Pro und Contra Organspende

Re: Pro und Contra Organspende

Beitragvon Arathas » Sa 12. Nov 2011, 11:33

mat-in hat geschrieben:Das hatten wir in Deutschland schon mal. Das möchte ich nicht erleben. Dagegen!


Bitte die Nazikeule wieder einstecken, die ist argumentativ nicht hilfreich. Du möchtest auch nicht, dass jemand deine Wore so verdreht, dass irgendwas mit "drittes Reich dieses und jenes" bei rauskommt.

stine passt von ihrer Einstellung her eher zu den Amish, würde ich sagen. ;-)
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Re: Pro und Contra Organspende

Beitragvon mat-in » Sa 12. Nov 2011, 12:55

Ich habe schon ein par mal gesagt, daß es nicht darum geht jemanden zu etwas zu zwingen. Wer sichbewußt dagegen entscheidet Empfänger oder Spender zu sein, steht hier ganz außerhalb der Diskussion. Es geht lediglich darum, daß die Organe von Leuten denen es vollkommen egal war einem sinnvollen Zweck zugeführt werden...

P.S.: Wenn andere die Technokratenkeule auspacken, weil man sachlich diskutieren möchte und emotional von "Ausweiden von Kindern" reden wenn es eigentlich drum geht Leben zu retten, dann darf ich aus der gleichen Schublade auch die Nazis rauszaubern. Kein schöner Stil, zugegeben, aber ich paß mich halt an :kotz2:
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Re: Pro und Contra Organspende

Beitragvon stine » Sa 12. Nov 2011, 16:33

mat-in hat geschrieben:Kein schöner Stil, zugegeben, aber ich paß mich halt an :kotz2:
Das stimmt nicht: Du passt dich nicht an, sondern du möchtest unbedingt, dass Organtransplantation als selbstverständlich übliche Methode zur Verlängerung des menschlichen Lebens wird. Deines mit eingeschlossen, weil es das einzige ist, das du hast. Um dies zu rechtfertigen ist dir jedes (hier verable) Mittel recht und du versuchst nicht einmal ansatzweise die Gegenargumente zu verstehen. Du bist, wenn ich das mal so offen sagen darf, ein sturer Verfechter deiner eigenen Meinung. Und das lässt dich mit allerlei Beschuldigungen wild um dich werfen.

Ich respektiere deine Meinung, teile sie aber nicht.

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Re: Pro und Contra Organspende

Beitragvon stine » Sa 12. Nov 2011, 18:08

Es geht im Thread um Pro und Contra Organspende.
Um Meinungen, die das Thema Organspende in beiderlei Richtungen ausleuchten.
Dem Andersdenkenden einfach nur Dummheit und/oder religiöse Vorbehalte zu unterstellen, ist für mich keine Argumentation, sondern nur Bekämpfung von Widerstand.

Pro wäre für mich, dass Menschenleben gerettet oder erträglicher gemacht werden können.
Contra ist und bleibt für mich, dass der Mensch auch nach seinem Ableben nicht als Ersatzteilelager betrachtet werden darf, denn das ist, sozuagen posthum, seine Entwürdigung.
Und contra ist auch, dass es der Geschäftemacherei mit Organen Tür und Tor öffnet, mit all seinen Gefahren.

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Re: Pro und Contra Organspende

Beitragvon Zappa » Sa 12. Nov 2011, 18:55

Pro!

Man weiss doch, worauf man sich einlässt: Wer nach derzeitigem Stand des Wissens Tod ist (= unwiederbringliche Nichtfunktion des Hirns aufweist), gibt eins oder mehrere seiner Organe - bevor diese vergammeln oder verbrannt werden - frei zur Verpflanzung in ansonsten todgeweihte Individuen. Wo ist das Problem? Ich meine, es ist eine freie Entscheidung (ich habe meine Frau dahingehend instruiert).

