Der Gotteswahn

Der Gotteswahn

Beitragvon Max » Mi 25. Jul 2007, 14:36

Bin bei meiner Büchersuche zufällig gerade darüber gestolpert: Die deutsche Ausgabe Dawkins' neustesten Buches.

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Der Gotteswahn
Richard Dawkins
Ullstein Hc 2007-09 Gebundene Ausgabe
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Beitragvon molosovsky » Mi 25. Jul 2007, 16:01

Hab ich vor einigen Wochen gelesen. Nach Dennetts »Breaking the Spell« meine zweite ›Bright‹-Lektüre seit Jahren. Sehr lesenswertes Buch.

Hier gehts zu Teil eins der löblichen Abschweifungen von Blogger kamenin zu Dawkins neustem Werk.

Grüße
Alex / molo
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Beitragvon stefan2 » Mi 25. Jul 2007, 16:57

Die deutsche Ausgabe erscheint aber wohl erst im September - aber keine Angst vor dem englischen Text; er liest sich eigentlich ganz gut. Und die englischen Bücher sind (sogar gebunden) meist noch billiger als die deutsche!
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Beitragvon pedrillo » Mi 25. Jul 2007, 17:43

Ich warte, bis es auf Deutsch raus kommt (und habe es bereits vorbestellt). Wobei ich mir nicht sicher bin, ob Dawkins' kämpferischer Atheismus meine Sache ist. Wir werden sehen...

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Beitragvon Libertine » Do 26. Jul 2007, 08:55

Ich hab auch erst gezögert, die englische Ausgabe zu lesen, aber ich wollte einfsch nicht mehr auf die Übersetzung warten. Und die sprachlichen Bedenken waren gänzlich unbegründet…ist wirklich einfach zu lesen.
Das Buch hat mich über alle Maßen beeindruckt! Und das einzig „radikale“ daran ist, dass er den Glauben an gott einfach wissenschaflich auseinandernimmt, aber keine spur von Polemik oder missionarischem Atheismus. Höchstens Leidenschaft. Ich kann das Buch jedem ans Herz legen, der sich auch nur ansatzweise für das Thema interessiert. :2thumbs:

„My eyes are opened! Hey everyone, I'm an atheist! I totally get it now! Evolution explains everything! There is no great mystery to life, just evolution and God's a spaghetti monster! Thank you, Richard!“- Mrs. Garrison („South Park“) :^^:
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Beitragvon emporda » Di 7. Aug 2007, 19:04

Wenn es sich hierbei nicht um Gotteswahn handelt, dann muss der Begriff neu defniniert werden

Ein Kennzeichen der Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage ist ihre Überzeugung Gott selber führt ihre Pilgerfahrt. Vom Anfang der Bewegung an erwarteten die ersten Mitglieder Gottes Führung, indem sie versuchten seinen Willen zu vollziehen. Sie waren fest davon überzeugt Gott inspiriert ihren Propheten Joseph Smith jr. Botschaften von Bedeutung und Hoffnung aufzuschreiben. Am 17. August 1835 wird in einer Sitzung der Kirche zu Kirtland einstimmig beschlossen, das Buch Lehre und Bündnisse als ein Standardwerk der inspirierten Schrift für die Kirche anzunehmen. In dieser ursprünglichen Ausgabe waren über hundert inspirierte Dokumente vom Propheten Joseph Smith enthalten.

John Smith behauptet im Jahre 1827 vom Engel Moroni über goldene Platten mit hebräischen Texten informiert worden zu sein. Mittels den Sehersteinen Urim und Thummim konnte er die Platten entdecken und so das korrekteste Buch auf Erden übersetzen. Als Sprache wurde damals von ihm „reformiertes Ägyptisch“ angegeben, eine bis heute nie gekannte Version neben altägyptisch, hieratisch und demotisch. Die im Buch Mormon handelten Personen haben alle neue Namen, offensichtlich ebenfalls eine willkürliche Erfindung des John Smith.

