Elektroschock als Maulkorb—US-Student mit Taser malträtiert

Re: Elektroschock als Maulkorb—US-Student mit Taser malträtiert

Beitragvon LinuxBug » Fr 21. Sep 2007, 11:24

Myron hat geschrieben:Selbst wenn Meyer ein provokativer Clown sein sollte, der es auf seinen Rausschmiss anlegte, würde das den Gebrauch des Elektroschockers in keiner Weise rechtfertigen. Die Polizisten haben in meinen Augen auf unrechtmäßige Weise überreagiert. Denn sie hätten Meyer aufgrund ihrer Überzahl auch ohne Waffeneinsatz aus dem Saal drängen können.

arcalexxx hat geschrieben:Myron, 100% Zustimmung. Er lag am Boden vor dem Saalausgang, unter Kontrolle von 6 Beamten, also keine Gefahr für Kerry. Ich glaube, die haben ihn nur deswegen ge"taser"t, damit er aufhört zu schreien (was sich als kontraproduktiv erwiesen hat und was völlig unverhältnismäßig war). Ich habe auf der Arbeit oft mit überreagierenden Polizisten zu tun (zum Glück nicht auf mich bezogen) und bin da sehr allergisch gegen.


Also ich würd es mal aus einem anderen Blickwinkel sehen: wenn hier einer überreagiert hat, war es wohl der Junge selbst. Das ist ein eindeutiger Fall von "Widerstand gegen die Staatsgewalt" und ich sehe nicht wo die Polizisten überreagiert hätten. (Wäre ich Polizist würde ich jemanden der sich gegen eine Festnahme wehrt auch tasern und es ist ja nicht so, dass die Polizisten darauf aus waren einen unschuldigen Studenten zu foltern. Im ungeschnittenen Video sieht man wie er versucht zu entkommen (bevor sie ihn auf den Boden festhalten -> potenzielle Gefahr für alle Anwesenden) - was bis auf dem ersten Video nicht zu sehen ist. Als er am Boden liegt bleibt er auch nicht ruhig liegen - auf manchen Videos kann man das sehen) und seine Schreie klangen nicht sehr überzeugend (naja wird schon weh getan haben =) )

Wenn ich schon von Polizisten am Boden festgehalten werde, werde ich mich sicher nicht wehren und sie auch in sonst keiner Weise provozieren (besonders nicht, wenn die Taser schon gezückt sind und ich schon höre, dass sie mich tasen wollen) :irre:

Es gibt (ja auch in den USA) Gesetze an die man sich halten muss und wer die Vorgeschichte zu dem Vorfall kennt, weiß dass es nicht so war, wie von den Medien dargestellt. (Der Aufschrei wäre wahrscheinlich größer hätten die Medien die Taten der Polizei gerechtfertigt :tropf: )
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Re: Elektroschock als Maulkorb—US-Student mit Taser malträtiert

Beitragvon arcalexx » Fr 21. Sep 2007, 14:15

LinuxBug,
klar, Gottes Geschenk an die Menschheit ist der Kerl sicherlich nicht. Und dass er auf sich (auf geschmacklose Weise) aufmerksam machen wollte, bestreitet ja auch keiner. Nur: Jede staatliche Handlung unterliegt (selbst in den USA) dem sog. Verhältnismäßigkeitsgrundsatz. D.h. jeder staatliche Eingriff muss -bei gleicher Wirksamkeit - so gering wie möglich gehalten werden. Das, was die Cops am Anfang machen (vom Mikro abdrängen, hinaustragen /-schubsen) ist auch völlig in Ordnung. Am Ende liegt er aber am Boden, weit weg von dem Gros der Zuschauer und von Kerry selbst, umzingelt von 6 Bullen (Anm. hier: Laut Kammergericht Berlin ist das Wort "Bulle" kein Schimpfwort, sondern symbolisiert u.U. männliche Kraft und Stärke) - und niemand wird mir weismachen können, dass sie ihm die Handschellen nicht auch ohne Taser-Einsatz anlegen konnten. Das war pure Schikane, weil er sich wie ein Affe aufgeführt hatte. Aber die Polizisten sind eben nicht dafür da, Leute für ihr Benehmen zu bestrafen, sondern auf geringst-invasive Art und Weise für Ordnung zu sorgen.

