Neue Bücher über/gegen "Alternativmedizin"

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Beitragvon Myron » Di 26. Mär 2013, 16:40

* Much, Theodor. Der große Bluff: Irrwege und Lügen der Alternativmedizin. Berlin: Goldegg, 2013.

* Weymayr, Christian u. Nicole Heißmann. Die Homöopathie-Lüge: So gefährlich ist die Lehre von den weißen Kügelchen. München: Piper, 2012.
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Re: Neue Bücher über/gegen "Alternativmedizin"

Beitragvon stine » Di 26. Mär 2013, 19:25

Der Einsatz von Placebos wird manchmal auch in der Schulmedizin bewusst angewandt, das sollte man nicht vergessen.
Wirkstoffe sind das Eine, Wirkung erzielen ist manchmal was Anderes.

Nicht dass ich die Homöopatie verteidigen möchte, aber wem 's hilft...

LG stine
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Re: Neue Bücher über/gegen "Alternativmedizin"

Beitragvon xander1 » Mi 27. Mär 2013, 13:12

Mich würde eher ein Buch interessieren, das einen neutraleren Standpunkt hat, denn es gibt sehr viele Alternativmedizinen (wenn es überhaupt einen Plural von Medizin gibt).

Jedenfalls kann man die nicht über einen Haufen werfen und sagen alle sind schlecht und nur die Medizin, die an unseren Unis gelehrt wird sei richtig.

Ich habe ein chinesisches Pflaster für den Rücken ausprobiert. Das hat richtig gut getan. Und das soll ich mir eingebildet haben?
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Re: Neue Bücher über/gegen "Alternativmedizin"

Beitragvon Nanna » Mi 27. Mär 2013, 16:11

"Eingebildet" ist ein beliebtes Wort in dem Zusammenhang, trifft aber nicht den Punkt. Man bildet sich die Wirkung nicht ein, sie ist entweder da oder nicht. Die Frage ist nicht die, ob es wirkt, sondern warum es wirkt. Und da spielt eben der Placeboeffekt eine große Rolle bei Alternativmedizin, d.h. du bildest dir die Wirkung nicht ein, aber die chemischen Prozesse, die zur Linderung führen, initiiert dein Körper selber über Veränderungen in der Hirnchemie, die wiederum Änderungen in der Körperchemie nach sich ziehen, sie werden nicht durch externe Wirkstoffe veranlasst.
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Re: Neue Bücher über/gegen "Alternativmedizin"

Beitragvon Myron » Mi 27. Mär 2013, 17:24

Der Placeboeffekt besteht als ein psychophysischer Effekt darin, dass eine positive Einstellung oder Erwartung bezüglich eines an sich wirkungslosen Medikaments oder einer an sich wirkungslosen Therapie, d.h. allein der Glaube an eine heilende oder symptomlindernde Wirkung zu neurophysiologischen Veränderungen führt, die tatsächlich gesundheitsfördernd sind. Es gibt übrigens auch einen negativen Placeboeffekt, Noceboeffekt genannt: http://de.wikipedia.org/wiki/Nocebo-Effekt
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Re: Neue Bücher über/gegen "Alternativmedizin"

Beitragvon Zappa » Mi 27. Mär 2013, 22:07

Der Placeboeffekt ist recht gut bekannt, wenn auch nicht vollkommen verstanden.

Das Problem entsteht dann, wenn man diesen (und andere) Störgrößen bei Therapieversuchen nicht berücksichtigt. Dann sind die Ergebnisse (wie auch Einzelfallbeobachtungen à la @xander1) vollkommen für die Tonne. Eine Alternativmedizin brauchen wir genau so wie Astronomen die Astrologie. Medizin ist - mehr oder weniger exakte - Wissenschaft, Alternativmedizin der Versuch anstrengungslos angebliche Therapien zu erfinden oder gar deren Wirksamkeit zu behaupten und mit dem Verkauf von wahrscheinlich unwirksamem Mist Millionen zu verdienen.
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Re: Neue Bücher über/gegen "Alternativmedizin"

Beitragvon Vollbreit » Do 28. Mär 2013, 08:37

@ Xander1:

Wer kann schon von sich behaupten, er sei neutral? Die, die es tun, sind ja nicht selten die aller Ärgsten.
Wenn es aber darum geht, dass und ob sogenannte alternative Verfahren mit wissenschaftlichen Mitteln untersucht wurden, da gibt es einiges:
Jon Kabat-Zinn, David Servan-Schreiber, Andrew Weil seien als Beispiele genannt.