Organteillager ist abwegig (ich gebe zu den Thread nicht verfolgt zu haben :mg: ).
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Re: Pro und Contra Organspende

Beitragvon mat-in » Sa 12. Nov 2011, 19:38

Meine persönliche Einstellung ist noch mal eine ganz andere (ich habe einen Organspendeausweis, aber "nein" angekreuzt). Ich will dir ja auch deine Meinung nicht absprechen, dich auch nicht überreden dir einen Spendeausweis zuzulegen oder sonst was. Aber was ist mit den Leuten, denen es schlicht egal ist? Müßte man denen deine Meinung aufzwingen, weil es Dein Gefühl von Würde der Menschen sonst verletzt oder müßte man ihnen meine Meinung aufzwingen, um Leben zu retten? Man muß da wohl abwägen, was schwerer wiegt?

Natürlich muß die Würde des Menschen auch nach dem Tod irgend wie gewahrt werden, wenn auch nur, damit die Lebenden keine Angst davor haben das es ihnen auch mal so geht. Aber das ganze kann sehr Würdevoll ablaufen. Die jungen Mediziner hier in Heidelberg haben beispielsweise jedes Jahr eine Trauerfeier für die Menschen, die sie im Kurs präparieren durften, um etwas über die menschliche Anatomie zu lernen.
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Re: Pro und Contra Organspende

Beitragvon ganimed » Mo 14. Nov 2011, 21:21

stine hat geschrieben:Contra ist und bleibt für mich, dass der Mensch auch nach seinem Ableben nicht als Ersatzteilelager betrachtet werden darf, denn das ist, sozuagen posthum, seine Entwürdigung.

Das erinnert mich an die Diskussionen um die Stammzellenforschung an Embryos. Ich begreife diese Position nicht so ganz. Was ist wuerdig daran, andere Leute sterben zu lassen, nur weil man seinem toten Koerper, von dem man nichts mehr hat, scheinbar bewahren will (bevor Wuermer und Krematorium dann aber doch kurzen Prozess machen). Das ist doch einfach nur falsch. Und ich vermute dahinter den schlechten Einfluss von religioesen Ritualen und Restvorstellungen, die einem da vielleicht in die Quere kommen koennten. Oder ist es sogar ein Rest aegyptischer Totenkult, der uns insgeheim denken laesst, dass wir mit einem unversehrten toten Koerper im Jenseits irgendwie besser dastehen?
Die Eltern, die hier als Extrembeispiel angefuehrt wurden, die einen Horror davor hegen moegen, dass ihr Kind ausgesschlachtet wird, ja sogar die Augenlider (habe ich mal gehoert) werden verwertet. Machen sich diese Eltern klar, wie Bakterien und Wuermer ein paar Wochen spaeter dieselben Augenlider zerfressen? Oder ist das dann ploetzlich kein Problem mehr? Das Wuermerzerfressen ist irgendwie wuerdiger?

stine hat geschrieben:Und contra ist auch, dass es der Geschäftemacherei mit Organen Tür und Tor öffnet, mit all seinen Gefahren.

Dieses Argument verstehe ich auch nach wie vor nicht so ganz. Welches Geschaeft wird mit Organspendeausweis ermoeglicht, das nicht jetzt ohne Organspendeausweis auch schon moeglich ist?
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Re: Pro und Contra Organspende

Beitragvon Lumen » Mo 14. Nov 2011, 22:24

Ich bin für Organspende, die jemand frei für sich entscheiden muss. Zwar wäre es in der Tat praktischer, die Entscheidung umzukehren. Aber aus prinzipiellen Gründen kommt das nicht in Frage. Der Staat kann grundsätzlich nicht über die Verwendung meiner Organe befinden, so gut die Idee auch klingen mag—ungeachtet der Tatsache, ob ich sie noch brauche oder nicht. Problematisch ist auch das umgedrehte Einverständnis in der Praxis. So ein Zettel kann leicht verschwinden, oder "aus versehen" runterfallen (das ist nicht trivial). Da Menschen Religionsfreiheit haben und die Integrität des Körpers vielleicht irrational, aber zumindest emotional nachvollziehbar ist, kann sich der Staat nicht nicht so ohne weiteres darüber hinwegsetzen. Aufklärung und Werben dafür ist allerdungs legitim, selbst die Vorgabe, dass (reifere) Schüler und Azubis einen solchen Zettel auszufüllen haben. Aber den Nachweis einfach umdrehen, geht trotzdem nicht. Wer es ignoriert oder nicht will, oder keinen Spenderausweis hinterlegt hat, ist eben tabu.
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Re: Pro und Contra Organspende

