Wozu dient der Gottesbegriff?

Re: Wozu dient der Gottesbegriff?

Beitragvon ujmp » Di 25. Sep 2012, 08:04

Ich tippe, dass sich "Realität", "Wahrheit" usw. überhaupt nicht erklären lassen. Es sind Teile unseres angeborenen Betriebssystems. "Wahrheit" ist sozusagen ein Programm, das sich zwar auf sich selbst anwenden kann: "Gibt es Wahrheit, gibt es also mich?" Aber die Antwort kann prinzipiell nur "Ja" oder "Nein" lauten, weil das Programm selbst nur diese Antworten beinhaltet. Und sie muss "Ja" lauten, da das Programm, welches diese Frage beantwortet hat, offensichtlich existiert.
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Re: Wozu dient der Gottesbegriff?

Beitragvon emporda » Fr 28. Sep 2012, 06:10

ujmp hat geschrieben:Ich tippe, dass sich "Realität", "Wahrheit" usw. überhaupt nicht erklären lassen.
Wahrheit ist für mich die Realität, also alles das was ich mit meinen Sinnen als Umwelt wahrnehme- Jede andere Definition der Wahrheit ist subjektiv, also "parteiisch" und damit als undemokratisch abzulehnen. Die Wahrheit der Religionsbetreiber ist so ein Fall

Der christliche „Kirchensprech“ ist wissentliche Täuschung, die Neudefinitionen erwecken den Eindruck des Gegenteils der Realität. Der Oberhirte bezeichnet sich als „all-gütig“ und „all-wissend“, als rücksichtsloser Despot ist er ohne Wissen in der Sache. Eine Aussage die als „ewig wahr“, „unantastbar“ oder „absolut“ gilt, die ist sicher erlogen oder frei phantasiert. Wer im Gebet zu Jesus die „Wahrheit“ erfährt, der hat sicher kein „Glück und Zufriedenheit“.

Das ist wie zu Meister Propper im Waschmittel beten, damit er die vollgekackten Windeln wäscht. Meister Propper ist seit 40 Jahren Zombie, der Jesus ist nach 2.000 Jahren sehr vergammelt. Viele Begriffe sind durch Skandale negativ besetzt und neu definiert um werbewirksam zu sein. So hat die RKK keine Exorzisten mehr, sondern nur noch „Beauftragte im Befreiungsdienst“ und pädophile Kinderficker der RKK sind demgemäß „Beauftragte im Beglückungsdienst“. Das ist irre wie der republikanische Senatskandidat in Missouri, für den bei legitimer Vergewaltigung Frauen Dank innerer Abwehrmechanismen nie schwanger werden – nur was ist dabei legitim?
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Re: Wozu dient der Gottesbegriff?

Beitragvon Nanna » Fr 28. Sep 2012, 17:47

emporda hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben:Ich tippe, dass sich "Realität", "Wahrheit" usw. überhaupt nicht erklären lassen.
Wahrheit ist für mich die Realität, also alles das was ich mit meinen Sinnen als Umwelt wahrnehme- Jede andere Definition der Wahrheit ist subjektiv

Inwiefern ist diese selbstzentrierte Definition von Realität denn nicht subjektiv? Ich würde sagen, im Gegenteil, subjektiver geht's gar nicht.
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Re: Wozu dient der Gottesbegriff?

Beitragvon emporda » Fr 28. Sep 2012, 17:58

Nanna hat geschrieben:
emporda hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben:Ich tippe, dass sich "Realität", "Wahrheit" usw. überhaupt nicht erklären lassen.
Wahrheit ist für mich die Realität, also alles das was ich mit meinen Sinnen als Umwelt wahrnehme- Jede andere Definition der Wahrheit ist subjektiv

Inwiefern ist diese selbstzentrierte Definition von Realität denn nicht subjektiv? Ich würde sagen, im Gegenteil, subjektiver geht's gar nicht.
Im gewissen Sinn hast Du Recht. Die reale Empfindung ist gleich, die Bewertung dagegen unterschiedlich subjektiv. Was Einem ein Wohlgeruch ist, das stinkt dem Anderen. Was für Einen Musik ist, das ist für den Anderen nur Krach.

