Tibet - Lügen und Wahrheit

Tibet - Lügen und Wahrheit

Beitragvon Andreas Müller » Sa 3. Mai 2008, 23:33

Interessanterweise steht auf Wikipedia schon fast alles, was zum Thema tibetische Unabhängigkeit zu sagen ist. Auch die kritischen Elemente der tibetischen Geschichte von den Artikeln auf dem Brights-Blog werden dort bestätigt, wenn auch alles wunderbar verschönend ausgedrückt:

http://de.wikipedia.org/wiki/Tibet

Das Land war in drei unterschiedliche Besitzformen unterteilt: freier Grundbesitz, Ländereien der adligen Familien und Ländereien unter der Verwaltung verschiedener buddhistischer Klöster. Diese Form bestand bis in die 1950er, wobei zu diesem Zeitpunkt mehr als 700.000 der 1,25 Millionen starken Bevölkerung als vom Adel oder den Klöstern abhängige Bauern tätig waren.

Während des 19. Jahrhunderts lebten die Menschen in einem feudalen System unter den Lamas. Die großen Klöster besaßen den Hauptanteil des Landes und monopolisierten das Bildungssystem sowie die meisten wirtschaftlichen Aktivitäten und zogen Abgaben ein. Ein Handel mit dem Ausland gab es bis auf ein paar Ausnahmen mit Indien, Turkmenistan und China nicht. Der Dalai Lama wurde als das Oberhaupt angesehen, aber sein Einfluss schwankte mit seinen persönlichen Fähigkeiten.

Nach der Flucht des 13. Dalai Lama in die Mongolei erwirkten die Briten mit den verbleibenden tibetischen Vertretern ein Abkommen, in dem die Öffnung der Grenze und der Handel zu Britisch-Indien begünstigt wurden. Weiterhin wurde festgelegt, dass Tibet nicht ohne Einverständnis der Briten in Verhandlungen mit anderen Ländern treten durfte. Ein Abkommen mit China 1906 wiederholte diese Bedingungen, was Tibet de facto zu einem Protektorat der Briten machte.

Die Absicht der Befreiung Tibets vom „britischen, imperialistischen Joch“ durch Chinas Volksbefreiungsarmee wurde im Januar 1950 durch Radio Peking verkündet.

Nach der Aufnahme von Verhandlungen mit China unterzeichneten Repräsentanten der tibetischen Regierung am 23. Mai 1951 unter politischem Druck in Peking das 17-Punkte-Abkommen, ohne jedoch die Vollmacht durch ihre Regierung hierfür zu besitzen. In dem Abkommen wurde die Integration Tibets in China festgelegt, wobei Tibet neben der regionalen Autonomie und Religionsfreiheit auch eine Garantie zugesichert wurde, dass das existierende politische System in Tibet unverändert bleibt. Weiter sollen Reformprozesse ohne Druck durch chinesische Zentralbehörden nur durch die tibetische Regierung eingeleitet werden.

Drei Tage später erfuhr die tibetische Regierung über das Radio von der Unterzeichnung und dem Inhalt des Abkommens. Da hierin das religiös-politische System Tibets und die Stellung des Dalai Lama unverändert bleiben sollte, stimmte die Regierung in Lhasa am 24. Oktober 1951 dem Abkommen zu.

Zu diesem Zeitpunkt unternahm die chinesische Regierung keine Versuche, das soziale oder religiöse System in dem neu geschaffenen Autonomen Gebiet Tibet zu verändern

Bis Anfang des 18. Jahrhunderts war Tibet eine Region ohne festgelegte Grenzen, bei innerer Autonomie unter mongolischer Schirmherrschaft. Mit dem Niedergang der mongolischen Macht brachen auf tibetischem Gebiet „Nachfolgeunruhen“ aus.

Aufgrund dieser Unruhen erklärte China um 1720 das Gebiet Tibets zu seinem Protektorat bei voller innerer Autonomie Tibets. Diese Konstruktion hielt fast 200 Jahre lang und hatte Vorteile für beide Seiten.

Für die Bevölkerung Tibets garantierte die Stellung als chinesisches Protektorat den Schutz gegen äußere Feinde und damit den äußeren Frieden.

Aufgrund dieser Konstellation wird in den alten Atlanten Tibet meist als Teil Chinas dargestellt.

Die Lage änderte sich mit dem Auftauchen der englischen Invasionsarmee, welche die Außengrenzen Chinas nicht respektierte.

