Ursprung des Glaubens

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Fr 1. Jun 2007, 18:13

Du kannst das Wort "Ausnützen" nicht richtig zuordnen?

Oder subsumierst du Helfen unter Ausnützen? Du bezeichnest Ausnützen einer Notlage als Liebe?
Wenn du diese Assoziation hattest - warum hättest du dann sonst entsprechend geantwortet - dann heißt du es also gut, wenn man hilft um jemanden zu beeinflussen, um jemanden zu bevormunden, um selber Vorteile zu haben - seien sie auch nur imaginär wie ein Platz im Paradies. Das hat alles mit Liebe nichts zu tun, bis auf Selbstliebe.

Da ist professionelle Hilfe (= Hilfe gegen Geld) tausendmal besser.
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Beitragvon Fisherman's Fellow » Fr 1. Jun 2007, 19:21

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Du kannst das Wort "Ausnützen" nicht richtig zuordnen?

Höchstwahrscheinlich.

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Oder subsumierst du Helfen unter Ausnützen? Du bezeichnest Ausnützen einer Notlage als Liebe?

Nein. Ich habe nur geschrieben, ich anstelle des Ausnützens unter christlichem Handeln verstehe. (Ich wunderte mich halt, wieso Du sofort auf die Idee gekommen bist, dass ich die Traumata anderer ausnutzen wolle)
Es geht mir überhaupt nicht darum, dass jemand dazu gebracht wird, bei dieser oder jener Konfession sein Kreuzchen zu machen. Es geht mir darum, dass jemand, wie der Sänger Klaus Hoffmann intonierte, wird, wer er ist.
Liebe ist, so steht es zumindest in den Paulusbriefen, selbstlos. Ausnutzen von Traumata oder so ist nicht selbstlos.
Benutzeravatar
Fisherman's Fellow
 
Beiträge: 361
Registriert: Mi 30. Mai 2007, 17:19

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Fr 1. Jun 2007, 20:16

Nun, auf meine Bemerkung dass das Ausnutzen eines Traumas ein Verbrechen wäre, war deine Antwort es wäre Liebe. Das anstatt kam da etwas kurz.
Ist es Liebe, ist es mit dem christlichen Glauben vereinbar wenn man hilft um zu missionieren, wenn man hilft um selber einen "besseren" Platz" im Himmel zu bekommen?
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Beitragvon Fisherman's Fellow » Fr 1. Jun 2007, 21:24

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Nun, auf meine Bemerkung dass das Ausnutzen eines Traumas ein Verbrechen wäre, war deine Antwort es wäre Liebe. Das anstatt kam da etwas kurz.

Ich hoffe, dass dieses Mißverständnis nun beseitigt ist.

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Ist es Liebe, ist es mit dem christlichen Glauben vereinbar wenn man hilft um zu missionieren

Hat Jesus versucht, den Römerhauptmann oder die Syrophönizierin zu missionieren? Eben.
Nein, wer solche verzweckten Nummern abzieht, vollbringt nach meinem Empfinden keine Liebestaten. Ob das "mit dem christlichen Glauben" (was immer das sein soll - ich kann nur aus der Perspektive meines persönlichen Glaubens sprechen) vereinbar ist - nein, ich halte das nicht christlich, so lange der Hilfeempfänger nicht ausdrücklich danach verlangt.

Ich finde, es ist legitim, einerseits zu helfen - und zwar ganz ohne missionarisches Hämmerchen in der Jackentasche -, und andererseits, unabhängig von der Hilfe - zu werben (wie Ihr das zB für Euren Verband auch tut).
Ich hoffe umgekehrt, dass Du nicht der Versuchung erliegst, traumatisierte Christen im Rahmen Deiner Hilfeleistung zum Atheismus zu missionieren. Das fände ich nämlich genauso schäbig.

1von6,5Milliarden hat geschrieben:, wenn man hilft um selber einen "besseren" Platz" im Himmel zu bekommen?

