von Nissen » Sa 12. Apr 2008, 22:47
Echt krass danke für dieses erschreckende Beispiel intelektueller Unredlichkeit!
„Die gegenwärtige Religionsfeindlichkeit ist eine Reaktion auf diesen Umschwung. Die Säkularisierung befindet sich auf dem Rückzug, und das Ergebnis ist ein missionarischer Atheismus, wie es ihn seit viktorianischen Zeiten nicht mehr gegeben hat.“
Leicht übertrieben! Siehe MSS in seinem Manifest auf S.140. Nach Allbus 2002 glauben nur noch 31% der deutschen an einen persönlichen Gott, und nur noch 37% halten den Glauben für wichtig um entscheiden zukönnen was richtig und was falsch sei (Emnid)
„Für fanatische Atheisten steht außer Frage, dass ein besseres Leben möglich ist, wenn nur jeder Mensch ihre Sicht der Dinge akzeptiert, und dass eine bestimmte Lebensweise - ihre eigene, entsprechend ausgeschmückt - für jedermann das Beste ist.“
Schon peinlich für einen Journalisten Atheisten fanatisch zunennen, wo man sich doch eigentlich mit Sprache auskennen sollte und fanatisch kommt aus dem lateinischen von fanaticus was bedeutet ”von einer Gottheit in Begeisterung, Raserei versetzt“. Heute charaktisiert man „unduldsam eifernd, sich übertrieben und rücksichtslos einsetzend“, wenn man die Polemik von Dawkins mit der von John Gray vergleicht sollte man überlegen wer einen „fanatischeren Stil“ an den Tag legt.
„bestimmte Lebensweise [die atheistische] - ihre eigene, entsprechend ausgeschmückt“
Im gegensatz zum monotheistischen Theismus ist der Atheismus logisch konsistent! Die Atheisten haben es also nicht nötig ihre logischen Wiedersprüche durch eine verwirrende Rhetorik zu verwischen, wie es Theologen tun! Für Küng ist Gott nur noch:“die absolut-relative, diesseitige-jenseitige, transzendete-immanente, allesdurchgreifende-allesdurchwaltende wirklichste Wirklichkeit im Herzen der Dinge“
„Es ist ein seltsamer Humanismus, der ein zutiefst menschliches Bedürfnis verdammt. Aber genau das tun die militanten Atheisten, wenn sie den Glauben dämonisieren.“
Wieso sollten die „militanten Atheisten" dies tun? Der Theologe Schniewind betont dass Christologie und Dämonologie zusammenhängen. Im christlichen Glauben kommen Dämonen vor. Ihn aber selber als Dämon zu bezeichnen käme mir nicht in den Sinn er ist ein natürliches Phänomen. Da der Mensch im Gegensatz zum Schimpansen seine künftige Bedürfnislage antizipieren kann, strebt er nach Sicherheit. Diesen Bedürfnissen die dadurch entstehen entspringt Religion wie es Feuerbach überzeugend aufzeigen konnte. In einer Zeit als der Mensch mit seinem Wissen im dunklen stand war der Glaube ein kleines Lichtlein in der Dunkelheit. Die Wächter der Religionen hatten und haben bei dem Erkenntnisfortschritt in den letzten 2000 Jahren natürlich immer eine gewisses Interesse daran gehabt, dass die Dunkelheit erhalten bleibt. Deshalb unterdrückten die das Wissen über die Welt, Pythagoras wusste 600v.Chr. das die Welt rund ist und Eratosthenes von Kyrene rechnete ca.300 Jahre den umfang der Erde aus, Kopernikus fand heraus das sich die Erde um die Sonne dreht... dieses Wissen wurde stets unterdrückt.
„Die Positivisten glaubten, durch den Ausbau von Schiffsverkehr und Telegraphenverbindungen werde mit der Religion auch alles irrationale Denken verschwinden.“
Eine falsche Unterstellung, dies wäre ein rationalistischer Fehlschluss.Positivisten meinen nur es sei irrational über solche Dinge zu reden.
„Die Fortentwicklung des Wissens ist eine Tatsache, die nur von postmodernen Relativisten geleugnet wird.“
Ich würde gerne wissen wie sich John Gray postiert.
„Religionen dienen vielerlei Zwecken, aber im Kern entsprechen sie dem Streben nach Sinn, dem Mythen sehr viel eher gerecht werden als wissenschaftliche Erklärungen.“,
„Wissenschaft und Religion sind Zeichensysteme, die menschlichen Bedürfnissen dienen - im Falle der Wissenschaft dem Wunsch nach Vorhersage und Kontrolle.“
Dies ist eine rein instrumentalistische Deutung der Wissenschaf die eigentlich nicht mehr vertreten wird.
Man postuliert eine „Zwei-Sphären-Metaphysik“ z.B. Glaube und Wissen, Wissenschaft und Weltanschauung.
- Während im Bereich des Wissens, der Wissenschaft, die kritische Vernunft gilt,
- bervorzugt man im bereich der religiösen oder weltanschaulichen Überzeugung eine „deutende, verstehende oder vernehmende Vernunft“ oder setzt sie gänzlich ab.
Man konstruiert eine doppelte Wahrheit. Dadurch gelingt es Anschauungen von „[rationale] Kritik abzuschiermen und dadurch einen inselhaften Bereich unantastbarer Wahrheiten zu schaffen.“ Albert, Traktat über kritische Vernunft S.125
„Autonomie-Thesen, die nur derartigen Abschirmus-Zwecken dienen, verdienen unter kritizistischen Gesichtspunkten unser Misstrauen.“, stellt Albert fest und verweißt aber auch sogleich auf Wissenschaftler die solche Autonomie-Thesen vertreten. Er führt Pierre Duhem an, der die Auffassung vertritt man müsse die Physik und die Metaphysik isolieren. So konnetn die von der Wissenschaft kommenden Einwände gegen den katolischen Glauben beseitigt werden. Die Wissenschaft wird also positivistisch aufgefasst um Raum für den Glauben frei zulassen.
Die Theologie setzt seit langem auf solche Selbstbeschränkungen. Diese Immunisierungsversuche sind Zeichen eines „naiven Glaubens, der keinen Zweifel kennt und daher unerschütterlich ist“. Dieser naive Glaube wird sogar zur Tugend gemacht.