Die „old school“ Frontstellung hat in der Realität ürbigens längst abgenommen, man geht da vom Ideologischen weg und hin zum Pragmatischen. Längst gibt es Operateure die an der Operationsfront stehen und sich da tagtäglich bewähren, die also wissen, was „echte Medizin“ ist und die dennoch mit so etwas vermeintlich Antiquiertem wie Handauflegen und Meditation bei seine Patienten setzt. Und es ist nur einer von vielen.

Hier noch etwas, aus der Psychoecke, zum Placeboeffekt:1, 2, 3.
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Re: Neue Bücher über/gegen "Alternativmedizin"

Beitragvon xander1 » Do 28. Mär 2013, 19:58

Das ist doch lächerlich, wenn ihr behauptet, dass nur die gelehrte Medizin recht hat und alle andere Medizin unwissenschaftlich sei. Ich glaube da ist es auch sinnlos dagegen zu argumentieren.

Dann kann ich auch behaupten, dass die gelehrte Medizin nur auf Placeboeffekten beruht. Es gibt viele Richtungen der alternativen Medizin. Ihr kehrt alle über einen Kamm. Wenn schon, dann müsstet ihr auf jede einzelne Richtung eingehen.

In wissenschaftlichen Texten wird gefordert, dass die Argumentation lückenlos seien soll. Wenn man mehreres über einen Kamm schert, ist die Lücke riesig.

Das Pflaster, was ich verwendet habe hatte keinen Placeboeffekt. Und ihr könnt auch gar nicht Wissen oder behaupten, dass es einen Placeboeffekt hat. Als nächstes bilde ich mir wahrscheinlich noch ein, dass ich existiere und die Existenz ist ein Placeboeffekt. Das Pflaster hatte so ein minzartiges Gefühl auf der Haut und wirkte betäubend und die Wirkung war relativ stark.

Wer meint, dass nur die gelehrte Medizin Recht hat, kann auch gleich tätigt werden für die Pharmalobby. Schon mal daran gedacht, dass wiss. Arbeiten auch von der Pharmalobby gesponstert sein können?

Skepsis gehört dazu, und nicht nur auf Seiten der gelehrten Medizin. Gerade alte Menschen vertrauen eher auf Alternativmedizin und das liegt an deren Erfahrung und ja auch deren Weisheit, aber auch Dummheit, weil es auch unwirksame Alternativmedizin gibt.

Ich wette, die die hier behaupten, dass Alternativmedizin unwirksam ist, kennen nicht mal die ganze Latte an verschiedenen Alternativmedizinen.

Gehts darum Sponsoren für das Forum zu bekommen aus der Pharmalobby?
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Re: Neue Bücher über/gegen "Alternativmedizin"

Beitragvon Nanna » Do 28. Mär 2013, 23:29

xander1 hat geschrieben:Gehts darum Sponsoren für das Forum zu bekommen aus der Pharmalobby?

Man kann auch Überzeugungen haben ohne dafür bezahlt zu werden. ;-)

Natürlich ist Alternativmedizin über den Placeboeffekt hinaus wirksam, wo sie mit chemisch wirksamen Substanzen arbeitet. Gerade bei den schwach dosierten Sachen für irgendwelche Alltagswehwehchen dürfte aber der Placeboeffekt eine gewisse Rolle spielen, bei Homöopathie macht er aller Vernunft und Wahrscheinlichkeit nach 100% der Wirksamkeit aus.

Insofern gebe ich dir Recht, dass man differenzieren muss, welche Praktiken man genau meint. Alternativmedizin, die mit klar wirksamen chemischen Stoffen arbeitet, ist allerdings schon wieder relativ nahe dran an der Schulmedizin. Die meisten hier in diesem Thread haben wohl vor allem auf Verfahren angespielt, die sich auf die Wirkung wissenschaftlich nicht aufspürbarer Zusammenhänge beziehen, die teilweise im Widerspruch zu unseren Kenntnissen der Naturgesetze stehen oder zumindest als äußerst unwahrscheinlich angenommen werden dürfen.
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Re: Neue Bücher über/gegen "Alternativmedizin"

Beitragvon xander1 » Fr 29. Mär 2013, 00:04

Nanna hat geschrieben:Alternativmedizin, die mit klar wirksamen chemischen Stoffen ...

