Soooooo schwer ist "God Delusion" nicht auf Englisch.
Hier eine kleine Presseschau: einmal der
"Perlentauchereintrag" zum Buch. Bisher hats da eine (negative) Rezi der FAZ (von Helmut Mayer, zu dem ich leider keine Bio-Angaben im Netz find; der schreibt aber auch für die "Neue Rundschau").
Hier zur ganzen Rezi bei "Buecher.de".
Ich kommentiere mal die 10 Absätze von Mayers Rezi durch:
Ein Hypothesengott ist schnell erledigt
Richard Dawkins schwingt das Schwert des Naturalismus und missioniert für die atheistische Sache
{Trick No. 1: Mache aus einem leidenschaftlichen Atheisten einen "Gotteskrieger" mit umgekehrten Vorzeichen und verharmlose damit die tatsächlichen Gotteskrieger.}
1. Dawinks ist erklärter Religionsgegner. Welche Übel Dawkins Meinung nach auf Religion zurückgehen (= Ref zu Thesen des Buches).
2. Laut Dawkins gibt es keinen Gott. Hach wie einfach das ist. Warum grassiert dann der Gotteswahn?
3. Dawkins weiß Wissenschaft und Moral auf seiner Seite. Dawkins bauscht sich auf und steckt Religion und Aberglauben in einen Sack.
4. Seine einfache Denke breitet Dawkins auf sage und schreibe 580 Seiten aus (wie schlimm!). Mayer tut so, als wüßte Dawkins nicht um die Vielfalt der Götter/Gottesvorstellungen. Entsprechende Passagen bei Dawkins zu dessen Begriffsverwendung unterschlägt Mayer. Die Gotteshypotese ist laut Dawkins nicht haltbar (was für ein haltlose Behauptung aber auch!).
5. Auf Sündenregister und Gotteshypothese verkürzt Dawkins unverschämzerweise Religion. Mit seinem Verweis, dass jede kreative Intelligenz das Ergebnis von Evolution sei, und ein anfänglicher Schöpfer also nicht nötig ist räumt Dawkins (so hupfdi-bupfti trallala) die Gotteshypothese vom Tisch.
6. Was gabs verglichen damit schon besseres an Religionskritik. Dawkins pimpt sein naturalistisches Weltbild zum atheistischen Manifest auf (so ein Schluri aber auch!). Kein Platz für übernatürlichen Akteur, ebenso erkläre Gott nichts. Alles nur Produkt eines Verfielfältigungsrennens, sowohl biologisch wie kulturell (Meme setzt Mayer dabei in Anführungszeichen. "Was'n das wieder für ein neumodischer Kram", soll das wohl markieren). Mayer gibt einen Meme-Chrashkurs (Köpfe als Lebensraum, Verfielfältigung und Variation).
7. Wer hat diesen Meme-Schmarrn vor ca. 30 Jahren erfunden? Die Schweizer ... nein: Ha! Dieser Dawkins selber! Ja alles klar (eh scho wissen, zwinker "Die böse Hand, nick nack, ich weiß Bescheid"). Zur erstaunlichen Karriere der Meme-Theorie (dafür, dass Mayer sie wohl für bescheuert hält). Mayer referiert (leicht hämisch wie ich meine) zum Leichtgläubigkeitsmodul; Eltern hämmern Kindern Überlebensstrategien ein; und Dawkins, die Sau, setzt einfach Religion und Leichtgläubigkeit gleich und deutet Religion als Unfall des evolutionär durchaus nachvollziehbaren Leichtgläubigkeitsmoduls. Holt die Feuerwehr! Gewisse Memplexe (wieder in Gänsefüßchen) sorgen dann angeblich für weitere Stabilität dieser Leichtgläubigkeit. (Kein Wort von Mayer dazu, welche gefährlichen Memeplexe dies sein sollen. Nene, Unterwerfung unter das heilige Wort ist ja kein gefährliches Meme. Total knuffig und lieb).
8. Laut Mayer sind solche kruden Theorien wie die von Dawkins keinen Streit wert. Ad-hoc-Vorwurf zur Meme-Theorie und Mayers Ausdeutung, dass Dawkins sich womöglich selbst ins Knie ballert, was Glaube und dessen Milderung stressbedingter Krankenheiten angeht (das Wort "Placebo-Effekt" wird tunlichst vermieden; es könnte ja Lesern der Rezi ein Licht aufgehen lassen).
9. Mildernd räumt Mayer ein, daß die von Dawkins angegriffenen evangelikalen Fundamentalisten ja wirklich ein grottiges Religions- und Gottesbild haben. Aber was solls bringen gegen solche Glaubens-Fanatiker mit ebenso fanatischem Atheismus vorzugehen? (Siehe oben Trick No 1.)
10. Weitere Stilisierung Dwakins als Unglaubens-Templritter. (Wiederum Trick No. 1.)
Kurz: Wie so oft mehr Angriffe zu Dawkins Person und Habitus als Auseinandersetzung mit seinen Thesen.
Als Ergänzung dazu hier eine englische Rezi der Anti-"God Delusion"-Schrift
"Darwins Angel" von John Cromwell. -- Besonders gelungen findet der Rezensent, daß Dawkins gefähliches Reden über "Religion als Krankheit und Religiöse als Krankheitsträger" kritisiert wird von Cromwell (man ersetzte "Religion/Religiöse" durch "Juden" oder "Schwarze" und man sieht ja, wie unglaublich fascho Dawkins ist). "Darwins Angel" deutet aus, dass kein heutiger Gläubiger z.B. die Bibel buchstäblich auslegt, das tun ja nur noch so ein paar Irre. Wozu also die toleranzlose Uffregung, Mr. Dawkins?
Ein Leserbrief zu dieser Rezi verweist auf die tatsächlich sich vehemment verbreitenden Irren, die ihre Bibel wörtlich nehmen und unterstellt Rezensent und Buch entsprechend (zurecht) Appeasementpolitik.
Soweit meine kleine Presseschau.
Grüße
Alex / molo