stine hat geschrieben:Wenn wir wissen, dass Religionen die Menschen auf der Basis der Freiwilligkeit wegweisen können, überzeugender sogar als staatliche Programme das je tun könnten, dann sollten wir religiöses Denken nicht ausradieren, sondern der neuen Welt anpassen. Der Naturalismus eignet sich als Weltsicht philosophisch betrachtet ganz besonders dazu.
Nichts gegen dich, stine, es fällt mir nur zufällig an diesem Zitat wieder was auf, aber so reden hier auch viele andere. Formuliert wird für mein Gefühl zu oft so, als würde es hier darum gehen, eine neue Gesellschaft zu bauen, tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen zu planen und eine bessere Ordnung zu schaffen. Ich kratze mich gerade am Kopf und überlege, ob wir Feierabend-Hobby-Amateur-Philosophen uns da nicht tendenziell im Ton vergreifen und für viel zu wichtig nehmen.
Immerhin sind wir doch auch nur kleine Rädchen im Getriebe dieser Gesellschaft. Wir übernehmen ebenfalls ständig vorgekaute Meinungen und Stimmungen (siehe z.B. die letzte Ausgabe von Gehirn&Geist : "Soziale Gemeinschaften prägen wie wir denken und fühlen" http://www.gehirn-und-geist.de/). Wir sind auch nur das Ergebnis von Weltsichten und -bildern, die von anderen Leuten aus unserer Umgebung und aus den uns in die Hände gedrückten Büchern stammen. Machen wir lieber keine Pläne damit, außer für uns selbst.
Ansonsten bin ich in der Sache bei Nanna (wie eigentlich fast immer). Religion als Machtintstrument, als gezielte Menschenbeeinflussung, das kann man wohl nur für die paar Prozent Profis so sehen. Also Prediger, Priester, Würdenträger etc. Für die große Menge der religiösen Menschen ist das natürlich keine Politik, sondern nur höchst persönliche Weltbilder. Den Menschen bewusste Irreführung, Verschlagenheit und Machtkalküle zu unterstellen klingt für mich eher wie banale Paranoia.