Was meinst du mit chemisch ? Wann ist ein Stoff nicht Chemisch? Jeder Stoff ist chemisch - mehr oder weniger.


Nanna hat geschrieben:.... arbeitet, ist allerdings schon wieder relativ nahe dran an der Schulmedizin.

nein
Diese Behauptung muss erstmal belegt werden.


Nanna hat geschrieben: Die meisten hier in diesem Thread haben wohl vor allem auf Verfahren angespielt, die sich auf die Wirkung wissenschaftlich nicht aufspürbarer Zusammenhänge beziehen,

Stevia wird schon seit Jahrhunderten verwendet. Die Wissenschaft meinte lange, dass Stevia ungesund ist. Warum? Weil sie von der Chemielobby gesponsert wurde. Und seit wenigen Jahren kann man Stevia in der EU endlich zum Süßen verwenden.

Nanna hat geschrieben: die teilweise im Widerspruch zu unseren Kenntnissen der Naturgesetze stehen oder zumindest als äußerst unwahrscheinlich angenommen werden dürfen.

Im Widerspruch zu unseren Kenntnissen der Naturgesetze bedeutet nicht, dass ein alternatives Medikament nicht wirkt. Schau dir dazu die Implikation in der Logik kann. Nur weil das Medikament auf nicht existierenden Naturgesetzen basieren soll, heißt das nicht, dass es nicht wirkt, auch über den Placeboeffekt hinausgehend.

Nur weil der Wirkungsmechanismus nicht bekannt ist, heißt das nicht, dass es nicht wirkt.

In der gelehrten Medizin läuft auch nicht alles Glatt. Z.B. bei werden bei Bandscheibenvorfällen viel zu Häufig Operationen durchgeführt. Aber das ist nur ein Beispiel.

Übrigens ist Schulmedizin ein Begriff, der das Gebiet dieser Medizin herabsetzen soll, damit man nicht Wissenschaft sagt. Von Schulmedizin reden die Alternativmediziner.
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Re: Neue Bücher über/gegen "Alternativmedizin"

Beitragvon Nanna » Fr 29. Mär 2013, 01:41

xander1 hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben:Alternativmedizin, die mit klar wirksamen chemischen Stoffen ...

Was meinst du mit chemisch ? Wann ist ein Stoff nicht Chemisch? Jeder Stoff ist chemisch - mehr oder weniger.

Ja, aber dafür muss ein Stoff natürlich erstmal vorhanden sein. Bei Homöopathie oder irgendwelchen Auren oder "Energiefeldern", die irgendwie nur der Geistheiler sehen kann, ists damit schon mal Essig.

xander1 hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben:.... arbeitet, ist allerdings schon wieder relativ nahe dran an der Schulmedizin.

nein
Diese Behauptung muss erstmal belegt werden.

Die Grundidee ist dieselbe: Man behandelt einen bestimmten körperlichen Zustand, indem man einen chemischen Wirkstoff einbringt, der diesen Zustand verändert. Klar, Doppelblindstudien kann man bei TCM jetzt nicht gerade erwarten.

xander1 hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben: Die meisten hier in diesem Thread haben wohl vor allem auf Verfahren angespielt, die sich auf die Wirkung wissenschaftlich nicht aufspürbarer Zusammenhänge beziehen,

Stevia wird schon seit Jahrhunderten verwendet. Die Wissenschaft meinte lange, dass Stevia ungesund ist. Warum? Weil sie von der Chemielobby gesponsert wurde. Und seit wenigen Jahren kann man Stevia in der EU endlich zum Süßen verwenden.

Ja, das sagt man sich gerne gegenseitig in Kreisen, wo alles, was seit Jahrhunderten verwendet wird, grundsätzlich gut und alles industrielle grundsätzlich schlecht ist, auch wenn man anschließend mit dem Auto nach Hause fährt und nicht auf dem Esel heim reitet.... aber lassen wir das.