Neuster Spiegel-Beitrag zum Thema hier:

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,15 ... 37,00.html
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Re: Elektroschock als Maulkorb—US-Student mit Taser malträtiert

Beitragvon Myron » Fr 21. Sep 2007, 14:19

LinuxBug hat geschrieben:Also ich würd es mal aus einem anderen Blickwinkel sehen: wenn hier einer überreagiert hat, war es wohl der Junge selbst. Das ist ein eindeutiger Fall von "Widerstand gegen die Staatsgewalt" und ich sehe nicht wo die Polizisten überreagiert hätten.


War es wirklich nötig, Meyer schon nach anderthalb Minuten gewaltsam vom Mikrofon wegzuzerren?!
Falls nicht, dann sehe ich Meyer seinen "Widerstand gegen die Staatsgewalt" nach.

Wenn er allerdings auch nach, sagen wir, 5-10min immer noch keinerlei Anstalten gemacht hätte, seinen Redeschwall zu beenden, dann hätten die Polizisten ihm schon androhen dürfen, ihn notfalls mit Gewalt (ich meine nicht Waffengewalt) des Saales zu verweisen.

LinuxBug hat geschrieben:(Wäre ich Polizist würde ich jemanden der sich gegen eine Festnahme wehrt auch tasern und es ist ja nicht so, dass die Polizisten darauf aus waren einen unschuldigen Studenten zu foltern. Im ungeschnittenen Video sieht man wie er versucht zu entkommen (bevor sie ihn auf den Boden festhalten -> potenzielle Gefahr für alle Anwesenden) - was bis auf dem ersten Video nicht zu sehen ist. Als er am Boden liegt bleibt er auch nicht ruhig liegen - auf manchen Videos kann man das sehen) und seine Schreie klangen nicht sehr überzeugend (naja wird schon weh getan haben =) )

Wenn ich schon von Polizisten am Boden festgehalten werde, werde ich mich sicher nicht wehren und sie auch in sonst keiner Weise provozieren (besonders nicht, wenn die Taser schon gezückt sind und ich schon höre, dass sie mich tasen wollen)


—Findest Du es nicht einfach nur zynisch zu sagen, Meyers Schreie hätten "nicht sehr überzeugend" geklungen?!
Das war sicher kein Spielzeugtaser, und Du kannst Dich ja mal freiwillig tasern lassen, um herauszufinden, wie "überzeugend" Deine Schmerzensschreie auf andere wirken.
Soweit ich informiert bin, bereitet einem der Kontakt mit einem solchen Elektroschockgerät höllische Schmerzen, mal abgesehen von der Lebensgefahr, in die man dabei unter Umständen geraten kann. Ein Taser ist jedenfalls keine Wasserspritzpistole, sondern eine gefährliche Waffe!
—Dass von Meyers Ausreißversuchen eine "potenzielle Gefahr für alle Anwesenden" ausging, ist eine unbegründete Behauptung, da er niemanden im Saal bedrohte und offenkundig auch gegen niemanden handgreiflich werden wollte.
—Dass Meyer nicht ruhig geblieben ist, kann ich verstehen; denn in einem solchen Moment, wo man von mehreren kräftigen Männern brutal zu Boden gerissen und dort regelrecht festgedrückt wird, ist das gesamte Nervensystem in höchstem Maße erregt, sodass man unwillkürlich panisch reagiert, was von der Polizei gerne als pure Aggression ausgelegt wird, um verschärfte Gewaltmaßnahmen wie den Einsatz eines Tasers zu rechtfertigen.

