Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon Kurt » Mo 28. Sep 2009, 22:33

musicman hat geschrieben:Recht einfach, AL streichen

vallahu, musicman


Tolle Strategie. Ich hätte da einen anderen Vorschlag: Man lässt ihnen bis zu einer Grenze von - sagen wir - 1000€ prozentual mehr vom Einkommen bzw. von der Stütze, so dass sich arbeiten tatsächlich wieder lohnt. Dafür könnte man von mir aus die Förderungshöchstdauer von ALG wieder zusammenstauchen.
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Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon stine » Di 29. Sep 2009, 07:08

Prinzipiell denke ich, sind mit den vergangenen Boni-Affairen und der Bekanntgabe von Ackermann&Co-Bezügen die Blicke auf Gehälter etwas surreal geworden. Wer heute "normal" verdient und Familie hat, kann auch keine großen Sprünge machen.
Die Notstandshilfe ist somit ausreichend.
Warum sollte sie gut bis sehr gut sein? Es ist nicht vorgesehen, die Menschen ohne Arbeit längerfristig zu versorgen.
Wenn man mal davon ausgeht, dass in Deutschland jeder medizinisch versorgt wird, ein Dach über dem Kopf bekommt und zu essen hat, dann ist das eine enorme soziale Leistung, die in fast keinem anderen Land gleichermaßen zu haben ist.

Ein Problem sind die Ansprüche, was die Lebenshaltung betrifft und das zweite Problem ist der enorme Anspruch an Berufsanfänger, was die Schulbildung betrifft. Arbeiten ohne Berufsausbildung gibt es genug, aber diese werden von billigen Hilfsarbeiten aus den umliegenden EU-Ländern, meist sogar noch illegal, bewerkstelligt. In diesen Jobs läge mE das Potential derer, die sich auf dem ersten Bildungsweg verweigern.
Somit ist Schwarzarbeit der Feind jeder sozialen Marktwirtschaft.

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Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Di 29. Sep 2009, 08:08

Kurt hat geschrieben:Wieso ist Schwarzarbeit Ausbeutung? Manche können am Samstag oder während der Kurzarbeit für 20€/h Dachdecken o.ä, wo kriegst du das sonst netto? Schwarzarbeit ist Erholung von der Steuerbehörde und schafft reale Werte. Es entstehen z.B. Häuschen, die sonst nicht gebaut hätten werden können. Normalerweise zahlt man für die Handwerkerstunde ~50€ und selber verdient man weniger als 15€. Wie soll das funktionieren, wenn man für eine Stunde seiner Arbeit eine Viertelstunde gleichqualifizierter Arbeit eines anderen kaufen kann? Schwarzarbeit ist eine Möglichkeit, diesem Irrsinn zu entgehen. Und bis zu einem gewissen Grad halte ich das auch für legitim.

So etwas schreibt auch nur jemand, der nie von Schwarzarbeitern ausgebootet wurde.
Und hierbei geht es absolut nicht nur um die Abgaben, die ein Handwerker an den Staat entrichten muss, es geht auch deutlich um all die weiteren Kosten, wie Gewährleistung, Arbeitsmaterial, Maschinen/werkzeug, Kosten für Werkstatt/Büro/..., Krankheitsvorsorge, sowohl für sich selber, wie auch für eventuelle Mitarbeiter etc. pp.
Von Schwarzarbeit kann nur jemand leben, der das Sozialsystem ausbeutet, sich also die Rosinen aus allen Bereichen rauspickt - oder bereit ist früh und elend zu sterben. Denn sollte er Altersvorsorge und Krankheitsvorsorge in seinen Schwarzarbeiterlohn einbeziehen, dann wäre der schon längst nicht mehr konkurrenzfähig in diesem Sektor.

Hat nur wenig damit zu tun, dass die "Nebenkosten" gesenkt gehörten, so dass reine Nettoentlohnung udn Bruttoentlohnung wieder etwas näher zusammen sind.
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Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon musicman » Di 29. Sep 2009, 08:29

Kurt hat geschrieben:
musicman hat geschrieben:Recht einfach, AL streichen

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Tolle Strategie. Ich hätte da einen anderen Vorschlag: Man lässt ihnen bis zu einer Grenze von - sagen wir - 1000€ prozentual mehr vom Einkommen bzw. von der Stütze,


Kurt,

ich sagte ja bereits, daß ich für die Einführung eines Mindestlohns bin, damit Notlagen erstens nicht ausgenutzt werden können und zweitens bin ich der Meinung, daß jemand wenn er einen Fulltimejob macht auch davon leben können muß.