Stevia ist nach wie vor ein weitestgehend unerforschtes Naturprodukt mit unheimlich vielen Inhaltsstoffen, über deren Wirkung keiner so genau bescheid weiß. "Die Wissenschaft" hat nie gesagt, dass Stevia ungesund ist, die Zulassung wurde nur wegen nicht erwiesener Unbedenklichkeit verweigert, was etwas ganz anderes ist. Und übrigens war es die Zuckerindustrie, die des wettbewerbsverzerrenden Lobbyings beschuldigt wurde, nicht die chemische Industrie. Da Stevia sich auch nur bedingt zum Ersatz von Zucker und anderen Zuckeraustauschstoffen eignet, ist insgesamt auch übermäßiger Jubel unangebracht. Süß essen ohne dick zu werden wird auch Stevia nicht ermöglichen. Zu dem Rattenschwanz an Problemen mit Stevia siehe hier: http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/t ... -1.1610774

xander1 hat geschrieben:Nur weil der Wirkungsmechanismus nicht bekannt ist, heißt das nicht, dass es nicht wirkt.

Richtig und auch bei manchem Medikament weiß man nicht hundertprozentig, was es eigentlich genau macht im Körper. Aber wenn eine Wirkung eintritt, lässt sie sich empirisch belegen. Bei vielen alternativmedizinischen Behandlungen kommt man hier aber über die bekannten Effekte von Placebos nicht hinaus. Dass die Wirkungmechanismen, die von den Alternativmedizinern dann noch vorgeschlagen werden häufig reichlich hanebüchen daherkommen, tut da nur noch ein übriges.

xander1 hat geschrieben:In der gelehrten Medizin läuft auch nicht alles Glatt. Z.B. bei werden bei Bandscheibenvorfällen viel zu Häufig Operationen durchgeführt. Aber das ist nur ein Beispiel.

Hat auch keiner behauptet. Meines Erachtens spricht auch nichts dagegen, Alternativmedizin bei kleineren Alltagsbeschwerden oder zur Linderung von Nebenwirkungen starker Medikamente, beispielsweise in der Krebstherapie, einzusetzen, solange der behandelnde Arzt darüber informiert ist und aufpasst, dass keine gefährlichen Sachen, die man mit "ordentlicher" Medizin behandeln muss, durch die Lappen gehen.

xander1 hat geschrieben:Übrigens ist Schulmedizin ein Begriff, der das Gebiet dieser Medizin herabsetzen soll, damit man nicht Wissenschaft sagt. Von Schulmedizin reden die Alternativmediziner.

Sinnvoller wäre es wohl, einfach nur von "Medizin" zu sprechen, wenn man die evidenzbasierte Medizin meint, und das andere "Traditionsinspirierte Heilversuche mit überschaubaren Erfolgschancen" (THVÜEC) zu nennen oder so...
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Re: Neue Bücher über/gegen "Alternativmedizin"

Beitragvon Gitterin » Di 21. Mai 2013, 21:17

Hallo,
ich nutze für meine Tiere viele homoöphatischen Mittel und hab auch gute Erfahrungen. Meinem Vogel kann ich schlecht einreden dass die Medis helfen, also ist das mit dem Placeboeffekt sone Sache. Natürlich merkt der Vogel das was im Trinkwasser ist, aber auf Vitamintropfen hat er auch nicht reagiert (bevor jetzt jemannd aufschreit).
Man sollte nicht vergessen, dass die pharmazeutiscen Medis daraus entstanden sind.
Es gibt auch viel Blödsinn, womit manche Hokus-Pokus Leute ihr Geld verdienen, aber es gibt durchaus auch wirksame Mittel
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Re: Neue Bücher über/gegen "Alternativmedizin"

Beitragvon Nanna » Di 21. Mai 2013, 22:15

Gitterin hat geschrieben:Meinem Vogel kann ich schlecht einreden dass die Medis helfen, also ist das mit dem Placeboeffekt sone Sache

Interessanterweise scheint beim Placeboeffekt nicht nur relevant zu sein, ob die behandelte Person bzw. das behandelte Wesen daran glaubt, sondern auch ob der Behandler von der Wirksamkeit überzeugt ist. Ob der Vogel das jetzt mitkriegt sei mal dahingestellt, wäre aber eine mögliche psychologische Erklärung.
Ich gehe ja eher davon aus, dass sich deine Wahrnehmung des Tieres sich verändert oder der Vogel einfach von selbst wieder gesund geworden ist. Das ist auch bei menschlichen Patienten häufig ein fälschlich wahrgenommener "Beleg" dafür, dass die Mittel wirken. Da homöopathische Mittel meist bei minderen Beschwerden eingenommen werden - auf gut Deutsch: bei Sachen, die auch von allein weggegangen wären -, redet man sich schnell ein, dass der rituell beschüttelte Zucker damit etwas zu tun gehabt haben könnte. Ist ja schließlich ein angenehmer Gedanke, dass man für die kleinen Wehwehchen etwas zur Hand hat.