Die tibetische Exilregierung vertritt die Auffassung, dass Tibet zum Zeitpunkt der Invasion durch die chinesische Volksbefreiungsarmee ein unabhängiger Staat gewesen sei, und dass die militärische Invasion und die andauernde Besetzung ein Verstoß gegen internationales Recht und gegen das Recht auf Selbstbestimmung seien. Ferner sei Tibet nicht, wie es die Volksrepublik darstellt, seit 700 Jahren fester Bestandteil Chinas, sondern habe nur für kurze Zeiten unter dem Einfluss der Mongolen oder der Mandschus gestanden, jedoch nie unter dem Einfluss der Han-Chinesen.

Das 17-Punkte-Abkommen ist nach tibetischer Auffassung ungültig, da die Unterzeichnung durch tibetische Delegierte aufgrund militärischen Drucks Chinas erfolgte. Des Weiteren wird China vorgeworfen, die in dem Abkommen zugesicherte innenpolitische Autonomie und Religionsfreiheit missachtet zu haben.

Aus Sicht der festland-chinesischen Regierung ist Tibet seit mehreren hundert Jahren ein fester Bestandteil Chinas. Nach dieser Ansicht hätte der 13. Dalai Lama Thubten Gyatso im Jahr 1894 mit Hilfe der britischen Imperialisten versucht, Tibet von China abzuspalten. In diesem Jahr wurde der Statthalter des chinesischen Kaisers vom Dalai Lama aus Tibet vertrieben. Die Kolonialmacht Großbritannien war in China militärisch präsent und unterstützte die Abspaltung Tibets politisch, was die chinesische Regierung zum Stillhalten zwang. Die Unabhängigkeitserklärung von 1913 ist aus chinesischer Sicht völkerrechtlich nie wirksam geworden, da sie weder von China noch von irgendeinem anderen Staat je anerkannt wurde. Mit dem Zurückdrängen der ausländischen Beeinflussung Tibets (1950) und dem Abschluss des 17-Punkte-Abkommens (1951) sei der traditionelle Zustand wiederhergestellt worden.

Im Jahr 1998 bekräftigte der damalige Außenminister Joschka Fischer jedoch die Zugehörigkeit Tibets zur Volksrepublik China. Er erklärte, die rot-grüne Bundesregierung stehe mit ihrer Chinapolitik in der Kontinuität der alten Regierung. Tibet werde als ein integraler Bestandteil Chinas betrachtet, alle Unabhängigkeitsbestrebungen würden als Separatismus angesehen und nicht unterstützt. An der Einbringung der Bundestagsresolution zu Tibet im Jahr 1996 wirkte Fischer (damals noch in der Opposition) ebenfalls mit.


Das ist doch alles ganz eindeutig. Der Dalai Lama ist nicht demokratisch legitimiert, er hat Wahlen selbst deutlich abgelehnt. Er will nichts anderes, als die alte Theokratie mit einigen Reformen wieder zurück. China distanziert sich derweil überhaupt nicht von Mao Zedong, was auch nicht gerade toll ist, wobei politisch betrachtet Tibet tatsächlich schon lange zu China gehört, wenn auch mit garantierter Unabhängigkeit in den wichtigen Bereichen (17-Punkte-Abkommen).

Ihr könnt euch ja mal diese Doku vom chinesischen Staatsfernsehen zur Geschichte Tibets ansehen:
http://www.cctv.com/video/documentary/2 ... 04_1.shtml
:^^:
Die ist eigentlich ganz nett, wenn auch sehr propagandistisch. Allerdings besser als Michael Moore, die Chinesen haben da mehr Erfahrung.
Es klingt auch mal gut, etwas über "Theokratie" und "Priestersklaven" zu hören, was hier völlig ausgeblendet wird.

Glaubt ihr nicht? Hier ist National Geographic zum Thema:
http://www.youtube.com/watch?v=pMWT6CBaAtQ

Noch eine:
http://www.youtube.com/watch?v=Xsoc4-QnplY

Das hier ist klasse, über die tibetischen Aufstände, alles Originalvideos:
http://www.youtube.com/watch?v=ROTyGOJ2 ... re=related
Dort sind man auch, wie tibetische Demonstranten chinesische Botschaften in Europa angreifen.

