Der goldene Kompass und Dämonen

Der goldene Kompass und Dämonen

Beitragvon HF******* » Do 17. Jan 2008, 11:13

Kennt sich jemand damit aus, ob es noch irgendwo Religionen gibt, die vom Glauben her einen Dämonenglauben vertreten, welcher der Darstellung in „Der goldene Kompass“ vergleichbar ist?

Irgdnwo habe ich gelesen, dass es tatsächlich Naturreligionen gegeben haben soll, die etwas ähnliches geglaubt haben - auch wenn es in „Der goldene Kompass“ als Realität dargestellt wird.

Ich kann mir vorstellen, dass die Imagination eines solchen Dämons nützlich sein kann, etwa um das eigene Befinden zu reflektieren.
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Re: Der goldene Kompass und Dämonen

Beitragvon [C]Arrowman » Do 17. Jan 2008, 15:47

Ich glaube die Idee basiert eher auf dem Freud'schen "es ich und über-ich" als auch von der Lehre von Körper Geist und Seele wie sie von der RKK kommt. Ansonsten gibt es vllt. die ein oder andere Naturreligion die ähnlich denkt.

Insgesamt wohl auch eine Anspielung auf die Trinität Gottes.

Im Buch (der dritte Band, wenn ich mich nicht irre) wird dazu eine Szene beschrieben in der Mrs. Coulter ein Bleiglasfenster mit einer Darstellung eines Märtyrer betrachtet. Das Bild hat den Moment des Todes des Martyrer eingefangen. Die ist dargestellt wie Engel den Dämon des Toten (jene weiße Taube, wie man sie auch in christlichen Darstellungen kennt, als Metapher für die unsterbliche Seele oder so ähnlich) zum Himmel tragen.
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Re: Der goldene Kompass und Dämonen

Beitragvon Twilight » Do 17. Jan 2008, 20:24

Ich habe den Film noch nicht gesehen, aber könntest du vielleicht beschreiben, welcher Art die Dämonen dieses Mythos sind?
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Re: Der goldene Kompass und Dämonen

Beitragvon Klaus » Do 17. Jan 2008, 20:28

Na bei den Indianern war es üblich, das Ich der eigenen Person, mit einem Tier, oder einer Pflanze zu verbinden. Dieses wurde in den persönlichen Totem desjenigen gespeichert, in Form einer Kralle eines Falken z.B. oder die vertrocknete Blüte einer Pflanze. Es wurde um den Hals getragen und nannte sich Wampum, bin ich aber nicht sicher.
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Re: Der goldene Kompass und Dämonen

Beitragvon Gast » Fr 18. Jan 2008, 00:44

Nur ganz schnell:
Was glaubt ihr ist die aus der griechischen Antike überkommene Genius-Vorstellung (bzw. Juno bei Frauen).
Pullman bedient sich bei dieser Idee, und mischte sie mit dem was sich Totemtier/Krafttier-Vorstellung nennt. Ist im Grunde alles Schamanismus, also wirklich alte Phantastik.
Trau ich mich zumindest kraft meiner Querbeetleserei mal daherorientieren.

Grüße
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Re: Der goldene Kompass und Dämonen

Beitragvon HF******* » Fr 18. Jan 2008, 12:44

@Klaus, ja, danke - aber auch mit einer Pflanze?
Ich meine, dass es auch in Naturrreligionen der Südsee entsprechendes gab.

@Twilight: Vielleicht einfach das Buch lesen, das ist kein Mythos im eigentlichen Sinne.
In der Welt von "Der goldene Kompass" haben die Menschen stets ein Tier bei sich, dass ihre Empfindungen, Stimmungen und ihr Wesen wiederspiegelt. Bei Kindern ist diese Tiergestalt wechselnd, d. h. das Tier verwandelt sich je nach Situation in ein anderes Tier, bei Erwachsenen bleibt es dann ein bestimmtes Tier. Die Tiere können sprechen, die Menschen sprechen auch mit ihren eigenen Dämonen.

Zu der Darstellung in den betreffenden Büchern kann ich noch nichts abschließend sagen, da ich das dritte Buch (das Bernsteinteleskop) noch nicht gelesen habe.