Bevor du jetzt sagst: "Aber ich hätte doch gemerkt, wenn's nicht funktioniert hätte." Ich glaube, dass man da selbstkritisch sein muss und sich nicht zu viel auf das subjektive Gefühl der Objektivität verlassen darf. Jeder glaubt, er würde alles, von seinem Leben bis zu seinen Mitmenschen und Erlebnissen genau beobachten, aber tatsächlich wird unsere Erinnerung permanent neu von unserem aktuellen Gemütszustand eingefärbt und so umgebaut, dass es sich richtig anfühlt. Wer schonmal Zeugenaussagen nach einem Unfall erlebt hat, weiß, was für ein schlechtes Dokumentationsmedium unser Gehirn ist. Wir bilden uns schnell viel ein, was wir gern glauben möchten oder nicht als hinterfragenswert wahrnehmen, häufig, weil wir gar nicht darauf kommen, dass es das sein müsste. Die Praktik des Aderlasses hat sich beispielsweise seit der Antike über Jahrtausende gehalten, obwohl selbst mit damaligen Beobachtungsmöglichkeiten bei einer sauberen empirischen Untersuchung sofort hätte auffallen müssen, dass außer einer weiteren Schwächung des Patienten mit einem Aderlass nichts gewonnen werden konnte. Ironischerweise war Hahnemann, der Erfinder der Homöopatie, selbst ein vehementer Gegner des Aderlasses. Noch ironischer ist, dass er eine wirkungslose Methode gegen eine andere eingetauscht hat. Der Homöopathie kann man allenfalls zugute halten, dass sie für sich angewendet unschädlich ist und Schaden nur insofern entfaltet, als dass sie andere Behandlungen verzögert hätte.

Vitamintropfen helfen übrigens nur bei eindeutigen Mangelerscheinungen. Als allgemeines Stärkungsmittel, das man mal so auf Verdacht gibt, sind sie Homöopathie in grün. Dass der Vogel darauf nicht reagiert hat, halte ich daher für wenig verwunderlich.
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Re: Neue Bücher über/gegen "Alternativmedizin"

Beitragvon xander1 » Di 21. Mai 2013, 22:31

War nur ne Frage der Zeit bis sich ein Bright hier auf @Gitterin stürzt usw. Das muss ein richtiger Genuss sein, dagegen gegen @Gitterin zu argumentieren auf dem Territorium hier, ein Heimspiel quasi.
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Re: Neue Bücher über/gegen "Alternativmedizin"

Beitragvon Nanna » Di 21. Mai 2013, 22:39

Na, zumindest traue ich Gitterin die geistige Mündigkeit zu, sich mit einer Gegenargumentation auseinanderzusetzen.
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Re: Neue Bücher über/gegen "Alternativmedizin"

Beitragvon Zappa » Mi 22. Mai 2013, 16:42

Gitterin hat geschrieben: Meinem Vogel kann ich schlecht einreden dass die Medis helfen, also ist das mit dem Placeboeffekt sone Sache.

Der Placeboeffekt ist für Tiere ebenfalls gut bekannt und experimentell belegt (-> https://de.wikipedia.org/wiki/Placebo#P ... bei_Tieren ). Zuwendung, Trost und Interesse wirken auch bei (höheren) Tieren. Homöopathie dagegen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht.
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Re: Neue Bücher über/gegen "Alternativmedizin"

Beitragvon Vollbreit » Do 23. Mai 2013, 09:28

@ Zappa:

Nun, da die anderen Erklärungen der Wirkung der Homöopathie bei Tieren kassiert wurden (Erwartungshaltung und Konditionierung), wird also wieder das älteste Argument aufgefahren. Die liebevoll Zuwendung ist es, die heilt.
Sicher heilt liebevolle Zuwendung, aber ich frage mich immer und andere dann auch, warum sie glauben, dass Tierbesitzer ihr Tier die ganze Zeit nicht liebevoll behandeln, es aber genau und nur dann tun, wenn sie zum Homöopathen gehen?

