Die Computergeneration ist da fein raus, solange es die Server gibt, vergisst das Internet nichts, heißt es immer. Ein Account in Facebook wäre schon mal ein guter Anfang. Und dieses @Nanna-Forum bleibt sowiesoNanna hat geschrieben:...aber noch mehr macht es mir Angst, nichts von Dauer zu hinterlassen, keine Nachkommen, keine gelungenen Projekte, keine gelösten Probleme.
laie hat geschrieben:Wenn wir da sind , ist er nicht da, und wenn er da ist, sind wir nicht mehr!
Aber im Ernst: Ich erschaudere vor dem Tod. Nicht, weil ich dann nicht mehr bin. Sondern weil es dann keinen Unterschied macht, ob ich jemals auf der Welt war. Vor mir war, nach mir wird nichts sein. Und die Zeit dazwischen ist so kurz, dass sie eigentlich auch vernachlässigbar erscheint. In der Sprache des AT: wie Wasser sind wir, das auf dem Boden verrinnt.
Zygmunt Bauman hat geschrieben:„Ich Lichte des oben Gesagten ist es durchaus merkwürdig, dass unser eigener Tod uns mit Schrecken erfüllen sollte. Ich werde nicht da sein, wenn er gekommen sein wird, ich werde ihn nicht erleben, wenn er kommt, und gewiss erlebe ich ihn nicht jetzt, bevor er gekommen ist, - warum sollte ich also beunruhigt sein, warum sollte ich jetzt unruhig sein? Dieser – logisch korrekte – Epikur zugeschriebene Schluss ist heute nicht weniger logisch als in der Antike. Und dennoch vermochte er, seiner unbestreitbaren Einsicht, seiner logischen Eleganz und angeblichen Überzeugungskraft zum Trotz, keine Generation zu trösten. Obwohl der Schluss offensichtlich korrekt ist, klingt und wirkt er wie ein Taschenspielerstück. Mit unserer wirkliche Unruhe scheint er nichts zu tun zu haben. Er ist auf seltsame Weise abgeklärt, ja scheint mit all unseren Meinungen und Empfindungen über den Tod und dem, was ihn für uns so furchtbar macht, in keinem Zusammenhang zu stehen. Welche Erklärung können wir für die verwirrende Unfähigkeit unserer Vernunft, die qualvolle Angst zu mildern, anbieten? Weshalb versagt die Philosophie so eklatant, wenn sie Trost spenden soll? Das Folgende ist nur eine tastende Antwort auf diese Frage, die sich wohl kaum endgültig beantworten lassen wird.
Menschen sind die einzigen Wesen, die nicht wissen, sondern auch wissen, dass sie wissen – und ihr Wissen nicht „ungewusst“ machen können. Vor allem können sie das Wissen über ihre Sterblichkeit nicht „ungewusst“ machen."
Zygmunt Bauman hat geschrieben:„Die merkwürdigen Wirkungslosigkeit der epikureischen Logik resultiert unmittelbar aus dem Erfolg der Kultur. Man könnte meinen, Kultur habe den „Plan übererfüllt“, sei „über ihn hinausgeschossen“. (Fairerweise wird man wohl sagen müssen, die Kultur hätte den Plan nicht erfüllen können, ohne zuviel des Guten zu tun.) Epikurs Diktum würde vielleicht überzeugender klingen, hätten wir den Tod in seinem „Rohzustand“ vor uns – erschiene er uns nur als Aufhören des biologischen Lebens: des Essens, Verdauens, Zeugens. Der Kultur verdanken wir, dass dies auf so verwirrende Weise nicht der Fall ist. Wir sind weit über das hinausgelangt, was wir nun, mit mehr als einem leichten Anflug von Verachtung, „animalisches Leben“ nennen. Ohne Zweifel werden wir aufhören, zu essen, zu verdauen, zu zeugen, wenn unser Leben zu Ende ist. Aber das alles ist nicht der wirkliche „Lebensinhalt“. Was uns die längste Zeit beschäftigt (d.h. wenn uns nach der Befriedigung unserer „animalischen“ Bedürfnisse noch Zeit bleibt) und was, wie man uns lehrte, das Wichtigste und Wertvollste im Leben ist, braucht nicht mit unserem Stoffwechsel aufzuhören, nicht am Tag danach und niemals. Dem Wertvollsten Dauer zu verleihen, es nicht enden, nicht „mit uns ins Grab sinken“ zu lassen, ist jene Mission, die Kultur uns aufgetragen hat. Das „Hinausschießen“ der Kultur findet täglich seinen Widerhall in unserem persönlichen Ungenügen. Gleichgültig was wir tun, um unserer geglaubten Verantwortung nachzukommen, es wird wahrscheinlich immer zu wenig sein. Das Nahen des Todes wird unser Werk grausam unterbrechen, noch bevor wir die Aufgabe erledigt und unsere Mission erfüllt haben. Deshalb haben wir allen Grund, den Tod jetzt zu fürchten, wo wir noch voller Leben sind und der Tod nichts als eine entrückte abstrakte Aussicht ist.“
(Zygmunt Bauman, Tod, Unsterblichkeit und andere Lebensstrategien, Fischer TB, 1994, S.10 - 13)
Nanna hat geschrieben:Gerade aus der Konfrontation mit todkranken Menschen weiß man, dass die meisten Menschen nicht den Tod oder das Sterben an sich fürchten, sondern zum einen die damit verbundenen Schmerzen und das Gefühl der Ohnmacht, zum anderen aber noch mehr, aus der Welt zu verschwinden, ohne eine Spur zu hinterlassen. Deshalb ist es für Menschen, die mit dem eigenen Tod in naher Zukunft rechnen müssen, auch so wichtig, dass ihnen versichert wird, dass man sie nicht vergessen wird.
