Säkulare Theorien zur Entstehung des Glaubens

Säkulare Theorien zur Entstehung des Glaubens

Beitragvon Max » Mi 10. Jan 2007, 22:42

Die säkularen Denker haben verschiedene Theorien, warum Menschen glauben/warum es Religion gibt, hervorgebracht. Ich will hier einige aufführen, von denen ich bisher gelesen habe und wüsste gerne, was sonst noch für Ideen entwickelt wurden.

Richard Dawkins
Bei Dawkins ist der Glaube ein Mem. Was ist ein Mem? Ein Mem ist das kulturelle Pendant zum Gen. Es kann eine Theorie, eine Idee, ein Wort, etc. sein. Jede Form von geistigem Gut ist ein Mem. Meme unterliegen einer Entwicklung, einer natürlichen Selektion und dadurch einer Evolution. Das Mem-Konzept ähnelt stark dem Hegelianismus.
Nach Dawkins glauben Kinder an die Religionen ihrer Eltern, weil sie genetisch zum Glauben veranlagt sind. Der Grund für diese Veranlagung ist, dass früher, in rudimentereren Zeiten, Kinder, die von ihren Eltern nicht gewisse Verhaltensweisen gelernt haben, ums Leben kamen. Das Kind, das seinen Eltern nicht geglaubt hat, wurde vom Krokodil gefressen.
Durch diese Doktrination lebt das Mem Religion fort und wird an die nächste Generation weitergegeben.

Michael Schmidt-Salomon
Schmidt-Salomon legt in seinem Buch Manifest des evolutionären Humanismus nahe, dass es sinnvoll für Führer war und ist, wenn sie ihre Regeln, Vorschriften, Ideen, etc. als die eines höheren Wesens ausgeben. Durch diesen Vorteil überlebte die Religion im Laufe der Geschichte.
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Beitragvon lorenz » Do 11. Jan 2007, 10:36

Entstehung und Evolution der Religion als mehr o. weniger "tüchtige" Meme: Dazu hat auch Pascal Boyer viel zu sagen:

Pascal Boyer, Und Mensch schuf Gott. (Klett-Cotta 2002)
Engl. Originaltitel: "Religion Explained. The Evolutionary Origins of Religious Thought".

Lesenswert!
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Beitragvon Sinuhe » Sa 13. Jan 2007, 18:40

Was Wiki dazu schreibt (schaut bei "Wissenschaftliche Ansätze zur Definition von Religion" nach):
http://de.wikipedia.org/wiki/Religion#R ... s.C3.A4tze
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Beitragvon alae » Sa 13. Jan 2007, 19:22

Euhemeros meinte, Religion entstünde indem weit zurückliegende historische Ereignisse durch Legendenbildung verzerrt werden.
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Beitragvon Joe » Sa 13. Jan 2007, 19:45

Der Mensch ist von Natur aus ein sehr soziales Wesen, da er sich als Herdentier entwickelte. In der Horde der Steinzeitmenschen war es wichtig, dass alle Mitglieder kooperierten, da das Verhalten jedes Einzelnen erhebliche Bedeutung für das Schicksal der Horde hatte. Die Sensibilisierung des Menschen auf mögliche Absichten eines anderen wurde daher von der Evolution gefördert. Der Mensch neigte nun auch dazu, Ereignisse irgend einer Absicht zuzuschreiben.

Besonders in stark emotionalen Situationen neigen wir dazu, anderen irgend eine Absicht zu unterstellen, die sie möglicherweise gar nicht haben. Auch hat sich jeder wohl schon z.B. über diesen "blöden" Tisch geärgert, über den wir in der Dunkelheit gestolpert sind (als ob der Tisch etwas für unsere Schusseligkeit könnte).
Der Mensch der Steinzeit war erheblich bedroht, durch wilde Tiere, durch Gewalt, durch Naturereignisse usw. Das heißt, das der Mensch auf Grund seiner sozialen Denkweise und seiner hohen Intelligenz vielleicht erheblich dazu neigt, diese bedrohenden Ergeignisse irgend einer Macht zuzuschreiben, die dieses verursacht haben muss.

