Glauben heißt: Nichts wissen!

Glauben heißt: Nichts wissen!

Beitragvon stine » Do 27. Sep 2007, 09:04

Ich stelle mal ganz provokativ die Behauptung in den Raum, dass Atheismus AUCH NUR ein Glaube ist.

LG stine
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Re: Glauben heißt: Nichts wissen!

Beitragvon ernst.eiswuerfel » Do 27. Sep 2007, 09:19

Herzlich willkommen im Forum stine !

Ich gehe jetzt mal von mir aus, da ich die philosophischen Kategorien noch nicht so drauf habe ...

Also ich empfinde mich als nicht-gläubig. Das heißt ich glaube nicht an einen Gott (bis auf das fliegende Spagetti Monster ;-)).
Daher würde ich sagen, dass ich keinen glauben im religiösen Sinne habe.

Anders wäre es meiner Ansicht nach, wenn jemand glaubt, dass es keinen Gott gibt. Das würde ich als Glauben im religiösen Sinne bezeichnen.
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Re: Glauben heißt: Nichts wissen!

Beitragvon Falk » Do 27. Sep 2007, 10:13

Das ist auch ein sprachliches Problem: "Glauben" kann verschiedenes bedeuten. Für diese konkrete Frage muß man zumindest zwei Varianten unterscheiden - erstens "glauben" im religiösen Sinne, zweitens "glauben" oder besser "annehmen" im wissenschaftlichen Sinne.
Ersteres ist "glauben" ohne jegliche Evidenz, ohne sich um Verifizierbarkeit oder Falsifizierbarkeit zu kümmern. Im zweiten Falle hingegen ist Überprüfbarkeit der zentrale Faktor.

Ein Atheist "glaubt" nur im zweiten Sinne, etwa: "Es gibt keinerlei Evidenz für die Existenz Gottes, also glaube ich nicht daran." Das ist nur insofern ein "Glauben" wie auch "Es gibt keine Evidenz für unsichtbare rosa Elephanten, also glaube ich nicht daran" oder "Alle Evidenz spricht dafür, daß die Erde rund ist, also glaube ich daran" ein "Glauben" ist.
Das aber ist etwas fundamental anderes als religiöser Glaube, eben das genaue Gegenteil. Atheisten einen Glauben zu unterstellen, ist mE ein ziemlich billiger Taschenspielertrick, der auf dieser sprachlichen Verwirrung um das Wort "glauben" fußt.
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Re: Glauben heißt: Nichts wissen!

Beitragvon Peter Janotta » Do 27. Sep 2007, 10:20

Ich glaube nicht an keine höhere Macht zu glauben, ich weis es! :mg:

Mal ehrlich Atheismus heißt nicht zwangsweise zu glauben, dass es keinen Gott gibt (das ist Antitheismus), sondern NICHT zu glauben, dass es einen Gott gibt. Das ist ein kleiner aber feiner Unterschied.

Darüber hinaus handelt es sich auch beim Antitheismus zwar um eine Art Glauben, aber eben um keinen religiösen Glauben. Das heißt, dass der Glaube nicht an vorgeschriebene Dogmen knüpft. Glaube ist für mich nichts schlimmes, Dogmen schon.
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Re: Glauben heißt: Nichts wissen!

Beitragvon Peter Janotta » Do 27. Sep 2007, 10:24

Ich finds immer wieder lustig, dass man uns unterstellen will eine Religion zu sein, während Scientology darum kämpft als Religion anerkannt zu werden, es aber nicht wird. Würde mich mal für die Reaktionen interessieren, wenn wir uns auf das Spiel einlassen würden und dann entsprechende Rechte einfordern würden. Am Besten dann noch in jeder Aussage über einen Gott eine unrechtmäßige Verletzung unserer "religiösen Gefühle" propagieren würden! :mg:
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Re: Glauben heißt: Nichts wissen!

Beitragvon ernst.eiswuerfel » Do 27. Sep 2007, 10:33

Peter Janotta hat geschrieben:Am Besten dann noch in jeder Aussage über einen Gott eine unrechtmäßige Verletzung unserer "religiösen Gefühle" propagieren würden! :mg:

So wie hier z.B.: http://www.venganza.info/aberglaube.htm
Die tiefempfundene Abscheu unserer Schwestern und Brüder sein den ungläubigen Zeichnern versichert.

:lachtot:
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Re: Glauben heißt: Nichts wissen!

