Anekdoten

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Beitragvon ernst.eiswuerfel » Di 11. Sep 2007, 13:15

Als nicht gläubiger Mensch gehört man in unserer Gesellschaft einer Minderheit an. Dies gilt besonders für den ländlichen Raum. Ich habe hier die Erfahrung gemacht, dass man mit seiner naturalistischen Einstellung oft auf Unverständnis stößt, da die meisten Menschen religiös eingestellt sind. Daraus ergeben sich oft skurrile Erlebnisse - zumindest geht das mir so.

Ich dachte mir, dass es vielleicht interessant wäre einige dieser Anekdoten hier zu sammeln.
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Re: Anekdoten

Beitragvon ernst.eiswuerfel » Di 11. Sep 2007, 13:20

Dann mache ich auch gleich mal den Anfang:

Vor zwei Jahren bin ich aus der Kirche ausgetreten. Dazu bin ich aufs Rathaus gegangen und habe bei der Info gefragt wo ich hinmüsste um aus der Kirche aus zutreten. Die Frau meinte ich müsse zum Standesamt gegenüber. Dort bin ich hin und habe die Formalität erledigt.
Über einen Monat später bin ich wieder aufs Rathaus um meine Lohnsteuerkarte ändern zu lassen. Dazu bin ich wieder zur Info gegangen um dort zu fragen wohin ich mich wenden muss. Kaum habe ich das gefragt, ruft es ganz hinten aus einem angrenzendem Raum "Ach Sie sind der der aus der Kirche usgeträdde isch" ... :erschreckt:
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Re: Anekdoten

Beitragvon Sisyphos » Di 11. Sep 2007, 13:28

ernst.eiswuerfel hat geschrieben:"Ach Sie sind der der aus der Kirche usgeträdde isch" ... :erschreckt:


Ei forbibbsch nochäma! :lachtot:
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Re: Anekdoten

Beitragvon Max » Di 11. Sep 2007, 22:09

Sisyphos hat geschrieben:
ernst.eiswuerfel hat geschrieben:"Ach Sie sind der der aus der Kirche usgeträdde isch" ... :erschreckt:


Ei forbibbsch nochäma! :lachtot:

Bitte nochmal auf Hochdeutsch.
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Re: Anekdoten

Beitragvon ernst.eiswuerfel » Di 11. Sep 2007, 22:31

Max hat geschrieben:
Sisyphos hat geschrieben:
ernst.eiswuerfel hat geschrieben:"Ach Sie sind der der aus der Kirche usgeträdde isch" ... :erschreckt:


Ei forbibbsch nochäma! :lachtot:

Bitte nochmal auf Hochdeutsch.


usgeträdde = ausgetreten
isch = ist

;-)
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Re: Anekdoten

Beitragvon Max » Mi 12. Sep 2007, 11:46

Was heißt forbibbsch?
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Re: Anekdoten

Beitragvon Lucky » Mi 12. Sep 2007, 12:24

Ich glaube: man könnte "Ei forbibbsch!" mit "jor mei!" übersetzen. So drückt man sich doch im Norden Österreichs aus? :mg:

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Re: Anekdoten

Beitragvon Max » Mi 12. Sep 2007, 13:03

Ich verstehe kein Wort. ;-) :(
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Re: Anekdoten

Beitragvon Sisyphos » Mi 12. Sep 2007, 14:34

Max hat geschrieben:Was heißt forbibbsch?


"Ei forrbibbch!" = "Sieh mal an!"

Gehört zu den klassischen sächsischen Wendungen, die in keinem Mundart-Wörterbuch fehlen. Eigentlich sagt es aber kein Sachse mehr.
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Re: Anekdoten

Beitragvon taotne » Mi 12. Sep 2007, 16:15

Sisyphos hat geschrieben:
Max hat geschrieben:Was heißt forbibbsch?


"Ei forrbibbch!" = "Sieh mal an!"

Gehört zu den klassischen sächsischen Wendungen, die in keinem Mundart-Wörterbuch fehlen. Eigentlich sagt es aber kein Sachse mehr.

:lachtot: :lachtot: :lachtot:
Auf diese Übersetzung wäre ich nie im Leben draufgekommen... :lachtot:
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Re: Anekdoten

Beitragvon Max » Mi 12. Sep 2007, 16:48

Sisyphos hat geschrieben:
Max hat geschrieben:Was heißt forbibbsch?


"Ei forrbibbch!" = "Sieh mal an!"

Gehört zu den klassischen sächsischen Wendungen, die in keinem Mundart-Wörterbuch fehlen. Eigentlich sagt es aber kein Sachse mehr.
Wieso sprichst du nicht Hochdeutsch?
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Re: Anekdoten

Beitragvon Sisyphos » Mi 12. Sep 2007, 17:55

Max hat geschrieben:Wieso sprichst du nicht Hochdeutsch?


