Aristrokratie

Aristrokratie

Beitragvon xander1 » Sa 9. Jan 2010, 21:51

Hier http://de.wikipedia.org/wiki/Aristokratie kann man mehr darüber lesen.

Was kann man von einer Herrschaft "der Besten" halten? Und damit meine ich nicht Adlige, wie bei der richtigen Aristrokratie.
Was hat es für Vor- und Nachteile von den best geeignetsten regiert zu werden?

Karl-Theodor zu Guttenberg und andere in unserer Regierung haben einfach mal das Amt gewechselt. Vielleicht hat das jemand beobachtet. Wie wäre es, wenn nur Menschen regieren würden, die speziell für ein Amt ausgebildet worden sind, ich meine eine kleine erlesene Gruppe?

Vorab meine Meinung: Ich stehe dem kritisch gegenüber. Warum? Dafür habe ich bisher noch wenige Argumente mit Durchschlagskraft.

Worum es mir im genaueren geht, steht in folgendem Zitat aus Wikipedia:
Der heutige Parlamentarismus (repräsentative Demokratie) ist nach der klassischen Verfassungssystematik keine Demokratie (direkte Demokratie), sondern – je nach Wertung – eine Aristokratie oder eine Oligarchie im ursprünglichen, nicht auf dem Vorrang der besseren Herkunft beruhenden Sinn.

Insgesamt finden sich in den Verfassungen der heutigen westlichen Staaten verschiedene Elemente, wie das wählende Volk als demokratisches, die Gewählten als aristokratisches und den deutschen oder österreichischen Bundespräsidenten als (meist repräsentatives) monarchisches Element, weshalb diese Verfassungen auch als Mischverfassung bezeichnet werden.


Demnach werden wir auf eine gewisse Art aristrokratisch regiert.

Was ich besonders interessant fände, wären Beobachtungen aus unserem Leben, wo sich eine aristrokratische Art unserer Regierung bemerkbar machen lässt. Leider finde ich kaum Vergleiche.

Aber ich denke, dass so viele für die Uni zugelassen werden und die hohe Abbruchrate, die sogar noch schöngefälscht wird, weil sie erst ab einer gewissen Zeit von Semestern gilt, könnte ein Zeichen für ein aristrokratische Verhältnisse sein. Aber ich kann das nicht beweisen. Vielleicht ist es auch in diesem Fall umgekehrt als ich denke.
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Re: Aristrokratie

Beitragvon Mark » So 10. Jan 2010, 06:09

Wir wurden, werden jetzt und auch künftig und für alle Zeiten aristokratisch regiert.
Was macht Dich glauben, daß es jemals anders war oder sein könnte ?
es sind immer "die Besten" die uns regieren ;-)
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Re: Aristrokratie

Beitragvon Gernot Back » So 10. Jan 2010, 11:56

Hallo Xander1!

xander1 hat geschrieben:Was kann man von einer Herrschaft "der Besten" halten? Und damit meine ich nicht Adlige, wie bei der richtigen Aristrokratie.
Was hat es für Vor- und Nachteile von den best geeignetsten regiert zu werden?

Ich halte es für ein Gerücht, dass wir wirklich von den Besten / Best-Geeignetsten regiert werden. Vielmehr ist es doch so, dass wir zwar von den besten Selbstdarstellern, in Realität aber doch eher von Nieten regiert werden:

Ein konservativ-gepflegtes Äußeres und ein alter Adelstitel sind dabei immer noch sehr hilfreich, um die ein oder andere Schwäche zu übertünchen. Das wissen ja auch Großkonzerne und sonstige mafiöse Organisationen, die sich zu diesem Zweck ebenfalls gerne eines mit schmückenden Titeln und/oder zumindest Nadelstreifen versehenen Personals bedienen:

Gegen jenes, jahrelang von diversen Bundesregierungen als Berater geschätzte, besonders dreiste Exemplar ermittelt ja nun doch immerhin die Staatsanwaltschaft. Eine hohes Strafmaß ist da allerdings eher nicht zu erwarten, wie man an diesem Fall sieht.

