dann frage ich mich schon, wo das Problem ist.Joachim Heinz, in 'Die Welt' hat geschrieben:Im Bereich der Esoterik seien langfristige und exklusive Bindungen "nicht die Regel", betonte die Wissenschaftlerin. Tatsächlich liege etwa der Anteil jener Menschen, die sich ernsthaft mit Astrologie auseinandersetzten, seit Jahren bei rund fünf Prozent.
(Quelle: obiger link),
Robert Brandom hat geschrieben:„Dieses Verständnis von Wahrheit und Nützlichkeit zu einem Zweck – wie nützlich in irgendeinem Sinn das Haben einer mutmaßlich wahren Überzeugung ist – könnte man als „stereotypen Pragmatismus“ bezeichnen. Man sollte sich im klaren darüber sein, was für eine Theorie das ist. Dass gelegentliche Fragen angebracht sein könnten wie: Ich glaube, dass die Theorie funktioniert (z.B., dass sie richtige Voraussagen macht), aber woher weiß ich, dass sie wahr ist? – zeigt allein schon, dass ein solcher Pragmatismus als Erläuterung unserer Wahrheitsvorstellung überhaupt nicht einleuchtet.“
(Brandom, Expressive Vernunft, 1994, dt. Suhrkamp 2000, S. 414)
Robert Brandom hat geschrieben:„Es ist keineswegs so, dass jemand in jedem Einzelfall eher den gewünschten Erfolg hat, wenn er beim Überlegen von einer wahren anstatt falschen Überzeugung ausgeht. Der Erfolg eines Planes kann durch falsche Begleitüberzeugungen durchkreuzt werden, so dass es nötig sein kann, zum Ausgleich eine weitere falsche Überzeugung zu haben. Wenn jemand eine Schlucht überqueren möchte und den Plan hat einen Baum zu fällen, falls er einen genügend großen nahe genug am Rande findet, dann hat er eher Erfolg, wenn er von dem einzigen in Frage kommenden Baum fälschlicherweise glaubt, er sei über 12 m hoch, als wenn er richtig glaubt, er sei nur 9 m hoch – wenn er gleichzeitig von dem 7,5 m breiten Einschnitt fälschlicherweise glaubt, er sei 12 m breit. Solche Möglichkeiten sind zwar kein Grund, generell lieber ausgehend von falschen Überzeugungen zu handeln, doch sie zeigen, dass der Erfolg mit einer Eigenschaft von Mengen von Überzeugungen und nicht mit Einzelüberzeugungen zusammenhängt. Wenn das anerkannt wird, wird der betreffende pragmatische Grundsatz oft als die Behauptung formuliert: „Wenn alle unsere Überzeugungen wahr wären, dann würden unsere davon ausgehenden Handlungen unser Wünsche erfüllen.“ Doch auch das dürfte nicht ganz richtig sein. Um Erfolg zu gewährleisten, müsste man nicht nur den Irrtum, sondern auch die Unwissenheit ausschließen, denn Tatsachen, die dem Handelnden nicht bewusst sind, können zum Misserfolg führen, auch wenn alle seine Überzeugungen richtig sind.“
(ebd. S.420f)
Vollbreit hat geschrieben:
Du beziehst Dich immer wieder auf ein pragmatisches Navigationssystem, im Umgang mit der Welt, das sich an der Frage: Klappt's, oder nicht?/ Erfolg (erreiche ich mein Ziel), oder nicht?, orientieren soll.
M.E. blendest Du dabei aber zwei Problematiken aus, die eine ist eher eine psychologische:
Wieso glaubst Du, dass nicht auch (oder gerade?) eine leicht verzerrte Sicht auf „die Realität“ (was immer das nun sei) im Sinne Deines Erfolgsmodells hilfreich ist?
ujmp hat geschrieben:Was es gibt, sind Leute die Märchen verbreiten um andere damit zu steuern. Was es aber nicht gibt ist, dass jemand selbst an etwas glaubt, wovon er überzeugt ist, dass es nicht stimmt. Ein normal entwickeltes Gehirn lässt eine solche Inkonsistenz nicht zu.
Niemand hat gesagt, dass sie das sollen oder tun, es ging darum, ob man davon profitert.ujmp hat geschrieben:Sie fungieren nicht als Tatsachenbehauptungen über die Welt.
Vollbreit hat geschrieben:ujmp hat geschrieben:Was es gibt, sind Leute die Märchen verbreiten um andere damit zu steuern. Was es aber nicht gibt ist, dass jemand selbst an etwas glaubt, wovon er überzeugt ist, dass es nicht stimmt. Ein normal entwickeltes Gehirn lässt eine solche Inkonsistenz nicht zu.
Und warum nicht? Menschen können nun nachgewiesenermaßen an so ziemlich alles glauben. Ich muss doch wohl jetzt nicht 30 Beispiel aufzählen.
Vollbreit hat geschrieben:Wieso glaubst Du, dass nicht auch (oder gerade?) eine leicht verzerrte Sicht auf „die Realität“ (was immer das nun sei) im Sinne Deines Erfolgsmodells hilfreich ist?