Auf den von mir genannten Fall bedeuted dies aber folgendes:

Bei einem Fulltimejob mit 9 Euro die Stunde kommst Du bei einer 40 Std. Woche auf 1584 Euro/Monat, das macht bei einem 35jährigen mit Steuerklasse 1 1112,15 Euro netto. (ermittelt von meinem Steuerberater, die Gehaltrechner im Net spucken das selbe Ergebnis aus)
Die Frage, ob die darin enthaltene Lohnsteuer von 139,83 Euro zu hoch ist, kann man ja diskutieren.

Wenn jemand diese Summe als AL hatte und dann auf Hartz4 rutscht, erhält derselbe 35jährige (ohne Kirchensteuer) bei einer angenommenen Warmmiete von 485 Euro/Monat, 1127,00 Euro/Monat, was sich aus den Regelkosten plus Unterhaltskosten für Unterkunft ect. zusammensetzt siehe:
(ermittelt mit Hartz4 Rechner von http://www.sozialhilfe24.de

Er ist so gesehen natürlich blöd, wenn er arbeiten geht und weniger hat und zwar nicht nur die Differenz, sondern er hat ja auch noch niedrigere Betriebskosten zB keine Fahrtkosten zum Arbeitsplatz ect.

Die Frage ist doch die: Warum sollen ihm andere das finanzieren wenn er es selbst machen kann ?

Zum anderen bin ich der Meinung, daß man als Alleinstehender sehr wohl von diesem Geld anständig leben kann, wenn man sich einen Haushaltsplan aufstellt und bewußt einkaufen geht. Ohne jetzt polemisch sein zu wollen, möchte ich aber anmerken, daß es eng wird, wenn auf dem Speiseplan regelmäßig ein Kasten Bier steht :(

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Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Di 29. Sep 2009, 08:46

musicman hat geschrieben:Zum anderen bin ich der Meinung, daß man als Alleinstehender sehr wohl von diesem Geld anständig leben kann, wenn man sich einen Haushaltsplan aufstellt und bewußt einkaufen geht. Ohne jetzt polemisch sein zu wollen, möchte ich aber anmerken, daß es eng wird, wenn auf dem Speiseplan regelmäßig ein Kasten Bier steht :(
Wo wohnst du? Sicherlich nicht in München.
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Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon Kurt » Di 29. Sep 2009, 08:50

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Von Schwarzarbeit kann nur jemand leben, der das Sozialsystem ausbeutet, sich also die Rosinen aus allen Bereichen rauspickt - oder bereit ist früh und elend zu sterben. Denn sollte er Altersvorsorge und Krankheitsvorsorge in seinen Schwarzarbeiterlohn einbeziehen, dann wäre der schon längst nicht mehr konkurrenzfähig in diesem Sektor.


Klar, von "leben" rede ich auch gar nicht. Aber ein miserables Einkommen auf ein passables aufbessern, das sehe ich nicht so kritisch. Altersvorsorge erschwindelt man sich dadurch nicht, denn man bezahlt auch nichts ein. Und die Krankenbeiträge sind ein Wasserkopf, der mit den tatsächlichen Kosten einer vernünftigen Gesundheitsvorsorge in keinem Verhältnis mehr steht. Ich sage ja auch "in einem gewissen Rahmen" halte ich das für legitim. Das ist aus meiner Sicht die "erweiterte Nachbarschaftshilfe", aber nicht mehr 20 illegal geholte Ausländer.
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Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon Kurt » Di 29. Sep 2009, 08:58

musicman hat geschrieben:Bei einem Fulltimejob mit 9 Euro die Stunde kommst Du bei einer 40 Std. Woche auf 1584 Euro/Monat, das macht bei einem 35jährigen mit Steuerklasse 1 1112,15 Euro netto. (ermittelt von meinem Steuerberater, die Gehaltrechner im Net spucken das selbe Ergebnis aus)
Die Frage, ob die darin enthaltene Lohnsteuer von 139,83 Euro zu hoch ist, kann man ja diskutieren.

