Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Fr 2. Okt 2009, 18:19

Kurt hat geschrieben:Ich bin wirtschaftsliberal und für freie, möglichst wenig regulierte Marktwirtschaft.
Und im Bereich der Musikindustrie willst du eine Quasi-Enteignung? :erschreckt:
Weil du dabei selber ein großer Nutznießer bist? =)
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon Kurt » Fr 2. Okt 2009, 18:35

1von6,5Milliarden hat geschrieben:
Kurt hat geschrieben:Ich bin wirtschaftsliberal und für freie, möglichst wenig regulierte Marktwirtschaft.
Und im Bereich der Musikindustrie willst du eine Quasi-Enteignung? :erschreckt:
Weil du dabei selber ein großer Nutznießer bist? =)


Ich habe seit 15 Jahren weder Musik gekauft noch geklaut. Ehrlich gesagt ist mir die Dauerbeschallung in der Öffentlichkeit schon zu viel.

Ich bin auch nicht für eine Enteignung. Die Künstler sollen idealerweise genausogut oder besser für ihre Leistung entlohnt werden. Auf die Vertriebs- und Verwertungsaffen können wir von mir aus gern verzichten. Die Vertriebswege sind mit dem Internet einfacher und schneller geworden, da schaffen die CD-Presser nicht mehr viel Wert. Es ist wie bei der Post, wer noch Briefe mit dem Stift schreiben will, kann das gerne tun, aber keiner muss. Man kann auch Emails schreiben und die Übertragung kostet nichts. Bei der Musik ist die Industrie einfach zu lange an alten Vertriebsmodellen hängengeblieben. Das hat dazu geführt, dass die Mehrheit der Teenies nach geltendem Recht erstens kriminell und zweitens ohne Schuldbewusstsein ist. Dabei sind das ganz normale Leute. Kann das richtig sein? Musik-Kassetten konnte man schließlich auch immer (illegal) kopieren, Radiosendungen kann man legal aufnehmen, Bücher darf man legal verleihen oder verschenken. Fernsehsendungen / Filme darf man aufnehmen und weitergeben. Es ist einfach so, dass die Inhalte, sprich mp3s durch das neue Medium Internet scheller "fließen" als früher die Kassetten und Bücher. Ansonsten ist kein Unterschied. Es gab früher auch keine Klageindustrie, die ihren Lebensunterhalt damit macht, Teenies einzuschüchtern und auf astronomische Summen zu verklagen. Die Musikindustrie ist ein Dinosaurier und wir werden ihn sterben sehen. Und das ist gut so. Hoffentlich sterben die Abmahnanwälte und Patenttrolle gleich mit. Wer Geld für etwas verlangt, soll auch eine eigene Leistung erbringen. Z.B. durch Forschung, Kunst. Aber nicht durch "Patentportfoliopflege" durch Aufkauf bankrotter Unternehmen, um dann andere aktive Unternehmen damit zu piesacken. Die Patentproblematik lässt sich allerdings nicht durch einen freien Markt regeln. Da müssen Gesetze her bzw. gestrichen werden.
Kurt
 
Beiträge: 704
Registriert: Fr 19. Jan 2007, 16:55
Wohnort: Bayern

Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Fr 2. Okt 2009, 19:00

Fehlendes Unrechtsbewusstsein als Argument? Naja, hatten wir vor auch schon mal, auch wenn auf ganz anderem und damit nicht vergleichbarem Niveau.
Und Trotzdem wissen deine Teenies i.Allg., dass da irgendwo ein Legalitätsproblem lauert.
Auch Gewohnheitsdieben, -Steuerhinterziehern, -Versicherungsbetrügern, -Zuschnellfahrern etc. pp. geht das Unrechtsbewusstsein meist (irgendwann) ab.
Kurt hat geschrieben:Musik-Kassetten konnte man schließlich auch immer (illegal) kopieren, Radiosendungen kann man legal aufnehmen, Bücher darf man legal verleihen oder verschenken. Fernsehsendungen / Filme darf man aufnehmen und weitergeben.