Wir brauchen da gar nicht auf den Baron von und zu als Beispiel zu rekurrieren, der mit seinen Gemeinplätzen heute mal schnell genau so gut auch das Gegenteil dessen verkaufen kann, was er gestern noch geschwätzt hat.
Wir könnten da auch noch an einen Trottel denken, der als Schatzmeister einer in Sachen Wirtschaftskompetenz meist hochangesehenen Partei schon mal vergessen hat, die staatliche Parteienfinanzierung korrekt zu beantragen und diese damit um ein Haar 12,4 Millionen DM gekostet hätte: Seiner Karriere hat das dennoch keinen Abbruch getan. Oder wurde er aufgrund dessen doch weggelobt?

Dem Gottesgnadentum scheinen die Mitglieder der jetzigen Bundesregierung ja offensichtlich allesamt auch noch anzuhängen, da niemand von ihnen bei der Amtseinführung auf die abgesehen von der Semantik auch schon von der Syntax her vollkommen unsinnige religiöse Eidesformel (... sowahr mir Gott helfe) verzichtet hat.

Gruß Gernot
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Re: Aristrokratie

Beitragvon stine » So 10. Jan 2010, 12:33

Ich möchte aber auch nicht von einer Horde rauchender und saufender Prolls regiert werden. :(

Was die Kompetenzen betrifft so hoffe ich doch, dass die Berater unserer Regierungsspitze neutral und kompetent sind. Die Spitzenpolitiker selbst, die ja je nach Wahlergebnis ihre Ämter wechseln, sind Galionsfiguren und sowieso nichts anderes, als Vermittler zwischen den Notwendigkeiten hin zum Volk.
Wichtig ist doch letztlich, wer in der Partei arbeitet und welches Ziel sich eine Partei gesteckt hat. Die Ausführenden müssen sich dem Programm unterordnen und sollten bestenfalls mächtig genug auftreten können, um das Programm auch durchzuprügeln ohne von Lobbyisten beeinflusst zu werden und ohne sich wegen vorgeschütztem Kleinkram von der Opposition fertig machen zu lassen. Das ist nämlich unser Hauptproblem.

LG stine
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Re: Aristrokratie

Beitragvon xander1 » So 10. Jan 2010, 14:26

Mark hat geschrieben:Wir wurden, werden jetzt und auch künftig und für alle Zeiten aristokratisch regiert.

Manchmal direkt und manchmal indirekt.
Mark hat geschrieben:Was macht Dich glauben, daß es jemals anders war oder sein könnte ?

Aber die DDR war keine aristrokratieähnliche Staatsform, auch wenn es da einen Kader gab.
Mark hat geschrieben:es sind immer "die Besten" die uns regieren ;-)

Auch in einer Misswirtschaft wie die der DDR?

Gernot Back hat geschrieben:ch halte es für ein Gerücht, dass wir wirklich von den Besten / Best-Geeignetsten regiert werden.

Das ist nicht einmal ein Gerücht. Ich habe ja etwas angedeutet mit dem Ministerwechsel.
Gernot Back hat geschrieben:Vielmehr ist es doch so, dass wir zwar von den besten Selbstdarstellern, in Realität aber doch eher von Nieten regiert werden:

Nieten sind es vielleicht nicht unbedingt, schließlich können sie sich gut selbst darstellen und dazu gehört auch etwas.
Gernot Back hat geschrieben:Gegen jenes, jahrelang von diversen Bundesregierungen als Berater geschätzte, besonders dreiste Exemplar ermittelt ja nun doch immerhin die Staatsanwaltschaft. Eine hohes Strafmaß ist da allerdings eher nicht zu erwarten, wie man an diesem Fall sieht.