Es ist ja nicht so, dass Tierbesitzers erste Adresse in jedem Fall der Homöopath ist. Nehmen wir an Hasso ist krank. Die normale Reaktion ist ja, erst mal abzuwarten, ob man sich nicht irrt. „Findest du nicht auch, dass er einen schlechten Eindruck macht?“ Man macht sich Sorgen und hätschelt Hasso schon dann. Vielleicht frisst Hasso nicht wie sonst und bekommt dann sein Lieblingsfutter, vielleicht will er nicht spazieren, oder fiept oder sonst etwas. Also geht man zum Tierarzt, als durchschnittlicher Tierbesitzer schon halbwegs besorgt. Kriegt Hasso bisher keine Zuneigung und Aufmerksamenkeit? Warum hilft die nicht?

Gesetzt, Hasso hat eine Erkrankung die der Tierarzt nicht in den Griff bekommt, warum auch immer und Tierbesitzer hört: „Geh doch mal zu dem und dem Tierheilpraktiker“.
Und hier erst setzen dann Zuwendung und Aufmerksamkeit ein? Hier erst beginnen sie zu wirken? Ausgerechnet hier gibt es immer Zufallstreffer? Natürlich wirkt hier nichts, kann ja nicht, weiß man ja. Also muss es Wunschdenken sein, Zufall, oder liebevolle Zuwendung.

Der liebevollen Zuwendung will ich mich hier zuwenden, zum Wunschdenken gleich.



@ Nanna:

Bin ja direkt froh, dass es noch Themen gibt, bei denen ich Dir nicht zustimme. ;-)

Das ist zwar die Übernahme einer handelsüblichen Erklärung, aber dennoch ist das, was Du da behauptest, nicht ohne.
Es ist ja nicht weniger als ein: Du irrst dich. Deine Wahrnehmung muss dich trügen. Der (verständliche) Wunsch, dass es deinem lieben Tier gut gehen möge, lässt dich die Realität etwas verzerrt wahrnehmen.

Du sagst, fairerweise, das gelte für alle Bereiche, ständig würde unsere (falsche) Erinnerung unser Leben neu umschreiben.
Ja und nein. Wenn Dir ein Freund erzählt, er sei gestern im Kino gewesen, glaubst Du ihm?
Wenn jemand sagt, seine Kopfschmerzen seien jetzt besser, glaubst Du ihm?
Wenn Dir jemand erzählt, er habe ein Geschäftsessen gehabt und dabei ausgezeichnet gegessen, glaubst Du ihm?
Wenn Dir eine junge Mutter erzählt, der Keuchhusten ihrer Tochter würde nun zum Glück zurückgehen, glaubst Du ihr?
All diese – und noch viel mehr – Bemerkungen lässt man selbstverständlich passieren.

Bei der Homöopathie heißt es dann: „Stopp, das kann nicht sein, musst du dir einbilden.“ Man sagt es netter, meint es aber.
Und nun kommt es eben zu der Frage, was hat das Biest denn? Ist es irgendeine unspezifische Lurigkeit? Er frisst nicht mehr mit dem gleichen Appetit? Er wirkt so lustlos?
Keine Frage, Menschen können das wahrnehmen, die einen besser, die anderen schlechter, aber hier ist es sicher schwer zu bestimmen, ob das Tier krank ist.

Wenn aber ein Hund Fell verliert, meinetwegen eine handtellergroße kahle, schuppende Stelle zu sehen ist, kann man sich darüber täuschen?
Wenn ein Hund deutlich sichtbar humpelt, kann man sich darüber täuschen? (Wir sind ja wahrnehmungstechnisch gerade auf Abweichungen von der Norm geeicht, Normalität fällt uns nicht auf, Abweichungen i.d.R.. sofort.)
Wenn ein Tier tatsächlich nichts mehr frisst, kann man sich darüber täuschen?