Was ich negativ gemeint habe, das ist die Wahrheit des Geglaubten, also nichts Reales. Das ist die Wahrheit der Religionen, die sich Menschen als Phantasien haben einfallen lassen, sei es unfreiwillig als kranker Wahn oder freiwillig aus Geschäftemacherei
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Re: Wozu dient der Gottesbegriff?

Beitragvon ujmp » Fr 28. Sep 2012, 18:14

Deine Definition scheint mir außerdem zirkulär. Was ist denn dann "Wahrheit" für dich - doch nicht etwa das "Reale"?
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Re: Wozu dient der Gottesbegriff?

Beitragvon Frankfurter Animus » Do 4. Okt 2012, 11:56

emporda hat geschrieben:Wahrheit ist für mich die Realität, also alles das was ich mit meinen Sinnen als Umwelt wahrnehme- Jede andere Definition der Wahrheit ist subjektiv, also "parteiisch" und damit als undemokratisch abzulehnen.


Grüß dich, emporda,

Sinneswahrnehmungen spiegeln an sich keine Wahrheit wieder, ansonsten wurden Sinnestäuschungen und Halluzinationen ebenso die Wahrheit repräsentieren... und somit die Aussagen von überlieferter Religion unterstützen. Ist jede andere Definition parteiisch, schließt du paradoxer Weise gerade die Logik als Weg zur Erkenntnis aus.

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Re: Wozu dient der Gottesbegriff?

Beitragvon Darth Nefarius » Fr 5. Okt 2012, 15:04

Frankfurter Animus hat geschrieben:Sinneswahrnehmungen spiegeln an sich keine Wahrheit wieder, ansonsten wurden Sinnestäuschungen und Halluzinationen ebenso die Wahrheit repräsentieren

Doch, das tun sie für den betroffenen, der im Zweifelsfall entscheidet, was für ihn die Wahrheit ist. Die Halluzination Gott ist eine sehr populäre, sie wird oft als wahr verstanden.
Frankfurter Animus hat geschrieben:... und somit die Aussagen von überlieferter Religion unterstützen.

Nein, sie würde sie als subjektive Wahrheit relativieren. Wenn jede Wahrheit subjektiv ist, dann haben die einzelnen keinen Wert, auch die religiöse Wahrheit nicht.
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Re: Wozu dient der Gottesbegriff?

Beitragvon ujmp » Fr 5. Okt 2012, 19:08

Präzisiert doch mal bitte, was ihr mit "Widerspiegeln" meint!
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Re: Wozu dient der Gottesbegriff?

Beitragvon emporda » Fr 5. Okt 2012, 20:04

Frankfurter Animus hat geschrieben:Grüß dich, emporda,

Sinneswahrnehmungen spiegeln an sich keine Wahrheit wieder, ansonsten wurden Sinnestäuschungen und Halluzinationen ebenso die Wahrheit repräsentieren... und somit die Aussagen von überlieferter Religion unterstützen. Ist jede andere Definition parteiisch, schließt du paradoxer Weise gerade die Logik als Weg zur Erkenntnis aus. Oliver

Als absoluter Kenner der über 10.000 Sinneswahrnehmungen, die jede Sekunde das Gehirn erreichen und den wenigen Hundert, die nach Filterung durch unbekannte Kriterien ans Bewußtsein weitergeleitetwerden, erkläre bitte genau was und warum diese unser Bewußstsein erreichen-

Du bekommst sicher den Nobelpreis dafür, ich würde sogar nach Oslo reisen
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Re: Wozu dient der Gottesbegriff?

Beitragvon Frankfurter Animus » Fr 5. Okt 2012, 20:18

Darth Nefarius hat geschrieben:Doch, das tun sie für den betroffenen, der im Zweifelsfall entscheidet, was für ihn die Wahrheit ist. Die Halluzination Gott ist eine sehr populäre, sie wird oft als wahr verstanden.


Grüß dich Darth Nefarius,

du führst mein Argument zu seinem logischen Ziel; aus diesem Grund können Sinneseindrücke keine tatsächlichen Wahrheiten reflektieren, sofern sie nicht von objektiven, von anderen überprüfbaren Fakten gestützt werden. Gott bleibt somit eine Halluzination, weil ihm die empirischen Beweise fehlen... und wahrscheinlich stets fehlen werden.

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Re: Wozu dient der Gottesbegriff?

