Bevor ich was zu El Schwalmos Geschmacksfrage sage, noch ein kleiner Schlenker.
Wie gut oder wie schlecht die wissenschaftliche Methode funktioniert, kann man gut an historischen Irrtümern sehen. Es kommt immer wieder mal vor, daß auch anerkannte Wissenschaftler daneben liegen.
Man denke an Galilei, der den Saturn durchs Fernrohr beobachtet, und zum Schluß gelangt, der Saturn sei von zwei Monden auf Tuchfühlung umgeben. So etwas wie Ringe konnte sich Galileo nicht vorstellen.
Man denke an Einstein, der zwar richtig gerechnet hat, dann aber willkürlich einen Term streicht, weil dieser nicht zum damaligen Weltbild eines statischen Universums passt. Wäre Einstein mutiger gewesen, hätte er die Expansion des Universums vorhersagen können. Tja.
Ebenso kommt es gelegentlich vor, daß Leute mit neuen Ideen ankommen, aber die gesammte Fachwelt sie ihnen nicht glaubt. Bekanntestes Beispiel: Alfred Wegener und seine Kontinentalverschiebung. Schon vor Wegener war es aufgefallen, daß die Küstenlinien der Kontinente erstaunlich gut zusammenpassen. Wegener hat das um geologische und biologische Übereinstimmungen ergänzt. Er kam zum Schluß, daß die Kontinente irgendwann einmal zusammen gelegen haben mussten.
Seine Idee stieß auf große Ablehung, weil Wegener keinen Mechanismus angeben konnte, wieso sich die Kontinente verschieben sollten. Er dachte, die wandern einfach so durch den Ozean, was natürlich Unsinn war.
Auf alle Fälle sollte es fast ein halbes Jahrhundert dauern, bis man Wegener schließlich doch Recht gab. Dies ist wohl das bekannteste Beispiel für das Versagen der wissenschaftlichen Gemeinde.
El Schwalmo hat geschrieben:gute Frage, die an eine Geschmacksfrage grenzt.
Nicht wirklich.
Was immer es damals für Diskussionen um die Kontinentalverschiebung gab, alle haben zumindest soviel guten Geschmack bewiesen, daß niemand auf die Idee kam zu sagen: die Kontinentalverschiebung muß das Werk Gottes sein.
Läuft dann auf die 'inference to the best explanation' hinaus.
Geht dann in etwa so: die Evolutionsmechanismen leisten nachweislich nicht das, was sie leisten müssten. Dass (menschliche) Designer so etwas aber gebacken bekommen, ist nachgewiesen. Je nachdem, wie man diese beiden Aussagen wertet, kommt man zu anderen Schlüssen.
Man kann bei diesen beiden Aussagen nur zu
einem Schluß kommen, genauso, wie man bei der Kontinentalverschiebung nur zu einem Schluß kommen kann.
'inference to the best explanation' - das ist Verschleierungstaktik. Die Design-Erklärung verdient den Namen "Erklärung" nicht, weil man mit ihr keinen Deut klüger wird.