Zur Klarstellung: Mit irgendwelchen Taten ergattert niemand einen besseren Platz im Himmel. Dies ist bei allen nennenswerten christlichen Konfessionen Konsens. Gute Taten sind allenfalls ein Zeichen, dass der Glaube Früchte getragen hat.
Benutzeravatar
Fisherman's Fellow
 
Beiträge: 361
Registriert: Mi 30. Mai 2007, 17:19

Beitragvon taotne » Fr 1. Jun 2007, 21:28

Fisherman's Friend hat geschrieben:Mit irgendwelchen Taten ergattert niemand einen besseren Platz im Himmel. Dies ist bei allen nennenswerten christlichen Konfessionen Konsens. Gute Taten sind allenfalls ein Zeichen, dass der Glaube Früchte getragen hat.
Da wäre ich mir nicht so sicher.
Prädestination gibt es nur im Protestantismus. Im Katholizismus hat man durch Taten schon noch Einfluss, wo man hinkommt.
Benutzeravatar
taotne
 
Beiträge: 281
Registriert: Sa 9. Dez 2006, 22:01

Beitragvon Fisherman's Fellow » Fr 1. Jun 2007, 21:36

taotne hat geschrieben:Da wäre ich mir nicht so sicher.
Prädestination gibt es nur im Protestantismus.

Das hat nichts mit Prädestination zu tun.

Im Katholizismus hat man durch Taten schon noch Einfluss, wo man hinkommt.

Mag sein, dass mancher im Kirchenvolk noch so denkt. Die Großkopferten haben es zusammen mit den Lutheranern unterschrieben: Sola fides - allein aus dem Glauben.
Benutzeravatar
Fisherman's Fellow
 
Beiträge: 361
Registriert: Mi 30. Mai 2007, 17:19

Beitragvon Hardy » Fr 1. Jun 2007, 21:36

Bitte macht weiter.

Die Sache ist spannend.

Bisher enthalte ich mich weiteren Kommentaren :irre:

Servus

Hardy
Hardy
 
Beiträge: 3
Registriert: Fr 1. Jun 2007, 15:13

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Sa 2. Jun 2007, 11:57

Fisherman's Friend hat geschrieben:Mit irgendwelchen Taten ergattert niemand einen besseren Platz im Himmel. Dies ist bei allen nennenswerten christlichen Konfessionen Konsens.
Doch! Astronauten. ;-)
Abgesehen davon, dass niemand einen Platz im Himmel erhält ...

Es ist zur Beantwortung meiner Frage nicht unbedingt hilfreich zu sagen, was die offizielle Haltung einiger(!) christlicher Religionsgemeinschaften ist. Sola fide hin oder her, aber danke für die Aufklärung, was die Großkopferten heute so verkünden, habe da ein Wissensdefizit was ich aber verschmerze. ^^ hast du mal einen Link der Sola fide auch für die Katholiken belegt? Ist nicht sogar der Himmel als kuscheliiges Plätzchen abgeschafft? (Außer in Bayern)
Ist es 'Liebe' wenn ich helfe, wenn ich ein 'gute Tat' vollbringe, in der Meinung, dass ich mir damit einen (besseren) Platz im Himmel (Paradies, was auch immer) verschaffe? Oder ist die "physische" gute Tat, dadurch zu einer spirituell schlechten Tat geworden?

Zu Sola fide: wie steht's mit einem Säugling, ab wann glaubt der? Oder wann nicht mehr? Was unterscheidet in spiritueller Hinsicht ein Baby von bigotten, gläubigen oder ungläubigen Eltern? ab wann ist ein Kleinkind für sein fides verantwortlich? Bis wann büßt ein Kind für den fides seiner Eltern? Beider Eltern? Pränatal? Wie siehst du dies oder auch die Großkopferten?

PS Was Jesus wirklich getan hat, weiß heute keiner mehr. Man kann nur in einer Phantasy-Pseudo-Doku nachlesen was die Autoren so geschrieben haben.
Zuletzt geändert von 1von6,5Milliarden am Sa 2. Jun 2007, 14:07, insgesamt 2-mal geändert.
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Beitragvon taotne » Sa 2. Jun 2007, 13:34

Kurz Vorweg: kann mir jemand erklären, was ihr mit Großkopferte meint?? Dieser Ausdruck ist mir nicht geläufig.