Wenn jemand diese Summe als AL hatte und dann auf Hartz4 rutscht, erhält derselbe 35jährige (ohne Kirchensteuer) bei einer angenommenen Warmmiete von 485 Euro/Monat, 1127,00 Euro/Monat, was sich aus den Regelkosten plus Unterhaltskosten für Unterkunft ect. zusammensetzt siehe:
(ermittelt mit Hartz4 Rechner von http://www.sozialhilfe24.de


Genau, die Kalkulation für den Kandidaten geht dann so: Wieviel bleibt mir pro verdiente 100€ übrig, im Vergleich zur Stütze. Sind es 0€, 25€, 70€? Natürlich ist jeder dumm, der arbeitet, wenn er das gleiche vom Staat kriegt. Daher finde ich, sollte sich Hartz4 auf ein Minimum beschränken, dafür sollte man den Leuten aber vom dazuverdienten mehr lassen. 50% finde ich akzeptabel. Ansonsten würde ich als Hartz4-Empfänger schwarzarbeiten, wenn es geht. Hier gibts einfach noch eine "Gerechtigkeitslücke", die unser Gesetzgeber hoffentlich bald schließt.
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Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon Julia » Di 29. Sep 2009, 09:03

musicman hat geschrieben:Zum anderen bin ich der Meinung, daß man als Alleinstehender sehr wohl von diesem Geld anständig leben kann, wenn man sich einen Haushaltsplan aufstellt und bewußt einkaufen geht.

Wenn du wirklich bewusst einkaufen gehst, wird's schwer, das heißt wenn es dich auch interessiert wie die Dinge produziert werden und was genau dann alles auf deinem Teller landet und nicht nur was es kostet...
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Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Di 29. Sep 2009, 09:09

Kurt hat geschrieben:Aber ein miserables Einkommen auf ein passables aufbessern, das sehe ich nicht so kritisch.
Ja eben, weil du noch nie von einem Schwarzarbeiter ausgebootet wurdest (Aufträge verloren hast oder nicht bekommen hast). Denk mal darüber nach!
So kann ein System nicht funktionieren, wenn sich nicht alle (möglichst viele) an gemeinsame Regeln halten. Deine "privaten Regeln" benachteiligen jeden, der sich an die gültigen, legalen Regeln hält.

Kurt hat geschrieben:Altersvorsorge erschwindelt man sich dadurch nicht, denn man bezahlt auch nichts ein.
Doch, da spekuliert "man" ja auf seine von der legalen Arbeit erwirtschafteten Rente oder gar auf die Sozialhilfe (bzw. vermutlich kommende allgemeine Grundrente). Dies ist Rosinenpicken.
Kurt hat geschrieben:Und die Krankenbeiträge sind ein Wasserkopf, der mit den tatsächlichen Kosten einer vernünftigen Gesundheitsvorsorge in keinem Verhältnis mehr steht.
Dies ist richtig, ändertr aber nichts daran, dass der der legal seine Arbeit anbietet, durch Schwarzarbeiter einen immensen Nachteil u. U. Schaden erleidet. Und Schwarzarbeit wird dieses Problem ja nur noch mehr verstärken, da ja keine Abgaben aber Inanspruchnahmen getätigt werden.
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Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon musicman » Di 29. Sep 2009, 09:51

Kurt hat geschrieben:
Genau, die Kalkulation für den Kandidaten geht dann so: Wieviel bleibt mir pro verdiente 100€ übrig, im Vergleich zur Stütze. Sind es 0€, 25€, 70€? Natürlich ist jeder dumm, der arbeitet, wenn er das gleiche vom Staat kriegt. Daher finde ich, sollte sich Hartz4 auf ein Minimum beschränken, dafür sollte man den Leuten aber vom dazuverdienten mehr lassen.


Diese Ansicht geht dann ja davon aus, daß der Staat ein Grundeinkommen garantiert, das wäre eine andere Diskussion.
Solange das nicht so ist, besteht weiterhin die Frage, warum sollte Dir jemand den Betrag bis 1000 finanzieren, wenn Du ihn durch eigene Arbeit selbst erwirtschaften kannst.

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Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon musicman » Di 29. Sep 2009, 10:38

Julia hat geschrieben:
musicman hat geschrieben:Zum anderen bin ich der Meinung, daß man als Alleinstehender sehr wohl von diesem Geld anständig leben kann, wenn man sich einen Haushaltsplan aufstellt und bewußt einkaufen geht.