Dir ist nicht bekannt, dass auf Musikkassetten deshalb eine GEMA-Abgabe drauf ist?
Dir ist nicht bekannt, dass auf Audio-CDRs eine Gema-Abgabe drauf ist - und wegen den paar Pfennig (Ich habe noch nie welche für Euros angeboten gesehen) mehr hat es noch nie jemand gekauft.
Es gab früher kein Recht auf Privatkopie (es wurde nur nicht festgelegt geduldet), du kannst heute immer noch eine CompactDisc problemlos kopieren und dies ist legal soweit du dies tatsächlich für den persönlichen Bedarf machst. Du darfst nach wie vor Bücher legal verleihen oder verschenken, genauso wie du legal (legale) CDs verleihen oder verschenken darfst. Aufgenommen Fernsehsendungen darfst du legal nur eingeschränkt weitergeben, genauso wie MC-Aufnahmen aus dem Radio.


Wie gesagt, was du forderst kommt einer extremen staatlichen Einmischung mit Enteignung gleich. Und irgendwie meine ich, dass du da nicht nur (lobenswerter Weise) die Dauerberieselung ausgeschaltet hast, sondern einfach nicht so ganz einwandfrei informiert bist (scheint das Piratenproblem zu sein).
Wie gesagt, kein Künstler muss über die Musikindustrie seine Werke vertreiben, kein Künstler muss Mitglied in der Gema sein (er muss aber der Gema melden, dass das was er spielt oder aufführt GEMA-frei ist und ähnliche Zwangs-Scherze)
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon Kurt » Fr 2. Okt 2009, 22:52

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Dir ist nicht bekannt, dass auf Musikkassetten deshalb eine GEMA-Abgabe drauf ist?
Dir ist nicht bekannt, dass auf Audio-CDRs eine Gema-Abgabe drauf ist

Weiß ich. Finde ich aber nicht gut. Wieso muss ich für ein neutrales Medium an irgendjemanden Gebühren zahlen? Ich kann die Kassette in mein Diktiergerät schieben oder mit der CDR meine Dokumente backuppen. Zahle ich also dafür, weil ich damit illegal Musik kopieren könnte?? D.h. ich zahle, obwohl es nachwievor verboten ist? Muss ich demnächst beim Kauf eines Autos 200 € Strafzettel zahlen, weil ich damit falsch parken könnte? Oder kann mir mal jemand den Unterschied erklären. Wieso muss ich für Drucker und Leermedien Gebühren zahlen? Was ist, wenn ich nur Rechnungen ausdrucken will? Muss ich demnächst auch für die Luft Urheberrechtsabgaben zahlen, weil ich ein geschützes Lied nachpfeifen könnte? Dieses System der Verwertung geschützten "geistigen Eigentums" kann doch nicht richtig sein. Früher konnte man sich noch überlegen, ob und was man kaufen will. Heute muss ich Urheberrechtsabgaben zahlen, wenn ich gar keine Inhalte konsumiere. GEZ, wenn ich nur ein internetfähiges Handy habe. Ich habe die Fernsehsender nicht eingeladen, ihre Inhalte online zu stellen, ich will sie nicht haben. Ich möchte das Angebot ablehnen. Konstenpflichtige Zwangsversorung will ich nicht haben.

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Wie gesagt, was du forderst kommt einer extremen staatlichen Einmischung mit Enteignung gleich. Und irgendwie meine ich, dass du da nicht nur (lobenswerter Weise) die Dauerberieselung ausgeschaltet hast, sondern einfach nicht so ganz einwandfrei informiert bist (scheint das Piratenproblem zu sein).


Bisher hast du mich nicht auf Wissenslücken gebracht.
Kurt
 
Beiträge: 704
Registriert: Fr 19. Jan 2007, 16:55
Wohnort: Bayern

Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon Nanna » Fr 2. Okt 2009, 23:57

Kurt hat geschrieben:Ich möchte das Angebot ablehnen. Konstenpflichtige Zwangsversorung will ich nicht haben.