Beitragvon Nanna » Mo 14. Nov 2011, 23:17

Kann mir mal jemand in je einem klar zusammenhängenden Satz erklären, was das Problem an a) der Organspende an sich und b) an der Aufforderung (es gibt ja noch nichtmal eine tatsächliche Sanktion!), sich zu entscheiden, ist? Die Aufforderung, sich für oder gegen die Organspende zu entscheiden, wird hier teilweise so dargestellt, als würde damit irgendetwas vorweggenommen oder ein grausamer Zwang ausgeübt. Hey, dass man sterben muss, hat nicht der Staat entschieden, der kann nichts dafür, dass das Thema Tod und Sterben unangenehm ist. Es steht doch in deutsch und leserlich "nein [ich will nicht spenden]" auf dem Zettel, wo ist also das Problem? Der halbe Thread liest sich ja wie Dr. Mengele meets Sweeney Todd, kommen etwa in letzter zu wenig / zu viele Horrorfilme im Fernsehen?

Natürlich gibt es Argumente für das Für und Wider. Die kann man doch in aller Ruhe gegeneinander abwägen. Ich verstehe nicht, warum deshalb die Emotionen derart hochkochen und sämtliche Klischees zu dem Thema rauf und runtergebetet werden, als würde das zu irgendeinem Ergebnis führen.
Es ist doch eine simple Entscheidung: Ich spende meine Organe nach meinem Tod oder ich lasse es bleiben. Jeder kann das für sich entscheiden, es gibt keinen Zwang (außer für diejenigen, die ohne ihre tägliche Dosis Insinuation gegen "das System" depressiv werden). Die Entscheidung ist nicht unbedingt einfach, aber sie IST simpel. Nicht der Staat oder irgendwelche gierigen Chirurgen, sondern die Möglichkeit der Organspende als solche zwingt zur Beschäftigung mit dem Thema. Willkommen in der Moderne, so ist es halt, wenn Dinge technisch möglich geworden sind. Man muss reflektieren und sich entscheiden. Hilft nichts, die Augen zu verschließen, zu verlangen, dass man von solchen Lebensentscheidungen bitte in Ruhe gelassen werden will und sich dann irgendwelche Rationalisierungen für seine Ängste auszudenken, etwa, dass die Organspende ja nur Wirtschaftsinteressen dienen würde. Das ist kein Argument, das ist Feigheit vor der Entscheidung. Anstatt sich andauernd (auch ungefragt) zu rechtfertigen, sollte man vielleicht einfach seine Entscheidung treffen und dann dazu stehen. Man muss nicht andere zwanghaft missionieren. Es geht um Leben und Tod in dieser Frage, aber sicher nicht um mehr.

Unter'm Strich sehe ich es wie Lumen, wobei ich klar der Meinung bin, dass jeder Mensch einmal in seinem Leben gefragt werden soll, was mit seinen Organen passieren soll. Wir betreiben ein gemeinschaftliches Gesundheitswesen, das sich im Zweifelsfall FÜR das Wohl der Organe respektive des gesamten Organismus einsetzt, da ist es nicht zuviel verlangt, einmal ein Statement abzugeben, was mit denen passieren soll, wenn man selber keine Verwendung mehr dafür hat. Wir leben miteinander auf einem Planeten, in einem Land, einer Gesellschaft, es funktioniert nicht ohne Geben und Nehmen, da ist eine kleine ergebnisoffene (!) Entscheidung wirklich zumutbar. Wem das nicht passt, der sollte an Feynman denken: "If you don't like it here... go somewhere else! To another universe maybe... where the rules are simpler."
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Re: Pro und Contra Organspende

Beitragvon mat-in » Di 15. Nov 2011, 10:58

Lumen hat geschrieben:Ich bin für Organspende, die jemand frei für sich entscheiden muss. Zwar wäre es in der Tat praktischer, die Entscheidung umzukehren. Aber aus prinzipiellen Gründen kommt das nicht in Frage. Der Staat kann grundsätzlich nicht über die Verwendung meiner Organe befinden, s...