Fisherman's Friend hat geschrieben:taotne hat Folgendes geschrieben:
Da wäre ich mir nicht so sicher.
Prädestination gibt es nur im Protestantismus.


Das hat nichts mit Prädestination zu tun.
Ich denke schon:
Wikipedia hat geschrieben:Es handelt sich damit um eine religiöse Glaubensvorstellung, nach der das Schicksal eines Menschen im Bezug zum Heil allein von Gott bestimmt wird. Die Eigenschaft von Gott "erwählt" oder "verworfen" zu sein, hängt somit nicht etwa vom Handeln oder Glauben einer Person ab, sondern nur von der persönlichen Entscheidung Gottes.
Diese in der reformierten Theologie weit verbreitete Ansicht lässt eine "Erwählung" durch Taten gar nicht zu.

Weiters stimmt es, dass die Grundlagen des Protestantismus auf mehrere solas zusammengefasst werden können.:
„solus Christus“: Allein die Person, das Wirken und die Lehre Jesu ist Grundlage des Glaubens.
„sola scriptura“: Allein die Bibel ist Regel und Richtschnur des Glaubens („regula fidei“).
„sola gratia“: Allein die Gnade Gottes bringt Erlösung.
„sola fide“: Allein der Glaube rechtfertigt vor Gott.

(Im rel. Unterricht hatten wir nur 3 solas, ohne Christus, aber egal)

Dies unterscheidet die katholische Kirche Grundlegend von dem Protestantismus, war doch diese sogenannte Rechtfertigungslehre ein Grund der Abspaltung.
Wiki hat geschrieben:Luther setzte (mit Berufung auf Paulus) dagegen, dass die Rechtfertigung allein durch Christus geschehen sei und dem Christen allein durch den empfangenden Glauben, nicht durch eigenes Tun zuteil werde (Röm 3,28). Der Glaube aber werde allein durch das Wort der Christusverkündigung bewirkt, das in der Bibel grundlegend und hinreichend enthalten sei und in der Predigt aktualisiert werde (sola gratia, sola fide, sola scriptura).


In der katholischen Kirche hat es aber sehr wohl noch einen Einfluss, wie man gelebt hat. Deshalb gibt es ja so viele Heilige, denen man nacheifern soll. Außerdem kann man damit wohl auch die ganzen Wallfahrten erklären. Man glaub, dass einem das beim jüngsten Gericht hilft.

Wikipedia hat geschrieben:In der Reformation Martin Luthers wurde die Rechtfertigung zum zentralen Streitpunkt, der für Luther die Grenzlinie der Kircheneinheit markierte und die Spaltung legitimierte. Seit langem hatte die kirchliche Tradition den Gläubigen viele Richtlinien und Vorschriften gegeben, wie sie durch konkrete Werke und Frömmigkeitsübungen die Lebensantwort auf das Rechtfertigungswerk Christi geben sollten (Taten der Liebe, aber auch Reliquienverehrung, Ablasszahlungen u.v.a.). Auch die Messe selbst war als „unblutige Wiederholung“ des Opfers Christi verehrt worden.

Und weiter:
Wikipedia hat geschrieben:Endgericht und Leben nach dem Tod (Eschatologie): Die katholische Kirche erwartet das Wiederkommen Christi in Herrlichkeit und das Gericht über alle Menschen. Maßstab des Gerichts wird der Glaube und die (nach dem Maß der Gaben) verwirklichte Liebe sein.

Also kein sola fidei für die katholische Kirche.
Zuletzt geändert von taotne am Sa 2. Jun 2007, 14:54, insgesamt 2-mal geändert.
Benutzeravatar
taotne
 
Beiträge: 281
Registriert: Sa 9. Dez 2006, 22:01

Beitragvon Kurt » Sa 2. Jun 2007, 13:46

taotne hat geschrieben:Kurz Vorweg: kann mir jemand erklären, was ihr mit Großkopferte meint?? Dieser Ausdruck ist mir nicht geläufig.

Autoritäten wie Politiker, Bischöfe usw. Die großen Köpfe halt.
Kurt
 
Beiträge: 704
Registriert: Fr 19. Jan 2007, 16:55
Wohnort: Bayern

Beitragvon Kurt » Sa 2. Jun 2007, 13:48

Fisherman's Friend hat geschrieben:Liebe ist, so steht es zumindest in den Paulusbriefen, selbstlos.


