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Beitragvon Klaus » So 14. Jan 2007, 18:26

Die CSU nutzt die christlich-religiöse Einstellung der Menschen für ihre politischen Zwecke. HFRudolph ich empfehle dir mal eine Staffelsee-Prozession zum Fronleichnam in Seehausen anzuschauen, da ist alles dabei, was politisch Rang und Namen hat, also mich haben da komische Gefühle beschlichen.

(Edit von Max:geteilt und verschoben)
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Beitragvon HF******* » So 14. Jan 2007, 21:22

Ich habe selbst zwei Jahre in Regensburg gewohnt, allerdings auch nur in der Stadt. Es ist mir schon klar, dass Religion zum gewissen Grad als kultur- und identitätsstiftend wahrgenommen wird. Überhaupt muss man das Bayern zugestehen, dass dort bei allem Lokalpatriotismus tatsächlich eine eigene Identität besteht, was es in der Form zwischen Niedersachsen und Schleswig-Holsteinern und Hamburgern nicht in der Art gibt. Ich denke, dass hauptsächlich diese Form von Identität von der CSU ganz anders umgesetzt und benutzt wird, als etwa von der SPD.

Soweit aber neben der Identität ein Ungerechtigtkeitsmerkmal hinzutritt, kann es auf Dauer nicht nützlich sein für die CSU - hoffe ich :roll:

Gruß
HFRudolph

P.S.: Eine Wahl wird nicht nur durch Kruzifixe gewonnen.
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Beitragvon Andreas Müller » So 14. Jan 2007, 21:44

Überhaupt muss man das Bayern zugestehen, dass dort bei allem Lokalpatriotismus tatsächlich eine eigene Identität besteht


Ich sehe nicht, warum das zwangsweise positiv sein soll. Es scheint mir vielmehr ein Zusammenhang zwischen Patriotismus gleich welcher Art und Fremdenfeindlichkeit zu bestehen:

http://www.welt.de/data/2006/12/14/1145626.html

Soweit aber neben der Identität ein Ungerechtigtkeitsmerkmal hinzutritt, kann es auf Dauer nicht nützlich sein für die CSU


Die CSU hielt sich stets durch folgende Methode an der Macht:

1. Konstruktion und Beschwörung einer Gruppen-Identität
z. B. Christentum, Tradition, Volksmusik, Schlager, Bier, Oktoberfest, Trachtenkleidung, Fußball etc.
durch Abgrenzung von bestimmten Gruppen
z. B. Muslime, Atheisten, Linke jeder Art.

2. Bildung eines unauflöslichen Zusammenhangs dieser Identität mit der Partei
z. B. erkennbar durch die öffentliche Präsentation von Parteimitgliedern in oben beschriebener Art und Weise, fremdenfeindliche und nationalistische Rhetorik

3. Betonung der Einheitlichkeit des Landes
z. B. durch Bayerns wirtschaftliche Überlegenheit gegenüber dem restl. Deutschland, Betonung der unter 1. erwähnten Identitätskonstrukte

4. Konstruktion einer "Schicksalsgemeinschaft", i. e. Koppelung der Zukunft des Landes Bayern an die Regierung desselben durch die CSU.
z. B. wird der wirtschaftl. Erfolg Bayerns untrennbar mit der CSU verbunden.

Resultat: Hier spielen Werte wie Vernunft und Gerechtigkeit keine Rolle. Sie sind nicht oder kaum Bestandteil der konstruierten Identität Bayerns.


Dies sind Methoden einer Staatsform, die ich nicht unbedingt "demokratisch" nennen würde. Tatsächlich muss man sich fragen, ob es sich um eine Demokratie handelt, wenn seit über 40 Jahren die selbe Partei ein Land regiert.

Ach, es ist alles so leicht zu durschauen. :wink:
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Beitragvon Klaus » So 14. Jan 2007, 22:17

Ich meine Bayern ist in Deutschland das, was die Texaner in den USA sind.