LinuxBug hat geschrieben:Es gibt (ja auch in den USA) Gesetze an die man sich halten muss und wer die Vorgeschichte zu dem Vorfall kennt, weiß dass es nicht so war, wie von den Medien dargestellt. (Der Aufschrei wäre wahrscheinlich größer hätten die Medien die Taten der Polizei gerechtfertigt :tropf: )


—Dass es Meyer von vornherein auf eine Eskalation anlegte, ist nach wie vor bloße Spekulation. Davon, dass wir wüssten, dass es so war, kann keine Rede sein.
(Selbst wenn es so gewesen sein sollte, kann ich mir nicht vorstellen, dass Meyer die Taser-Aktion im Voraus eingeplant hatte.)
—Bei der Anwendung von Gesetzen gilt das Prinzip der Verhältnismäßigkeit!
Und für mich besteht kein Zweifel, dass der Taser-Einsatz der Polizei in keinem angemessenen Verhältnis zu Meyers Verhalten steht. Sie hätten den sichtlich unbewaffneten Mann, der auch nicht mit seinem Fäusten nach den Polizisten schlug, aufgrund ihrer reinen Überzahl auch ohne Waffeneinsatz aus dem Saal befördern können.
—Eines darf bei alldem nicht vergessen werden: Das "Verbrechen" des Burschen besteht einzig und allein darin, Kerry auf provokante Weise eine Reihe von Fragen gestellt zu haben!
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Re: Elektroschock als Maulkorb—US-Student mit Taser malträtiert

Beitragvon LinuxBug » So 23. Sep 2007, 19:06

Myron hat geschrieben:War es wirklich nötig, Meyer schon nach anderthalb Minuten gewaltsam vom Mikrofon wegzuzerren?!
Falls nicht, dann sehe ich Meyer seinen "Widerstand gegen die Staatsgewalt" nach.

Eigentlich hätten sie ihn gar nicht ans Mikro lassen sollen; die Zeit war um, Kerry hat sich freiwillig entschieden eine letzte Frage zu beantworten.

Wenn er allerdings auch nach, sagen wir, 5-10min immer noch keinerlei Anstalten gemacht hätte, seinen Redeschwall zu beenden, dann hätten die Polizisten ihm schon androhen dürfen, ihn notfalls mit Gewalt (ich meine nicht Waffengewalt) des Saales zu verweisen.

Ja, weil wir alle mal 5 bis 10 Minuten für 10 Sekunden Fragen verbrauchen dürfen.

—Findest Du es nicht einfach nur zynisch zu sagen, Meyers Schreie hätten "nicht sehr überzeugend" geklungen?!
Das war sicher kein Spielzeugtaser, und Du kannst Dich ja mal freiwillig tasern lassen, um herauszufinden, wie "überzeugend" Deine Schmerzensschreie auf andere wirken.

Werd ich nicht machen, denn wenn du es machst kann ich besser vergleichen ob du genauso klingst oder nicht =)
Soweit ich informiert bin, bereitet einem der Kontakt mit einem solchen Elektroschockgerät höllische Schmerzen, mal abgesehen von der Lebensgefahr, in die man dabei unter Umständen geraten kann. Ein Taser ist jedenfalls keine Wasserspritzpistole, sondern eine gefährliche Waffe!

Du kannst dir gerne Videos von Leuten anschauen die sich freiwillig tasern lassen (auf YT gibt es genug): So schmerzhaft scheint es nicht zu sein.
—Dass von Meyers Ausreißversuchen eine "potenzielle Gefahr für alle Anwesenden" ausging, ist eine unbegründete Behauptung, da er niemanden im Saal bedrohte und offenkundig auch gegen niemanden handgreiflich werden wollte.