Mal eine ganz dumme Frage von mir: Wieso sollte jemand "selbstlose" Taten begehen?
Kurt
 
Beiträge: 704
Registriert: Fr 19. Jan 2007, 16:55
Wohnort: Bayern

Beitragvon taotne » Sa 2. Jun 2007, 13:54

Kurt hat geschrieben:
taotne hat geschrieben:Kurz Vorweg: kann mir jemand erklären, was ihr mit Großkopferte meint?? Dieser Ausdruck ist mir nicht geläufig.

Autoritäten wie Politiker, Bischöfe usw. Die großen Köpfe halt.

Danke Kurt!! :2thumbs:
Benutzeravatar
taotne
 
Beiträge: 281
Registriert: Sa 9. Dez 2006, 22:01

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Sa 2. Jun 2007, 14:23

Kurt hat geschrieben:
Fisherman's Friend hat geschrieben:Liebe ist, so steht es zumindest in den Paulusbriefen, selbstlos.


Mal eine ganz dumme Frage von mir: Wieso sollte jemand "selbstlose" Taten begehen?
Warum?
Aus "Nächstenliebe"? Aus der Hoffnung, dass wenn ich es mal brauche, auch mir jemand hilft? Selbstbefriedigung? Verantwortungsgefühl? :ka:
Selbstlos bedeutet ja nur, dass ich daraus keinen Vorteil ziehe, keinen Gewinn mache. Selbstlos bedeutet nicht zwangsläufig, dass ich dadurch Nachteile erfahre.
Kann man alles tun, auch ohne an Gott oder Götter zu glauben. Gehört - je nach Umfang und Ausprägung - zum normalen sozialen Verhalten, Altruismus ist keine Eigenheit der Gläubigen, im Gegenteil (eine imaginäre Belohnung durch einen der Götter, schließt die Selbstlosigkeit aus)
Natürlich ist zu hinterfragen, ob eine "selbstlose Tat" noch selbstlos ist, wenn ich daraus irgendeine Form der persönlichen Befriedigung ziehe. Ist eine Tat - sei sie auch noch so klein oder groß - nicht mehr selbstlos wenn ich mich besser fühle, als wenn ich sie nicht getan hätte?
Glücksgefühle, Zufriedenheit oder auch nur "Normal" wenn ich es tue, "Normal" (vs. Glücksgefühl, Zufriedenheit) "Schuldgefühle" (vs. "Normal") wenn ich es nicht tue?

@ taotne für Aufklärung.
Großkopferte
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Beitragvon Kurt » Sa 2. Jun 2007, 14:30

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Natürlich ist zu hinterfragen, ob eine "selbstlose Tat" noch selbstlos ist, wenn ich daraus irgendeine Form der persönlichen Befriedigung ziehe.


Exakt darauf wollte ich raus - eine rein selbstlose Tat gibt es nicht.

Man "investiert" bei jeder Tat in irgendeiner Form. Auch wenn das meist unbewusst geschieht. Wenn ich einem Freund aus der Patsche helfe, dann kann ich schon dafür ausgehen, dass er für mich das gleiche auch tun würde. Oder dass man einen Gefallen gut hat, auch wenn man diesen vielleicht nicht in Anspruch nehmen wird.
Kurt
 
Beiträge: 704
Registriert: Fr 19. Jan 2007, 16:55
Wohnort: Bayern

Beitragvon Fisherman's Fellow » Sa 2. Jun 2007, 14:49

1von6,5Milliarden hat geschrieben:
Fisherman's Friend hat geschrieben:Mit irgendwelchen Taten ergattert niemand einen besseren Platz im Himmel. Dies ist bei allen nennenswerten christlichen Konfessionen Konsens.
Doch! Austronauten. ;-)
Abgesehen davon, dass niemand einen Platz im Himmel erhält ...

Dein Glaube. Es gilt, das ist meine Überzeugung, was Jesus zum römischen Hauptmann in Matthäus 8,13 sagte: "Gehe hin. Dir geschehe, wie du geglaubt hast."
Naja, vielleicht hat Gott hie und da ein Einsehen und bereitet dem schwachen oder kaum noch erkennbaren Glauben eine positive Überraschung.

