stine hat geschrieben:ujmp hat geschrieben:Müsste er seinen Müll selbst zu Müllhalde karren, würde er dafür evtl. eine Stunde im Monat opfern müssen, wahrscheinlich viel mehr. Das heißt seine Müllabfuhr ist mindestens 25 Euro Wert, denn das wäre sein Verlusst, wenn dafür seine Zeit verschwenden müsste.
Das Problem ist ein anderes: Aufgrund hoher Lohnnebenkosten kann sich der Spengler mit einer Stunde eigener Arbeit nicht eine Stunde Fließenleger leisten und eine Stunde backen reicht dem Bäcker nicht für eine Stunde Reparatur seiner elektrischen Anlage. Ganz zu schweigen davon, dass alle zusammen eine Stunde Autowerkstatt mit einer Stunde Gegeleistung überhaupt nicht mehr bezahlen können, weil nicht nur die Lohnzusatzkosten und die Lohnsteuer bei der Autoreparatur zu Buche schlagen, sondern die Autowerkstatt auch noch das gesamte Equipment inklusive Büroassistentin und Werkstattmeister mitrechnet und das ganze noch mit 19% Mwst verrechnet. Leistung gegen Leistung ist sowieso nicht mehr, weil der Staat hier kräftig mitverdient.
Das klingt zwar nicht nach Stine, ist aber trotzdem falsch. Es ist
genau das Problem. Das ökonomische Problem ist immer dasselbe: Es ist ein Tauschgeschäft. Ware gegen Ware, Leistung gegen Leistung. Solange ich mich nicht komplett selbst versorge, bin ich auf die Gesellschaft angewiesen, die mir meine spezialisierte Leistung abkauft, damit ich mir das kaufen kann, was ich selbst nicht herstelle aber brauche. Wenn ich nichts Essbares herstelle, aber das was ich herstelle nicht gegen soviel Essbares eintauschen kann, wie ich und meine Familie brauche, dann muss ich verhungern - oder den Preis erhöhen - oder etwas anderes herstellen. "Mehrwersteuer" oder "Lohnebenkosten" und Ähnliches sind letzlich zur zufällige Formen, wie diese Tauschgeschäfte abgewickelt werden. Man kann das sozialethische Problem auch an dem einfachen ökonomische Problem studieren.
stine hat geschrieben:Leistungen direkt miteinander vergleichen kannst du auch deshalb nicht, weil die Frage, was die Leistung "wert" ist, auch davon abhängt, wie schwierig es war, diese Leistung am Ende erbringen zu können und welche Verantwortung dahinter steckt. Ärztliche Leistungen sind nun mal aufgrund der Tatsache, dass nicht viele dazu geboren sind Arzt zu werden und dass der Weg zum fertigen Arzt ein langer ist, dementsprechend höher zu bewerten, als die einer Reinigungsfrau, die, wenn sie nicht ganz ungeschickt ist, ihre Arbeit auch tun kann, ohne dazu eine Berufsschule besucht haben zu müssen. Je mehr Aufwand betrieben werden muss, um eine Leistung zu erbringen, je mehr ist sie wert. Je mehr Verantwortung jemand hat, umso mehr wird er bezahlt bekommen.
Wenn du der Meinung bist, man könne Leistung nicht direkt miteinander vergleichen, warum tust du es dann? Ich vergleiche den Wert von Arbeit übrigens nicht, ich stelle fest, der er festgesetzt wird. Er ist eine gesellschaftliche Vereinbarung und nicht gottgegeben und nicht durch unbeinflussbare Marktgesetze gegeben. Das einzige Gesetz dabei ist, dass der Lohn totsicher
reichen muss.
Du ignorierst auch, was du selbst gesagt hast, wenn du Stine bist. Ein Arzt sein zu können, ist ein glücklicher Umstand und keine Leistung. Und ein Studium kostet Geld, das auch die Reinigungsfrau durch ihre Steuern aufbringen hilft. Der Verdienstausfall durch die Studienzeit sollte schon ausgeglichen werden. Das hat aber nichts mit den Einkommen mancher Spitzenverdiener zu tun. Wenn ein Arzt nur doppelt soviel verdient wie eine Reinigungsfrau, dann hat er seine Studienzeit nach 6 Jahren aufgeholt. Ärzte werden dazu aber nicht so lange brauchen.
Der Punkt ist aber, dass ein Arzt gar kein Arzt sein kann, wenn ihn keiner versorgt. Er ist voll abhängig von seinem Müllmann, seinem Bäcker und von allen, deren Leistungen er in Anspruch nimmt. Sein Talent hat
Null Wert, wenn er nicht eine Gesellschaft hat, die seiner Arbeit diesen Wert beimisst. Das Experiment des gescheiterten Kommunismus hat dies nachgewiesen. So sollte man es sicher nicht machen - diskutabel ist es aber.