Der Satanismus ist insofern interessant, weil christliche Mystiker etwas ähnliches schreiben, so finden wir bei Meister Eckhart die Zeilen:
Meister Eckhart hat geschrieben:In diesem Aufschwung empfange ich so großen Reichtum, daß Gott mir nicht genug sein kann mit allem dem, was er als Gott ist, und mit allen seinen göttlichen Werken; denn mir wird in diesem Durchbrechen zuteil, daß ich und Gott eins sind. Da bin ich, was ich war, und da nehme ich weder ab noch zu, denn ich bin da eine unbewegliche Ursache, die alle Dinge bewegt. Allhier findet Gott keine Stätte in dem Menschen, denn der Mensch erringt mit dieser Armut, was er ewig gewesen ist und immerfort bleiben wird. Allhier ist Gott eins mit dem Geiste, und das ist die eigentlichste Armut, die man finden kann.
http://www.pinselpark.org/philosophie/e ... selig.html
Der Kontext macht den Unterschied. Wo es dem Satanisten um Egoaufblähung geht, geht es dem Meister um Abbau, um geistige Armut im Sinne des Loslassens von allen Ansprüchen, selbst denen, ein gottgefälliges Leben führen zu wollen.
Die Fairness gebietet es allerdings zu sagen, dass auch sogenannte Satanisten nicht alle so platt sind, wie es mitunter erscheint. Viele, das stimmt, geben sich das böse Buben Image, bestehend aus diversen Abhärtungs- und Ekeltrainings und einer flachen Nietzsche-Interpretation, die große Ähnlichkeiten mit dem verdrängten Business-Hype der späten 1990er hatte, indem für sündhaft teures Geld in Großevents, die überschaubare Idee transportiert wurde, dass man alles erreichen kann, wenn man es nur feste genug will.
Etwas anderes lernen die Satanisten auch nicht, nur lassen die sich dafür nicht so viel Geld aus der Tasche ziehen, von den Nieten im Nadelstreifen.
Die intelligentere Version der luziferischen Ansätze bestand in der Idee, dass Gott, wenn er alles ist, kein „lieber Gott“ sein kann, denn ein lieber Gott, die ein halber Gott. Dahinter liegt das von Darth durchaus richtig erkannte Problem, dass Gott wenn er allmächtiger Schöpfer ist, den Satan auch geschaffen haben muss und da fragt man sich, wie kann er nur? Hat er das aber nicht getan, ist die Allmacht Gottes lädiert.
Eine Konsequenz ist, dass Gott nicht nur lieb sein kann, wenn er alles ist, eine andere lautet, dass wir Gott keine Schonkost verabreichen müssen, sondern dass er uns mit unseren guten und bösen Anteilen annimmt. Hier kann durchaus mit Eckhart kurzgeschlossen werden, allerdings ergeben sich hieraus ein paar ethische Problematiken, denn was folgt denn nun daraus, dass wir nun unbestritten lichte und dunkle Anteile in uns haben? „Tue was du willst“ sagt Crowley, der bekannteste Satanist, Augustinus' Version lautet „Liebe und tue, was du willst“. Bei einer ganz interessanten magischen Bruderschaft, die auf eine längere Tradition zurückblickt, den Fraternitas Saturni, wurde daraus „Liebe ist das Gesetz. Liebe unter Willen. Mitleidlose Liebe.“ Irgendwie trifft hier Schopenhauer auf Augustinus und man weiß nicht ganz genau, was man davon halten soll.
Letztlich ist die Erkenntnis, dass der Mensch weder nur gut ist, noch es sein kann, durchaus psychologisch brauchbar. Dass die Liebe als Navigationshilfe eingeführt wird, ist durchaus interessant, denn wenn der Mensch auch nie nur gut sein kann (und es stets ein Desaster wird, wo er es versucht), da ist doch das Verhältnis von Liebe und Aggression ein sehr entscheidendes Moment.