Wenn du wirklich bewusst einkaufen gehst, wird's schwer, das heißt wenn es dich auch interessiert wie die Dinge produziert werden und was genau dann alles auf deinem Teller landet und nicht nur was es kostet...



Somit stellt sich die Frage, was Du unter bewußt verstehst.
Ich nehme mal an, es geht in die nachhaltige/ökologische Richtung, was grundsätzlich von mir als Gourmet nur zu begrüßen ist. Ich fahre gern mal mit dem Fahrrad rüber nach Frankreich (wohne an der Grenze) und erstehe auf dem Markt ein Bresse Huhn aus ökologischer Haltung (gibt einen hervorragenden Coq au Vin) das dann mit ca. 20 Euro zu Buche schlägt, da hast Du natürlich einen ganz anderen Geschmack und ein gutes Gewissen dazu, das Huhn ist glücklich auf mindestens 10qm in Freilandhaltung aufgewachsen. Es geht aber auch anders, Rindfleisch kaufe ich hier beim Bauer im Ort, das ist Weiderind, das sein ganzes Leben nur die grüne Wiese gesehen hat, der Preis liegt momentan bei 7,50 das Kilo, Wildschwein und Hirsch kaufe ich direkt beim Jäger, der Preis liegt bei ca, 10 Euro/kg. Gemüse habe ich in eigenem ökologischen Anbau (macht viel Arbeit) den Rest kaufe ich auf dem Wochenmarkt das ist frisch und günstiger als bei Aldi, da mußt Du aber aufpassen, denn unter den Verkäufern sind auch Spitzbuben, die Du am frühen Morgen mit ihrem Lieferwagen vor der Metro antriffst :explodieren:

Wie Du vielleicht aus meinem Schreiben entnehmen kannst, bin ich an kulinarischem interessiert und ich gebe auch Kurse an der VHS für französische und italienische Küche. Wir kamen dann irgendwann auf die Idee, einen Kurs anzubieten: Gesund kochen mit Hartz 4.
Um es kurz zu machen, der Großteil der Teilnehmer wußte überhaupt nicht wie man kocht, von gesund ganz zu schweigen, die waren total überrascht, daß man aus einem Sack Gemüse eine Suppe machen kann.
Ich war dann erst einmal mit ihnen einkaufen, den Großteil der ausgewählten Waren hätte man mit gutem Gewissen in die Tonne treten können. Meines Erachtens liegt da auch der Hund begraben, daß viele Leute ziel- und planlos -sozusagen bewußtlos- durch den Laden irrlichtern und irgendeinen Müll in den Einkauswagen stopfen, der zudem noch sauteuer ist und ich habe erhebliche Zweifel, daß die Qualität der ausgewählten Produkte proportional zur vorhandenen Geldmenge ansteigen würde.
Kurzum, die Hilfe zur Existenzsicherung reicht mE durchaus um sich auch bewußt zu ernähren - OK das Bressehuhn bleibt in Frankreich.

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Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon stine » Di 29. Sep 2009, 11:01

Hallo musicman,

du sprichst mir aus der Seele!
Ich denke auch, dass viele Menschen heute gar nicht mehr wissen, wie man kocht und wie es sich ohne Geschmacksverstärker in der Suppe leben lässt. In einem Beitrag über Hilfeempfänger sah ich mal eine Familie, allesamt übergewichtig, die sich beschwerte, dass das Geld nicht einmal für die Getränke reiche. Man sah sie aus dem Supermarkt kommen, mit Cola, Fanta und Bier. Böse, wer den Filmemachern Vorurteile unterstellt, denn, irgendwer muss das ganze Zeug ja kaufen, das unsereiner liegen lässt.

musicman hat geschrieben:...da mußt Du aber aufpassen, denn unter den Verkäufern sind auch Spitzbuben, die Du am frühen Morgen mit ihrem Lieferwagen vor der Metro antriffst :explodieren:
Das finde ich ein erhebliches Problem: Ein höherer Preis entspricht nicht immer einer besseren Qualität. Als Verbraucher hast du fast keine Chance, das richtig einzuschätzen. Das ist aber unser Problem derzeit überall. Es zieht sich leider durch alles, Dienstleistungen sind davon genauso betroffen wie Konsumgüter. Der höhere Preis erhöht meist nur die Gewinnmarge!

