Religion dazu da, missbraucht zu werden?

Religion dazu da, missbraucht zu werden?

Beitragvon trazy » Di 16. Okt 2007, 18:16

Ist das so oder ist das zu anti-theistisch?

Mir erscheint speziell das Christentum, der Glaube und die Liebe zu einer höheren Authorität (namens Gott oder Jesus) so gut missbrauchbar zu sein. Ein Glaube der zwischen Gut und Böse unterscheidet erleichtert es Authoritäten ungemein Macht auszuüben, denn es gibt kein Gut und Böse, eher moralisch gut und schlecht als Unterscheidung.

Immer wieder erzählen Gläubige es gäbe nunmal schwarze Schafe in der Geschichte, aber ansonsten ist alles super. Deshalb stelle ich diese Frage in den Raum. Denn dieses Argument kann nicht zutreffen. Damit sollte man nicht argumentieren dürfen. Darum geht es mir hier!
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Re: Religion dazu da, missbraucht zu werden?

Beitragvon Klaus » Di 16. Okt 2007, 18:19

power corrupts, absolute power corrupts absolutely.
Religion ist Macht, nämlich über den Tod, die Leute hoffen und beten die Kirchen könnten recht haben
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Re: Religion dazu da, missbraucht zu werden?

Beitragvon pinkwoolf » Di 16. Okt 2007, 19:05

Ich würde nicht so weit gehen zu sagen, dass die Religion zu diesem Zweck erfunden wurde. Für frühe Gesellschaften war die Welt einfach zu unerklärlich; und da es zum menschlichen Überlebensprinzip gehört, für alles eine Erklärung zu suchen, glaubte man halt zuerst an Donnergeister und später an einen allmächtigen Schöpfer.

Das Machtpotential dieses Modells wurde den jeweils Herrschenden aber sehr schnell klar, in Palästina ebenso wie in Mittelamerika und überall sonst. Von der Schöpfungsgeschichte ist heute kaum noch etwas übriggeblieben, was ein halbwegs gebildeter Mensch akzeptieren könnte; aber warum sollte man auf die Legitimation zur Machtausübung und Verhaltenssteuerung verzichten?
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Re: Religion dazu da, missbraucht zu werden?

Beitragvon ernst.eiswuerfel » Mi 17. Okt 2007, 17:05

Zum Tehma Religion missbrauchen:

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Re: Religion dazu da, missbraucht zu werden?

Beitragvon lorenz » Mi 17. Okt 2007, 17:21

Das Kirchenpanzer-Bild gefällt mir. Es hat einen ganzen Sack voll zutreffender Konnotationen...

Ob Religion dazu da ist, missbraucht zu werden, finde ich eine gute Frage.
Ich zitiere mal ein geschreibsel von mir von anderswo:
    "Religion vergiftet die Hirne der Menschen, das ist ihre Zweckbestimmung. Der Zweck vom Zweck ist ein politischer, nämlich die Herrschaft über Menschen. Das ist kein "Missbrauch" der Religion sondern ihr "bestimmungsgemäßer Gebrauch", der Zweck zu dem sie erfunden bzw. zur Institution gemacht wurde."
Das war ein bisschen flott dahin formuliert. Wenn man herausfinden will, ob der "Missbrauch" eigentlich der bestimmungsgemäße Gebrauch ist, muss man sich die Entstehung von Religionen ansehen. Bzw. den ganzen Vorgang der Evolution der religiösen Memplexe (sorry, Dawkins liegt auf dem Tisch). Also solche Fragen wie: Durch welche Eigenschaften bietet sich eine Religion einem Religions-Anwender (Herrscher) an, der sie dann ggf. zur Staatsreligion macht? Welche Rückwirkungen hat diese Anwendung auf den Inhalt der Religion? Welche Wechselwirkungen gibt es, z. B. auf die Staatsform?
Wahrscheinlich findet man dann am Ende raus, dass die Anwender sich in der Religion ihr perfektes Werkzeug zurechtschleifen und dass von "Missbrauch" kaum die Rede sein kann.

Ein anderer Ansatz wäre, mal die heiligen Bücher durchzusehen, was da an "Botschaften" drin steht. Sind die eindeutig, oder müssen sie so stark interpretiert werden, dass es recht viel Arbeit für "Priester" gibt, die dem Religionsvolk mit "flexiblen" Auftrags-Interpretationen einen jweils unterschiedlichen Herrschaftswillen unterjubeln. Das ist natürlich eine rhetorische Frage.
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