Der Staat befindet doch auch jetzt über deine Organe bzw. regelt wer was entscheidet und was im Zweifelsfall passieren soll. Es wäre nur eine Änderung einer bestehenden Regelung?
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Re: Pro und Contra Organspende

Beitragvon Nonsens² » Di 15. Nov 2011, 15:16

Mich würde mal interessieren, wie die Leute die Contra Organspende sind zum Thema Blutspende stehen...
Ich meine dabei wird doch ein !lebendiger! Mensch quasi zur Zapfsäule herabgewürdigt (um mal bei der Ersatzteil-Analogie zu bleiben) . :erschreckt:

Wenn man nun aber einen Blutspender fragen würde, ob er sich durch seine Spende entwürdigt fühlt, dann würde der einem wohl 'nen Vogel zeigen... :irre:
Denn jemand der FREIWILLIG etwas spendet (ob nun Blut, Organe, Samen oder auch einfach Geld) um damit anderen Menschen zu helfen, den EHRT diese noble Geste, sie ENTWÜRDIGT ihn nicht!

Wie ich schon weiter vorne in diesem Thread geschrieben habe, sterben in Deutschland jeden Tag 3 Menschen, weil sie kein Spenderorgan bekommen. Aber komischerweise machen sich einige Leute mehr Gedanken über die Würde von totem Gewebe als über die Würde von Menschen die ohne Spenderorgan teilweise jämmerlich verrecken. :lookwrong:
Es KANN doch nicht zuviel verlangt sein, von jedem unserer sogenannten "mündigen Bürger" eine Entscheidung zum Thema Organspende zu fordern. Diese Entscheidung kann positiv oder negativ sein oder auf Hinterbliebene abgewälzt werden und man kann sie jederzeit revidieren.
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Re: Pro und Contra Organspende

Beitragvon stine » Di 15. Nov 2011, 16:01

Nonsens² hat geschrieben:Denn jemand der FREIWILLIG etwas spendet (ob nun Blut, Organe, Samen oder auch einfach Geld) um damit anderen Menschen zu helfen, den EHRT diese noble Geste, sie ENTWÜRDIGT ihn nicht!

Wenn es denn freiwillig ist, dann hast du recht. Die Frage war ja, ob es einen gesellschaftlichen Druck gibt, sich einen Spenderausweis zu beschaffen und seine Organe freizugeben.
Also, wenn ich hier so die gängigen Meinungen lese, dann muss ich mich auch sauschlecht fühlen, nur weil ich als einzige dazu eine conträre Meinung habe. Das nenne ich bereits einen gesellschaftlichen Druck. Sollte ich mich jetzt deswegen bewegen lassen, mir und den meinen einen Organspendeausweis zu besorgen, dann ist die Freiwilligkeit nicht mehr gegeben. Das war dann Gruppendruck.

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Re: Pro und Contra Organspende

Beitragvon mat-in » Di 15. Nov 2011, 19:22

Es gibt auch Gesellschaftlichen Druck, nicht betrunken mit einer Pistole am Bahnhof rum zu ballern. Manchmal ist das was ganz gutes. Aber wo ist denn nun eigentlich dein Problem? Es muß doch - bis zu deinem Ableben - niemand erfahren, was du in dem dummen Ausweis angekreuzt hast? In unserer Erstsemestertüte heute in der Mensa waren auch Organspendeausweise, in den meisten Arztpraxen liegen die aus, etc. das ist nun wirklich keine Arbeit. Du bist ja auch auf Gesellschaftlichen druck hin gezwungen deine Feuerwaffe zu registrieren oder dir ein Nummernschild für dein Auto zu besorgen...
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Re: Pro und Contra Organspende