Du bezahlst - in der Theorie - dafür, dass halbwegs unabhängige Medien die Mittel haben, ihre Kontroll- und Informationsfunktion über das öffentliche Leben und Themen allgemeinen Interesses in unserer Demokratie ausüben können, was übrigens essentiell für ihr Bestehen ist. Bislang sind wir damit ganz gut gefahren und Propagandamaschinen wie Berlusconis Sender oder Fox in den USA sind uns erspart geblieben. Vielleicht wäre es hier sinnvoller, die Regeln für die öffentlich-rechtlich Sender so zu ändern, dass sie Gebühren (fast) ausschließlich für politische Berichterstattung verwenden dürfen. Prinzipiell finde ich das Bestehen öffentlich-rechtlichen Rundfunks aber sinnvoll.
Benutzeravatar
Nanna
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 3338
Registriert: Mi 8. Jul 2009, 19:06

Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon Kurt » Sa 3. Okt 2009, 00:14

Nanna hat geschrieben:
Kurt hat geschrieben:Ich möchte das Angebot ablehnen. Konstenpflichtige Zwangsversorung will ich nicht haben.


Du bezahlst - in der Theorie - dafür, dass halbwegs unabhängige Medien die Mittel haben, ihre Kontroll- und Informationsfunktion über das öffentliche Leben und Themen allgemeinen Interesses in unserer Demokratie ausüben können, was übrigens essentiell für ihr Bestehen ist. Bislang sind wir damit ganz gut gefahren und Propagandamaschinen wie Berlusconis Sender oder Fox in den USA sind uns erspart geblieben. Vielleicht wäre es hier sinnvoller, die Regeln für die öffentlich-rechtlich Sender so zu ändern, dass sie Gebühren (fast) ausschließlich für politische Berichterstattung verwenden dürfen. Prinzipiell finde ich das Bestehen öffentlich-rechtlichen Rundfunks aber sinnvoll.


Ich finde nicht, dass die ÖR Sender ihrem Bildungsauftrag gut nachkommen. Die Inhalte sind nicht wesentlich besser als die mancher privater Sender. Und wir haben auch keine ÖR Zeitung, das wäre doch viel besser. Aber ok, der Sinn unabhängiger Medien leuchtet mir ein. Stellt sich die Frage, wie soll man sowas finanzieren? Wenn es "für alle" ist, wäre es doch sinnvoll, wenn alle das gleiche zahlen müssen. D.h. es gibt eine Pauschale für jeden Bürger. Spricht aus meiner Sicht nichts dagegen. Momentan ist es ja so, dass die GEZ ihre scheinselbstständigen Spione losschickt, die sich mit Lügen in dein Haus schwindeln und nach Fernsehern suchen. Wenn du deinen Computer privat und beruflich nutzt, zahlst du zweimal. Wenn der Haushalt deines Kindes den Fernseher mit nutzt, dreimal. Wenn du zwei Wohnungen hast, doppelt. Wovon hängt die Höhe der Gebühr jetzt eigentlich ab? Von der Nutzung (die wird pro Gerät nicht mehr), pro Bürger (dann müssten Hotels ausgenommen werden)? Das jetzige Modell finde ich ungeeignet. Und auch nicht zeitgemäß. Ich finde, der Staat hat die Freiheit der Presse zu gewährleisten, nicht auch gleich ein Zwangsprogramm zu machen. Ich glaube, es würde auch ohne ÖR Sender unabhängige Medien bei uns geben. Vielleicht nicht kostenlos, aber das sind sie ja jetzt auch nicht. Am schlimmsten finde ich, dass die Sender ihren Wirkungsbereich nach eigenem Gutdünken ausweiten. Jetzt muss man schon für Handys zahlen. Und sie stellen Inhalte per Internet bereit. Wozu? Stopfen sie mir demnächst auch eine Zeitung in den Briefkasten, die ich bezahlen muss?
Kurt
 
Beiträge: 704
Registriert: Fr 19. Jan 2007, 16:55
Wohnort: Bayern

Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Sa 3. Okt 2009, 09:32

Kurt hat geschrieben:
1von6,5Milliarden hat geschrieben:Dir ist nicht bekannt, dass auf Musikkassetten deshalb eine GEMA-Abgabe drauf ist?
Dir ist nicht bekannt, dass auf Audio-CDRs eine Gema-Abgabe drauf ist