Ich glaube, dass es sehr wohl möglich ist, hier zu differenzieren.
Ich wüsste nicht, mit welchen Recht man jemandem diese Fähigkeit hierzu absprechen sollte, wenn er nicht den ganzen Tag merkwürdige Dinge erzählt.
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Re: Neue Bücher über/gegen "Alternativmedizin"

Beitragvon mat-in » Do 23. Mai 2013, 10:23

stine hat geschrieben:Der Einsatz von Placebos wird manchmal auch in der Schulmedizin bewusst angewandt, das sollte man nicht vergessen.
Dagegen ist überhaupt nichts zu sagen, auch die ausführliche, detailierte erstanamnese könnte sich der Schulmediziner beim Homöopathen abschauen. Das Problem ist das mit enormem Aufwand - sowohl in der Ausbildung der Leute, als auch in der Herstellung der Medikamente - ein unglaublicher Humbug getrieben wird. Zu Hahnemanns Zeiten benutze man grammweise Schermetalle und Gifte wie Arsen um alles mögliche zu behandeln. Quecksilber gegen Geschlechtskrankheiten, Bleisulfat zum Enthaaren, ... Was der durchaus aufgeklärte, studierte Chemiker gemacht hat, war das Leben seiner Mitmenschen zu verbessern indem er ihnen eingeredet hat, weniger von dem Gift zu nehmen sei wirksamer. Dazu ein guter Artikel: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/ ... t/2079795/

Der gesamte esoterische Überbau der Homöopathie ist Unsinn. Man kann getrost in die Tonne kloppen welcher Wirkstoff wie verdünnt gegen was hilft und diese Kosten sparen.

Anektodische Erzählungen sind keine Beweise und ich habe noch KEINE methodisch und statistisch gute gemachte Studie gelesen, die zu einem anderen Schluß kam als "es wirkt nicht besser als bei einem 'wirkungslosen' Placebo zu erwarten". Und es schleppen wir regelmäßig Leute Studien an für die ich dann Zeit abknabber zu schauen was da falsch gelaufen ist.

xander1 hat geschrieben:Jedenfalls kann man die nicht über einen Haufen werfen und sagen alle sind schlecht und nur die Medizin, die an unseren Unis gelehrt wird sei richtig.
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Man kann Alternativmedizin durchaus "über einen Kamm scheren", wenn man darunter "Medizin bei der sich keine Wirkung belegen läßt" zusammenfaßt. Bachblüten, Kristalle, Geister wegrasseln, Homöopathie, die meisten TCM Sachen, ...
Wenn etwas tatsächlich eine Wirkung hat, die über dne Placeboeffekt hinaus geht (nicht mit "einbilden verwechseln!"), dann wird das untersucht, geklärt und ist danach Teil der Schulmedizin:

Weidenrinde gegen Kopfschmerzen -> Wirkung festgestellt -> Wirkstoff gefunden -> Wirkstoff Magenverträglicher gemacht -> Tabletten hergestellt.
Bach Blütentherapie -> keine Wirkung festgestellt -> Idee verworfen -> Abfall mit dem sich Betrüger und Aasfresser an der Hoffnung der Kranken weiden.
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Re: Neue Bücher über/gegen "Alternativmedizin"

Beitragvon Vollbreit » Do 23. Mai 2013, 10:45

Anekdoten sind keinesfalls wertlos, sie sind nur für die Wissenschaft wertlos, da mitunter kein Ansatzpunkt zu finden ist, wie man ein für alle wirksames Prinzip isolieren kann.
Das ist durchaus ein eigenes Thema, in vielerlei Hinsicht.

Was war jetzt noch mal an der Studie in diesem Beitrag (unten) nicht in Ordnung?
viewtopic.php?f=6&t=2296&p=90324#p90324

Der Artikel stellt die Absichten Hahnemanns nicht korrekt dar.
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Re: Neue Bücher über/gegen "Alternativmedizin"

Beitragvon mat-in » Do 23. Mai 2013, 13:33

Vollbreit hat geschrieben:Was war jetzt noch mal an der Studie in diesem Beitrag (unten) nicht in Ordnung?
viewtopic.php?f=6&t=2296&p=90324#p90324

Für mich würden Publikationen die nicht mal einem Peer-Review oder einer Überprüfung der Statistik unterzogen werden ja direkt rausfallen, aber wenn es weiter hilft ziehe ich mir die 9 Seiten heute Abend mal rein...

EDIT:
Habe es mir im Schnellverfahren angesehen. Ich kann KEINERLEI Statistische Auswertung erkennen, keine p-Werte, keine Angaben ob und wie die "Signifikanten" Unterschiede ausgewertet wurden. Dafür sehe ich aber eine Kontrolle die einen deutlichen Effekt zeigt, der durchaus bei so kleinen Standardabweichungen auch signifikant sein sollte. Und wie gesagt... KEIN peer-review in der Zeitschrift!
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