So wurden vielleicht die Götter geboren.
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Beitragvon Klaus » Sa 13. Jan 2007, 21:09

So läuft es bei den Aborigines. Die einen Gott kennen und das ist die Erde, die nicht verstehen können, wie man an dieser Erde Eigentum erwerben kann, und vielfältige Denk-und Verhaltensweisen entwickelt haben, die Natur zu erklären. In den letzten Jahren hat man von australischer Seite vieles unternommen um die Kultur der Aborigines zu erhalten, ich denke es wird zu spät sein, es ist schade darum, dass solche alten, weit über 10.000 Jahre gewachsenen Kulturen untergehen, aber dort hätte man die Entstehung von Religiosität wissenschaftlich erforschen können, auch die Entwicklung von Moral und Ethik.

Ein gutes Buch dazu, Marlo Morgan "Traumfänger", nicht ganz frei von mystischen Dingen, aber ein Einblick in die Lebensweise von Menschen, die diese seit Jahrtausenden haben und nun beschlossen haben, die Erde zu verlassen. Der Stamm der "Wahren Menschen"(Eigenname).Dort werden seit über 40 Jahren keine Kinder mehr geboren.
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Beitragvon Joe » So 14. Jan 2007, 17:50

Es ist allgemein auffällig, dass Naturvölker eine sehr animistische Vorstellung von der Natur haben. Meistens ist dies ihre Religion. Da gibt es Wald- und Wassergeister, Erdgöttinnen, den Blitz-und Donnergott etc. Dies war auch in Europa z.B. bei Kelten und Germanen nicht anders. Man glaubte an Geister, Kobolde, Damönen, Wichte, Bäume waren heilig, alle Naturereignisse schienen "beseelt" zu sein, überall glaubt man, das Übersinnliche am Werk zu sehen.

Die Form von Religion, wie wir sie heute kennen, die Schriftreligionen mit ihren festgeschriebenen Dogmen, können erst mit Erfindung der Schrift entstanden sein.
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Beitragvon Klaus » So 14. Jan 2007, 18:18

In Island ist diese Naturverbundenheit bis heute erhalten geblieben. Da wird kein Haus gebaut, keine Strasse geplant bevor nicht alle Interessen der Trolle und Elfen und Götter berücksichtigt sind. Diese alten Traditionen, so möchte ich es mal nennen, haben sich trotz christlicher Missionierung bis heute gehalten.
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Wie ich das sehe:

Beitragvon [C]Arrowman » Mo 15. Jan 2007, 23:11

Ich sehe das in etwa so:

Um der Unsinnigkeit von Religionen gewahr zu werden muss man auch ihre Entstehung berücksichtigen. Religionen sind aus Fehlinterpretation bestimmter Ereignisse durch den Menschen entstanden.
Ich will das mal anhand eines Beispiels darlegen.

Ein Mann stellt fest, das in einem Jahr in dem er mehrere Ziegen verloren hat eine gute Ernte eingeholt hat. Aus seiner Perspektive schließt er auf einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Tod der Ziegen und der Ernte. Er wies aber das viele Ziegen sterben also schlussfolgert auch aus anderen Ereignissen das da jemand ist der den Tod der Ziegen kompensiert hat(der es donnern lässt, etc.). Also beschließt er das näcjste Jahr in der Hoffnung auf gute Ernte eine Ziege zu opfern. Als sich der Effekt nicht einstellt ist der logische schluss das er was falsch gemacht haben muss. Also verändert und erweitert er seine Vorstellung von diesem jemand sowie aufbau und Ablauf der Opferung. Seine Kinder, noch jung, über nehmen das Opern als Folge des Lernen durch Nachahmen vorbehaltlos und erkennen nicht das das Opfern der Ziegen bestenfalls eine Verschwendung von Ziegen und Zeit ist.

Diese Schema lässt sich auf vieles anwenden wie z.B. Gebete, Feste, Rituale,usw.
Als aufgeklärte Menschen von heute haben wir eine andere Perspektive auf die Religion. Wir erkennen das das Opfern von Ziegen nutzlos ist.


Aus dem IDL OF von dol2day, mein Beitrag.
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