Nanna hat geschrieben:Todkanke Kinder fangen in der Phase häufig an Dinge zu basteln und zu verschenken, um Spuren zu hinterlassen. Ich kann mich damit identifizieren. Klar habe ich Angst vor dem Tod, aber noch mehr macht es mir Angst, nichts von Dauer zu hinterlassen, keine Nachkommen, keine gelungenen Projekte, keine gelösten Probleme.
Nanna hat geschrieben: Ich kann damit leben, dass mein Aufenthalt hier von begrenzter Dauer sein wird (und ich bin mit der Gefahr des unmittelbaren bzw. meines gerade so vermiedenen Todes schon mehrfach konfrontiert worden, das rückt Sachen in Perspektive), aber ich möchte etwas zum großen Projekt Menschheit begetragen haben, wenn ich gehe. Vielleicht ist das mein persönlicher Versuch, dem Tod etwas abzutrotzen.
Nanna hat geschrieben:Ich finde es richtig, dem Tod zu trotzen, auch ganz praktisch in der Art, wie Darth Nefarius es macht. Aber es sollte nicht aus Furcht geschehen, weil das Unterwerfung unter das Diktat des Todes wäre, es kommt einem Versuch gleich, zu gewinnen, in dem man weg läuft.
Nanna hat geschrieben: Ich denke, es gibt zwei Fronten, an denen der Tod überwindbar ist, an der praktischen, wo es um medizinische und technische Unsterblichkeit geht, aber auch an der mentalen, wo es darum geht, die eigene Endlichkeit und die Vergänglichkeit von Dingen als solche zu akzeptieren, ohne sich von ihr unterwerfen und bestimmen zu lassen.
Nanna hat geschrieben: Solange man den Tod der Todesangst wegen bekämpft, lässt man sich vom Tod leiten.
Nanna hat geschrieben: Ich glaube aber, man kann die Motivation, den Tod praktisch (medizinisch, technisch) zu überwinden, auch haben, ohne sich durch das Diktat der Todesangst leiten zu lassen, einfach aus dem Ansporn heraus, die Grenzen der Selbstbestimmtheit zu erweitern.
Nanna hat geschrieben: Damit sage ich nicht, dass man keine Angst vor dem Tod haben soll, es wäre unglaubwürdig, zu behaupten, dass einem der eigene Tod gleichgültig wäre und trifft selbst auf Suizidale im Prinzip nie zu, aber die Frage ist doch, ob man diese Angst reflektiert und sich klar darüber wird, wer die Zügel in der Hand hält, die Angst oder man selbst.
stine hat geschrieben:Das Thema Tod kann der Mensch nur im Zustand der Transzendenz erfahren. Sich eins fühlen mit der Natur ist eine spirituelle Erfahrung, die in verschiedenen Religionen angestrebt wird.
stine hat geschrieben:Die Angst vor dem Tod ist für junge Menschen natürlich und nichts Ungewöhnliches. Wenn Kinder das erste Mal begreifen, dass auch ihr Leben begrenzt ist, reagieren sie häufig trotzig mit den Worten: "Ich will aber nicht sterben!"
