von ostfriese » Mi 5. Dez 2007, 15:39
Die Geschwindigkeit, mit der wir die Daten verarbeiten, geht verloren, sobald wir in starkem Maße das Bewusstsein beanspruchen.
Allein die Tatsache, dass wir für die Zahlen Wöter kennen und diese unweigerlich "mitdenken", benachteiligt uns gegenüber den Affen. Desweiteren dringt uns bei der Beschäftigung mit Zahlen mehr als nur die "Kleiner-als"-Relation ins Bewusstsein. Wir können "ist Teiler von", "ist Vielfaches von" oder "ist Potenz von" nie ganz absschalten, wenn wir erst einmal davon Kenntnis haben. Im Vergleich zu den Schimpansen denken wir also zu viel.
Dabei wären wir am schnellsten, wenn wir nur unser limbisches System arbeiten ließen. Wenn die Hand automatisch in 1-2-3-4-5-6-7-8-9-Reihenfolge über den Bildschirm raste, erledigten wir die Aufgabe buchstäblich "im Schlaf", unser Bewusstsein wäre nicht mehr erforderlich.
Auch bei der Auffassung der Symbolverteilung auf dem Schirm stören uns gleich mehrere Probleme. Zum einen, dass die bildliche Detail-Wahrnehmung aus unserem Bewusstsein so gut wie verbannt wurde; wir filtern praktisch nur Muster und Gestalten heraus und vernachlässigen Einzelheiten. (Randbemerkung: Aus diesem Grunde haben Test-Items, bei welchen der Proband unerwartet nach Einzelheiten eines Bildes oder einer Bildfolge gefragt wird, in Intelligenztests nichts zu suchen.)
Zum anderen, dass wir die soeben gesehene Anordnung nicht schnell genug überschreiben. Das letzte Bild bewirkt eine Voreinstellung unseres Bewusstseins, eine Erwartungshaltung, deren Löschung Zeit kostet und uns sogar unter Stress setzt. Der weniger intelligente, nicht so stark auf Mustersuche fixierte Schimpanse dagegen dürfte erst dann ein Problem bekommen, wenn fünf- sechsmal dieselbe Verteilung auf dem Schirm erschiene und danach plötzlich wieder eine andere aufleuchtete.
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