1von6,5Milliarden hat geschrieben: hast du mal einen Link der Sola fide auch für die Katholiken belegt?

http://www.theology.de/rechtfertigungslehre.html


1von6,5Milliarden hat geschrieben: Ist nicht sogar der Hiimmel als kuscheliiges Plätzchen abgeschafft? (Außer in Bayern)

Nicht dass ich wüßte. Wie kommst Du darauf?

1von6,5Milliarden hat geschrieben: Ist es 'Liebe' wenn ich helfe, wenn ich ein 'gute Tat' vollbringe, in der Meinung, dass ich mir damit einen (besseren) Platz im Himmel (Paradies, was auch immer) verschaffe?

Wenn ich es nur deshalb mache, dann ist es keine Liebe. Wenn ich einen klitzekleinen Hintergedanken dabei habe ... nun, jeder liebt, weil er auch geliebt werden will, in der Tat funktioniert Liebe nur auf der Basis von Gegenseitigkeit, und sei es, dass der Arzt kommt und sagt der grünen Dame im Krankenhaus, die die Hand eines Sterbenden hält, der nicht mehr ansprechbar ist: "Gut, dass sie da sind."
Insofern ist eine Forderung nach total selbsloser Liebe eine klare Überforderung.

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Oder ist die "physische" gute Tat, dadurch zu einer spirituell schlechten Tat geworden?

Nicht schlecht, aber es ist eben eine Dienstleistung, keine Liebestat.

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Zu Sola fide: wie stehts mit einem Säugling, ab wann glaubt der?

Generell gilt der Jesuanische Chiliasmus: Wem viel gegeben ist, von dem wird viel verlangt werden, wem nichts gegeben ist, von dem wird nichts verlangt werden, wer arm dran ist, der wird reich gemacht werden, wer jetzt schon reich ist, hat seinen Lohn dahin.
Zweitens gilt, und das hat sich bei Agnostikern und Atheisten noch gar nicht und bei christlichen Fundamentalisten nur sehr oberflächlich herumgesprochen: Glauben ist nicht eine inhaltliche Überzeugung, sondern ein tiefes Vertrauen an die Macht, die einen letztlich hält. Darum haben die meisten Babies mit ihrem ungetrübten Urvertrauen meist mehr "Glauben" als Erwachsene, und die Babies, die das nicht erfahren konnten, gehören zu der Gruppe von Menschen, denen das, was ihnen jetzt vorenthalten wurde, von Gott noch zusteht.

Diese chiliastische "Ausgleichsphilosophie" wurde ja schon seit dem 19. Jahrhundert von aufgeklärter, kirchenkritischer Seite als obrigkeitlich infizierte Beruhigungspille fürs Volk kritisiert ("macht nichts, wenn du arm bist - Gott vergilts") - aber dabei wird vergessen, dass sich nach christlicher Theologie der Himmel jetzt schon auf Erden etabliert und die Christen in Sachen Liebesdingen die Aufgabe haben: "Mach's wie die Engel Gottes", bzw: "Folge Jesus nach" - dh die Schwachen stützen, die Mächtigen stutzen, das Schwere im Leben erleichtern und überhaupt ein versöhntes und versöhnendes Leben in himmlischer Leichtigkeit führen. Andere in Armut zu halten ist das glatte Gegenteil von solch einer Einstellung. Und es ist auch nicht christlich, wenn ein schurkiger Geschäftsmann, der sich Christ schimpft, aus einem schlechten Gewissen heraus jährlich ein paar Millionen in gemeinnützige Werke steckt. Denn dann ist nicht der gerechtfertigte Glauben die Quelle der Liebestaten, sondern ein schlechtes Gewissen. Für den Geber entsteht aus einer gewissen persönlichen Beruhigung daraus kein (himmlisches) Heil.

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Was unterscheidet in spiritueller Hinsicht ein Baby von bigotten, gläubigen oder ungläubigen Eltern?