Beitragvon emporda » Fr 5. Okt 2012, 20:37

Darth Nefarius hat geschrieben:Doch, das tun sie für den betroffenen, der im Zweifelsfall entscheidet, was für ihn die Wahrheit ist. Die Halluzination Gott ist eine sehr populäre, sie wird oft als wahr verstanden.
Was haben die Primaten blos verkehrt gemacht, indem sie Gott weder erkannt noch angebetet haben und keine heiigen Bücher geschrieben noch Kathedralen gebaut haben

Die Hominiden und verwandte Primaten leben Millionen Jahre in sozialen Clans mit erprobten Strukturen für Macht, Ethik und Kultur. Vor etwa 500.000 Jahren entsteht durch Evolution des Kehlkopfes die Fähigkeit komplexe Lautfolgen zu bilden, in Folge über 400.000 Jahre Kultur mit Sprache sowie Symbolik und setzt per Evolution in Wanderhackbau, Ackerbau, Siedlungsbau, Eigentum, Grab Kult, Zeichensymbolik und Schrift fort. Die genetischen Unterschiede zwischen Farbigen, Weißen und Asiaten sind geklärt, die Abspaltung der Nicht-Negroiden geschah vor etwa 100.000 Jahren. Der letzte gemeinsame Vorfahre der Europäer und Ostasiaten lebte vor etwa 40.000 Jahren. Australien wird vor 70.000, Amerika vor 35.000 Jahren besiedelt.

In der Hominiden Evolution werden immer neue Hirnstrukturen auf vorhandene aufgebaut. Die etwa 100 Milliarden Nervenzellen und ihre Verbindungen speichern die Informationen, jede Zelle ist mit bis zu 10.000 anderen verbunden. Systeme wie der Sehnerv übertragen in eine Richtung, andere in beide. Der Energieverbrauch des Gehirns beansprucht bei Büroarbeit den Kreislauf zu 60-75%. Die Schaltung der Nervenzellen ist teilweise durch die DNA festgelegt, erst mit dem Wechsel der Anforderungen und gezielten Lernprozessen wandelt sie sich ständig. Beim Ausfall von Nervenbereichen übernehmen andere Bereiche die Aufgaben. Diese Umorganisation führt bei Dementen zu Stimmungen und zeitweiliger „Abwesenheit“

Moderne Tomographien erlauben neuronale Prozesse zu studieren, Mustererkennung kann bereits einfache Gedanken deuten. Unser Gehirn ist beliebig manipulierbar, was demjenigen als abwegig erscheint. Einen freien Willen als bewusste Entscheidung hat es nie gegeben, jede Entscheidung basiert auf im Unterbewusstsein ablaufenden Prozessen nach uns unbekannten Kriterien bis zu 8 Sekunden Dauer vorher. Unbekannte Kriterien entziehen moralisierenden Begriffen wie Schuld, Sühne, Sünde und Buße jeglichen Sinn. Erinnerungen sind für uns immer real geschehen und niemals willkürlich fabriziert. Neurale Korrelate richtiger und falscher Erinnerungen werden in Gehirn unterschiedlich verarbeitet und sind so durch ein MRT zu entlarven. Ist die mit Vertrautheit und Emotionen korrelierte front-partielle Region oberhalb der Stirn aktiv, geht es um fabrizierte Erinnerungen und intern erfundene Fakten. Sind die mit realen Vorgängen korrelierten medialen Temporallappen (MTL) seitlich der Schläfen aktiv, geht es um externe Erlebnisse und Reize der Nerven von außen kommend.

Bei eher komplexen Gedächtnisleistungen werden beide Gehirnbereiche aktiv, Selbstbetrug, frei fabrizierte Erinnerungen und externe Fakten werden so zu einer falschen Realität vermischt. Erinnerungen sind nicht statisch, sie werden immer wieder nachgebessert. Die Erinnerung an ein Ereignis, eine Zeugenaussage ist somit kein Beweis dafür, dass dies jemals real war. Es ist heute möglich per Gehirntomographie zu unterscheiden, ob jemand eine Person vorher bereits gesehen hat oder nicht. Man kann erkennen, ob Vorsätze gehalten werden sollen oder nicht.

Quelle: H. A. Goerke: http://www.goerke.us/diskusionen/Kreationismus.pdf


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Re: Wozu dient der Gottesbegriff?

