Hallo,
erstmal danke an die Mods für die Abtrennung des Themas. Zu ganimed noch ein paar Anmerkungen:
ganimed hat geschrieben:Die Verbindung zwischen Absatzzahlen und Gewinn ist aber nicht ganz 1:1. Da kann man an einigen Stellen sicher noch ne Menge drehen. Und ich weigere mich, mir einreden zu lassen, dass durch die paar Raubkopien, die bestimmte Anwender angefertigt haben, ein paar Konzerne in den Ruin getrieben wurden.
Dass sich in der Preispolitik hier und da noch was drehen lässt, ist sicher richtig. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass eine Produktion Geld kostet und sich für einen Produzenten nur rechnet, wenn er für sein Produkt später auch Geld bekommt. Und leider waren es nicht nur "ein paar Raubkopien". Napster und ähnliche Einrichtungen hatten Millionen und Abermillionen von Nutzern, und die haben sich später sicher nicht alle die Original-CDs gekauft.
Wer einen MP3-Player hat, der will keine CD sondern die Musik eben digital.
Das Medium ist natürlich gleichgültig. Aber ob CD oder MP3-Download: Die Musik muss erstmal produziert werden, die Produktion kostet Geld, und wenn der Produzent das nicht wieder reinholen kann, macht er es irgendwann nicht mehr.
Und dann gibt es da noch das Argument mit den Musikkassetten, die meine Generation in den 70ern und 80ern kopiert hat bzw. direkt vom Radio aufnehmen statt die Platten zu kaufen. Sind deshalb damals auch alle Musikverlage in Konkurs gegangen?
Natürlich hat es Raubkopien in geringem Umfang immer gegeben - ich hab als Student auch stundenlang vor dem Kopierer gestanden, weil mir die Lehrbücher zu teuer waren. Aber im Analogzeitalter war Kopieren ein mühsames Geschäft: Die MC musste man in Echtzeit überspielen, und deshalb war der Umfang automatisch begrenzt. Außerdem waren Kopien von Kopien praktisch nicht möglich, weil die Qualität mit jeder Kopiengeneration abnahm. Das sieht heute ganz anders aus, denn 1. hat man eine CD in wenigen Sekunden gerippt, und 2. kann man digitale Inhalte ohne Qualitätsverlust immer wieder abkupfern. Auch dass Raubkopien bei Büchern noch kein so gravierendes Problem sind, liegt nur daran, dass das Kopieren von Büchern bisher recht zeitaufwendig und auch kostspielig ist. Wenn sich allerdings in Zukunft die ebooks durchsetzen, habe ich auch da große Befürchtungen. Da werden die Leute nämlich wieder genauso unvernünftig argumentieren wie Du. Das Argument mit den Musikkassetten ist also keins.
Und dann gibt es ja noch das erwähnte Argument mit den Bibliotheken, wo man sich Bücher kostenfrei ausleihen kann. Habe ich zu Studentenzeiten fast nur gemacht und mir fast nie ein Buch selber gekauft. Sind deshalb Verlage pleite gegangen?
Bibliotheken zahlen für jedes Buch, das sie verleihen, eine Abgabe. Die fließt an die VG (=Verwertungsgesellschaft) Wort, und das Geld wird an Verlage und Autoren verteilt - eben als Ausgleich dafür, dass Du das Buch nicht gekauft hast. Wenns Dich interessiert: Näheres unter
http://www.vgwort.de. Auch das Argument mit den Bibliotheken ist also keins. (Die VG Wort ist übrigens auch beteiligt, wenn Du im Copy-Shop ein Buch kopierst. Vielleicht ist Dir schonmal aufgefallen, dass dort an jedem Kopiergerät eine Plakette mit dem VG-Wort-Logo klebt.)
Ich kenne das gut von meinem Bruder, der ist Landwirt und klagt fast pausenlos über steigende Herstellungskosten und sinkende Absätze. Ich vermute, dass macht jeder Erzeuger so, egal wie gut es ihm geht, ist vielleicht ein ganz natürlicher Reflex.
Naja, den Milchbauern stand das Wasser auch schon so zum Hals, dass sie in den Streik getreten sind. Alles nur ein "ganz natürlicher Reflex"?
Ich als Raubkopierer kann das deshalb nicht so ganz ernst nehmen.
Dann wünsche ich Dir nur, dass Dir niemals jemand das Produkt Deiner Arbeit, mit der Du Geld verdienen willst und musst, klaut und es kostenlos nutzt.
Wenn ich als Raubkopierer durch mein Tun die Absatzzahlen eines Produktes um 0.0000003 Prozent senke
In der Musikindustrie waren es nicht 0.0000003 Prozent, sondern (wenn ich mich richtig erinnere) zwischen 30 und 40 Prozent.
Was blüht denn dann dem Käufer beim Autohändler, der seinen BMW auf 70% des Listenpreises runterhandelt? Der Scheiterhaufen?
Naja, für umme wirst Du den BMW bei keinem Händler bekommen. Dagegen findest Du es völlig normal, eine Raubkopie umsonst zu nutzen. Außerdem ist es schon ein Unterschied, ob Käufer und Verkäufer sich im gegenseitigen Einverständnis auf einen bestimmten Preis einigen, oder ob einer eigenmächtig handelt. Wenn ich dem BMW-Händler den Wagen vom Hof klaue, komme ich selbst dann in den Knast, wenn ich hinterher noch einen Teil des Listenpreises bezahle.
Seit wann sind Preise heilig und seit wann ist deren Senkung unethisches Verhalten?
Preise sind nicht heilig, aber das Eigentum (auch das geistige) ist in unserer Verfassung geschützt. Preissenkungen können nur im gegenseitigen Einverständnis ausgehandelt werden.
Schöne Grüße
translator