Weiß ich. Finde ich aber nicht gut. Wieso muss ich für ein neutrales Medium an irgendjemanden Gebühren zahlen? Ich kann die Kassette in mein Diktiergerät schieben oder mit der CDR meine Dokumente backuppen.
Hast du schon jemals jemanden gesehen, der eine Audio-CDR (CDR-Audio) für normales brennen benutzt? Dass heute auf allen CDRs eine Pauschalabgabe drauf ist, war ja nur die Folge einer eigentlich tatsächlich illegalen Nutzung einer normalen CDR für Audioaufnahmen. (Und wer hat schon ein Diktiergerät mit normalen MusiCassetten - war auch früher relativ ungewöhnlich, aber zugegeben möglich. Auch die DataSetten wurden gerne mit MusiCassetten bestückt, obwohl die speziellen DataCassetten "ohne" auskamen, dito bei DAT-Bändern.
(Wenn ich mich Recht entsinne:) Bevor die Pauschalabgabe auf MusiCassetten durchgesetzt wurde, durften die Radiosender die Musikstücke ein Zeit lang - insbesondere die angesagten Titel - nicht mehr vollständig abspielen, sie mussten also z.B. in der Hitparade (da dort ja angesagt wird) immer noch am Stückanfang und -ende ins Lied quatschen. Mag aber sogar sein, dass dies eine Zusatzforderung der Musikverlage damals war, also auch nach der Einführung der Pauschalabgabe so gemacht wurde.
Kurt hat geschrieben:Zahle ich also dafür, weil ich damit illegal Musik kopieren könnte??
Nein, du zahlst weil du damit Musik legal kopieren könntest, aber auch für die illegalen Tätigkeit. Wobei ich nicht annehme dass russische oder chinesiche gewerbsmäßige Massenfälscher ihre CDRs in Deutschland, oder sonstwo wo Pauschalabgaben drauf sind, kaufen.
Kurt hat geschrieben:Wieso muss ich für Drucker und Leermedien Gebühren zahlen? Was ist, wenn ich nur Rechnungen ausdrucken will?
Entferne dich nicht jetzt von deiner Enteignungsforderung, auch wenn ich dir diesen Löffel hingehalten habe und du in diesem Bereich nicht unbedingt unrecht hast. Hier wird ein angenommener Schaden sozialisiert, ein Schaden der durch fehlendes Unrechtsbewusstsein sehr stark hervorgerufen wird. Aber natürlich auch durch Vorsatz
Kurt hat geschrieben: Früher konnte man sich noch überlegen, ob und was man kaufen will. Heute muss ich Urheberrechtsabgaben zahlen, wenn ich gar keine Inhalte konsumiere. GEZ, wenn ich nur ein internetfähiges Handy habe. Ich habe die Fernsehsender nicht eingeladen, ihre Inhalte online zu stellen, ich will sie nicht haben. Ich möchte das Angebot ablehnen. Konstenpflichtige Zwangsversorung will ich nicht haben.
Wie gesagt, hier hast du recht, dies ist aber ein ganz, ganz anders "Schlachtfeld", bleiben wir doch bei deiner enteignungsgleichen Forderung..
Wobei - wolltest du diese Enteignung kompensieren, du ja gerade dieses System noch forcieren müsstest.
Oder wie wolltest du sonst die Urheber geistigen Eigentums entschädigen?
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Sa 3. Okt 2009, 09:38

Kurt hat geschrieben: Von der Nutzung (die wird pro Gerät nicht mehr), pro Bürger (dann müssten Hotels ausgenommen werden)?
Wie meinen? Wenn "pro Bürger", dann wären doch Hotels automatisch draußen. Oder Verstehst du unter "pro Bürger" keine persönliche Kopfabgabe?
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon Kurt » Sa 3. Okt 2009, 10:48

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Entferne dich nicht jetzt von deiner Enteignungsforderung