Beitragvon Darth Nefarius » Sa 6. Okt 2012, 12:55

Frankfurter Animus hat geschrieben:du führst mein Argument zu seinem logischen Ziel; aus diesem Grund können Sinneseindrücke keine tatsächlichen Wahrheiten reflektieren, sofern sie nicht von objektiven, von anderen überprüfbaren Fakten gestützt werden.

Aus dieser Feststellung kann man 2 Philosophien ableiten: Rationalismus und Nihilismus. Entweder glaubst du überhaupt nicht an objektive Wahrheiten oder du kommst auf die noch sinnvollere Idee (Sarkasmus) deine durch diese subjektiven Wahrnehmungen beeinflussten Gedanken als unabhängig von der Welt zu betrachten, oder diese Isolation irgendwie zu suchen, um über den Verstand zur Wahrheit zu gelangen. Ich tendiere zu ersterem, es erschließt sich mir nicht, wie man über noch mehr Subjektivität und einigen unbegründeten Axiomen zu einer brauchbaren Haltung in dieser Frage kommen soll.
Da du vom "Weg der Erkenntnis" schreibst, nehme ich an, dass du zu letzterem tendierst. Oder bin ich da auf dem Holzweg? Der Nihilismus in seiner Widersprüchlichkeit ist letztlich auch irgendwie ein Versuch zur "Erkenntnis" zu gelangen, auch wenn sie besagt, dass es keine echten Erkenntnisse/Wahrheiten geben kann. Zusammengefasst habe ich also keine zwingenden Anhalspunkte, um dir Rationalismus zu unterstellen, das ist einfach mal so gefragt.
Nochwas, um Missverständnisse zu vermeiden, weise ich darauf hin, dass ich meine Kommentare nie in Briefform schreibe. Wenn ich dich also nicht jedesmal grüße oder mich verabschiede, ist das kein Zeichen von mangelndem Respekt.
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Re: Wozu dient der Gottesbegriff?

Beitragvon Frankfurter Animus » Di 9. Okt 2012, 06:07

@ Darth Nefarius
Ich bin erstaunt, dass du an mir keinen Rationalismus erkennst - nach weiteren Postings von mir Frischling wird dieser Wesenszug bestimmt unbestreitbar deutlich.
In der Tat gelten für mich ausschließlich Fakten - definiert als objektive Wahrheiten - als Wissen. Die Gottesfrage beantworte ich somit negativ, weil die Autorität "heiliger" Texte unbegründet ist und persönliche Erfahrungen/ Offenbarungen nicht als Beweise zur Existenz des Übernatürlichen gedeutet werden können.

... ab jetzt auch bei mir ohne Briefform. :mg:
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Re: Wozu dient der Gottesbegriff?

Beitragvon Darth Nefarius » Di 9. Okt 2012, 13:45

Frankfurter Animus hat geschrieben:@ Darth Nefarius
Ich bin erstaunt, dass du an mir keinen Rationalismus erkennst - nach weiteren Postings von mir Frischling wird dieser Wesenszug bestimmt unbestreitbar deutlich.

So ist es ja nicht, es gab Indizien, aber keine zwingenden Beweise. Und deswegen habe ich auch eine Vermutung aufgestellt und dich danach gefragt.
Frankfurter Animus hat geschrieben:In der Tat gelten für mich ausschließlich Fakten - definiert als objektive Wahrheiten - als Wissen.

Wie erlangst du Objektivität? Wie erkennst du sie? Meinst du nicht, dass man höchstens einige Indizien sammeln kann und dann über eine gewisse Intersubjektivität zu Fakten kommt, aber nie zu der Wahrheit? Eben deswegen habe ich mich nicht darauf festgelegt, dass du Rationalist bist. Man kann sich nie sicher sein und nie die letzte Stelle nach dem Komma kennen. Damit plädiere ich aber gewiss nicht für irgendwelchen metaphysischen Quatsch, sondern gebe zu bedenken, dass nichtmal in den Naturwissenschaften alles in Stein gemeißelt ist, erst recht nicht in einer Geisteswissenschaft wie in der Philosophie (trotzdem habe ich zum Thema Gott und Religion die gleiche Meinung wie du).
Frankfurter Animus hat geschrieben:Die Gottesfrage beantworte ich somit negativ, weil die Autorität "heiliger" Texte unbegründet ist und persönliche Erfahrungen/ Offenbarungen nicht als Beweise zur Existenz des Übernatürlichen gedeutet werden können.

