Schauen wir uns das alte Rom an, so stellen wir fest, dass die Leute dort während der Hochblüte der Kaiserzeit, als Rom eine Millionenstadt war, eine Lebenserwartung von weniger als 30 Jahren hatten. Man kann das anhand geschriebener Quellen und vor allem datierter Grabesinschriften rekonstruieren. Für die damalige Zeit hatte Rom allerdings erstaunlich moderne Einrichtungen wie eine Wasserversorgung, Kanalisation und kostenlose Getreiderationen für Arme. Für damalige Zeiten war man hygienetechnisch auf dem Stand der machbaren Technik. Trotzdem starben die Leute so jung.
Warum? Weil mehr generelles Wissen über die Welt erforderlich war, um höhere Hygienestandards für Gebiete mit dichter Besiedlung zu etablieren, sei es nun beispielsweise soziologisches, chemisches oder architektonisches Wissen.
Erst, wenn man weiß, wie Bakterien übertragen werden, kann man Krankheiten effektiv bekämpfen, erst wenn man umfangreiches chemisches Wissen hat, kann man effektive Reinigungs- und Desinfektionsmittel oder Impfstoffe herstellen (zugegeben: es gab in antiker Zeit bereits beeindruckende Leistungen auf diesen Gebieten), erst, wenn man flächendeckende Kanalisationen und saubere Trinkwasserleitungen bauen kann, kann man die Ausbreitung von Krankheitserregern effektiv eindämmen, erst, wenn man so "banale" Sachen weiß, wie, dass Krankheitserreger durch Abkochen des Wassers vernichtet werden (in vielen Entwicklungsländern der Bevölkerung bis heute unbekannt), erst dann kann man die Sterberate effektiv senken. Wir wissen genau, wie jung viele dieser Erkenntnisse sind.
Wenn man
http://www.pro-heraldika.de Glauben schenken darf, dann betrug im 19. Jahrhundert "- statistisch gesehen - die durchschnittliche Lebenserwartung bei Männern 35,6 Jahre und bei Frauen 38,4 Jahre". Dazu muss man sagen, dass das 19. Jahrhundert medizinisch schon ziemlich weit fortgeschritten war.
Das bedeutet auch: Dank des medizinischen und allgemeinen Fortschritts im Verstehen der Natur von "nur" gut 100undnocheinpaar Jahren leben wir heute ziemlich genau doppelt so lange, wie diese Menschen damals. Prognosen ergeben, dass 50% der heute geborenen Kinder mit großer Wahrscheinlichkeit 100 Jahre alt werden.
Ich kann hier eigentlich nichts anderes als eine sehr starke Korrelation zwischen Wissenszuwachs und gestiegener Lebenserwartung ausmachen.
Dass wir vielleicht keine Gentherapien brauchen, um in 20-Mio.-Städten alt werden zu können, ist ja durchaus wahr, aber dass moderne medizinische Erkenntnisse (auf denen eine adäquate Planung von Hygienemaßnahmen überhaupt erst aufbaut) bzw. Kenntnisse über das Funktionieren der Welt im Allgemeinen minder relevant dafür wären, halte ich so für unhaltbar.