Nochmal zum Mitschreiben: Es geht mir ganz und gar nicht um Enteignung. Es geht mir nur um eine Änderung des Prozesses von Produktion und Vertrieb. Früher spielten die CD-Presser eine wichtige Rolle, nämlich die Musik vom Künstler nehmen, sie Vermarkten und zum Verbraucher liefern. Heute brauchen wir diese Leute nicht mehr. Deshalb hoffe ich, dass sich mehr Künstler für den direkten Vertriebsweg entscheiden und ihre Musik ohne Mittler an den Konsumenten ausliefern. Ohne dass dabei ein Dritter dazwischensitzt und für eine Nullleistung Geld abschöpf. Pro Musikalbum verdient der Musiker nicht mehr als drei Euro. Die restlichen 10 Euro schiebt der Vermittler ein. Wenn man ein Album für 5€ kaufen könnte (2 davon für die Plattform und Produktion), dann würden viel mehr Kids das Zeug legal erwerben. Möglicherweise wäre der Preis noch deutlich niedriger, z.B. 2 Euro gesamt, weil damit die Nachfrage überproportional ansteigen würde. Das ist die gleiche Art von "Enteignung" wie die der Post. Früher hat man auf Papier geschrieben und mit Briefmarke verschickt, heute läuft es großteils per Email. Da hat die Post kein Einspruchsrecht, das ist die Entscheidung des Konsumenten. Das ist ein ganz legaler und natürlicher Weg. Es ist nur leider so, dass der Wandlungsprozess bei der Musik etwas träge läuft und von der Industrie (der "Post") gebremst wird. Die Angebote, die es gibt, sind meistens DRM-verseucht und damit nur temporär abspielbar. Eine Platte kann man auch nach 40 Jahren noch problemlos abspielen. Stattdessen überzieht die Musikindustrie die junge Generation, die dem Wandel illagal vorauseilen, mit völlig überzogenen Schadensersatzforderungen. Da sollten die Richter ihren Auslegungsspielraum etwas mehr zugunsten der Kids nutzen und den Wandel damit unterstützen. Die Forderungen bewegen sich meistens im Bereich Zigtausender Euro und die Kläger konnten nie nachweisen, dass so ein Schaden entstanden ist oder dass die Kids Musik in diesem Umfang gekauft hätten.
Kurt
 
Beiträge: 704
Registriert: Fr 19. Jan 2007, 16:55
Wohnort: Bayern

Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon Kurt » Sa 3. Okt 2009, 10:52

1von6,5Milliarden hat geschrieben:
Kurt hat geschrieben: Von der Nutzung (die wird pro Gerät nicht mehr), pro Bürger (dann müssten Hotels ausgenommen werden)?
Wie meinen? Wenn "pro Bürger", dann wären doch Hotels automatisch draußen. Oder Verstehst du unter "pro Bürger" keine persönliche Kopfabgabe?


Ich meine, dass die jetzige Erhebung, die sich nach Gerät, privater und gewerblicher Nutzung und Anzahl der Haushalte, die das Gerät nutzen, ein unzumutbarer und unsinniger Mischmasch ist. Wenn schon kostenpflichtige Abgabe, dann bin ich für eine Pro-Kopf-Pauschale. Wenn ich im Hotel fernsehe, dann tu ich das schließlich nicht gleichzeitig zu Hause, die Nutzung wird dadurch nicht mehr. Außerdem könnte man sich mit einer Pauschale den Abzockverein mit ihren Spitzeln komplett sparen.
Kurt
 
Beiträge: 704
Registriert: Fr 19. Jan 2007, 16:55
Wohnort: Bayern

Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon musicman » Sa 3. Okt 2009, 11:46

Julia hat geschrieben:Gerade wenn du dir Familien mit Hartz 4 anschaust siehst du meiner Meinung nach, dass es verdammt knapp wird, da geht es ja nicht nur ums Essen, was macht man, wenn die Kinder eingeschult werden oder ein neues Schuljahr beginnt und man Stifte, Mäppchen, Arbeitsbücher und Hefte kaufen muss? Was macht man, wenn die Waschmaschine kaputt geht? Was wenn der Jüngste Nachhilfe bräuchte (G8 lässt grüßen) oder die Tochter gerne in den Sportverein eintreten würde? Vielen bleibt doch nicht mal der Anteil der fürs Essen gedacht ist zum Einkaufen, weil ständig andere Kosten anfallen.