Sie können schon so gedeutet werden, so wird es auch getan, nur die Legitimität und die Aussagekraft dieser Vorgehensweise ist fraglich. Viele benötigen Autorität, sie muss nicht gut begründet sein.
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Re: Wozu dient der Gottesbegriff?

Beitragvon ujmp » Di 9. Okt 2012, 19:12

emporda hat geschrieben:Moderne Tomographien erlauben neuronale Prozesse zu studieren, Mustererkennung kann bereits einfache Gedanken deuten. Unser Gehirn ist beliebig manipulierbar, was demjenigen als abwegig erscheint. Einen freien Willen als bewusste Entscheidung hat es nie gegeben, jede Entscheidung basiert auf im Unterbewusstsein ablaufenden Prozessen nach uns unbekannten Kriterien bis zu 8 Sekunden Dauer vorher.
Quelle: H. A. Goerke: http://www.goerke.us/diskusionen/Kreationismus.pdf

Das ist natürlich Käse. 8 Sekunden sind eine verdammt lange Zeit. Beim Tischtennisspielen beispielsweise können in dieser Zeit locker 16 Ballwechsel zusammenkommen. Kein Mensch kann aber schon 16 Schläge vorher wissen, auf welche Seite der Ball springen wird - er bekommt ihn, weil er augenblicklich reagiert. Außer der trivialen Feststellung, dass man schon vor dem Spiel gewinnen will, wird man da wohl nix messen können.

Sicher können sich bestimmte Entscheidungen unbewusst anbahnen. "Der Gedanke kommt wann er will, nicht wann ich will" (Nietzsche). Daraus kann man m.E. aber nicht die Unfreiheit des Willens ableiten. Der Wille ist nur eben gelegentlich unbewusst.

Man darf m.E. auch nicht von der Manipulierbarkeit des menschlichen Gehirnes auf eine Fehlbarkeit schließen. Real funktioniert es schließlich ohne Elektroden. Wie der Text wenigstens in diesem Punkt richtig sagt, ist schlicht nicht bekannt, wie das Gehirn funktioniert.
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Re: Wozu dient der Gottesbegriff?

Beitragvon Darth Nefarius » Di 9. Okt 2012, 21:55

ujmp hat geschrieben: 8 Sekunden sind eine verdammt lange Zeit.

Deswegen steht da auch bis zu 8 Sekunden. Hierbei sind wohl Entscheidungen, nicht intuitive Reaktionen gemeint, wie beim Sport.
ujmp hat geschrieben:Sicher können sich bestimmte Entscheidungen unbewusst anbahnen. "Der Gedanke kommt wann er will, nicht wann ich will" (Nietzsche). Daraus kann man m.E. aber nicht die Unfreiheit des Willens ableiten. Der Wille ist nur eben gelegentlich unbewusst.

Sag mal, wenn du weder die Entscheidung wahrnimmst, noch sie wirklich triffst, was für einen Anteil hast du an ihr? Wo liegt der Grund das du sagst:"Joa, ist zwar unbewusst, ist zwar vor meiner Wahrnehmung alles feststehend, ist aber trotzdem frei."
ujmp hat geschrieben:Man darf m.E. auch nicht von der Manipulierbarkeit des menschlichen Gehirnes auf eine Fehlbarkeit schließen.

Doch, das darf man, es ist auch eine intelligente Leistung. Was der Umkehrschluss aus deiner Behauptung ist, wäre die unantastbare Fehlbarkeit des Gehirnes. Meinst du das wirklich so?
ujmp hat geschrieben: Real funktioniert es schließlich ohne Elektroden.

Was haben die Elektroden mit der Manipulierbarkeit zu tun? Denkst du, dass dein Gehirn nur durch Elektroden manipuliert werden kann? Die Elektroden sind stellvertretend für eine Depolarisierung entlang eines Nervs, der durch alltägliche Sinneseindrücke ebenso stimuliert werden kann.
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Re: Wozu dient der Gottesbegriff?

Beitragvon ujmp » Mi 10. Okt 2012, 07:40

Darth Nefarius hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben: 8 Sekunden sind eine verdammt lange Zeit.

Deswegen steht da auch bis zu 8 Sekunden. Hierbei sind wohl Entscheidungen, nicht intuitive Reaktionen gemeint, wie beim Sport.