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Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon stine » Mi 30. Sep 2009, 06:57

Um nochmal auf die Piratenpartei zurückzukommen:

Darf Jörg Tauss jetzt Mitglied bleiben?
Wie gehen die Piratenwähler mit der Tatsache um, dass der freie Internetzugriff mitunter wilde Blüten treibt und dass Menschenrechte auch für Kinder gelten? Und dass man Jörg Tauss ohne weiteres ein persönliches Interesse an dieser Partei zuschreiben könnte?

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Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon Nanna » Mi 30. Sep 2009, 09:50

stine hat geschrieben: wilde Blüten


Was für Dinge meinst du damit konkret?


Was Tauss angeht, so ist er auch ein Grund, warum die Piraten für mich derzeit (noch, mal abwarten, wie es in vier Jahren aussieht) unwählbar sind. Da hat der Opportunismus gesiegt, obwohl sich die Piraten doch sowas in der Richtung von vernünftiger Politik auf die Fahnen geschrieben haben. Meiner Meinung hat das die Glaubwürdigkeit schon beschädigt, erfahrenere Politiker hätten das Ermittlungsverfahren abgewartet.
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Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon Kurt » Mi 30. Sep 2009, 19:45

1von6,5Milliarden hat geschrieben:
Kurt hat geschrieben:Aber ein miserables Einkommen auf ein passables aufbessern, das sehe ich nicht so kritisch.
Ja eben, weil du noch nie von einem Schwarzarbeiter ausgebootet wurdest (Aufträge verloren hast oder nicht bekommen hast). Denk mal darüber nach!
So kann ein System nicht funktionieren, wenn sich nicht alle (möglichst viele) an gemeinsame Regeln halten. Deine "privaten Regeln" benachteiligen jeden, der sich an die gültigen, legalen Regeln hält.


Stimmt. Wie wäre es denn, wenn man die Regeln so ändert, dass jeder den Vorteil genießen kann? Z.B. durch Steuerbefreiung bis zu einer vernünftigen Grenze? Der Leidtragende wäre dann der Staat, wenn man davon ausgeht, dass die Menge an Arbeit fix ist. Mein Punkt ist aber, dass manche Aufträge nur zustandekommen, wenn man sie schwarz machen kann. Weil sie sich anders nicht lohnen.

In der Musikindustrie gibts dieselbe Diskussion. Natürlich schädige ich die "Verwerter", wenn ich 50 GB illegal downloade. Aber das heißt nicht, dass ich diese 50 Gig gekauft hätte, wenn es das Internet nicht gäbe. Sondern höchstens einen Bruchteil davon.

Darum denke ich, sind wir mit einem moderaten Anteil an Schwarzarbeit besser gestellt als ganz ohne. Übrigens zieht sich die Schwarzarbeit auch in die Handwerksbetriebe rein, das ist kein schwarz/weiß. Ich hab schon öfter von Fällen gehört, wo ein Viertel der Arbeitsstunden schwarz abgerechnet wurde, der Rest weiß. Oder von Stemplern und Kurz-/Wochenendarbeitern, die das bei Gelegenheit machen. So what? Wir wollen schließlich den allgemeinen Wohlstand fördern, nicht unbedingt das BIP. Wenn jemand das allerdings zu 100% und womöglich mit illegalen Mitarbeitern macht, ist das für mich organsierte Kriminalität.
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Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon Kurt » Mi 30. Sep 2009, 19:50

stine hat geschrieben:Um nochmal auf die Piratenpartei zurückzukommen:

Darf Jörg Tauss jetzt Mitglied bleiben?


Ich würde ihn rausschmeißen, wenn er schuldig gesprochen ist.

stine hat geschrieben:Wie gehen die Piratenwähler mit der Tatsache um, dass der freie Internetzugriff mitunter wilde Blüten treibt und dass Menschenrechte auch für Kinder gelten?


