Nanna hat geschrieben: Willkommen in der Moderne, so ist es halt, wenn Dinge technisch möglich geworden sind. Man muss reflektieren und sich entscheiden. Hilft nichts, die Augen zu verschließen, zu verlangen, dass man von solchen Lebensentscheidungen bitte in Ruhe gelassen werden will und sich dann irgendwelche Rationalisierungen für seine Ängste auszudenken, etwa, dass die Organspende ja nur Wirtschaftsinteressen dienen würde. Das ist kein Argument, das ist Feigheit vor der Entscheidung. Anstatt sich andauernd (auch ungefragt) zu rechtfertigen, sollte man vielleicht einfach seine Entscheidung treffen und dann dazu stehen. Man muss nicht andere zwanghaft missionieren. Es geht um Leben und Tod in dieser Frage, aber sicher nicht um mehr.
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Genau - warum missionieren?
Wieso muss ich 'jetzt ' meine Entscheidung treffen Organe konsumieren zu wollen oder zum Konsum bereitzustellen? Ich muss doch die Entscheidung erst dann treffen, wenn ich z.B. in einem Flugzeug in den Anden abgetürzt bin und mein Überleben (und das der anderen) vom Verzehr anderer abhängt!? Welcher Ideologe will mich 'jetzt' - fern jeder Evidenz - zu einer Entscheidung zwingen? (Die ich gewiss freiwillig treffen kann - und für diesen Fall auch möchte)
Außerdem erscheinen mir Deine Vorstellungen recht "unreflektiert" bis naiv (das mit dem "Zettel" wirst du dann doch wohl nicht ernst gemeint haben)
Nur so mal ein paar Überlegungen , die sich er nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erheben:
- Wer 'sucht' (und 'findet') dann den Zettel, - wenn es schnell gehen muss, - und der Arzt davon ausgehen kann, dass die Masse "sowieso ungefragt einverstanden" ist!? (Sorry - tut uns leid, wir hatten keine Zeit mehr den Geldbeutel zu suchen oder die Datenbank zu durchstöbern. - Hier haben Sie die Leber ihres Mannes zurück...)
- Angesichts 'dieses bürokratischen Aufwandes' werden sich in kurzer Zeit "
Verbrauchervereine" gründen, die diesen bürokratischen Hürden abbauen wollen - es geht ja schließlich um "Menschenleben".
- Ist jedem hier klar, das eine Organtransplantation nicht automatisch auch zur Gesundung des Empfängers beiträgt und das diese ggf. regelmäßig wiederholt werden muß? Der Organ
konsum steigt mit dem Angebot. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wieder "Mangel" nach diesem "Befreiungsschalg" eintritt: Was macht man dann?
- Was ist wenn ein "Leberschaden" neben einem Herzfehler zum Unfall kommt? Wer entscheidet, ob man den Leberpatienten rettet, oder "das Herz" . . oder das Gehirn?? Auch hier: Mit jedem weiterren technischen Fortschritt gibt es mehr Möglichkeiten hier was zu "basteln". Denn wir sind un eingi: Der Mensch darf nicht 'ganz tot' sein, sondern muss als 'tot definiert' vorhanden sein. Wenn man sich also auf den technischen Fortschritt beruft: Wieviele Organspender könnten noch leben, wenn es technisch möglich gewesen wäre sie zu retten, bevor man ihre Organe entnahm?
- .....
Und nochmal (und das ist Ernst gemeint) Wenn also Organe ein 'freier Konsumartikel' ist - warum essen wir dann nicht andere Menschen?
Und gleich mit:
Mit welcher Rechtfertigung schicken wir junge Menschen zum sterben nach Afghanistan?
Warum sind wir für Datenschutz, Schutz der Privatsphäre? Soll mich doch jeder abhören und filmen können - ich hab eh keinen Dreck am Stecken...
Sollen Sie doch die Mißliebigen verhaften - ich bin immer true und staatstragend
Behinderte, die sich nicht vernünftig äußern können, sind keine Menschen...
...
Ich sags nochmal, das das offenbar untergegangen ist: "Der Mensch" definiert sich nicht nur über seinen Körper!
Auch wenn sich manche Menschen darüber zu definieren scheinen: Nicht der Verzicht auf die Organspende führt in eine Regression, sondern der geförderte Konsum.