Deine Aussage ist unbegründet. Potenziell ist alles. Und wenn sich einer gegen eine Festnahme wehrt, dann wird man das natürlich berücksichtigen.
—Dass Meyer nicht ruhig geblieben ist, kann ich verstehen; denn in einem solchen Moment, wo man von mehreren kräftigen Männern brutal zu Boden gerissen und dort regelrecht festgedrückt wird, ist das gesamte Nervensystem in höchstem Maße erregt, sodass man unwillkürlich panisch reagiert, was von der Polizei gerne als pure Aggression ausgelegt wird, um verschärfte Gewaltmaßnahmen wie den Einsatz eines Tasers zu rechtfertigen.

Ich sehe auch Frauen unter den kräftigen Männern. Ein Taser ist keine verschärfte Gewaltmaßnahme; hätten sie ihn mit roher Gewalt am Boden halten sollen? (Frage mich echt wie du dir das vorstellst :/ )

—Dass es Meyer von vornherein auf eine Eskalation anlegte, ist nach wie vor bloße Spekulation. Davon, dass wir wüssten, dass es so war, kann keine Rede sein.

Habe ich auch nicht behauptet.

(Selbst wenn es so gewesen sein sollte, kann ich mir nicht vorstellen, dass Meyer die Taser-Aktion im Voraus eingeplant hatte.)

Soetwas kann man auch spontan machen, aber egal.

—Bei der Anwendung von Gesetzen gilt das Prinzip der Verhältnismäßigkeit!
Und für mich besteht kein Zweifel, dass der Taser-Einsatz der Polizei in keinem angemessenen Verhältnis zu Meyers Verhalten steht. Sie hätten den sichtlich unbewaffneten Mann, der auch nicht mit seinem Fäusten nach den Polizisten schlug, aufgrund ihrer reinen Überzahl auch ohne Waffeneinsatz aus dem Saal befördern können.

Für mich besteht Zweifel, da ich mir anscheinend mehr Videos angeschaut und auch andere Meinungen dazu gelesen habe, als du. Sie haben versucht den (wahrscheinlich) "unbewaffneten Mann" aus dem Saal zu befördern und haben es nicht geschafft.

—Eines darf bei alldem nicht vergessen werden: Das "Verbrechen" des Burschen besteht einzig und allein darin, Kerry auf provokante Weise eine Reihe von Fragen gestellt zu haben!

Das Verbrechen besteht in Widerstand gegen die Staatsgewalt und Erregung öffentlicher Ärgerniss.

@Verhältnismäßigkeit: Ein Mann kann sich auch gegen 6 Männer wehren, sich befreien und davonlaufen (oder schlimmeres anstellen). Wenn du dir das Video anschaust, wirst du sehen, dass er die ganze Zeit eine Hand frei hatte, bis sie in getasert haben. Weißt du wie schnell man ein Messer zücken und jemanden ernsthaft verletzen kann?

Frage an dich: Wäre es anders verlaufen und Andrew hätte jemanden verletzt, würdest du ihn dann auch verteidigen? Er wurde ja na nur von der Polizei erregt und hat dann panisch reagiert, oder? =)
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Re: Elektroschock als Maulkorb—US-Student mit Taser malträtiert

Beitragvon Myron » So 23. Sep 2007, 19:52

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Re: Elektroschock als Maulkorb—US-Student mit Taser malträtiert

Beitragvon Myron » So 23. Sep 2007, 21:17

LinuxBug hat geschrieben:Eigentlich hätten sie ihn gar nicht ans Mikro lassen sollen; die Zeit war um, Kerry hat sich freiwillig entschieden eine letzte Frage zu beantworten.


Dass der Frage-und-Antwort-Teil schon beendet war, wusste ich nicht.
Doch auch das ist für mich noch kein Grund, jemanden schon nach anderthalb Minuten mit Gewalt vom Mikrofon wegzureißen.

LinuxBug hat geschrieben:Du kannst dir gerne Videos von Leuten anschauen die sich freiwillig tasern lassen (auf YT gibt es genug): So schmerzhaft scheint es nicht zu sein.