Im Buch Mormon sind die semitischen Vorfahren der prä-kolumbianischen Indianer nach dem Turmbau zu Babel in Booten nach Amerika ausgewandert. Sie haben dort Tempel und befestige Städte gebaut, deren Ruinen nie gefunden wurden. Sie kannten das Rad und das Pferd, obwohl beides erst durch die Spanier nach Amerika gebracht wurde. Sie hatten Schafe, Rinder und Mastvieh, obwohl diese Tiere dort unbekannt waren. Sie kannten Weizen und Gerste, obwohl die Indianer Nordamerikas nur Jäger und Sammler waren und nur manche Stämme den Mais kannten. Sie kannten neben Kupfer, Messing auch Schwerter und Stahl, obwohl Schwerter unbekannt waren und Stahl erst mittels Steinkohle ab 1800 A.C. bei Temperaturen über 1400 °C erschmolzen werden konnte. Holzkohleschmelzen mit maximal 1000 °C reichen nur für einfaches Eisen. Sie kannten Seide und Leinen, obwohl Seidenraupen als auch blaublühende Leinengewächse in Amerika unbekannt waren.

Bei der Menge dieser und weiterer absurder Phantasien nutzt es wenig, wenn Mormonen wie John Welch später erklären - Leinen wurde aus Agavefasern und Seide aus Hasenhaaren gewonnen. Es bleibt nur ein mitleidsvolles Staunen und die Erkenntnis, dass hier Aufklärung notwendig wäre, aber angesichts der Verbissenheit der Glaubensfanatiker wenig bewirkt.

Ein Ire namens Michael Chandler kam 1835 durch die Stadt Kirtland in Ohio und verkaufte vier ägyptische Mumien an die Mormonen. Die Mumien stammten ursprünglich aus einer Grabstelle entlang des Nils in der Nähe von Theben. Darin entdeckte der Mormone Joseph Smith Papyri und übersetzte sie mit Hilfe seiner Sehersteinen Urim und Thummim, die es ihm ermöglichten die unbekannte hieratische Schrift zu lesen. Daraus entstand mit viel Phantasie das Buch Abraham, die zentrale heilige Schrift der Mormonen.

Danach gingen die Papyri für lange Zeit verloren und wurden erst 1966 wieder entdeckt. Nachdem einige Schriftgelehrte der Mormonen wie Hugh Nibley, Michael D. Rhodes und John Gee, die sich an den Textbruchstücken versucht hatten, nur unklare Aussagen machten (machen durften) und den Text als historisches Dokument erklärten, erhielten externe Sachverständige die Erlaubnis die Texte zu übersetzen
(http://www.buchabraham.mormonismus-online.de/)

Die Papyri stammten nicht aus Abrahams Zeit sondern waren einfache Beigaben um 500 B.C. (also 1000 Jahre später) gemäß dem ägyptischen Totenkult, sie enthielten Wünsche der Angehörigen für die Reise im Jenseits. Die Texte der Papyri haben weder mit Abraham noch mit anderen Aspekten einer monotheistischen Religion zu tun, die sogenannte Übersetzung des John Smith ist unsinnig, total falsch und eine Ausgeburt seiner regen Phantasie bzw. seines Geltungsbedürfnisses in der Gemeinschaft als auserwählter Prophet Gottes angesehen zu werden. Das Textvolumen der John Smith Übersetzung ist etwa 20 Mal größer als der Inhalt der Grabbeigabe hergibt. Nach dem bekannt werden dieser Peinlichkeit haben die Mormonen auf ihrer Internetseite jede Referenz zum Buch Abraham stillschweigend entfernt, allerdings ist über eine Stellungnahme zur Verarschung von Millionen Sektanhängern nichts bekannt.

Es ist kaum vorstellbar, das die vorchristlichen Schreiber des AT (Tanach) bei dem wenigen Wissen und nahezu ohne schriftliche Quellen weniger drauf los phantasiert haben als ihr später Kollege John Smith. Auf solch unsinnigen und erlogenen Geschichte und Gleichnissen basiert das Reich der Mormonen und sicher auch das der frühen Christen und Juden. Dabei stellt sich eine Frage, haben diese Phantasten ihre Glaubensbrüder für ausgemachte Vollidioten gehalten oder waren sie vollkommen überzeugt von den von Gott nur ihnen verliehenen Fähigkeiten.
Zuletzt geändert von emporda am Di 7. Aug 2007, 21:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon [C]Arrowman » Di 7. Aug 2007, 19:47

gotteswahn, ich nennes es gerne Theologische Schizophrenie
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Beitragvon spacetime » Di 7. Aug 2007, 20:58

gotteswahn, ich nennes es gerne Theologische Schizophrenie :^^:

Ich muss unbedingt dieses Buch haben. Auf Englisch traue ich mir das nicht so richtig zu, aber bald kommt es ja endlich auf deutsch. =)
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Beitragvon Carlesius » Di 7. Aug 2007, 21:07

