von Vollbreit » Di 1. Jan 2013, 10:45
@ Darth/Nanna/Julia:
Ich kann mir vorstellen, dass beides stimmt, aber zu unterschiedlichen Anteilen.
Ursächlich wird vegetarische Ernährung nicht für psychische Erkrankungen verantwortlich sein, aber es gibt da schon Äste der Gesundlebeszene, für die Ernährung zur Religion geworden ist und die sich (und anderen!) einen erheblichen Stress bereiten, um ihre Ideologie durchzudrücken.
Das finde ich zutiefst unsympathisch und anstrengend, aber es ist vielleicht auch eine Altersfrage.
Stress ist aber ungesund und man weiß nicht genau, was Ursache und Wirkung ist, aber vor Jahren schon, hat mir ein Therapeut, der der Gesundlebeszene tendenziell nahe stand, gesagt, es sei doch auffällig, die kränklich und verhärmt viele der supergesund lebenden aussehen.
Da wird das Leben dann zur Vermeidungshaltung, im Einzelfall gibt es immer gute Argumente, die ich in aller Regel auch nachvollziehen kann, aber in der Summe sieht das Ergebnis schon etwas krampfig aus. Es ist auch schwer da so supergesund und aufgesetzt fröhlich daherzukommen, wie es manche tun. Gutes Beispiel sein zu müssen, das ist doch ziemlich zermürbend.
Deshalb ist Julias Beispiel im Alltag zurückhaltend zu sein (schon allein, um nicht dauernd im blöde und nervige Diskussionen verwickelt zu werden) ganz klug, den missionarischen Eifer, den man vielleicht hat, kann man ja dann als Aktivistin ausleben.
Unterm Strich sehe ich aber für den Vegetarismus im Grunde nur Vorteile und wenn man von den Extremisten absieht, kann ich auch nicht erkennen, dass Vegetarier gesundheitlich benachteiligt wären, körperlich ohnehin nicht, psychisch sehe ich da auch keinen Zusammenhang.
Die meisten Essgestörten die ich kenne, essen durchaus auch Fleisch, es kommt ihnen nämlich einzig und allein darauf an, wenig Kalorien zu sich zu nehmen, das ist der Inhalt ihrer Welt um die sich alles dreht. Kalorien zählen, wissen, wann man kotzen muss, damit noch nichts aufgenommen wurde und mehr verbrennen, als man isst. Zum Teil ist das Mode, in der Regel sind schwer essgestörte Menschen Borderliner und die Ursache hierfür im Essen zu suchen wäre nun gänzlich verfehlt.
@ fopa:
Vor einigen Jahren ist bei der tour ein ganzes Team angetreten, das nur aus Vegetariern bestand und wenn ich mich nicht irre, dann verzichtet auch Contador seit geraumer Zeit auf Fleisch.
Hier kommen wir dann natürlich in eine andere Diskussion, die ich aber nicht gerne führe, weil der schöne Radsport leider zum Sündenbock mutiert ist, zurecht, weil da viel gedoped wurde und (vermutlich) wird, aber zu unrecht, weil es suggeriert, das sei ein Phänomen, was irgendwie auf den Radsport oder Leistungssport beschränkt sei. Im Amateursport wird geschluckt, was die Küche hergibt und längst ist Doping ein Thema quer durch dies Gesellschaft, von V.iagra über Ritalin, über Betablocker, Koks und und und.
Mit Deiner Bemerkung über Hochhaushunde hast Du sicher Recht, aber ich glaube, dass der Umgang mit fühlenden Wesen in industriellenen Massentötungsanlagen wirklich skandalös ist. Wobei man ehrlicherweise sagen muss, dass der Tod noch das Beste ist, was die systematisch von Anfang bis Ende gequälten Kreaturen erwartet.
Achtung Anekdote: Ein Bekannter von mir ist Biobauer und hat (konventionelle) Landwirtschaft wirklich von der Pike auf gelernt. Im Grunde ist man sich einig, dass das Fleisch von Bioschweinen besser ist und schmeckt als anderes, aber da Landwirtschaft eben auch immer Landwirtschaft ist, war das Hauptgegenargument immer, die mangelnde Wirtschaftlichkeit und vor allem hieß es, Bioschweine würde zu wenig Nachkommen erzeugen.
Nun hat mein Bekannter den Gegenbeweis angetreten und mit seinen Bioschweinen durchschnittlich mehr Nachkommen erzeugt, als die konventionelle Zucht. Das Resultat war, dass die stockkonservatie Lobby seine Ergebnisse schlicht ignoriert hat.
Aber Aktivismus hin oder her, unser bestes und wirkungsvollstes Plakat ist eben der Geldschein, den wir hochhalten und da haben wir nun wirklich die freie Wahl, wen wir unterstützen.
PS:
@ alle:
Ob etwas schmeckt, hängt doch nun wirklich nicht davon ab, ob ein Tier drin verarbeitet ist, sondern ob der Koch seine Kunst versteht.
Dass der eine oder andere auf Fleisch nicht verzichten möchte, sollte nach meiner Meinung seine oder Privatsache sein und bleiben dürfen, darauf Aufmerksam zu machen wie die Bedingungen der Produktion sind, das macht man bei T-Shirts oder Kaffee auch, ist also legitim.