Deinen Eindruck kann ich nicht teilen.
Es soll ja auch extrem weh tun, damit der (angebliche) Aggressor sofort kampfunfähig wird.

LinuxBug hat geschrieben:Sie haben versucht den (wahrscheinlich) "unbewaffneten Mann" aus dem Saal zu befördern und haben es nicht geschafft.


Sie hatten ihn doch schon ganz in die Nähe des Ausgangs gedrängt, bevor sie den Taser unnötigerweise einsetzten.

LinuxBug hat geschrieben:Das Verbrechen besteht in Widerstand gegen die Staatsgewalt und Erregung öffentlicher Ärgerniss.


In diesem Fall immer noch kein rechtfertigender Grund für einen Tasereinsatz gegen einen zwar widersetzlichen, aber unbewaffneten und nicht gewalttätigen Mann.

LinuxBug hat geschrieben:@Verhältnismäßigkeit: Ein Mann kann sich auch gegen 6 Männer wehren, sich befreien und davonlaufen (oder schlimmeres anstellen). Wenn du dir das Video anschaust, wirst du sehen, dass er die ganze Zeit eine Hand frei hatte, bis sie in getasert haben. Weißt du wie schnell man ein Messer zücken und jemanden ernsthaft verletzen kann?


Er hat aber nun einmal niemanden verbal oder mit einer Waffe bedroht, weder Kerry, noch irgendwelche Leute aus dem Publikum, noch irgendeinen Polizisten.
Auf die Spitze getrieben, könnte man der Logik Deines Arguments gemäß grundsätzlich nach dem Prinzip verfahren: "Erst drauflosschießen und dann klären, ob die betreffende Person bewaffnet ist!"

Wie schon gesagt, es ist eine Frage der Verhältnismäßigkeit.
Der Mann hat nichts weiter getan, als Kerry nach dem Ablauf der Publikumsredezeit eine Reihe von provokanten Fragen zu stellen. Das war sicherlich nicht sonderlich höflich von ihm, ist aber beileibe kein Grund, ihn niederzutasern, als hätte er einen Bombenzünder und eine Knarre in der Hand.
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Re: Elektroschock als Maulkorb—US-Student mit Taser malträtiert

Beitragvon a.stefan » So 23. Sep 2007, 22:53

Max hat geschrieben:Die Kommentare bei YouTube sind auch der Hammer - da kann man wirklich die Mentalität der Amerikaner erkennen.


Folgendes bezieht sich nicht nur auf dich, sondern soll eher allgemein gelten (daher bitte nicht allzu persoenlich nehmen):

Das hat nichts mit AmerikanerInnen oder EuropaerInnen, oder irgendeiner Bevoelkerung in einen Land zu tun.

Ich kann mich da durchaus an mehrere Uni-Veranstaltungen der ehemaligen oesterreichischen Unterrichtsministerin erinnern, als es noch die FPOe-OeVP-Regierung gab, wo jegliche Kritik von Seiten von StudentInnen mit Knueppeln der Polizei und Traenengasspray der privaten Sicherheitsbeamten "befriedet" wurde.

Und von wegen Amis, NYC (das kenn ich nun wirklich gut aus) war die einzige Stadt in den USA, die sich nach nineelven sowohl gegen den Afghanistan-, sowie auch den Irak-Krieg gestellt hat - trotz nineelven.
Und wir sollten auch nicht den Praesidentschafts-Kanidaten Rudy Giuliani vergessen, obwohl er ein Republikaner ist, geht er mit Forderungen, wie "Einschraenkung der Waffenfreiheit" und Homosexuellen-Ehe bei weitem weiter, als die achso liberale demokratische Clinton - das liegt (soweit ich die Polit-Szene in den USA verstehe), an der Unterscheidung Nordstaaten und Suedstaaten.
Ein Republikaner aus den Nordstaaten ist haeufig bei weitem liberaler als ein demokratischer Suedstaatler - siehe Carter, der Deomkrat, der als einer der liberalsten in den USA galt, fuhr jeden Sonntag in sein Heimatort um eine Messe abzuhalten, da er Prediger war.