Wenn es über die Geschichte der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage berichtet wird, sollte nie geschweigen werden, dass bis 1978 war die Gesinnung der Kirche merklich rassistisch.
Mag sein dass diese Tatsache für einige Menschen in Deutschland keine grosse bedeutung hat, aber ich und die die meine Hautfabe haben fühlen uns dadurch personlich verletzt.
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Beitragvon taotne » Di 7. Aug 2007, 21:37

spacetime hat geschrieben:gotteswahn, ich nennes es gerne Theologische Schizophrenie :^^:

Ich muss unbedingt dieses Buch haben. Auf Englisch traue ich mir das nicht so richtig zu, aber bald kommt es ja endlich auf deutsch. =)

Es ist überhaupt nicht schwer zu verstehen auf Englisch. Dawkins schreibt unglaublich verständlich. Ich konnte es nicht erwarten und habe es mir auf Englisch ausgeliehen. Ist äußerst lesenswert... Bin gespannt, ob sie den schwungvollen Erzählstil Dawkins ins Deutsche hinübergerettet haben. Aber ich setze großes Vertrauen in den Translator. :2thumbs:
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Beitragvon translator » Mi 8. Aug 2007, 07:03

taotne hat geschrieben:Aber ich setze großes Vertrauen in den Translator. :2thumbs:


Ladies and gentlemen, I've done my very best. Außerdem war auch noch ein guter Lektor dran.

Das erste Vorabexemplar habe ich schon hier. In aller Bescheidenheit: Ich finde, es ist sehr schön geworden; bin gespannt auf das Urteil der geneigten Leserschaft :hangman: :kettensaege2: :heiligen3koenige:

Schöne Grüße
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Re: Der Gotteswahn

Beitragvon SNAFU » Mo 10. Sep 2007, 22:24

Ich... kann nicht mehr... warten... :selbstmord:
Jetzt steht bei Amazon "Gewöhnlich versandfertig in 3 bis 5 Tagen", aber ich, der ich das Buch im Mai bestellt habe, hab noch immer keine Mail bekommen aus der hervorgeht, dass das Buch geliefert wurde.

Aber eine gute Nachricht: Verkaufsrang: #47 in Bücher - Dafür, dass ich bislang keine Werbung gesehen habe, lässt das doch großes erwarten, oder?
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Re: Der Gotteswahn

Beitragvon a.stefan » Mo 10. Sep 2007, 22:36

ich habs schon :mg:
aber auch vorbestellt bei einer buchhandlung im juni.

ist heute an die (oesterreichischen) Buchhandlungen ausgeschickt worden (mag sein, das es sogar der spaete freitag-nachmittag war und mich die verkaeuferin nicht mehr benachrichtigte).

kurz: was ich bisher gelesen habe - gefaellt mir die englische version besser, da es mir so vorkommt, das nicht ganz astrein uebersetzt wurde - nichts schlimmes und nichts tragisches, aber es ist mir nur aufgefallen (zumindestens haette ich anders uebersetzt [aber mag sein, das auch mein englisch zu schlecht ist ;-) ]).

das englische buch kostet ueberigens nur knapp ueber 10 euro und ist damit eindeutig billiger als die deutsche ausgabe (bei der es ja noch kein taschenbuch gibt).
http://www.amazon.de/s/ref=nb_ss_w/028- ... .y=0&Go=Go
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Re: Der Gotteswahn

Beitragvon SNAFU » Mo 10. Sep 2007, 22:44

Ja... ich muss irgendwen von Amazon töten. Ich habe da in den letzten sieben Jahren Bücher für viele, viele Euros bestellt - und dann machen die so einen scheiß. Bei der Bestellung steht "vorraussichtliche Lieferung: 1-5. Oktober". Die werden nie wieder auch nur einen Cent von mir sehen.
Habe eben bei einer Buchhandlung in Koblenz gesehen, dass die die Bücher auf Lager haben. Werde morgen erst mal hier in der Gegend die Buchhandlungen abklappern und sonst halt nach Ko fahren. Das Ticket alleine kostet zwar fast so viel wie das Buch, aber das muss halt sein.

So, ich muss mich jetzt ablenken, bevor meine Halsschlagader vor wut platzt.