Die "Blüten" werden durch ein dämliches Zugangserschwerungsgesetz nicht weniger. Und die Kinder haben auch nichts davon. Man kann ein Medium oder einen Vertriebsweg nicht kriminalisieren, das ist neutral. Man muss die Verbrecher schnappen, nicht Pseudosperren errichten. Wenn die Sperren wenigstens helfen würden, dann könnte man ja Schaden und Nutzen abwägen....
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Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Mi 30. Sep 2009, 20:29

Kurt hat geschrieben:Wie wäre es denn, wenn man die Regeln so ändert, dass jeder den Vorteil genießen kann? Z.B. durch Steuerbefreiung bis zu einer vernünftigen Grenze?
Voll deiner Meinung. Die Frage ist halt wo ist die Vernunft, die Grenze gibt es ja schon.
Kurt hat geschrieben:Der Leidtragende wäre dann der Staat, wenn man davon ausgeht, dass die Menge an Arbeit fix ist.
Die Menge an Arbeit ist aber nicht fix, dies legst du ja übrigens selber auch in deiner weiteren Argumentation zu grunde.
Kurt hat geschrieben: Mein Punkt ist aber, dass manche Aufträge nur zustandekommen, wenn man sie schwarz machen kann. Weil sie sich anders nicht lohnen.
Von wessen Warte aus gesehen?

Kurt hat geschrieben:In der Musikindustrie gibts dieselbe Diskussion. Natürlich schädige ich die "Verwerter", wenn ich 50 GB illegal downloade. Aber das heißt nicht, dass ich diese 50 Gig gekauft hätte, wenn es das Internet nicht gäbe. Sondern höchstens einen Bruchteil davon.
Du meinst dein persönlicher Gewinn aus krimineller Tätigkeit ist höher als der tatsächlich mögliche oder wahrscheinliche Schaden durch entgangenen Gewinn.
Ein kriminelles Handeln wird nicht deshalb weniger kriminell oder moralisch besser, nur weil der Geschädigte u.U. später überzogenen Forderungen stellt.

Kurt hat geschrieben: Darum denke ich, sind wir mit einem moderaten Anteil an Schwarzarbeit besser gestellt als ganz ohne.
Eine ziemlich waghalsige These, um es mal moderat auszudrücken.
Kurt hat geschrieben: Übrigens zieht sich die Schwarzarbeit auch in die Handwerksbetriebe rein, das ist kein schwarz/weiß. Ich hab schon öfter von Fällen gehört, wo ein Viertel der Arbeitsstunden schwarz abgerechnet wurde, der Rest weiß.
Stell dir vor, dies weiß ich, ich bin schon länger als ein paar Monate auf dieser Welt. :^^:
Kurt hat geschrieben: Oder von Stemplern und Kurz-/Wochenendarbeitern, die das bei Gelegenheit machen. So what?
Genau wie oben beschrieben - Rposinenpicker und Ausnutzer des Staates und der ehrlichen Steuerzahler.
Kurt hat geschrieben: Wenn jemand das allerdings zu 100% und womöglich mit illegalen Mitarbeitern macht, ist das für mich organsierte Kriminalität.
Dies wiederum ist wohl nur eine eine Folge des Unwissens, was als organisierte Kriminalität gilt. Eine Einzelperson (bzw. deren Taten) die nur schwarzarbeitet, gehört in der Regel eher weniger zur organisierten Kriminalität, auch Mitarbeitereinsatz muss dies im engeren Sinn noch lange nicht erfüllen. Aber bei größeren Projekten - auch staatlichen - kommt dies schon recht regelmäßig vor.
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Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon stine » Do 1. Okt 2009, 06:54

Kurt hat geschrieben:Übrigens zieht sich die Schwarzarbeit auch in die Handwerksbetriebe rein, das ist kein schwarz/weiß. Ich hab schon öfter von Fällen gehört, wo ein Viertel der Arbeitsstunden schwarz abgerechnet wurde, der Rest weiß.
Das sollen keine Einzelfälle sein. Den Handwerkern gehts da besser, als den Ärzten. Es gibt Gegenden, da staunst du Bauklötze über die schönen Häuser, die da stehen. Alles Handwerker die ihre Auftragslage bejammern.
Da sie aber das Geld trotzdem irgendwie offiziell erwirtschaften müssen, belegen sie die wenigen Kunden, die sie noch offiziell beauftragen mit Stundenlöhnen, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Anfahrtswege, Fahrzeugpauschale, Lehrlingsstunde, Büro und Werkzeug alles mit eingerechnet plus 19% MwSt. Da ist es dann im Umkehrschluss wieder verständlich, dass viele das lieber schwarz machen lassen.

