ujmp hat geschrieben:Das ist noch ein Beispiel für deine unseriöse Art zu argumentieren, denn ich hatte mein Urteil ja vor deinem Link gefällt.
Genau, es ist unseriös, seine Haltung trotz der Quellen anderer (mit purer Ignoranz) beizubehaltgen, ohne selbst ein einziges Argument gebracht zu haben, oder die angeführten Texte verstanden zu haben, du bis unseriös.
ujmp hat geschrieben: Man findet dort aber a) nur das, worüber ich oben geschrieben habe, nämlich eine künstliche, realitätsfremde Loborkonstruktion und b) auch die korrekte Bemerkung, dass man eigentlich nichts genaues weiß.
Du hast keine höhere Autorität als Wissenschaftler, die klare Ergebnisse haben. Dass man nichts genaues weiß, ist bedeutungslos, wenn der aktuelle Stand der Dinge für ein Resultat spricht. Dass dieses Experiment nur eine Laborkonstruktion ist, ist auch Schwachsinn, da nicht manipuliert, sondern nur gemessen wurde in Situationen, wo Enstcheidungen getroffen werden. Wenn du dir die Texte mal durchließt, wirst du das schon noch feststellen.
Du bist realitätsfremd, wenn du eine einfache Messung als unnatürliche Manipulation beztrachtest.
ujmp hat geschrieben:Mal so herum gefragt: Wenn jemand denkt und so empfindet, als habe er einen freien Willen, auch wenn er streng genommen keinen hat und nur denkt, er hätte einen, ist die Bewertung seiner Handlungen dann nicht dennoch daran auszurichten, als hätte er einen freien Willen?
Endlich eine erwachsene Frage. Bis jetzt hat das kaum einer hier auch nur in Betracht gezogen. Ich denke, dass einige Gerichte das ganz passabel beantworten: Ja und nein. Wenn es klare Verminderungen der Schuldfähigkeit durch determinierende Ereignisse gibt, oder man erkennt, dass die Entscheidung wirklich erpresst oder erzwungen war, kann man diese als relevante Determinanten hervorheben. Für Politiker, Biographen, Historiker und Wissenschaftler sollte diese Idee aber eine geringere Rolle spielen. Dabei geht es nicht um Personen, sondern um die Betrachtung von Determinanten. Je mehr gelüftet wird, umso besser ist deren Arbeit.
Ich würde sagen, diese Fragestellung hängt vom Zusammenhang ab.
Für den eigenen Eindruck ist, so denke ich, die Information, dass wir nie frei sind, sehr aufschlussreich und hilfreich bei der Umgebungsanalyse (da man so nicht von Zufällen, sondern Zusammenhängen und möglicherweise auch Absichten ausgeht), aber nicht bestimmend für meinen Eindruck durch meine unvollkommene Wahrnehmung, dass ich frei genug bin, um xyz zu entscheiden, auch wenn es nicht so ist. Ich beschränke diese Erkenntnis auf die Verstandesebene und auf Teile meiner Wahrnehmung, nicht auf das Gefühl.
Arathas hat geschrieben: Ist ein simulierter und somit als echt empfundener freier Wille nicht ebensogut wie ein echter freier Wille?
Eine andere interessante Frage. Aber da ich Äpfel nicht mit imaginären Birnen vergleichen kann, ist eine gute Antwort nicht möglich. Man müsste etwas Spekulatives mit einer Illusion vergleichen, das fällt mir schwer und ist unseriös wie ujmps Gedankenwelt.
Frankfurter Animus hat geschrieben:Für DIE Objektivität plädiere ich ebenso nicht, dafür zugunsten von überlegten Schlussfolgerungen abgeleitet aus Fakten.
Ah, sehr gut. Geschlussfolgerte Überlegungen und Fakten sind formell keine objektiven Wahrheiten.
Frankfurter Animus hat geschrieben:Die Frühform der "Goldenen Regel" von Konfuzius ist ein simples Beispiel: der Mensch sehnst sich nach Geborgenheit von Anderen, die er dann logischer Weise selbst an sie weitergeben muss.
Äh, da bin ich wieder anderer Meinung. Der erste Teil dieser Formulierung ist eine möglicherweise korrekte Feststellung (der Mensch sehnt sich nach Geborgenheit), aber die Schlussfolgerung ist nicht zwingend. Hier wird das Prinzip der Reziprozität (kein moralisches Phänomen, sondern ein auch bei anderen sozialen Tieren festgestelltes) wird hier in unangemessener Weise vereinfacht, und ist, wie ich schonmal geschrieben habe, eine Umkehr des gewiss nicht erwünschten Prinzips: Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Ja, bei sozialen Interaktionen müssen die Bedürfnisse und Motive der anderen Seite berücksichtigt werden, aber sie sind nie deckungsgleich mit den eigenen und die selbe Antwort ist nicht gleicht die beste.
Frankfurter Animus hat geschrieben:Korrekt. Allein auf die Legitimität sollte es allerdings ankommen, wobei wir wieder beim rationalen Denken sind. Auf welchen Beweisen beruht das Argument für die Gottesexistenz? Auf keinen stichhaltigen jedenfalls - eher auf metaphysischen Überlegungen.
Ebenfalls richtig. Allerdings wird es ein Ideal sbleiben, dass für eine Haltung, die Legitimität beansprucht, die rationale Überlegung und nicht auch noch Wunschdenken hinzugezogen wird.
Frankfurter Animus hat geschrieben:Ebenso: auf welchen Fakten gründet sich der unerschöpflich-scheinende Moralkatalog der Religionen? Auf (den anzuzweifelnden) Gott? Woher kann man das wissen? Und auch wenn: entspricht Anfeindung von Homosexualität, Frauen etc. einer überlegten Ethik? Nein? Warum halten sich Menschen also an diesen staubigen Büchern aus der Bronzezeit fest?
Weil es einfach ist und sie, sofern sie tatsächlich diesen Glauben konsequent leben, ähnliche Haltungen basierend auf Angst und Hass besitzen. Jede noch so durchdachte Philosophie (dazu zähle ich die Religion nicht, aber z.Bsp. Kants etwas durchdachtere Moralethik, auch wenn die voller Widersprüche und Fehler trieft) kann so gedeutet werden, dass nur noch Empathie die Schranke für Aggression ist. Wenn jemand gegenüber einem Andersartigen diese nicht besitzt, kann auch die Ethik ihn nicht vor Aggression abhalten.
Nein Nachwort:
Schade, dass emporda das Handtuch wirft, ich werde die witzigen, bissigen und sehr gut begründeten Kommentare vermissen. Als ich im Forum anfing, hatte ich auf genau solche Kommentare gehofft.