Beitragvon Gast » Do 27. Sep 2007, 13:16

Antitheismus („starker Atheismus“ genannt) ist die weltanschauliche Grundhaltung, die aktiv gegen jede Form von Theismus eintritt, also explizit die Existenz Gottes verneint.
In Abgrenzung dazu versteht man unter schwachem Atheismus das Fehlen des Glaubens an Gott. Hierbei, beim schwachen Atheismus, werden keinerlei Annahmen über Existenz oder Nichtexistenz eines Gottes, ja nicht einmal Annahmen über die prinzipielle Beweisbarkeit von Existenz oder Nichtexistenz von Göttern getroffen.

Ihr glaubt also nicht, dass es Gott nicht gibt, sondern ihr wisst es!
Was sind eure Beweise?

LG stine
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Re: Glauben heißt: Nichts wissen!

Beitragvon Myron » Do 27. Sep 2007, 13:26

stine hat geschrieben:Ich stelle mal ganz provokativ die Behauptung in den Raum, dass Atheismus AUCH NUR ein Glaube ist.


Was willst Du damit behaupten?
Der Nichtglaube an die Existenz von Göttern ist selbstverständlich genauso wenig eine Art Glaube wie ein Nichtraucher eine Art Raucher ist. Der negative Atheismus, d.i. die Abwesenheit des Gottesglaubens, ist also kein Glaube!
Beim positiven Atheismus mag man von einem Glauben sprechen, weil dieser im Glauben an die Nichtexistenz von Göttern besteht.
Aber was willst Du mit dem Zusatz "auch nur" sagen?
Anscheinend willst Du sagen, dass es keine objektiven Gründe gäbe oder geben könnte, die den Glauben an die Nichtexistenz von Göttern, insbesondere Gottes, rechtfertigen.
Darüber sind die Theisten und die Atheisten freilich geteilter Meinung.
Ich sage: Das Fehlen objektiver Gründe, die für die Existenz von Götter, insbesondere Gottes, sprechen, ist ein objektiver Grund für den Glauben an die Nichtexistenz Gottes, und hinzu kommt eine Reihe von atheologischen Argumenten, die die Existenz von Göttern, insbesondere Gottes, zumindest höchst unwahrscheinlich erscheinen lassen.
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Re: Glauben heißt: Nichts wissen!

Beitragvon Myron » Do 27. Sep 2007, 13:31

Peter Janotta hat geschrieben:Mal ehrlich Atheismus heißt nicht zwangsweise zu glauben, dass es keinen Gott gibt (das ist Antitheismus), sondern NICHT zu glauben, dass es einen Gott gibt. Das ist ein kleiner aber feiner Unterschied.


Den positiven Atheismus als Antitheismus zu bezeichnen, ist ziemlich ungebräuchlich.
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Re: Glauben heißt: Nichts wissen!

Beitragvon Myron » Do 27. Sep 2007, 13:34

Peter Janotta hat geschrieben:Ich finds immer wieder lustig, dass man uns unterstellen will eine Religion zu sein, (...)


Man kann den Atheismus bzw. den Naturalismus durchaus als weltanschaulichen Standpunkt bezeichnen; aber mit Religion hat das nichts zu tun.
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Re: Glauben heißt: Nichts wissen!

Beitragvon stine » Do 27. Sep 2007, 13:50

Soviel ich weiß ist ein Antitheist jemand der die Existenz eines Gottes (Götter) leugnet und ein Atheist jemand der lediglich den Glauben an Gott negiert. Heißt: Könnte einen geben, ich glaub´s aber nicht.

[quote Myron]
Ich sage: Das Fehlen objektiver Gründe, die für die Existenz von Götter, insbesondere Gottes, sprechen, ist ein objektiver Grund für den Glauben an die Nichtexistenz Gottes, und hinzu kommt eine Reihe von atheologischen Argumenten, die die Existenz von Göttern, insbesondere Gottes, zumindest höchst unwahrscheinlich erscheinen lassen.[/quote]

Welche atheologischen Argumente sind das?

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Re: Glauben heißt: Nichts wissen!

Beitragvon Myron » Do 27. Sep 2007, 14:04

stine hat geschrieben:Welche atheologischen Argumente sind das?


Das bekannteste betrifft das Problem des Übels (Siehe: http://plato.stanford.edu/entries/evil).
Hier findest Du einige weitere: http://www.infidels.org/library/modern/ ... tible.html
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Re: Glauben heißt: Nichts wissen!

Beitragvon Kosmopolit » Do 27. Sep 2007, 14:34

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Re: Glauben heißt: Nichts wissen!

