habe ein Interview mit dem Schweizer Philosophen Hans Saner mit Hauptthema Fundamentalismus aufgeschnappt.
http://www.tagblatt.ch/index.php?artikelxml=1371963
In grossen Teilen stimme ich ihm zu, z.B. kritisiert er B16's Haltung zur Lesart der Bibel. Etwas nachdenklich macht mich aber dieser Teil, der bezeichnenderweise ganz am Anfang steht:
Bestimmte Menschen religiöser Gemeinschaften oder Gruppen werden in der Öffentlichkeit als Fundamentalisten bezeichnet. Was ist gemeint, wenn sie als fundamentalistisch bezeichnet werden?
Hans Saner: Fundamentalismus gibt es nicht allein in religiösen Fragen und Lehren, sondern auch in wissenschaftlichen. Wenn jemand zum Beispiel als Wissenschaftler glaubt, dass es nur einen Weg zur Wahrheit gebe und das sei eben der Weg der Wissenschaft, dann würde ich auch von ihm sagen, dass er ein fundamentalistischer Scientist sei. Dieser Aberglaube aber dürfte heute unter den Wissenschaftlern nicht allzu verbreitet sein, weil sie mit der Wissenschaft auch die Wissenschafts-Kritik erlernt haben. Aber Nicht-Wissenschaftler haben oft einen Wissenschaftsaberglauben, das heisst, sie trauen der Wissenschaft viel mehr zu, als sie wirklich leisten kann.[...]
Hier ist natürlich der Begriff "Wahrheit" nicht genauer umschrieben. Aber: Darf ich nicht mehr sagen, "selber nachzudenken" sei der einzige Weg zur Wahrheit? Ist das schon fundamentalistisch? Ich bin nur schwacher Atheist, fast sogar eher Agnostiker, aber ich fände es unehrlich von mir, z.B. die Bibel als alternativen Zugang zur Wahrheit zuzulassen. Ich habe nichts dagegen, wenn jemand seine Bibel liest oder an seinen Gott glaubt, ich glaube ihm sogar, dass es ihm helfen kann, aber er erlangt in meinen Augen dadurch keine Wahrheit. Ich finde seine Lehren (mal abgesehen von idealistisch-monistischen Einstellungen, die aber keine Religionen sind, und dem Pantheismus) "complete and utter bullshit". Nur weil ich es nicht auf der Strasse herumschreie, ändert das nichts an meiner Meinung.
Ich sehe hier etwas vom Vorwurf, dass die Wissenschaft auch nur eine Religion sei, was sie aber de facto eben nicht ist. Wissenschaft ist eine Methode. Religionen sind Inhalte...
Eure Meinung?