Beitragvon Gandalf » Di 15. Nov 2011, 22:19

Nanna hat geschrieben: Willkommen in der Moderne, so ist es halt, wenn Dinge technisch möglich geworden sind. Man muss reflektieren und sich entscheiden. Hilft nichts, die Augen zu verschließen, zu verlangen, dass man von solchen Lebensentscheidungen bitte in Ruhe gelassen werden will und sich dann irgendwelche Rationalisierungen für seine Ängste auszudenken, etwa, dass die Organspende ja nur Wirtschaftsinteressen dienen würde. Das ist kein Argument, das ist Feigheit vor der Entscheidung. Anstatt sich andauernd (auch ungefragt) zu rechtfertigen, sollte man vielleicht einfach seine Entscheidung treffen und dann dazu stehen. Man muss nicht andere zwanghaft missionieren. Es geht um Leben und Tod in dieser Frage, aber sicher nicht um mehr.
"


Genau - warum missionieren?
Wieso muss ich 'jetzt ' meine Entscheidung treffen Organe konsumieren zu wollen oder zum Konsum bereitzustellen? Ich muss doch die Entscheidung erst dann treffen, wenn ich z.B. in einem Flugzeug in den Anden abgetürzt bin und mein Überleben (und das der anderen) vom Verzehr anderer abhängt!? Welcher Ideologe will mich 'jetzt' - fern jeder Evidenz - zu einer Entscheidung zwingen? (Die ich gewiss freiwillig treffen kann - und für diesen Fall auch möchte)

Außerdem erscheinen mir Deine Vorstellungen recht "unreflektiert" bis naiv (das mit dem "Zettel" wirst du dann doch wohl nicht ernst gemeint haben)
Nur so mal ein paar Überlegungen , die sich er nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erheben:
- Wer 'sucht' (und 'findet') dann den Zettel, - wenn es schnell gehen muss, - und der Arzt davon ausgehen kann, dass die Masse "sowieso ungefragt einverstanden" ist!? (Sorry - tut uns leid, wir hatten keine Zeit mehr den Geldbeutel zu suchen oder die Datenbank zu durchstöbern. - Hier haben Sie die Leber ihres Mannes zurück...)
- Angesichts 'dieses bürokratischen Aufwandes' werden sich in kurzer Zeit "Verbrauchervereine" gründen, die diesen bürokratischen Hürden abbauen wollen - es geht ja schließlich um "Menschenleben".
- Ist jedem hier klar, das eine Organtransplantation nicht automatisch auch zur Gesundung des Empfängers beiträgt und das diese ggf. regelmäßig wiederholt werden muß? Der Organkonsum steigt mit dem Angebot. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wieder "Mangel" nach diesem "Befreiungsschalg" eintritt: Was macht man dann?
- Was ist wenn ein "Leberschaden" neben einem Herzfehler zum Unfall kommt? Wer entscheidet, ob man den Leberpatienten rettet, oder "das Herz" . . oder das Gehirn?? Auch hier: Mit jedem weiterren technischen Fortschritt gibt es mehr Möglichkeiten hier was zu "basteln". Denn wir sind un eingi: Der Mensch darf nicht 'ganz tot' sein, sondern muss als 'tot definiert' vorhanden sein. Wenn man sich also auf den technischen Fortschritt beruft: Wieviele Organspender könnten noch leben, wenn es technisch möglich gewesen wäre sie zu retten, bevor man ihre Organe entnahm?
- .....

Und nochmal (und das ist Ernst gemeint) Wenn also Organe ein 'freier Konsumartikel' ist - warum essen wir dann nicht andere Menschen?
Und gleich mit:
Mit welcher Rechtfertigung schicken wir junge Menschen zum sterben nach Afghanistan?
Warum sind wir für Datenschutz, Schutz der Privatsphäre? Soll mich doch jeder abhören und filmen können - ich hab eh keinen Dreck am Stecken...
Sollen Sie doch die Mißliebigen verhaften - ich bin immer true und staatstragend
Behinderte, die sich nicht vernünftig äußern können, sind keine Menschen...
...