Ich denke, dass bei einer Herrschaft von wenigen Auserlesenen die in einer indirekten Art zur Regierung stehen die Korruption wie in diesem Beispiel sehr viel höher sein würde und besser totgeschwiegen werden kann. Er war schließlich Berater und sollte also ein Bester sein in den Augen der Regierung, sonst wäre er nicht dessen Berater gewesen.
Gernot Back hat geschrieben:... einen Trottel denken, der ...

Sobald ein Trottel Einfluss hat, dann aus unterschiedlichen Gründen die mit der Machtfrage zu tun haben. Trottel sind abhängiger von erfahrenen Mächtigen. Dass Trottel Einfluss haben ist auch ein Zeichen von aristrokratischen Verhältnissen: Nämlich der Macht derjenigen die schon lange Macht haben.
Gernot Back hat geschrieben:Dem Gottesgnadentum scheinen die Mitglieder der jetzigen Bundesregierung ja offensichtlich allesamt auch noch anzuhängen, da niemand von ihnen bei der Amtseinführung auf die abgesehen von der Semantik auch schon von der Syntax her vollkommen unsinnige religiöse Eidesformel (... sowahr mir Gott helfe) verzichtet hat.

Die Mächtigen der einen Seite erhalten die Macht der anderen Seite solange sie sich nicht in die quere kommen. Die einen beanspruchen das Geistliche und die anderen das Weltliche, also gibt es kaum Konkurrenz, also kann man eher Nutzen voneinander haben.
stine hat geschrieben:Ich möchte aber auch nicht von einer Horde rauchender und saufender Prolls regiert werden. :(

Das und dessen Gegenteil hat unterschiedliches für sich und gegen sich. Solche Menschen wie du beschreibst haben eine andere Art tückisch zu sein.
stine hat geschrieben:Was die Kompetenzen betrifft so hoffe ich doch, dass die Berater unserer Regierungsspitze neutral und kompetent sind.

Denk mal an Bankberater und denk mal daran was die Medien über Bankberater schreiben, für wen die arbeiten: Für den Kunden oder für die Bank? Berater sind so etwas wie ein aristrokratisches Element.
stine hat geschrieben:Die Spitzenpolitiker selbst, die ja je nach Wahlergebnis ihre Ämter wechseln, sind Galionsfiguren und sowieso nichts anderes, als Vermittler zwischen den Notwendigkeiten hin zum Volk.

Das ist in Teilen so.

stine hat geschrieben: Programm auch durchzuprügeln ohne von Lobbyisten beeinflusst zu werden

Der Berater hat jeweils seine eigene Lobby und das ist ein Problem. Deswegen ist so eine indirekte Aristrokratie über einen Berater besser, als eine direkte Aristrokratie, in der die Berater die Mächtigen sind.
stine hat geschrieben: und ohne sich wegen vorgeschütztem Kleinkram von der Opposition fertig machen zu lassen. Das ist nämlich unser Hauptproblem.

Ohne Opposition keine Demokratie. Ohne Opposition gibt es weniger konstruktives.
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Re: Aristrokratie

Beitragvon Mark » So 10. Jan 2010, 15:23

xander1 hat geschrieben:
Mark hat geschrieben:Wir wurden, werden jetzt und auch künftig und für alle Zeiten aristokratisch regiert.

Manchmal direkt und manchmal indirekt.
Mark hat geschrieben:Was macht Dich glauben, daß es jemals anders war oder sein könnte ?

Aber die DDR war keine aristrokratieähnliche Staatsform, auch wenn es da einen Kader gab.
Mark hat geschrieben:es sind immer "die Besten" die uns regieren ;-)

Auch in einer Misswirtschaft wie die der DDR?


Es geht nicht um den definierten Adelsstand sondern um den "lokalen" Adel. Es ist immer eine Elite welche sich da an der Spitze tummelt. Und das Wort "best" ist sehr subjektiv. Oder sind die "Besten" etwa schon immer diejenigen gewesen welche den humanitären Werten am besten Rechnung tragen ?
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