"Don´t mess with Bavaria". :D
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Beitragvon HF******* » So 14. Jan 2007, 22:22

Der Autor schrieb:
Ich sehe nicht, warum das zwangsweise positiv sein soll.


Es war nicht wertend gemeint, sondern zunächst eine Feststellung.
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Beitragvon Buddha666 » Mo 15. Jan 2007, 04:49

Wie war das noch:

"Und es sprach der König zum Pfarrer: Halt Du sie dumm, ich halt sie arm!"

Oder so ähnlich. Ist immer wieder zutreffend, wenn man sich das Erstarken von Religionen ansieht, dass es eigentlich nur um Ressourcen, Geld und Macht geht. Oder: Wenn Dir eine Vorgang komplett absurd erscheint, verschafft die Aufklärung der Interessen und Geldströme im Hintergrund Klarheit.

LG

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Beitragvon 1von6,5Milliarden » Mo 15. Jan 2007, 09:56

Buddha666 hat geschrieben:"Und es sprach der König zum Pfarrer: Halt Du sie dumm, ich halt sie arm!"

Du meinst die Kirche ist aus dem Nichts quasi durch den großen Geist so reich geworden?
(Okay, nach dem Zitat, ändert sich deine Aussage :D )
Nein, vorallem die Kirche (und auch der jeweilige Regent) haben das Volk dumm und arm gehalten.
---
@ Alle
Nicht ganz umsonst wird die CSU oft als letzte Einheitspartei Europas bezeichnet.
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Beitragvon Buddha666 » Mo 15. Jan 2007, 11:55

@1von6,5Milliarden:

Es ist doch klar, dass Komplizen ihre Beute teilen - Ganovenehre. Und bei den Kreuzzügen und bei diversen anderen Touren in Mittel-Amerika haben diese "feinen Christen" bei den Naturvölker genug geschlachtet und geplündert. Am Vatikan klebt nicht weniger, sondern eher mehr Blut als an einem beliebigen anderen Staat. Heute werden die Leute durch Religion, Regierung und Fernsehen dumm gehalten, wobei vor allem das Fernsehen sehr effektiv aus Hirnschmalz Matsch machen kann.

LG

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Beitragvon 1von6,5Milliarden » Mo 15. Jan 2007, 12:44

Ach, ich habe da nicht einmal an ferne Länder gedacht.
Mir reicht es - und nur daran hatte ich gedacht - wenn ich mir "meine" Umgebung anschaue.
Jedes Winzlingskaff hat eine Kirche beachtlichen Ausmaßes und beachtlicher Ausschmückung.
Dies hat damals Unsummen gekostet und die Grundstücke sind auch heute noch Unsummen Wert, wenn auch vielleicht ohne "Gotteshaus" der Wert sogar noch höher wäre, zumindest in Städten. Und das Geld für die Kirchen ist nicht aus Kleinasien oder von den Inkas gekommen (das hat Rom gebraucht), sondern wurde der örtlichen Bevölkerung abverlangt (oft natürlich auch in Naturalleistung). Man hat nicht nur global ausgebeutet.
Bei uns hat man wohl gesagt, Geld her oder Rübe ab, in der Ferne Gold her und Rübe ab.

Nicht zum Thema gehörend:
Buddha666 hat geschrieben:... wobei vor allem das Fernsehen sehr effektiv aus Hirnschmalz Matsch machen kann.
Du glaubst es war vorher Hirnschmalz da? Aber m.E. wohl nicht so viel, sonst hätte das Kleinhirn noch den Umschalt-/Ausschaltknopf gefunden.
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Beitragvon Andreas Müller » Mo 15. Jan 2007, 13:23

Jetzt übertreibt's mal nicht. Im Mittelalter wussten es die Leute eben nicht besser, damals gab es noch keine Aufklärung. Peinlich ist eher, dass sie es heute immer noch nicht wissen.
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Beitragvon 1von6,5Milliarden » Mo 15. Jan 2007, 14:22

Hmm... wo war im Mittelalter ein Aus- oder Umschaltknopf?

