laie hat geschrieben:Entschuldige, das sind Spitzfindigkeiten und Worthülsen. Auweia!
Wer mit Worthülsen um sich wirft soll Worthülsen ernten oder so ähnlich.
Ich zitiere mal eben deine kurze Erklärung, was es mit "Liebe deinen nächsten" auf sich hat:
Feind ist nicht einfach das Gegenteil von Freund, sondern immer derjenige, der uns nicht gefällt. Nicht gefallen tut uns am anderen so manches. Und was uns am einen nicht gefällt, das mögen wir am anderen. Aber so ist der Mensch - mit Ecken und Kanten. So ist der Nächste. Das Gebot der Feindesliebe ist also nicht das ins Absurde gesteigerte Gebot der Nächstenliebe. Es fügt der Nächstenliebe nichts hinzu.
Lieben kann einmal wohlgefallen bedeuten. Der Feind soll mir also gefallen, ist es das? Das kann es nicht sein, denn es steht nicht in meinem Willen, ob mir jemand gefällt oder nicht. Geschmack ist launenhaft. Soll ich dem Feind gefallen? Das ist Masochismus.
Die andere Bedeutung von Lieben ist wohlwollen. Wenn ich den Nächsten liebe, will ich sein Wohl. Ich will, daß es ihm gut geht. Das ist zwar schön, aber nicht genug. Christliche Nächstenliebe besteht nicht darin, den anderen in seinen Launen zu unterstützen. Sondern darin, zu wollen, daß der Nächste gut ist.
Was bedeutet das? "Gut" ist ein relativer Begriff. Gut nenne ich etwas, das einer Neigung, einem Streben folgt. Habe ich Lust auf italienisch essen, und man setzt mir einen Teller Pasta vor, dann finde ich die Pasta gut, weil sie meiner Neigung entspricht. Vielleicht ist das Essen nicht gut für meine Gesundheit, dazu müsste ich wieder eine andere Neigung haben, nämlich die, auf meine Gesundheit zu achten. Und so geht es weiter. Was wir hier gut nennen, finden wir dort schon gar nicht mehr gut.
Jetzt hat der Mensch nicht nur Neigungen und Strebungen, sondern er ist selbst eine. Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt. Und darin soll man ihn unterstützen. Das ist christliche Nächstenliebe. Nichts andres. Nicht die Launen des anderen hofieren - sondern ihn in seiner Existenz, in seinre Persönlichkeit unterstützen.
Also wenn man problemlos obigen Text in diese einfache Zeile "Liebe deinen Nächsten" hineinbasteln kann, dann ist der Satz wertlos, weil sich jeder alles hineinbasteln kann. Eben ganz nach persönlicher Meinung und Auslegung. Welchen Nutzen hat der Satz dann? Keinen. Oder woher weißt du denn, dass "Liebe deinen Nächsten" genau das von dir geschriebene bedeutet, und nicht etwas völlig anderes? Hättest nicht du mir geantwortet, sondern vielleicht stine, dann hätte stine vielleicht etwas völlig anderes da hinein interpretiert. So ist es einfach nur deine Auslegung des Satzes. Ich lege ihn wiederum völlig anders aus. Und mein Nachbar legt ihn wieder anders aus. Nutzlos.