Mark hat geschrieben:Sind also die irrationalen Ängste die Ursache für Glaube und Religion ?
Kurt hat geschrieben:Mark hat geschrieben:Sind also die irrationalen Ängste die Ursache für Glaube und Religion ?
Welche Ängste nennst du denn irrational?
Mark hat geschrieben:da kommst Du selber auch drauf, also wirklich !
zB ist es eine rationale angst , wenn man befürchtet in der zukunft nicht genug zu essen oder ein dach über dem kopf zu haben.
eine irrationale angst is es zB angst davor zu haben "unglück" auf sich zu ziehen. es gibt tausende beispiele für irrationale ängste... sie sind aber gewiss stets eine abstraktion einer rationalen angst.
zB angst vor wilden tieren im dunklen wald zu haben ist rational, angst vor dem dunklen wald zu bekommen ist eine davon abstrahierte irrationale form der angst.
Klaus hat geschrieben:Wenn ein gesunder Mensch Angst hat zu erkranken, ist das irrational
Klaus, hast du eine Krankenversicherung? Findest du das rational?
Klaus hat geschrieben:@KurtKlaus, hast du eine Krankenversicherung? Findest du das rational?
Was nützt dir die Krankenversicherung wenn du erfährst du bist unheilbar krank. Die Versicherung ist für die Kosten da, nicht für deine Genesung.
Klaus hat geschrieben:@Kurt, das nenn ich Vorsorge, nicht Angst, vllt sprechen wir auch aneinander vorbei, bei der begrifflichen Bestimmung von Angst.
Kurt hat geschrieben:Klaus hat geschrieben:@Kurt, das nenn ich Vorsorge, nicht Angst, vllt sprechen wir auch aneinander vorbei, bei der begrifflichen Bestimmung von Angst.
Die Unterscheidungen sollten IMO graduell sein, d.h. die Angst ist durch mehr oder weniger akute Umstände begründet. Die psychologische Unterscheidung zwischen Furcht und Angst kommt mir auch ein bisschen willkürlich vor, denn dann müsste es auch Platzfurcht heißen, wenn man auf einem leeren Marktplatz steht.
Ein paar Steinzeitbeispiele
* Ich bin im Wald jagen und plötzlich steht ein Bär vor mir.
* Der Winter bricht ein und wir haben sehr geringe Nahrungsvorräte.
* Ich bin ein schwächlicher Steinzeitmensch und habe Sorge, dass ich meiner Gruppe zur Last fallen könnte und keine geeignete Fortpflanzungspartnerin finde.
... von sehr hohem, akutem Risiko bis latent vorhandenem Risiko. Ich ordne alles irgendwo unter Risikomanagement ein, egal wie hoch oder akut das Risiko sein mag.
Zurück zur Ausgangsfrage: Wieso sollte es irrationale Ängste geben und wieso hat die Evolution uns dann damit ausgestattet?
Mark hat geschrieben:Man kann Angst davor haben in den dunklen Wald zu gehen, und weiss eigentlich daß es keine wilden Tiere dort gibt die einem etwas tun könnten. Keine rational bestimmbare Ursache ist mehr auszumachen -> Angst ist irrational.
Mark hat geschrieben:Ich gehe da ganz pragmatisch vor und versuche die Menschen als die primitiven Assoziationsmaschinen zu sehen die sie sind. Ich versuche mir lediglich klar zu machen was die Ursachen für irrationale Heilspläne sind , denen die Menschen so gerne nachlaufen. Anders kann man ja auch keinen Heilplan (nicht Heilsplan) ersinnen der sie davon abbringen könnte für ihr Seelenheil im Jenseits zu sorgen etc...
Ist denn etwa noch jemand unter Euch der solche Menschen nicht für optimierungsbedüftig hält ?
Kurt hat geschrieben:Als Informatiker erinnert mich das ganze Thema ein bisschen an künstliche Intelligenz und Maschinenlernen. Es gibt virtuelle Counter Strike-Spieler, also Softwareprogramme, die an diesem Ballerspiel teilnehmen uns sich verbessern können. Wie das Lernen im Detail funktioniert, ist hier nebensächlich. Man kann die Bots jedenfalls trainieren, und je öfter man sie trainieren lässt, desto besser werden sie in ihren Trainingsrunden. Wichtig ist, wenn man sie zu oft trainieren lässt, dann tritt eine Überanpassung an die Trainingsrunden auf und die Bots werden in neuen Runden schlechter! Wir haben hier also einen Tradeoff zwischen idealer Anpassung an die Trainingsrunden und bestmögliche Anpassung an eine allgemeine Umwelt. Bei der menschlichen Evolution haben wir diesen Tradeoff genauso. Es scheint, die Evolution hat uns eine allgemeine Angst vor unbekannten Situationen eingegeben und dabei in Kauf genommen, dass wir dadurch auch eine Angst vor dem Tod (bzw. der unbekannten Situation danach) bekommen.
Mark hat geschrieben:Ich habe aber nicht Deine Bedenken hinsichtlich der Schwächen primitiver heuristischer Lernalorhythmen die Game-Devs ihren Bots verpassen.
Das Gehirn kann tausende male mehr leisten, speichern und verarbeiten. Unsere Grenze ist gewiss nicht die unvermeidliche irrationale Angst.
Kurt hat geschrieben:Diese Algorithmen heißen nicht umsonst "evolutionäre Algorithmen", sie kopieren nämlich haargenau die Vorgehensweise der biologischen Evolution, d.h. Mutation und Selektion. Die Rechenleistung ist hier irrelevant, die Systeme funktionieren auf die gleiche Art und Weise. Fälle, wo die menschliche Kognition versagt, kann man grundsätzlich auf zwei Gründe zurückführen:
* die Evolution hat uns _noch_ nicht ideal angepasst oder
* wir sind bereits ideal angepasst und die Evolution nimmt Fehler zugunsten größerer Generizität in Kauf.
Ich glaube bei den meisten Problemen an die zweite Erklärung. Die Lösung der Evolution ist wohl, den Menschen generisch zu lassen, ihm aber die nötige Vernunft mitzugeben, dass er auch instinktive Ängste durch Verwendung seiner Vernunft überwinden kann.
Was ist deine Meinung, wieso hat uns die Evolution so gestaltet, dass wir auf Dinge wie Paradiesversprechungen oder Höllendrohungen hereinfallen?
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