Gruß,
SNAFU
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Re: Der Gotteswahn

Beitragvon a.stefan » Mo 10. Sep 2007, 22:52

Ich bestell buecher nur noch ueber buchhandlungen!

es ist zwar ueber internet schoen gemuetlich, aber ich bin draufgekommen, das ich nur dem/der verkaeuferIn mitteilen muss, welches buch ich haben will - der/die ruft an - und schwupps 1-2 tage spaetestens kann ich es mir abholen, da ja verlage eine eigene aussendungsfirma haben, die buchhandlungen jeden tag beliefern (und wenn ich es frueh genug [am tag] bestelle, kommt das buecherpaket schon am naechsten tag, meistens aber erst 2 tage spaeter).

und bei vorbestellungen, bekommen als erstes alle buchhandlungen (im weitesten sinne, also auch der amazon) das buch.
so kannst du es dir schon am selben tag abholen, der amazon muss es erst dann versenden.
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Re: Der Gotteswahn

Beitragvon Myron » Di 11. Sep 2007, 00:05

Auch Sam Harris' "The End of Faith" und Christopher Hitchens' "God Is Not Great: How Religion Poisons Everything" erscheinen bald auf Deutsch:

* http://tinyurl.com/2vzpek

* http://tinyurl.com/34ae5a
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Re: Der Gotteswahn

Beitragvon translator » Di 11. Sep 2007, 07:30

Hallo zusammen,

ja, jetzt ist es so weit, der Dawkins ist erschienen.

@snafu: Bevor Du nach Koblenz fährst, solltest Du erstmal bei einer Buchhandlung in Deiner Nähe nachfragen. Was Amazon da für einen Mist macht, kann ich allerdings auch nicht verstehen :kopfwand:

a.stefan hat geschrieben:gefaellt mir die englische version besser, da es mir so vorkommt, das nicht ganz astrein uebersetzt wurde


Kannst Du das konkretisieren? Da ich die Übersetzung gemacht habe, würde mich schon interessieren, was Du da "nicht ganz astrein" findest.

Schöne Grüße allerseits und viel Spaß beim Lesen!

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Re: Der Gotteswahn

Beitragvon homo sapiens » Di 11. Sep 2007, 10:08

Ich hatte bereits vor Wochen bei amazon.de bestellt!
Am Sonntag bekam ich die Versandmeldung, gerade ist die Lieferung angekommen! :2thumbs:
Also von meiner Seite keine Klagen ...
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Re: Der Gotteswahn

Beitragvon translator » Di 11. Sep 2007, 10:57

homo sapiens hat geschrieben:Ich hatte bereits vor Wochen bei amazon.de bestellt!
Am Sonntag bekam ich die Versandmeldung, gerade ist die Lieferung angekommen! :2thumbs:
Also von meiner Seite keine Klagen ...


Vermutlich habe die so viele Bestellungen, dass die vorab eingekaufte Menge nicht ausreicht und sie erst die Nachlieferung abwarten müssen. Mittlerweile bei amazon.de Verkaufsrang 5! :mg:

Schöne Grüße
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Re: Der Gotteswahn

Beitragvon molosovsky » Di 11. Sep 2007, 11:14

Soooooo schwer ist "God Delusion" nicht auf Englisch.

Hier eine kleine Presseschau: einmal der "Perlentauchereintrag" zum Buch. Bisher hats da eine (negative) Rezi der FAZ (von Helmut Mayer, zu dem ich leider keine Bio-Angaben im Netz find; der schreibt aber auch für die "Neue Rundschau"). Hier zur ganzen Rezi bei "Buecher.de".

Ich kommentiere mal die 10 Absätze von Mayers Rezi durch:
Ein Hypothesengott ist schnell erledigt
Richard Dawkins schwingt das Schwert des Naturalismus und missioniert für die atheistische Sache

{Trick No. 1: Mache aus einem leidenschaftlichen Atheisten einen "Gotteskrieger" mit umgekehrten Vorzeichen und verharmlose damit die tatsächlichen Gotteskrieger.}