Auch gibt es in den USA eine sehr starke Gewerkschaftsbewegung (oftmals ein Zeichen von einer starken, lebendigen Demokratie), von der wir in Deutschland, aber noch mehr in Oesterreich nur traeumen koennen (uebrigens ist die Arbeitsrechtliche Situation in den USA aehnlich wie in D, oder in Oesterr. - nur wird dort schon laenger an der Abschaffung dieser Rechte gearbeitet).

In den USA gehen regelmaessig hunderttausende, bis eine Million Menschen gegen den Irak-Krieg auf die Strasse, und auch gibt es in den USA innerhalb der Anti-Kiegs-Bewegung ein Bewusstsein fuer die Problematik Israel/Palaestina und gleichzeitig werden aber keine Vernichtungsschwuere gegenueber Israel skandiert.
In Deutschland wie in Oesterreich gibt es sogar teilweise Allianzen der Linken und Rechten gegen Israel und fuer den Iran der einer ganzen Bevoelkerung mit der Vernichtung droht!

In Pisa sind die USA besser als Oesterreich (von Deutschland weiss ich nichts), wenn also wer sein Land nicht auf der Karte findet, sind das eher die oesterreichischen SchuelerInnen. In das amerikanische Bildungssystem (und das konnte ich in NYC miterleben) wurden Millionen an Dollar hineingesteckt, gab es Ende der 80er noch ein Bildungsproblem, sind die Werte heute gut.

Ich richte mich entschieden gegen einen wie auch immer gearteten Anti-Amerikanismus, weil er auf ein "Wir sind Besser"-Gefuehl basiert, "wir" sind um keinen Deut besser als die Amis. Dieser Kulturkampf "unser gutes Essen gegen McDonalds" ist mehr als absurd.
Und um noch ein Beispiel aufzugreifen: Frankreich und Afrika, wir brauchen gar nicht in die USA schauen und den Irak-Krieg, wir sollten mal die Franzoesen davon abhalten Krieg in Afrika zu fuehren, zb Elfenbeinkueste. Davon berichten unsere Medien gar nicht. Auch war es Frankreich das jahrelang Sanktionen gegen den Sudan verhinderte (gemeinsam mit China) - Bilanz: 250.000 Tote und Millionen vertriebene Menschen, hunderttausende vergewaltige Frauen.

Wir Europaer sind wirklich keinen Deut besser als die "boesen" Amis.
Zuletzt geändert von a.stefan am So 23. Sep 2007, 23:52, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Elektroschock als Maulkorb—US-Student mit Taser malträtiert

Beitragvon ernst.eiswuerfel » So 23. Sep 2007, 23:00

Manno, jetzt nimm mir doch nicht meinen gepflegten "Anti-Amerikanismus" ;-)

Ne, Du hast schon recht, dass wir nicht besser sind als die Amis. Mir geht nur Ihre Arroganz / Ignoranz ziemlich auf den Sack.
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Re: Elektroschock als Maulkorb—US-Student mit Taser malträtiert

Beitragvon a.stefan » So 23. Sep 2007, 23:04

ernst.eiswuerfel hat geschrieben:Manno, jetzt nimm mir doch nicht meinen gepflegten "Anti-Amerikanismus" ;-)

Ne, Du hast schon recht, dass wir nicht besser sind als die Amis. Mir geht nur Ihre Arroganz / Ignoranz ziemlich auf den Sack.