Jeder Glaube ist einmalig, und auch wenn ich hier ein paar allgemeine Maßstäbe erläutert habe, so kann doch kein Mensch den Glauben eines anderen "messen". Das ist auch der Grund, warum in der ev. Kirche niemand exkommuniziert wird, obwohl es manchen Prälaten gelegenlich in den Fingern juckt. Gott richtet, das ist sein Job und sein Privileg, und jeder Mensch, der ihm bei dieser Aufgabe beizuspringen versucht, begeht schwere Blasphemie: "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!"

1von6,5Milliarden hat geschrieben: ab wann ist ein Kleinkind für sein fides verantwortlich?

Ab dem Zeitpunkt, an dem es gelernt hat, verantwortlich zu handeln. Ich kenne Vierzigjährige, die IMHO noch nicht so weit sind.

1von6,5Milliarden hat geschrieben: Bis wann büßt ein Kind für den fides seiner Eltern?

Überhaupt nicht.
Aber vielleicht sprichst Du gar nicht von Glaube, sondern von einer Bigotterie, die bei den eigenen Kindern eine Art "Gottesvergiftung" auslöst. Diese Bigotterie ist ein Wahn, der mit Glaube nichts zu tun hat und gegen das zweite Gebot verstößt.
Wenn ein Kind das Opfer einer solchen Bigotterie ist (das artet in seltenen Fällen bis zu Gewalt- und Mißbrauchsexzessen aus), dann hat es bei Gott einiges gut. Christen sind gut beraten, diesem Menschen zu helfen, auch wenn er sich bewußt gegen den Glauben entscheidet, und es wäre zT sogar gefährlich und das Gegenteil von Hilfe, wenn sie versuchen würden, die betreffende Konfession nachträglich zu rechtfertigen oder irgendwie missionarisch einzuwirken.

Umgekehrt gibt es allerdings den Punkt, wo das Trauma in Mutwillen umschlägt: Ich habe schon heftige Debatten mit Muslimen darüber geführt, ob der Beschuss israelischer Siedlungen durch Palästinenser gerechtfertigt sei, die von den Israelis dauerhaft in einem Zustand unerträglichen Elends gehalten werden.

1von6,5Milliarden hat geschrieben: Beider Eltern? Pränatal?

Pränatal für den Glauben anderer zu büßen? Wie meinst Du das?

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Wie siehst du dies oder auch die Großkopferten?

Meine Überzeugung deckt sich nicht notwendigerweise mit denen der Großkopferten. Ich persönlich halte zB ziemlich wenig von der Bezeichnung "Lamm Gottes" für Jesus Christus und allem, was damit verbunden ist. In der evangelischen Kirche hat sowieso jeder seine eigene Überzeugung. Und so soll es auch sein.

1von6,5Milliarden hat geschrieben:PS Was Jesus wirklich getan hat, weiß heute keiner mehr. Man kann nur in einer Phantasy-Pseudo-Doku nachlesen was die Autoren so geschrieben haben.

Tscha, was kann man machen? Geschichte ist halt Geschichte! Weißt Du mit abschließender Sicherheit, ob die Welt letze Woche schon existiert hat? Könnte doch sein, dass der große Matrixbauer vorgestern, am Donnerstag, unsere Hirne frisch mit schwer beweisbarem Kram über die Zeit von einst upgedated hat!
Letztlich zählt nicht das, was war, sondern was ist, und was man für sich persönlich als wesentlich und gut annimmt.
Benutzeravatar
Fisherman's Fellow
 
Beiträge: 361
Registriert: Mi 30. Mai 2007, 17:19

Beitragvon HF******* » Sa 2. Jun 2007, 15:05

1von6,5Milliarden hat Folgendes geschrieben:
Das Ausnutzen eine solches Traumas ist für mich ein Verbrechen an der Menschheit.


Fishermans Friend schrieb:
Ich nenne es tätige Liebe (Agape), wenn man Traumatisierten dabei helfen kann, wieder einen Fuß auf die Erde zu bekommen, Beziehungen zu knüpfen, mit zunehmend festem Blick die eigene Vergangenheit anzusehen und langsam mit sich ins Reine zu kommen.


Ich würde es Anmaßnung nennen, wenn jemand meint, er könne psychologisch oder sogar psychiatrisch behandlungsbedürftieg Personen mit derartigen Mythen helfen.