Ich spreche nur hochdeutsch. Den Dialekt habe ich früh schon abgelegt und ich müsste mich anstrengen, wenn ich mal sächsisch reden soll. Bei mir rätseln die Leute immer, wo ich herkomme. :mg:
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Re: Anekdoten

Beitragvon [C]Arrowman » Mi 12. Sep 2007, 23:23

Deutshc ist so eine schöne Sprache, besonders die tatsache das jedem Buchstaben meistens nur ein Laut zugeteilt ist sollte es einem leicht machen Wörter in SPrache zu verwandeln, ganz anders als die franzosen, die für ein o ein eaux schreiben :irre:
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Re: Anekdoten

Beitragvon condorcet » Sa 15. Sep 2007, 19:37

Im ländlichen Raum aus der Kirche auszutreten, kann manchmal schon viel Mut erfordern. Ich selbst bin in einem bayerischen Kuhdorf aufgewachsen. Ich bezweifle, dass es dort überhaupt ein Formular für den Kirchenaustritt gegeben hätte. Außerdem war die Dame, die bei der Gemeinde für solche Sachen zuständig war, Mitglied des Kirchengemeinderates. Wäre ich damals aus der Kirche ausgetreten - falls es möglich gewesen wäre - hätten es am nächsten Tag alle 500 Einwohner gewusst.
Als ich aber dann in München gewohnt habe, war eine meiner ersten Erledigungen der Gang zum Standesamt, um den Papistenverein zu verlassen.
Mittlerweile hat sich übrigens in dem Dorf viel verändert (es ist auch kein Kuhdorf mehr, weil es kaum mehr Kühe gibt). Es ist enorm gewachsen, es gibt dort nicht mehr nur Katholiken, sondern auch Evangelische, einige Moslems und vielleicht auch ein paar Atheisten.
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Re: Anekdoten

Beitragvon Max » Sa 15. Sep 2007, 21:08

Ich denke, du übertreibst. Den meisten Leuten wird es vollkommen egal sein, ob jemand in der Kirche XY Mitglied ist. Selbst wenn sich der eine oder andere aufregen würde, wenn er es mitbekommt - Was sollen sie bitte machen?

Das Problem an diesem Zwang, der in vielen Dorfgemeinschaften besteht, ist der Umstand, dass sich keiner Traut das Tabu zu brechen. Würden es erst einmal ein paar machen, hätte keiner mehr ein Problem damit.
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Re: Anekdoten

Beitragvon ernst.eiswuerfel » Sa 15. Sep 2007, 21:29

Das kannst Du nicht verallgemeinern. In manchen Regionen / Ortschaften in Deutschland mag gemäßigte Stimmung in dieser Hinsicht herrschen und die Leute sind aufgeschlossen. Aber es gibt auch Orte in denen das nicht so ist. Du kannst Dir das vielleicht nicht vorstellen, da es bei Euch vielleicht gemäßigt zugeht. Ich habe es mir bis zu meinem Erlebnis auch nicht vorstellen können. Und dann passiert mir das in einer Stadt mit über 15.000 Einwohnern ...
wie ist das dann erst im Dorf ...
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Re: Anekdoten

Beitragvon Max » Sa 15. Sep 2007, 22:59

Ich bin vor knapp einem Jahr aus der Kirche ausgetreten. Es war wirklich keine große Angelegenheit. Ich bin zum Standesbeamten, er hat das Formular ausgefüllt und ich musste unterschreiben. Fertig. Bei mir wissen die meisten, dass ich konfessionslos bin, weil es einfach offensichtlich ist, wenn ich mich mal zum Thema Religion äußere. Aber: Fremde bekommen das gar nicht mit, wenn man aus der Kirche austritt. Woher auch? Hätte ich es meiner Mutter nicht erzählt, wüsste sie es bis heute nicht.

Wie ist das gesetzlich eigentlich geregelt? Darf der Standesbeamte private Angelegenheiten einfach weitererzählen?

Zu dem kleinen Dorf: Ich denke nicht, dass der Standesbeamte überhaupt ein Interesse hat, das jemand anderem zu erzählen, wenn jemand aus der Kirche austritt - auch wenn er oder sie Mitglied im Kirchengemeinderat ist.
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Re: Anekdoten

Beitragvon ernst.eiswuerfel » Sa 15. Sep 2007, 23:18

Du glaubst garnicht, was auf so einem Dorf alles geredet wird ;-).

Oder hättest Du Dir z.B. vorstellen können, dass ein ganzes Dorf an den Laternenpfählen mit Lautsprechern ausgerüstet ist damit die Dorf-News auch jeder mitbekommt ? Sowas gibt es hier in der Gegend ... kein Scheiß.
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Re: Anekdoten

Beitragvon Max » So 16. Sep 2007, 00:03

Und die sagen dann jede Woche laut durch: Diese Woche ist XY aus der Kirche ausgetreten...Achja, Ernst soundso ist Atheist - hängt ihn!

Sorry, bin gerade in Blödel-Laune. :explodieren:
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Re: Anekdoten

Beitragvon ernst.eiswuerfel » So 16. Sep 2007, 07:41

nein, das nicht ... obwohl ich täglich damit rechne ;-)
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