Es ging (davor) u.a. um die Verdummung oder gezielte Nichtbildung der Bevölkerung.
Wissen war schon immer ein Herrschaftsinstrument, funktioniert aber natürlich nur wirklich gut, wenn es sich um einen Wissensvorsprung handelt.
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Beitragvon Joe » Mo 15. Jan 2007, 20:11

Einen Aus- und Umschaltknopf gab´s nicht, gewisse Anstöße benötigte die Sache aber schon.
Im Gegensatz zu den Europäern hatten die Araber die Schriften der griechischen Philosophen und Wissenschaftler tradiert. Unter anderem durch die Reconquista in Spanien vom 13. bis 15. Jahrhundert, in der auch die Schule von Toledo erobert wurde, gelangten diese Schriften wieder nach Europa und lösten dort Humanismus und Renaissance aus, die wiederum die Keimzelle für Wissenschaft und Aufklärung in den folgenden Jahrhunderten waren.
An der Ausbeutung der Menschen durch Staat und Kirche änderte dies allerdings nichts. Diese dürfte erst durch die Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert gemildert worden sein.

Noch vor 50 Jahren sprach der Papst hochoffiziell von dem großen Schaden, den die Aufklärung dem christlichen Glauben angetan hätte!
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Beitragvon Andreas Müller » Mo 15. Jan 2007, 20:16

An der Ausbeutung der Menschen durch Staat und Kirche änderte dies allerdings nichts.


Ein paar Anarchisten hängen hier rum...

Ich befürworte sogar einen starken Staat, einfach weil wir ihn brauchen, um dem Kapitalismus Paroli bieten zu können. Man muss die Marktwirtschaft einschränken und auf andere Weise wird dies nicht geschehen.
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Beitragvon Joe » Mo 15. Jan 2007, 20:34

Was ist ein starker Staat?

Man kann darunter eine autoritäre Regierung verstehen, die zur Reglementierung der Menschen neigt, oder eine selbstbewusste aufgeklärte Gesellschaft, die sich selbst demokratisch regiert.
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Beitragvon Andreas Müller » Mo 15. Jan 2007, 20:54

Ich bin eben Sozialdemokrat (auch wenn ich die gleichnamige Partei nicht wähle). Ich bin für die parlamentarische Demokratie, schon auch für mehr Basisdemokratie als sie heute gibt, aber nicht absolut. Dass momentan nichts richtig läuft ist klar, man sehe sich nur die starken Lobbyisten an. Aber ohne Regierung geht es nicht. Ohne eine Regierung, die den Lobbyisten aus der Wirtschaft Paroli bieten kann, sehe ich schwarz.

oder eine selbstbewusste aufgeklärte Gesellschaft, die sich selbst demokratisch regiert.


Anarchie/Basisdemokratie funktioniert nicht. Wie willst du das umsetzen? Eine Einteilung in Kommunen würde uns in die Steinzeit zurück katapultieren. So kann man die Probleme unserer Zeit nicht lösen. Vielleicht habe ich dich auch nur falsch verstanden.
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Beitragvon Klaus » Mo 15. Jan 2007, 20:59

Ich befürworte sogar einen starken Staat, einfach weil wir ihn brauchen, um dem Kapitalismus Paroli bieten zu können. Man muss die Marktwirtschaft einschränken und auf andere Weise wird dies nicht geschehen.


Die Frage ist doch, was für einen Staat, einen starken Staat, um die Rechte und Freiheiten der Menschen zu sichern ist OK, ist auch eine gänzlich andere Geschichte, einen Staat als Ausgleich zwischen den wirtschaftlichen Gliedern und den Individuen geht auch noch, alles andere ist zu verwerfen, weil es in extreme politische Richtungen geht.

Der Schrei nach einem starkem Staat wurde hierzulande immer in diese extremen politischen Richtungen gebracht, für die Individuen ist diese Form einfach, der Staat regelt dann alles, von der Geburt bis in den Tod, so wie 33-45 und 49-90 in der ehemaligen DDR.
Die Staaten sind doch schon heute an ihren Grenzen angekommen, die Nationalstaaten können nicht mehr die Probleme ihrer Individuen handhaben, da der Kapitalismus global wirkt, und diese Tendenz setzt sich fort..
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Beitragvon Andreas Müller » Mo 15. Jan 2007, 21:09

die Nationalstaaten können nicht mehr die Probleme ihrer Individuen handhaben, da der Kapitalismus global wirkt, und diese Tendenz setzt sich fort..