Ich würde vorsichtshalber begrifflich bei Agape bleiben, einer aus religiöser XXXvorstellung begangenen Handlung, denn unter „Liebe“ versteht man allgemein etwas anderes (wobei ich mir bei manchen Kirchenführern nicht sicher bin, ob sie überhaupt wissen, was Liebe ist…). Nächstenliebe ist ansich auch keine Liebe, ja ansich nicht einmal Zuneigung, bei Christen ansich ja sogar eine Pflicht… Liebe in diesem Zusammenhang wäre eine krasse übertreibung und religiöse Wortentstellung.
HF*******
 
Beiträge: 2651
Registriert: Do 19. Okt 2006, 11:59

Beitragvon Fisherman's Fellow » Sa 2. Jun 2007, 15:12

taotne hat geschrieben:Kurz Vorweg: kann mir jemand erklären, was ihr mit Großkopferte meint?? Dieser Ausdruck ist mir nicht geläufig.
Fisherman's Friend hat geschrieben:taotne hat Folgendes geschrieben:
Das hat nichts mit Prädestination zu tun.
Ich denke schon:

Sorry, aber Prädestination und Rechtfertigung / Gnade / Schrift / Christus / Glaube haben wirklich nichts miteinander zu schaffen. Ich meine, Du gehst ja eh nicht weiter auf Prädestination ein(?)


n der katholischen Kirche hat es aber sehr wohl noch einen Einfluss, wie man gelebt hat. Deshalb gibt es ja so viele Heilige, denen man nacheifern soll. Außerdem kann man damit wohl auch die ganzen Wallfahrten erklären. Man glaub, dass einem das beim jüngsten Gericht hilft.

Ich gebe ja gerne zu, dass das bei vielen Wallfahrern noch in den Köpfen umherspukt, obwohl alle wallfahrenden Katholiken, die ich kenne, dies mehr aus psychohygienischen Gründen machen: Raus aus dem gewohnten Umfelt, hin zur Einfachheit, zum Naturerlebnis, zum Abenteuer, zu spirituellen Haltepunkten an jedem Tag, usf.
Offiziell ist die werkgerechte Einstellung auch katholischerseits von Gestern:
[url=http://www.theology.de/rechtfertigungslehre.html]
4.1 Unvermögen und Sünde des Menschen angesichts der Rechtfertigung

(19) Wir bekennen gemeinsam, daß der Mensch im Blick auf sein Heil völlig auf die rettende Gnade Gottes angewiesen ist. Die Freiheit, die er gegenüber den Menschen und den Dingen der Welt besitzt, ist keine Freiheit auf sein Heil hin. Das heißt, als Sünder steht er unter dem Gericht Gottes und ist unfähig, sich von sich aus Gott um Rettung zuzuwenden oder seine Rechtfertigung vor Gott zu verdienen oder mit eigener Kraft sein Heil zu erreichen. Rechtfertigung geschieht allein aus Gnade. Weil Katholiken und Lutheraner das gemeinsam bekennen, darum gilt:

(20) Wenn Katholiken sagen, daß der Mensch bei der Vorbereitung auf die Rechtfertigung und deren Annahme durch seine Zustimmung zu Gottes rechtfertigendem Handeln „mitwirke", so sehen sie in solch personaler Zustimmung selbst eine Wirkung der Gnade und kein Tun des Menschen aus eigenen Kräften.
[/url]

Wikipedia hat geschrieben:In der Reformation Martin Luthers wurde die Rechtfertigung zum zentralen Streitpunkt, der für Luther die Grenzlinie der Kircheneinheit markierte und die Spaltung legitimierte.

Schon richtig, aber inzwischen hat sich die RKK ein wenig bewegt. Allerdings nur theologisch, nicht praktisch.
Der Hauptunterschied zwischen den evangelischen Kirchen und der römisch-katholischen Kirche besteht heute in der Lehre vom kirchlichen Amt, und damit verbunden, der Frage, ob so etwas wie Kirchenhierarchien, Erlasse, Dogmen gottgewollt oder bloß notwendige (bzw überflüssige) Übel seien.
Benutzeravatar
Fisherman's Fellow
 
Beiträge: 361
Registriert: Mi 30. Mai 2007, 17:19

Beitragvon HF******* » Sa 2. Jun 2007, 15:16

1von6,5Milliarden schrieb:
Abgesehen davon, dass niemand einen Platz im Himmel erhält ...