Das ist m.E. kein Widerspruch in sich.ujmp hat geschrieben:Deine Frage war doch:Vollbreit hat geschrieben:Wieso glaubst Du, dass nicht auch (oder gerade?) eine leicht verzerrte Sicht auf „die Realität“ (was immer das nun sei) im Sinne Deines Erfolgsmodells hilfreich ist?
Die Antwort lautet: Das ist ein Widerspruch in sich. Man kann nicht eine "verzerrte sicht auf die Realtität" anstreben, weil das erfolgversprechender wäre, weil der Erfolg ja bitteschön real sein soll.
Das scheint mir ein lebensfernes Szenario zu beschreiben. Wer macht den etwas, von dem er überzeugt ist, dass es sinnlos ist? Man macht etwas, weil man meint, es sei sinnvoll oder, weil man eine bestimmte Resthoffnung hat. Vielleicht hilft die nächste Chemotherapie ja doch noch. Das machen auch Leute, bei denen die ersten drei nicht viel gebracht haben. Vielleicht ändert sich der Partner ja doch noch und es wird wieder alles wie früher.ujmp hat geschrieben:Wenn jemand davon überzeugt ist, dass Gebete ihm helfen, kann ich das respektieren. Wenn aber jemand etwas tut, wovon er überzeugt ist, dass es sinnlos ist, kann ich ihn nur bedauern.
Vollbreit hat geschrieben:Das scheint mir ein lebensfernes Szenario zu beschreiben. Wer macht den etwas, von dem er überzeugt ist, dass es sinnlos ist? Man macht etwas, weil man meint, es sei sinnvoll oder, weil man eine bestimmte Resthoffnung hat. Vielleicht hilft die nächste Chemotherapie ja doch noch. Das machen auch Leute, bei denen die ersten drei nicht viel gebracht haben. Vielleicht ändert sich der Partner ja doch noch und es wird wieder alles wie früher.ujmp hat geschrieben:Wenn jemand davon überzeugt ist, dass Gebete ihm helfen, kann ich das respektieren. Wenn aber jemand etwas tut, wovon er überzeugt ist, dass es sinnlos ist, kann ich ihn nur bedauern.
Wen kennst Du denn, der sich in der Apotheke regelmäßig Vitaminpräparate kauft und davon überzeugt ist, dass die Dinger nicht helfen?
Vollbreit hat geschrieben:Wieso glaubst Du, dass nicht auch (oder gerade?) eine leicht verzerrte Sicht auf „die Realität“ (was immer das nun sei) im Sinne Deines Erfolgsmodells hilfreich ist?[usw.]
Ja.ujmp hat geschrieben:Du hast hier nahegelegt, dass eine verzerrte Sicht auf die Relalität im Sinne eines "Navigators" hilfreich sei.
Ach so.ujmp hat geschrieben: Es benutzt aber niemand einen Navigator, von dem er weiß, dass er nicht funktioniert - das war meine Antwort darauf.Jetzt versuchst du mich quasi darüber aufzuklären, das du selbst Unfug geredet hast, obwohl ich dich gerade darüber selbst aufgeklärt habe. Gleichzeitig bestreitest du, dass das ein Widerpruch in sich ist!
Genau, das hast Du gut erkannt.ujmp hat geschrieben:Wenn eine Überzeugung ein wünschenswertes Ziel erreicht, ist sie auch ein brauchbarer Navigator. Eine Wünschelrute ist unbrauchbar, wie unzählige Male nachgewiesen wurde. Eine Religion kann prinzipiell ein brauchbarer Navigator sein - wenn du keinen besseren hast, dann nimm sie! Um das Prinzip geht es aber nicht, sondern um ganz konkrete Kritik und konkrete bessere Alternativen.
Vollbreit hat geschrieben:Die Sicherheit, mit der Du zu wissen vermeinst, dass der gut funktionierende Navigator auch tatsächlich gut funktioniert, die wollte ich hinterfragen, bzw. von Dir erklärt haben, aber das hat Dich überfordert. Okay. Reflexion ist nicht jedermanns Sache.
ujmp hat geschrieben:Die Frage ist, wie gut ein Navigator funktioniert, relativ zu anderen.
Ja. Dem stimme ich ausdrücklich zu.ujmp hat geschrieben:Wenn du kein Ziel hast und damit keine Erwartungen, dann kannst du irgend ein Ding hernehmen, bei dem sich der Zeiger zufällig im Kreise dreht. Ein echter Kompass ist dir dann gleichviel Wert wie eine Wünschelrute. Wenn du aber ein Ziel hast und der Kompass hilft dir es zu erreichen, dann nutzt du ihn auch, und eben dieser Nutzen ist sein Funktionieren.
ujmp hat geschrieben:Deine Äußerungen eigenen sich manchmal schlecht zur "Reflexion", weil man erstmal fertige Gedanken daraus machen muss.
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