Wenn ich oben von nützlicher Imagination spreche, dann meine ich ausdrücklich nicht den religiösen Glauben, der gerade den Fehler begeht, sich der Differenzierungsfähigkeit von Imagination und Realität zu entledigen. Ich denke, dass es sich bei bestimmten Indianerstämmen oder anderen Naturreligionen um einen religiösen Glauben gehandelt hat. Der ursprüngliche Sinn und Zweck(!) und auch der tatsächliche Nutzen scheint mir allerdings eindeutiger zu sein, als beim klassischen Gottheitsglauben.
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Re: Der goldene Kompass und Dämonen

Beitragvon Twilight » Fr 18. Jan 2008, 17:19

HFRudolph hat geschrieben:In der Welt von "Der goldene Kompass" haben die Menschen stets ein Tier bei sich, dass ihre Empfindungen, Stimmungen und ihr Wesen wiederspiegelt. [...] Die Tiere können sprechen, die Menschen sprechen auch mit ihren eigenen Dämonen.

Das klingt wirklich nach indianischer Totemkultur. Ich werde mir die Geschichte auf jeden Fall noch zu Gemüte führen. Nur nicht in nächster Zeit.
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Re: Der goldene Kompass und Dämonen

Beitragvon [C]Arrowman » Sa 19. Jan 2008, 00:19

Das klingt wirklich nach indianischer Totemkultur. Ich werde mir die Geschichte auf jeden Fall noch zu Gemüte führen. Nur nicht in nächster Zeit.


Ich bezweifle immernoch das der Pullman das im sinn hatte. Allerdings Punkt der Geschichte ist, das die Daemonen irgendwann während der Pupertät eine feste Tiergestallt annehmen die die Persönlichkeit des dazugehörigen Menschen widerspiegelt. Ein Hund steht für unterwürfigkeit, aber auch Treue und Loyalität. Viele Bedienste in Lyras Welt haben einen Hund als Daemon. Eine Möwe hingegen repräsentiert einen rauen, aber geselligen und eher simplen Typus Mensch, während Schlangen eher für Intriganten und Machtmenschen stehen. Es sind die einfachen Klischeeassoziationen, die man mit bestimmten Tieren hat.

Die Daemonen repräsentieren den Teil von uns der man als Gewissen bezeichen kann, der Teil der antwortet wenn wir Selbstgespräche führen. ICh glaube Freund nannte es das Über-Ich.
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Re: Der goldene Kompass und Dämonen

Beitragvon Twilight » Sa 19. Jan 2008, 09:12

[C]Arrowman hat geschrieben:
Das klingt wirklich nach indianischer Totemkultur.[...]


Ich bezweifle immernoch das der Pullman das im sinn hatte. Allerdings Punkt der Geschichte ist, das die Daemonen irgendwann während der Pupertät eine feste Tiergestallt annehmen die die Persönlichkeit des dazugehörigen Menschen widerspiegelt.

Die Geschichte soll doch bestimmt nicht eine bestimmte Religion wiederspiegeln, oder? Es ist immerhin nur ein Märchen, das gefallen darf. Was ich und wahrscheinlich auch Gast meinten, ist, dass der grobe Umriss des dargestellten Mythos nur sehr der dem des Totems ähnelt.
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Re: Der goldene Kompass und Dämonen

Beitragvon molosovsky » Sa 19. Jan 2008, 21:34

Ich geb nur bescheid, dass der als Gast schreibende Molo oben schon ich war. Wollte mal ausprobieren, obs schneller geht sich anzumelden, oder als als unangemeldeter Gast :)

Meinen Recherchen nach, hat Pullman die Daemon-Idee spontan entwickelt und dann aus dem Bauch weiter verfeinert. Der Mann scheint überhaupt sehr intuitiv und weniger intellektuell seine Geschichten und ihre Welten zu entwerfen (was aber auch schlicht Legendenstrickerei sein kann … Autoren sollte man da nicht ZU sehr vertrauen).

Mit irgendwelchen Freud’schen Konzepten wie Überich würde ich die Pullman’schen Daemons auf keinen Fall vergleichen. Aber das liegt an meiner Prinzipiellen Freud-Verachtung. Da kann man auch gleich Aleister Crowley, Madame Blavatzki oder den guten Mesmer heranziehen :kopfstand:

Pullman interesiert sich aber schon für ein Wechselspiel zwischen äußerem Gebahren (Mensch) und innerer Resonanz (Daemon). Wiegesagt: ich denke, er brüht da die uralten schamanistischen Ideen wieder auf, die in ihren Wegen über den Orient bis zu den Griechen und Römern bei uns als ›Genius‹ (Männer) / ›Juno‹ (Frauen) ankamen, gemischt mit den Totem- und Krafttiervorstellungen. Letztere sind übrigens nicht auf die nordamerikanischen Ureinwohner beschränkt. Auch auf den anderen Kontinenten kennt man diese Idee.

Grüße
Alex / molo
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