Fishermans Friend schrieb:
Dein Glaube. Es gilt, das ist meine Überzeugung, was Jesus zum römischen Hauptmann in Matthäus 8,13 sagte: "Gehe hin. Dir geschehe, wie du geglaubt hast."

Naja, vielleicht hat Gott hie und da ein Einsehen und bereitet dem schwachen oder kaum noch erkennbaren Glauben eine positive Überraschung.


Da muss ich leider widersprechen: Wenn jemand Deine persönliche Glaubensvorstellung (was meinst DU mit Glauben?) nicht teilt, dann heißt das nicht, dass diese Person etwas anderes glaubt: Jedenfalls nicht im religiösen Sinne! Eine rationale Vorstellung kann man glauben im nichtreligiösen Sinne, sie kann aber ansich kein Glaube sein, weil es hierzu stets eines irrationalen Moments bedarf.

Warum sollte denn Herr Jesus (oder besser gesagt die Autoren der Bibel) eine Erkenntnisquelle diesbezüglich sein können?
Eine erfundene Sagengestalt (Gatt) kann nur innerhalb der Sage aktiv werden, nicht aber außerhalb - deshalb kann der Gatt auch keine Handlungen vornehmen - allenfalls in Deiner Phantasie…
Zuletzt geändert von HF******* am Sa 2. Jun 2007, 15:28, insgesamt 1-mal geändert.
HF*******
 
Beiträge: 2651
Registriert: Do 19. Okt 2006, 11:59

Beitragvon Max » Sa 2. Jun 2007, 15:22

Es gibt kein Leben nach dem Tod. Das ist kein Glaube und hat mit Glauben auch überhaupt nichts zu schaffen; es ist ein wissenschaftliches Faktum. Unser Bewusstsein, unser Ich, unser Innerstes, unsere Seele, etc. ist eine emergente Eigenschaft unseres Gehirns. Mit dem Auslöschen unserer neuronalen Strukturen nach dem Tod geht dieses notwendigerweise verloren.
Max
 
Beiträge: 2038
Registriert: So 10. Sep 2006, 09:55

Beitragvon Fisherman's Fellow » Sa 2. Jun 2007, 15:25

Kurt hat geschrieben:Man "investiert" bei jeder Tat in irgendeiner Form. Auch wenn das meist unbewusst geschieht. Wenn ich einem Freund aus der Patsche helfe, dann kann ich schon dafür ausgehen, dass er für mich das gleiche auch tun würde. Oder dass man einen Gefallen gut hat, auch wenn man diesen vielleicht nicht in Anspruch nehmen wird.

Meine Großmutter sagte: "Ich war froh, dass ich meinen Mann die letzten Jahre über pflegen konnte, auch wenn es manchmal sehr schwer war. Aber er hat mir früher so viel gegeben, hat mich so sehr geliebt und gut behandelt - ich war froh, dass ich ihm ein wenig davon zurückgeben konnte."

Man könnte diese Form von Liebestat als "durch überschwängliche Dankbarkeit motiviert" bezeichnen. So - wenigstens die Theorie - sollte es auch bei christlichen Liebestaten laufen. Der Umstand, wie mich Gott begabt, zum Blühen gebracht, mir ein vitales, kraftvolles Leben geschenkt hat, sollte meinen Glauben dazu anspornen, diese Gnade im auch an andere weiterzugeben. Frei nach dem Motto: "Ich hab nen Fünfer im Lotto gekriegt - kommt, ich geb euch allen einen aus!"

Zugegebenermaßen ist besonders in den institutionalisierten Kirchen von alledem kaum was zu spüren. :(
Benutzeravatar
Fisherman's Fellow
 
Beiträge: 361
Registriert: Mi 30. Mai 2007, 17:19

VorherigeNächste

Zurück zu Religion & Spiritualität

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 3 Gäste

cron