stine hat geschrieben:Ich denke, dass das Altwerden die Angst vor dem Tod nimmt. Was man sich als junger Mensch nicht vorstellen kann ist, dass der Geist den eigenen Körper altern sieht und dass das eine unangenehme Erfahrung sein kann. Wir werden uns unserer Vergänglichkeit von Jahr zu Jahr bewusster und wir können gar nichts dagegen tun.
stine hat geschrieben:Das krampfhafte Aufschieben äußerlich sichtbarer Alterungszeichen ist ein sinnloser Versuch nach dem Erhalt der jugendlichen Fitness.
stine hat geschrieben:Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit spätestens 110 auch dieses Leben zu Ende geht. Wir setzen auf Äußerlichkeiten, aber genau die sind es doch, die mit dem Tod verschwinden. Was bleibt ist die Erinnerung im Herzen unserer Lieben und das, was wir an der Welt verändert haben.
stine hat geschrieben:Ich sag immer: Die Welt verliert nichts! Wo ich bin, wenn ich tot bin, weiß ich nicht. Aber es muss schön sein, weil noch keiner zurückgekommen ist.
Vollbreit hat geschrieben:Ja, sehe ich auch so, dass die MIssion die Kultur selbst ist, bzw. hier sein soll.
Widerspricht Deinem Ansatz ja nicht. Das Leben ist kostbar, weil es endlich ist und die Aufgabe (kultureller Entwicklung) noch nicht beendet ist.
Darth Nefarius hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Ja, sehe ich auch so, dass die MIssion die Kultur selbst ist, bzw. hier sein soll.
Widerspricht Deinem Ansatz ja nicht. Das Leben ist kostbar, weil es endlich ist und die Aufgabe (kultureller Entwicklung) noch nicht beendet ist.
Was bringt es euch, wenn die Menschen in 200 Jahren euretwegen bestimmte Hüte in einem bestimmten Teil der Welt tragen?
Darth Nefarius hat geschrieben:Warum bedeutet Endlichkeit mehr Kostbarkeit? Ich kann wahrscheinlich die mir wertvollsten Sachen kaum genießen, da ich sie umso mehr fürchten würde zu verlieren.
Darth Nefarius hat geschrieben:Mir ist klar, dass die Erinnerung an Besitz nicht ausreichen würde. Reicht euch die Erinnerung an einen geliebten Menschen? Theoretisch würde bei der Antwort "ja" ebenso eine beliebtige Illusion, die dem Verstand entspringt, ausreichen, da nur ein diffuses, verblassendes Bild, ein Eindruck vorhanden ist. Eine Erinnerung an Verlorenes ist mit einer Illusion gleichwertig, wenn letztere wirklich überzeugend ist. Das könnt ihr doch nicht erstreben?! Im Tod ist noch nichtmal Erinnerung oder Illusion vorhanden. Erinnerungen an Glück scheinen mir nebenbei immer schmerzhaft und nie erfüllend zu sein.
Darth Nefarius hat geschrieben:Gerade wenn ich wertvolles im Leben erreicht habe, will ich das doch nicht verlieren!
Darth Nefarius hat geschrieben:Je erfüllter ein Leben ist, desto schmerzhafter ist der Verlust!
Darth Nefarius hat geschrieben:Wenn man jemanden liebt, will man mit dem-/derjenigen zusammen leben, nicht gerade dann wenn das Gefühl kommt, schon gehen. Der Mensch erachtet den Besitz als wertvoll und erfüllend, den Verlust als schlecht. Erinnerung an Verlorenes ist damit nicht positiv.
Ich meinte nicht Gleichaltrige in deinem Alter. Die Rede war von Kindern im Kindergarten oder Grundschulalter die zum ersten Mal mit dem Tod in der Familie, meist Oma, Opa oder Urgroßeltern, konfrontiert werden. Sie erleben zum ersten Mal, dass das Leben irgendwann aus ist und erleben eine erste Ahnung vom eigenen Tod.Darth Nefarius hat geschrieben:Mir ist das Gegenteil aufgefallen. Gerade Gleichaltrige haben sich immer verhalten, als seien sie unsterblich. Es wird gegessen, getrunken was geht, Gefahren werden nicht gescheut. Und auf "Ich will aber nicht sterben!", was ein guter und zu fördernder Impuls ist, folgt immer die Lüge des Himmels. Ich werde meinem Nachwuchs nie so antworten und sagen, dass der Wille berechtigt ist, dass diese Frucht die einzig sinnvolle ist.
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