Ich sags nochmal, das das offenbar untergegangen ist: "Der Mensch" definiert sich nicht nur über seinen Körper!
Auch wenn sich manche Menschen darüber zu definieren scheinen: Nicht der Verzicht auf die Organspende führt in eine Regression, sondern der geförderte Konsum.
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Re: Pro und Contra Organspende

Beitragvon Gandalf » Di 15. Nov 2011, 22:21

stine hat geschrieben:
Also, wenn ich hier so die gängigen Meinungen lese, dann muss ich mich auch sauschlecht fühlen, nur weil ich als einzige dazu eine conträre Meinung habe.


Wie kommst Du denn blos da drauf? :winkgrin2:
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Re: Pro und Contra Organspende

Beitragvon Gandalf » Di 15. Nov 2011, 22:23

Nonsens² hat geschrieben:Mich würde mal interessieren, wie die Leute die Contra Organspende sind zum Thema Blutspende stehen...
Ich meine dabei wird doch ein !lebendiger! Mensch quasi zur Zapfsäule herabgewürdigt (um mal bei der Ersatzteil-Analogie zu bleiben) . :erschreckt:

Wenn man nun aber einen Blutspender fragen würde, ob er sich durch seine Spende entwürdigt fühlt, dann würde der einem wohl 'nen Vogel zeigen... :irre:

schwachfung. Es ging doch hier nie darum jemand das Recht abzusprechen bewusst etwas für jemanden anderen zu spenden!?
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Re: Pro und Contra Organspende

Beitragvon stine » Mi 16. Nov 2011, 08:17

Gandalf hat geschrieben:Nur so mal ein paar Überlegungen...
Deine Überlegungen sind durchaus vorstellbare Zukunft.
Es ist jedoch so, dass viele das einfach nur ausblenden, weil der augenblickliche Stand der Organspende vorgibt, das ausschließen zu wollen. Aber der Anfang ist durch die Schaffung der Möglichkeiten gemacht.

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Re: Pro und Contra Organspende

Beitragvon Arathas » Mi 16. Nov 2011, 11:31

Gandalf und stine, blendet ihr mat-ins Frage systematisch aus oder überlest ihr sie nur aus Versehen? Ihr äußert euch nie dazu, dass man auf dem Spendeausweis auch einfach NEIN ankreuzen kann.

Es soll doch gar nicht Zwang werden (oder gesellschaftlicher Druck ausgeübt werden), Organe zu spenden. Es geht darum, dass jeder Mensch "gezwungen" werden sollte, eine Entscheidung zu treffen. Eine Entscheidung, die JA oder NEIN sein darf. Das kann doch so schlimm nicht sein, oder? ;-)

Und wie mat-in sagte: Es muss bis zu euerm Lebensende niemand erfahren, was ihr ankreuzt.
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Re: Pro und Contra Organspende

Beitragvon mat-in » Mi 16. Nov 2011, 11:57

Und: Ihr könnt einfach KEINEN ausfüllen und die Ärzte mit euren Angehörigen zusammen im Rahmen dessen was der Gesetzgeber vorschlägt entscheiden lassen.

All diese Möglichkeiten habt ihr auch, wenn "im Zweifel für das Leben des Organempfängers" statt "für die Würde des toten Fleisches" entschieden wird!
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Re: Pro und Contra Organspende

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Mi 16. Nov 2011, 12:57

Ich habe aus Zeitgründen entgegen meiner sonst üblichen Gepfogenheit in den letzten zwei ? Wochen nur noch sporadisch gelesen.
Also mag darauf schon mal eingegangen worden sein.
Mich irritiert da ein kleines weltanschauliches Detail. Eine Mitdiskutantin, die ich jetzt nicht namentlich erwähnen will :^^: , erwähnt sonst immer gerne das abendländisch-christliche Weltbild. Wäre es nicht ein Grundbaustein der christlichen Nächstenliebe im Organspenderausweis jegliches "JA ich will spenden" anzukreuzen? Kann es was unchristlicheres geben, als selbst im Tod noch anderen, um ihr Leben ringenden Personen, die Hilfe zu verweigern?
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