Vielleicht brauchen wir eine Weltregierung. Vor ein paar Jahren hätte ich noch gesagt: "Anarchismus, juhu!", aber die können einfach nicht die simpelsten Fragen beantworten: Wie soll diese Gesellschaft auf einmal in Kommunen aufgegliedert werden und auch noch funktionieren? Wie handlungsfähig ist eine Gesellschaft, die über die einfachsten Probleme erst ewig lange abstimmen muss? Was ist mit Projekten, die nur international finanziert werden können? Und so weiter.

Ne, ne. Da bleibe ich bei der guten alte Demokratie und hoffe, dass sie irgendwann man vernünftig reformiert wird und nicht so neoliberal wie jetzt.
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Beitragvon Joe » Mo 15. Jan 2007, 22:04

So ähnlich habe ich es eigentlich gemeint. Ein Staat kann nur dann stark sein, wenn er nicht gegen sondern mit seinem Volk regiert. Der Staat ist keine Regierung, sondern die Gesellschaft als ganzes. Eine Regierung (auch in einer Diktatur) kann nur soviel Macht haben, wie das Volk es zulässt. Ein Gesetz ist nur soweit wirksam, wie es "Diener" hat. Macht fällt nicht vom Himmel, und nur in einer aufgeklärten, zur Demokratie fähigen Gesellschaft, kann auch Demokratie funktionieren. So wie das neolibeale Konzept auch nur funktionieren kann, wenn die Gesellschaft (die Kunden!) mitspielt.

Nein, ich befürworte auch keine Kommunen, sondern bin auch ein Anhänger der parlamentarischen Demokratie. Allerdings ist Aufklärung nie zu Ende, die Gesellschaft muss sich ihrer Verantwortung bewusst sein.
Mehr Plebiszite würde ich allerdings begrüßen.
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Beitragvon Klaus » Mo 15. Jan 2007, 22:08

Parlamentarische Demokratie haben wir nicht, wäre wunderbar, wenn wir eine funktionierende hätten. Wir haben eine Parteiendemokratie und lassen und von Beamten im Bundestag vertreten.
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Beitragvon Buddha666 » Di 16. Jan 2007, 11:44

Klaus hat geschrieben:Die Staaten sind doch schon heute an ihren Grenzen angekommen, die Nationalstaaten können nicht mehr die Probleme ihrer Individuen handhaben, da der Kapitalismus global wirkt, und diese Tendenz setzt sich fort..


Dem Kapitalismus sind wieder Grenzen zu setzen, denn er wirkt global und vor allem in China menschen- und umweltzerstörerisch. Der Kapitalismus mit seiner Konkurrenzwirtschaft ist überflüssig geworden und bremst den Fortschritt aus, da viele Ressourcen darauf verschwendet werden, unzählige Innovationen sehr ähnlich umgesetzt, anstatt in einer kooperierenden Wirtschaft die Innovationshöhe voranzutreiben. Die Teilhabe aller Menschen am Sozialprodukt ihres Heimatlandes funktioniert insbesondere im Westen auch nicht mehr, also muss ein alternatives Konzept wie das bedingungslose Grundeinkommen her, z.B. http://www.grundeinkommen.info

Mittel- und vor allem langfristig muss die Politik den globalisierten Raubtierkapitalismus in seine Schranken weisen, vor allem in den so genannten Tigerstaaten. Denn die vergiften für die Rendite der nimmersatten Finanzwirtschaft mal eben ein paar Flüsse, schinden die Menschen ohne Arbeitssschutz und sozialer Absicherung und wer nicht pariert, bekommt den Genickschuss. Und das ist für mich keine Perspektive für diese Welt und eine lebenswerte Zukunft.

LG

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