Dann denk halt mal ans Auto- oder Fahradfahren oder andere Alltagsituationen. Diese "8 Skunden" halten dem Sanity-Check so jedenfalls nicht stand. Und wenn man die Aussage konkretisiert - glaubs mir!- wird rauskommen, dass man nichts wirklich weiß.

Darth Nefarius hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben:Sicher können sich bestimmte Entscheidungen unbewusst anbahnen. "Der Gedanke kommt wann er will, nicht wann ich will" (Nietzsche). Daraus kann man m.E. aber nicht die Unfreiheit des Willens ableiten. Der Wille ist nur eben gelegentlich unbewusst.

Sag mal, wenn du weder die Entscheidung wahrnimmst, noch sie wirklich triffst, was für einen Anteil hast du an ihr? Wo liegt der Grund das du sagst:"Joa, ist zwar unbewusst, ist zwar vor meiner Wahrnehmung alles feststehend, ist aber trotzdem frei."

Dass sich etwas unbewusst anbahnt, heißt nicht, dass es feststeht. Man kann das Unterbewusstsein als einen Zuarbeiter des Bewusstseins welches letztlich die Entscheidung trifft betrachten. Das Unterbewusstsein bereitet sozusagen die Daten auf und selektiert sie dazu natürlich auch. Das Unterbewusstsein rechnet aber nicht aus, was 11x17 ist, dass kann nur das Bewusstsein!

Darth Nefarius hat geschrieben:

ujmp hat geschrieben:Man darf m.E. auch nicht von der Manipulierbarkeit des menschlichen Gehirnes auf eine Fehlbarkeit schließen.

Doch, das darf man, es ist auch eine intelligente Leistung. Was der Umkehrschluss aus deiner Behauptung ist, wäre die unantastbare Fehlbarkeit des Gehirnes. Meinst du das wirklich so?

ujmp hat geschrieben: Real funktioniert es schließlich ohne Elektroden.

Was haben die Elektroden mit der Manipulierbarkeit zu tun? Denkst du, dass dein Gehirn nur durch Elektroden manipuliert werden kann? Die Elektroden sind stellvertretend für eine Depolarisierung entlang eines Nervs, der durch alltägliche Sinneseindrücke ebenso stimuliert werden kann.



Das Gehirn erwartet eine Umwelt mit einer bestimmten Struktur an die es evolutionär angepasst ist und in der es prima funktioniert. Wenn man nun eine Funktion des Gehirnes manipuliert oder wie z.B. in optischen Täuschungen die Struktur der Umwelt manipuliert und sich dabei zeigt, dass das Gehirn sich irren kann, hat man nur gezeigt, dass das Gehirn sich nicht an jede Deformierung anpassen kann. Die echte Fehlbarkeit des Gehirnes zeigt sich, wenn es nicht manipuliert wurde - und zwar oft genug!
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Re: Wozu dient der Gottesbegriff?

Beitragvon Darth Nefarius » Mi 10. Okt 2012, 09:52

ujmp hat geschrieben:
Darth Nefarius hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben: 8 Sekunden sind eine verdammt lange Zeit.

Deswegen steht da auch bis zu 8 Sekunden. Hierbei sind wohl Entscheidungen, nicht intuitive Reaktionen gemeint, wie beim Sport.

Dann denk halt mal ans Auto- oder Fahradfahren oder andere Alltagsituationen. Diese "8 Skunden" halten dem Sanity-Check so jedenfalls nicht stand. Und wenn man die Aussage konkretisiert - glaubs mir!- wird rauskommen, dass man nichts wirklich weiß.

OK, dann formuliere ich es für dich nochmal so:
Deswegen steht da auch bis zu 8 Sekunden. Hierbei sind wohl Entscheidungen, nicht intuitive Reaktionen gemeint, wie beim Sport oder dem Auto- oder Radfahren.
Fiel es dir so schwer, diese Aussage so zu verstehen?
ujmp hat geschrieben:Dass sich etwas unbewusst anbahnt, heißt nicht, dass es feststeht.

Hast du ein Indiz für eine gegenteilige Haltung? Andernfalls kann ich das nur als Wunschdenken bezeichnen, dein einziges Motiv, um darauf zu beharren. Diese Forschungsergebnisse sprechen für eine Determination.
ujmp hat geschrieben:Man kann das Unterbewusstsein als einen Zuarbeiter des Bewusstseins welches letztlich die Entscheidung trifft betrachten.

