Projekte wie die Privatisierung des Trinkwassers beschließt, wird es problematisch. Beim Thema Bildung ist der zentralistische Ansatz bisher allenfalls gut gemeint (anders als beim Wasser, wo man wieder den Verdacht haben muss, dass da geschmiert wurde, damit privat verdient wird). Ernährung und vor allem Themen wie die Energieversorgung der Zukunft können eigentlich nur dezentral gelingen (falls man es mit er Energiewende ernst meint, beim dicken Altmaier – und der wird das nicht alleine entscheiden – habe ich da inzwischen erhebliche Zweifel).
Aber wenn es um Sicherheit, Logistik, Infrastruktur und dergleichen geht, müssen die Fäden sicherlich irgendwo zusammenlaufen.
stine hat geschrieben:Ich persönlich finde, dass Gewerkschaften in einem kapitalistischen System keine Existenzberechtigung mehr haben, weil sie den Wettbewerb in jeder Beziehung verzerren. Sie zerstören mit ihren Forderungen die logischen Konsequenzen die sich aus den Abläufen aus sich selbst heraus folgerichtig entwickeln würden.
Welche logischen Konsequenzen hast Du denn da im Auge? Was ich da sehe, ist eine Ausweitung von Dumpinglöhnen, wobei ich Dir zustimme, dass man früh an den Faktor Eigenverantwortung appellieren muss. Wer für 4 Euro arbeiten geht, hat es irgendwann einmal auch nicht besser verdient, schon allein, weil er damit den anderen auch keinen Gefallen tut und die Löhne drückt, wie schon mehrfach erwähnt wurde.
stine hat geschrieben:Da ich selbst ein Gegener des Bildungswahns bin, verstehe ich deinen Einwand. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass für einige Berufe eben doch eine gute (Allgemein)Bildung wünschenswert, bzw. Vorraussetzung ist.
Nicht nur Polizei. Nimm mal Dein Thema: Erzieherin. Willst Du, dass man da irgendwen hinsetzt, der nicht schnell genug weglaufen konnte? Der Irrsinn liegt darin, dass man meint, jeder müsse heute Abitur machen und könne auch nur mit Abitur Karriere machen. Manche können froh sein, wenn sie mit Topqualifikation überhaupt eine Anstellung bekommen, wenn es mir wirklich darum geht, dass mein Kind ne sichere Zukunft hat, müsste ich ihm heute zu einer Facharbeiterausbildung raten, denn Akademiker zu sein und Arbeit zu haben, heißt noch immer nicht, dass man damit Geld verdient.
stine hat geschrieben:Auch die Zugehörigkeit zur Handelskammer und ähnliche Zünfte gehören mE der Vergangenheit an. Manchmal sind sie eher Hemmschuhe, als konstruktive Wegbegleiter. Die einzige Berechtigung, die diese Zünfte heute noch haben, ist die der Qualitätssicherung im Handwerk. Das ließe sich aber sicherlich auch noch anders regeln.
Das ist doch gerade ein Weg zur Qualitätssicherung. Made in Germany ist auch deshalb heute noch ein Qualitätssiegel, weil die deutschen Arbeiter hervorragend ausgebildet sind. Im Moment bricht das gerade ein, aus diversen Gründen. Der Kunde kann ja mitunter nicht entscheiden, ob etwas qualitativ gut gearbeitet ist, was dazu führt, dass man immer mehr Billigkrempel kauft, der dann die Müllberge vergrößert, was wiederum die Preise im Handwerk drückt, da zu Spannungen führt und so weiter. Gehen ja nicht umsonst so viele
stine hat geschrieben:Für Schulabbrecher sehe ich leider nur die Möglichkeit sich über Hilfsarbeiten am Leben zu halten. Aber - und da gebe ich dir recht - wenn das jemandes Lebensziel ist, warum nicht? Wir müssten das als Gesellschaft aber dann auch zulassen und nicht ständig darüber jammern, dass es dem Hilfsarbeiter finanziell soviel schlechter geht, als dem gut ausgebildeten Facharbeiter.
Ja, womit ich kein Problem hätte.
Meine Vision wäre ohnehin die Idee, dass Arbeit sich wieder lohnen muss, der dumme Spruch, den zwar jeder runterbetet, der aber de facto nicht so ist.
Noch immer bekommt man aus den Sozialsystemen mehr als aus so manchem Job. Wir leben bald in einem Land, in dem, durch den demographischen Wandel bedingt, Arbeitslosigkeit kein Thema mehr sein wird, im Gegenteil, es wird ja bereits jeder, Mütter, Rentner und dergleichen rekrutiert.
Insofern kann man auch bald dazu übergehen, fair zu zahlen, ich kenne eine Untersuchung, die besagt, dass die Menschen dann arbeiten gehen, wenn sie das 1,5-fache dessen durch Arbeit bekommen, was sie sonst durch Sozialleistungen beziehen.
Und man kann das staffeln. Wenn Hilfsarbeiter gut genug bezahlt werden, ist das kein Problem, Hauptsache sie bekommen mehr, als einer, der nicht arbeiten will.
Ein Lohnanreiz klappt m.E. viel besser, als die Gesinnungsschnüffelei, wo wieder ein Heer überflüssiger Bürokraten Dinge prüft, die kaum zu prüfen sind.
Wenn Facharbeiter dann besser bezahlt werden, ist das völlig okay.
Aber Ziel ist eben die Arbeit menschengerecht zu machen, nicht den Menschen arbeitsgerecht.