1. Dawinks ist erklärter Religionsgegner. Welche Übel Dawkins Meinung nach auf Religion zurückgehen (= Ref zu Thesen des Buches).
2. Laut Dawkins gibt es keinen Gott. Hach wie einfach das ist. Warum grassiert dann der Gotteswahn?
3. Dawkins weiß Wissenschaft und Moral auf seiner Seite. Dawkins bauscht sich auf und steckt Religion und Aberglauben in einen Sack.
4. Seine einfache Denke breitet Dawkins auf sage und schreibe 580 Seiten aus (wie schlimm!). Mayer tut so, als wüßte Dawkins nicht um die Vielfalt der Götter/Gottesvorstellungen. Entsprechende Passagen bei Dawkins zu dessen Begriffsverwendung unterschlägt Mayer. Die Gotteshypotese ist laut Dawkins nicht haltbar (was für ein haltlose Behauptung aber auch!).
5. Auf Sündenregister und Gotteshypothese verkürzt Dawkins unverschämzerweise Religion. Mit seinem Verweis, dass jede kreative Intelligenz das Ergebnis von Evolution sei, und ein anfänglicher Schöpfer also nicht nötig ist räumt Dawkins (so hupfdi-bupfti trallala) die Gotteshypothese vom Tisch.
6. Was gabs verglichen damit schon besseres an Religionskritik. Dawkins pimpt sein naturalistisches Weltbild zum atheistischen Manifest auf (so ein Schluri aber auch!). Kein Platz für übernatürlichen Akteur, ebenso erkläre Gott nichts. Alles nur Produkt eines Verfielfältigungsrennens, sowohl biologisch wie kulturell (Meme setzt Mayer dabei in Anführungszeichen. "Was'n das wieder für ein neumodischer Kram", soll das wohl markieren). Mayer gibt einen Meme-Chrashkurs (Köpfe als Lebensraum, Verfielfältigung und Variation).
7. Wer hat diesen Meme-Schmarrn vor ca. 30 Jahren erfunden? Die Schweizer ... nein: Ha! Dieser Dawkins selber! Ja alles klar (eh scho wissen, zwinker "Die böse Hand, nick nack, ich weiß Bescheid"). Zur erstaunlichen Karriere der Meme-Theorie (dafür, dass Mayer sie wohl für bescheuert hält). Mayer referiert (leicht hämisch wie ich meine) zum Leichtgläubigkeitsmodul; Eltern hämmern Kindern Überlebensstrategien ein; und Dawkins, die Sau, setzt einfach Religion und Leichtgläubigkeit gleich und deutet Religion als Unfall des evolutionär durchaus nachvollziehbaren Leichtgläubigkeitsmoduls. Holt die Feuerwehr! Gewisse Memplexe (wieder in Gänsefüßchen) sorgen dann angeblich für weitere Stabilität dieser Leichtgläubigkeit. (Kein Wort von Mayer dazu, welche gefährlichen Memeplexe dies sein sollen. Nene, Unterwerfung unter das heilige Wort ist ja kein gefährliches Meme. Total knuffig und lieb).
8. Laut Mayer sind solche kruden Theorien wie die von Dawkins keinen Streit wert. Ad-hoc-Vorwurf zur Meme-Theorie und Mayers Ausdeutung, dass Dawkins sich womöglich selbst ins Knie ballert, was Glaube und dessen Milderung stressbedingter Krankenheiten angeht (das Wort "Placebo-Effekt" wird tunlichst vermieden; es könnte ja Lesern der Rezi ein Licht aufgehen lassen).
9. Mildernd räumt Mayer ein, daß die von Dawkins angegriffenen evangelikalen Fundamentalisten ja wirklich ein grottiges Religions- und Gottesbild haben. Aber was solls bringen gegen solche Glaubens-Fanatiker mit ebenso fanatischem Atheismus vorzugehen? (Siehe oben Trick No 1.)
10. Weitere Stilisierung Dwakins als Unglaubens-Templritter. (Wiederum Trick No. 1.)

Kurz: Wie so oft mehr Angriffe zu Dawkins Person und Habitus als Auseinandersetzung mit seinen Thesen.


Als Ergänzung dazu hier eine englische Rezi der Anti-"God Delusion"-Schrift "Darwins Angel" von John Cromwell. -- Besonders gelungen findet der Rezensent, daß Dawkins gefähliches Reden über "Religion als Krankheit und Religiöse als Krankheitsträger" kritisiert wird von Cromwell (man ersetzte "Religion/Religiöse" durch "Juden" oder "Schwarze" und man sieht ja, wie unglaublich fascho Dawkins ist). "Darwins Angel" deutet aus, dass kein heutiger Gläubiger z.B. die Bibel buchstäblich auslegt, das tun ja nur noch so ein paar Irre. Wozu also die toleranzlose Uffregung, Mr. Dawkins?
Ein Leserbrief zu dieser Rezi verweist auf die tatsächlich sich vehemment verbreitenden Irren, die ihre Bibel wörtlich nehmen und unterstellt Rezensent und Buch entsprechend (zurecht) Appeasementpolitik.



Soweit meine kleine Presseschau.
Grüße
Alex / molo
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