Kurt hat geschrieben:Der Leidtragende wäre dann der Staat...
Wer den Staat schädigt, schädigt sich langfristig selbst. Stell dir vor, die Schere arm-reich klafft noch weiter auseinander und soziale staatliche Stütze wird unbezahlbar, dann kannst du deine Wäsche über Nacht nicht mehr draußen hängen lassen. Blumentöpfe rein!

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Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Do 1. Okt 2009, 08:21

stine hat geschrieben:Anfahrtswege, Fahrzeugpauschale, Lehrlingsstunde, Büro und Werkzeug alles mit eingerechnet plus 19% MwSt.
Ja und? Dies sind tatsächlich enstehende Kosten - ich will natürlich nicht ableugnen, dass da so mancher angeblich auch falsches aufschreibt.
stine hat geschrieben:Da ist es dann im Umkehrschluss wieder verständlich, dass viele das lieber schwarz machen lassen.
Ja, dies ist die Krux an der Sache und unterscheidet eine höhere Sozialfähigkeit vom Durchschnittschristen und -nichtchristen. Was gut für alle ist, kann manchmal für den Einzelenen etwas weniger gut sein. Handeln aber alle egositisch-christlich/nichtchristlich, dann bricht das System zusammen und alle(!) haben einen großen Nachteil, weil garnichts mehr geht.
=>
stine hat geschrieben:Wer den Staat schädigt, schädigt sich langfristig selbst.

genau dies

Wobei - dies sei zugegeben - die ganz kleinen Sünder und Sünden, dem System nicht viel substantiell schaden. Gefährlich sind die mittleren und großen Sünder und Sünden. Ein Problem ist nur die Gewöhnung, mit einer kleinen Sünde (hier Schwarzarbeit - aktiv oder passiv) fängt es an und oft bleibt es nicht bei Kleinigkeiten. Bliebe es dabei, wäre es kein Problem.
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Re: Bundestagswahl 2009 - Welche Partei wählt ihr?

Beitragvon ujmp » Do 1. Okt 2009, 10:20

1von6,5Milliarden hat geschrieben:
stine hat geschrieben:Anfahrtswege, Fahrzeugpauschale, Lehrlingsstunde, Büro und Werkzeug alles mit eingerechnet plus 19% MwSt.
Ja und? Dies sind tatsächlich enstehende Kosten - ich will natürlich nicht ableugnen, dass da so mancher angeblich auch falsches aufschreibt.


Genau. Preise müssen real sein, also wenigstens ein Einkommen erwirtschaften, das die Exsitenz sichert. Dazu gehören auch Alters- und Krankeheitsvorsorge, Erholung, Bildung, Familie usw. und bei Unternehmen Investitionen, Modernisierung, Sozialleistungen usw. Wenn dieser Preis unterboten wird, weil einige Mitbewerber Sozialabgaben und Steuern hinterziehen, werden ehrliche Unternehmen zerstört - oder regelrecht gezwungen, das Spiel mitzuspielen. Das Ergebnis sind dann Gesellschaften, die durch Korruption und Willkür gelähmt werden, wie - sagen wir mal - Rumänien.

So ähnlich ist es auch mit Urheberrechten und Patenten. Entwicklung kostet Geld, das über den Preis wieder eingefahren werden muss. Das war schon mal (wenn ich mich recht entsinne) ein Problem mit den Japanern, die gemessen an ihrer Produktion sehr wenig für Forschung und Entwicklung augegeben hatten, was die EU bemängelte (das war die unterschwellige Unterstellung, dass die Japaner systematisch abkupfern). Es ist aktuell ein großes Problem mit China. Bestimmte Entwicklungen benötigen auch einen gesellschaflichen Background, der Geld kostet. Z.B. müssen Talente endeckt und gefördert werden, es muss gute Ausbildung geben, ein Umfeld, was Spezialisierungen erlaubt, Infrastruktur usw. - alles Ausgaben, an denen sich Piraten nicht beteiligen wollen. Es gibt kein "freies Wissen", weil Wissen eine Leistung ist, die Zeit und Geld kostet. Es ist langfristig nicht sehr klug, immer nur nach dem Preis zu schauen.

Na ja, gestern habe ich im Leipziger Stadtzentrum eine Bratwurst mit Brötchen und Senf für 1,00 Euro gegessen - Tatsache! Es hat mich schwer beschäftigt, wie die den Preis hinbekommen... :mg:
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