Und was trifft dann die Entscheidungen? Denkst du dieser eine "Schalter" (metaphorisch) ist nicht determiniert durch Hormongradienten und elektrische Impulse?
Das ist nur eine andere Form der Determination.
ujmp hat geschrieben:Das Unterbewusstsein bereitet sozusagen die Daten auf und selektiert sie dazu natürlich auch. Das Unterbewusstsein rechnet aber nicht aus, was 11x17 ist, dass kann nur das Bewusstsein!

Dieses mystische Bewusstsein greift dabei auf Erinnerungen und gewisse Fähigkeiten zurück, das sind andere Determinanten.
ujmp hat geschrieben:Das Gehirn erwartet eine Umwelt mit einer bestimmten Struktur an die es evolutionär angepasst ist und in der es prima funktioniert. Wenn man nun eine Funktion des Gehirnes manipuliert oder wie z.B. in optischen Täuschungen die Struktur der Umwelt manipuliert und sich dabei zeigt, dass das Gehirn sich irren kann, hat man nur gezeigt, dass das Gehirn sich nicht an jede Deformierung anpassen kann.

Optische Täuschungen sind kein unnatürliches Phänomen, der Mensch kennt sie schon vor der Neurologie. Ein Naturwissenschaftler wird nicht die Absicht haben, nur zu beweisen, dass das Gehirn sich nicht auf alles anpassen kann. In diesem Versuch wurde bestimmt ein bekanntes Gehirnareal mit vermuteten Zuständigkeiten manipuliert. Bei naturwissenschaftlichen Versuchen will man oft ähnliche Bedingungen wie in der Umwelt schaffen, so hat man gewiss ein auch in der "Natur" depolarisierbaren Nerv oder sowas gesucht. Was im Labor zur Untersuchung an unbehandelten Menschen gemacht wird, geht selten über das, was in der Natur möglich ist, hinaus.
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Re: Wozu dient der Gottesbegriff?

Beitragvon emporda » Mi 10. Okt 2012, 11:18

Darth Nefarius hat geschrieben:Hast du ein Indiz für eine gegenteilige Haltung? Andernfalls kann ich das nur als Wunschdenken bezeichnen, dein einziges Motiv, um darauf zu beharren. Diese Forschungsergebnisse sprechen für eine Determination.
ujmp hat geschrieben:Man kann das Unterbewusstsein als einen Zuarbeiter des Bewusstseins welches letztlich die Entscheidung trifft betrachten.
Und was trifft dann die Entscheidungen?
Die Darlegung von "ujmp" ist eine Umkehrung der Realität, mit der er sich offensichtlich nicht anfreunden kann

Auf das Unterbewußsein treffen laufend Zehntausende Wahrnehmungen ein, die nur durch automatisch geprägte Muster zu bewältigen sind. So erreichen nur ganz ganz wenige davon unser Bewußtsein, ohne unsere Kenntnis warum und wieso gerade diese und nicht andere

Der eigentliche Computer Gehirn ist unser Unterbewußtsein, ganz sicher ist es kein Zuarbeiter. Das Unterbewußtsein funktionierte lange bevor die Hominiden überhaupt ein Bewußtsein entwickelten und damit das Instikt gesteuerte Verhalten ablösten. Es gibt offensichtlich keine Lebenwesen ohne Unterbewußtsein, die nur per Bewusstsein ihre physische Präsenz steuern. Alllein die Verarbeitung bestimmter Reize in winzigen Bereichen des Gehirns wie etwa Sehen, Hören, Sprechen usw. machen ein alles kontrollierendes Bewußtsein unmöglich
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Re: Wozu dient der Gottesbegriff?

Beitragvon Arathas » Mi 10. Okt 2012, 11:27

emporda hat geschrieben:Es gibt offensichtlich keine Lebenwesen ohne Unterbewußtsein, die nur per Bewusstsein ihre physiche Präsenz steuern.


Zumindest teilweise geschieht dies mit autistisch veranlagten Menschen: Auf die prasseln Informationen, die bei uns direkt im Unterbewusstsein verschwinden, ins Bewusstsein ein. Mit dem Effekt, dass eine solche Flut von Informationen gar nicht mehr bewusst so verarbeitet werden kann, wie es nötig wäre, um dann noch ein "normales" Leben führen zu können.
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