Ich mach solche Diskussionen ja immer gerne an Fakten fest, damit so was Bezug zur Realität hat, ich möchte deshalb mal einen Vergleich anführen.
Die Berechnungen stammen aus folgenden Quellen: http://www.sozialhilfe24.de http://www.nettolohn.de http://www.tdl-online.de

Familie 1
Einkommen Frau 2200 Brutto
(Krankenschwester, öffentlicher Dienst, 15 Jahre Berufserfahrung, Alter 36, verh. 3 Kinder 2-6Jahre, Stkl.3, Miete 480 & NK 250 )
Einkommen Mann 400Euro Job
Man kann auch die Rollen vertauschen, ich hab´s jetzt mal politisch korrekt, so rum geschrieben, man könnte auch aus der Krankenschwester einen Einzelhändler oder Handwerker machen, es ging lediglich um ein Gehalt, von dem große Teile der Bevölkerung leben.

Nettofamilieneinkommen 2089 Euro

Familie 2
Dieselbe Konstelation 1812 Euro Hartz4

Die Differenz ist so gering, daß nach Abzug der Fahrtkosten zur Arbeit und sonstiger Kosten, die mit der Arbeit verbunden sind, wohl nicht wesentlich mehr übrigbleibt. Wie soll man demgegenüber höhere Hartz4 Beizüge rechtfertigen?
Mit diesen 1800 kann man leben, natürlich kann ich mir keine Bresse-Hühner mehr leisten und bei Dir wird es eng mit der bewußten Ernährung, aber das sind Deine und meine persönlichen Liebhabereien, hier geht es um die Sicherung des Existenzminimums.
Der Anreiz für die Eltern der 2. Familie ist eigentlich jetzt schon viel zu gering, sich eine Beschäftigung zu suchen, an sich müsste man die Bezüge verringern, um einen Motivationsschub zu erzeugen.

vallahu, musicman
musicman
 
Beiträge: 738
Registriert: Mi 16. Sep 2009, 21:56

Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon ujmp » Sa 3. Okt 2009, 15:03

musicman hat geschrieben: Wie soll man demgegenüber höhere Hartz4 Beizüge rechtfertigen?

Das Problem liegt ganz woanders. Es fehlt eine Wirtschaft, die Arbeitskräfte braucht. Die ganze Hartz4-Regelung ist Augenwischerei, weil sie keine Einkommensquellen schafft, sondern die Leute unterm Strich nur sinnlos auf Trapp hält. Wenn keine neuen Einkommensquellen geschaffen werden, führt das natürlich nur zu einer Rotation am Arbeitsmarkt mit einer Preisabwärtsspirale. Denn um Jobs zu bekommen, unterbieten die Arbeitslosen die Arbeithabenden. Gleiche Leistung wird in der Folge immer schlechter bezahlt, was auch bedeutet, dass immer mehr Geld in immer weniger Taschen fließt. Mit der hirnrissigen Missgunst, die die breite Masse gegenüber Hartz IV-Empfängern hegt, schießt sie sich also selbst ins Knie. Gesetzlicher Mindestlohn wäre nicht nötig, wenn die Leute wirklich die Wahl hätten zu arbeiten. Die meisten Menschen arbeiten gerne, wenn ihre Arbeit auch wertgeschätzt wird. Die paar Ausnahmen, die nicht arbeiten wollen, wird es immer geben, die nützen aber auch nicht viel in einem erzwungenen Job.

Wenn es nicht gelingt, einen echten Arbeitskräftebedarf zu generieren, ist es aus Sicht der breiten Masse das Dümmste, was man machen kann, diese Rotation am Laufen zu halten. Das Problem wird sich aber demografisch lösen, wegen des mangelnden Nachwuchses hierzulande. Bis dahin würde ich ein Bürgergeld oder sowas befürworten.
Benutzeravatar
ujmp
 
Beiträge: 3108
Registriert: So 5. Apr 2009, 19:27

Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon musicman » So 4. Okt 2009, 16:30

"ujmp" schrieb
Das Problem liegt ganz woanders. Es fehlt eine Wirtschaft, die Arbeitskräfte braucht.


Das ist grundsätzlich falsch, es gibt genug Arbeit, aber zu wenig qualifizierte Bewerber.

Die Arbeitsagentur hat im letzten Jahr Qualifizierungsgutscheine in rauhen Mengen zur Verfügung gestellt, da konnte jeder der wollte sich weiterbilden und zwar auf Staatskosten. Die Nachfrage war nicht so wie man meinen möchte, bei der Anzahl der Sozialtransferempfänger.
In der Zeit in der viele Leute jammern, hätten sie sich ein gutes Stück Zukunftssicherung erarbeiten konnen, durch Qualifizierung und Weiterbildung.