Das es viel zum Aussetzen an die Amis gibt - eh logisch, nur das gibts an jeder Nation auszusetzen. ;-)

Da faellt mir noch eine Radiosendung im ORF-Radio Oe1 ein:
In Frankreich gab es einmal eine Umfrage, wer das unbeliebteste/unsympathischste Volk in Europa ist - das Ergebnis: Frankreich - Grund: Ueberheblichkeit.
Der der die Studie gemacht hat, erklaerte das ganze so (ich ziriere aus den Kopf): "Sie [also die anderen EuropaerInnen] verwechseln Ueberheblichkeit mit unseren Stolz auf unsere ueberlegene Kultur" ... :kopfwand:
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Re: Elektroschock als Maulkorb—US-Student mit Taser malträtiert

Beitragvon Myron » So 23. Sep 2007, 23:05

a.stefan hat geschrieben:Das hat nichts mit AmerikanerInnen oder EuropaerInnen, oder irgendeiner Bevoelkerung in einen Land zu tun.
(...)
Wir Europaer sind wirklich keinen Deut besser als die "boesen" Amis.


Ich will meine Kritik am Vorgehen der amerikanischen Polizisten im Fall Meyer keineswegs als Ausdruck eines pauschalen Antiamerikanismus meinerseits verstanden wissen.
(Schließlich trägt mein Avatar stars and stripes am Leib ... :winkgrin2: [was aber auch nicht heißen soll, dass ich einem unkritischen Proamerikanismus fröne])
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Re: Elektroschock als Maulkorb—US-Student mit Taser malträtiert

Beitragvon a.stefan » So 23. Sep 2007, 23:15

Myron hat geschrieben:
a.stefan hat geschrieben:Das hat nichts mit AmerikanerInnen oder EuropaerInnen, oder irgendeiner Bevoelkerung in einen Land zu tun.
(...)
Wir Europaer sind wirklich keinen Deut besser als die "boesen" Amis.


Ich will meine Kritik am Vorgehen der amerikanischen Polizisten im Fall Meyer keineswegs als Ausdruck eines pauschalen Antiamerikanismus meinerseits verstanden wissen.
(Schließlich trägt mein Avatar stars and stripes am Leib ... :winkgrin2: [was aber auch nicht heißen soll, dass ich einem unkritischen Proamerikanismus fröne])


Wie gesagt, das soll nicht auf irgendwem speziell abziehlen, das war nur eine Reaktion von mir auf die "Mentalitaet der Amerikaner" - wobei ich Max da auch keinen dumpfen Anti-Amerikanismus unterstellen will, es war vielmehr ein Reflex von mir ... ;-)

das das Vorgehen der amerikanischen PolizistInnen mehr als jensetig war, darueber sind wir uns einig.

Myron hat geschrieben:(Schließlich trägt mein Avatar stars and stripes am Leib ...


Was? das bist nicht du?

;-)
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Taser angeblich harmloser als befürchtet

Beitragvon Myron » Mo 8. Okt 2007, 19:01

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 56,00.html

"Taser werden bei Polizeikräften immer beliebter. Die erste große Studie über den Einsatz im Alltag hat jetzt gezeigt, dass die Elektroschockwaffen statistisch betrachtet kaum jemanden ernsthaft verletzen. Kritiker befürchten, dass Polizisten gerade deshalb zu häufig Blitze schleudern."

Auch ich befürchte, dass sich viele US-Polizisten, die von dieser Studie Kenntnis nehmen, in Zukunft noch weniger Gedanken darüber machen werden, ob ein Taser-Einsatz wirklich vonnöten ist oder nicht, und kurz entschlossen—nach dem Motto "Alles halb so wild!"—drauflostasern, ohne erst zu versuchen, die Situation durch verbale Deeskalation zu entschärfen (insbesondere in den Fällen, in denen es die Polizisten mit Unbewaffneten zu tun haben).
Die Verhältnismäßigkeit der polizeilichen Mittel droht immer weniger gewahrt zu werden (wie der Fall des Studenten Meyer zeigt).
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