Beitragvon Myron » Do 27. Sep 2007, 14:43

Kosmopolit hat geschrieben:Lassen wir erst mal den religiösen Aspekt außen vor. Wenn ich die Wahl habe, etwas zu glauben oder nicht zu glauben, dann ist das ein deutliches Indiz dafür, dass ich es nicht weiß.


Das stimmt nicht, denn Wissen ist eine besondere Art von Glauben: wahrer, gerechtfertigter, unzufälliger Glaube.

Wie sagt Wittgenstein so schön (in "Über Gewissheit", §177):

"Was ich weiß, das glaube ich."

Daraus, dass ich etwas glaube, folgt nicht, dass ich es weiß; aber auch nicht, dass ich es nicht weiß.
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Re: Glauben heißt: Nichts wissen!

Beitragvon Kosmopolit » Do 27. Sep 2007, 15:47

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Re: Glauben heißt: Nichts wissen!

Beitragvon Myron » Do 27. Sep 2007, 17:07

Kosmopolit hat geschrieben:Hauptsache man ist oberschlau.


Es geht hier um einen wichtigen Punkt und nicht ums Oberschlausein um des Oberschlauseins willen.
Denn viele meinen irrtümlicherweise, dass "x glaubt, dass p" den Satz "x weiß nicht, dass p" einschließe.
Doch man kann durchaus wissen, was man glaubt.
(Zum Beispiel glaube ich, dass 1 + 1 = 2, und ich weiß es auch.)
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Re: Glauben heißt: Nichts wissen!

Beitragvon Kosmopolit » Do 27. Sep 2007, 19:16

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Re: Glauben heißt: Nichts wissen!

Beitragvon stine » Do 27. Sep 2007, 19:58

Also Antitheisten glauben zu wissen, dass es keinen Gott gibt und Atheisten wissen, dass sie nicht an Gott glauben, richtig?

Dann sind die wahren Ungläubigen also die Atheisten, die sich aber immerhin eine Gottheit vorstellen könnten
und die Antitheisten glauben an ihr Wissen, richtig?

LG stine, die das mal ganz genau wissen will :mg:
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Re: Glauben heißt: Nichts wissen!

Beitragvon ostfriese » Do 27. Sep 2007, 20:16

hallo stine3, Du bist ja auch in Bezug auf die meisten "(Un-)Denkbarkeiten" eine Ungläubige:

Du glaubst nicht an Subtrowsers (das sind sich selbst eingrabende Hosen), an Pferdseechen (das sind galoppierende Binnengewässer) oder Pflücksterne (kann man sich nachts vom Firmament klauen, wachsen sofort nach).

Würdest Du daran glauben, wenn Dir jemand erzählte, es gäbe sie? Und wie stärkend dieser Glaube für ihn ist?

Oder erst, wenn er eine Gemeinde mit ähnlichen Glaubensüberzeugungen im Gefolge hätte?

Im Sinne intellektueller Redlichkeit sollte es für uns eigentlich völlig unerheblich sein, wie viele Menschen etwas glauben oder ob ihnen dieser Glaube angeblich gut tut.

Entscheidend sollte sein, ob es Belege für die Existenz von Subtrowsers, Pferdseechen oder Pflücksternen gibt. Und zwar handfeste, prüfbare Belege, die nicht von subjektiver Erfahrung abhängen, sondern intersubjektiv feststellbar sind. So lange diese nicht erbracht sind, gibt es keinen Glaubensanlass. Nichtglaube ist also kein Glaube, sondern einfach die Antwort des gesunden Menschenverstandes auf beliebig erfindbaren Unsinn.
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Re: Glauben heißt: Nichts wissen!

Beitragvon [C]Arrowman » Do 27. Sep 2007, 21:48

ICh gehe das oben genannte Problem gerne mit der Grenzwert bildung an. Mit jeder Wissenschaftlichen entdeckung (anzahl x) sinkt die Wahrscheinlichkeit für einen Gott, da jede entdeckung gott nicht als Erklärung braucht. Der wert der Wahrscheinlichkeit dass es einen Gott gibt (Pg) geht lim Pg mit x->unendlich gegen 0 wird aber nie null. In der Mathematik ist es legitim mit dem Grenzwert weiter zu rechnen, ich tue dies dann auch. Auch Dawkins ist sich dieses Problem bewusst und gesteht in seinem neuestem Buch auch ein das man nie hundertprozentig sicher sein kann. Ich persönlich bin bereit das Risiko unglauben einzugehen.

Die Wahrscheinlichkeit für die Existenz von "dem" Gott sinkt natürlich noch einmal wenn man daran denkt das sich Menschen duzende ach was hundert andere Götter ausgedacht haben.
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