Das Problem ist die bei uns etablierte Versorgungsmentalität, aber ich nehme an, daß die Anreize sich mehr auf eigenes Engament zu besinnen in nächster Zeit erheblich verstärkt werden. Man kann das nur befürworten- warten wirs mal ab.

vallahu, musicman
musicman
 
Beiträge: 738
Registriert: Mi 16. Sep 2009, 21:56

Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon ujmp » So 4. Okt 2009, 19:15

musicman hat geschrieben:
"ujmp" schrieb
Das Problem liegt ganz woanders. Es fehlt eine Wirtschaft, die Arbeitskräfte braucht.


Das ist grundsätzlich falsch, es gibt genug Arbeit, aber zu wenig qualifizierte Bewerber.


Nein, das ist nicht grunsätzlich falsch, sondern grundsätzlich richtig. Die Millionen Arbeitslosen kann man nicht damit erklären, dass sie nicht genügend qualifiziert sind, obwohl es partiell Fachkräftemangel geben mag.
Benutzeravatar
ujmp
 
Beiträge: 3108
Registriert: So 5. Apr 2009, 19:27

Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon ujmp » Di 6. Okt 2009, 10:44

Ich habe nicht so den Gesamtüberblick, aber eine praktische Anschauung, die das Problem, so wie ich es sehe, verdeutlicht.

Da ist ein Unternehmen mit etwa 100 Mitarbeitern. Sie vergeben nur befristete Arbeitsverträge (1 Jahr). Sie suchen permanent neue Mitrabeiter, aber ohne wirklich zu wachsen, und freuen sich am meisten über Bewerber, die das Arbeitsamt schickt - besonders, wenn diese Bewerber einen Job annehmen müssen. Durch dieses Müssen, kann das Unternehmen den Preis praktisch selbst diktieren, und der liegt weit unter dem Branchendurchschnitt. Damit tragen sie einerseits zur systematischen Senkung des branchenüblichen Preises bei und tauschen andererseits in jeder Runde branchenüblich bezahlte Mitarbeiter durch unterbezahlte aus, was mit befristeten Arbeitsverträgen prima geht.
Benutzeravatar
ujmp
 
Beiträge: 3108
Registriert: So 5. Apr 2009, 19:27

Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon stine » Di 6. Okt 2009, 11:39

musicman hat geschrieben:Die Arbeitsagentur hat im letzten Jahr Qualifizierungsgutscheine in rauhen Mengen zur Verfügung gestellt, da konnte jeder der wollte sich weiterbilden und zwar auf Staatskosten.
Glaub mir, das ist alles Augenwischerei!
Es ist schon so, wie ujmp schrieb:
ujmp hat geschrieben:Die Millionen Arbeitslosen kann man nicht damit erklären, dass sie nicht genügend qualifiziert sind, obwohl es partiell Fachkräftemangel geben mag.

Die Jammerei mittelständischer Betriebe, sowie mancher Großkonzerne nach qualifizierten Arbeitnehmern ist die Folge dessen, dass man sich hierzulande fertig ausgebildete Fachkräfte vom System erwartet. Eine Stammhauslehre oder ähnliches, wie früher noch üblich, ist den meisten Betrieben heute zu teuer. Wirtschaft bildet nicht mehr aus, sondern möchte gerne fertig beliefert werden.

Die sogenannten Umschulungsmaßnahmen der Arbeitsämter sind oft nur zusätzliche Ausgaben für den Staatshaushalt und halten den Arbeitslosen davon ab, es sich zu Hause gemütlich zu machen. Wenn die Wirtschaft boomt und dringend Personal gebraucht wird, dann reicht es einen PC schon mal gesehen zu haben und man bekommt den Tippauftrag für die Excel-Dateneingabe.
Eine Ausbildung zum Facharbeiter in Richtung Maschinenbau oder eine Lehrstelle als sonstiger Handwerker bekommt man vom Arbeitsamt auch nicht.

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Vorherige

Zurück zu Gesellschaft & Politik

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 5 Gäste