Bin mal gespannt, wie die Leute angesichts dieser überwältigenden Belege reagieren werden - vielleicht, indem man annimmt, dass ich vom der kommunistischen Regierung bezahlt werde?
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Re: Tibet - Lügen und Wahrheit

Beitragvon tiktaalik » So 4. Mai 2008, 09:13

Vielen Dank, dass du mal eine etwas andere Sichtweise als sonst scheinbar üblich (samt Hintergrundinformationen) vertrittst (schreibt human das so?). Ich kenne mich nicht besonders gut aus bei diesem Thema, aber stehe grundsätzlich Schwarzweißmalerei skeptisch gegenüber und möchte immer offen bleiben für beide (oder mehrere) Seiten (aber nicht so offen, dass das Hirn rausfällt, wo habe ich das wohl gestohlen?).
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Re: Tibet - Lügen und Wahrheit

Beitragvon Robert » So 4. Mai 2008, 09:49

Andreas Müller hat geschrieben:Interessanterweise steht auf Wikipedia schon fast alles, was zum Thema tibetische Unabhängigkeit zu sagen ist. Auch die kritischen Elemente der tibetischen Geschichte von den Artikeln auf dem Brights-Blog werden dort bestätigt, wenn auch alles wunderbar verschönend ausgedrückt:

http://de.wikipedia.org/wiki/Tibet


(Seit wann postet man seitenweise Dinge aus Quellen?)

Wenn man sich so die Diskussionen anschaut, scheint Mitte Februar neues Leben um den WIkiartikel enstanden zu sein.

Dass hier jemand von dieser Tibetinitiative seit Wochen herumrandaliert, das wirft auch kein gutes Licht auf diese Initiative. Von mir aus kann der Link ja drin bleiben, so was ist halt Schade für die Wikipedia, die wieder mal als nicht sehr seriös dasteht, --Roland Schmid 21:09, 16. Feb. 2008 (CET)

Mir wird hier vorgeworfen, ich hätte „randaliert“. Dieser Vorwurf ist nicht zutreffend. Ich habe keine bestehenden Inhalte gelöscht oder verändert. Meine Aktivitäten beschränkten sich lediglich darauf in den Artikeln „Tibet“ und „Autonome Region Tibet“ einen Link auf die Tibet Initiative Deutschland zu setzen.

Diese Link wurde regelmäßig wieder gelöscht. Das habe ich wieder rückgängig gemacht, denn bis heute wurde kein stichhaltiger Grund genannt, weshalb dieser Link nicht aufgenommen werden soll.[...] Benutzer:Holm Triesch 09:21, 20. Feb. 2008 (CET)

Um noch einmal nachzufragen. Gibt es zur Zeit irgend einen Hinweis auf einen Völkermord in Tibet, wie er von der Tibetinitiative behauptet wird. Wo ist da was belegt? Wir haben hier ein Lexikon und wir brauchen seriöse Aussagen, --Roland Schmid 22:43, 20. Feb. 2008 (CET)


Der Artikel wurde auch sehr oft revert und für Änderungen komplett gesperrt, halt Edit-Flames. Auf der Diskussionsseite findet man Verweise zu zwei Links, die behaupten, dass Tibet nie annektiert wurde, da es nie ein souveräner Staat war.
http://www.taz.de/1/politik/asien/artik ... 5b7d761879
http://secarts.org/journal/index.php?sh ... le&id=629&

Produkt der Februardiskussionen dürfte http://de.wikipedia.org/wiki/Tibetische_Exilregierung sein.
Die tibetische Exilregierung ist international nicht als rechtmäßige Regierung anerkannt (s.a. Tibet - Internationale Sicht), bekommt aber finanzielle Unterstützung von den Regierungen anderer Länder und internationaler Organisationen. Sie vertritt die Belange der Tibeter auch in der Organisation der nicht-repräsentierten Nationen und Völker.


Auf der Diskussionsseite zu Tibetische Unruhen 2008 findet man folgende Meinung:
1. 'Seine Heiligkeit', der Dalai Lama ist nicht demokratisch legitimiert und wird, aus einer Reihe von Gründen (u.a. ist die Bush-Administration an einem Ablenkungsthema zum 'Massenmord' im Irak sehr interessiert) eher von den Kalten Kriegern im Westen unterstützt. Z.B. von Roland Koch! Welche Interessen vertritt der Dalai Lama wirklich? 2. Die Gruppe der Exil-Tibeter setzt sich weltweit mehrheitlich aus geflüchteten tibetischen Bürgern zusammen, die zu den vermögenden Großgrundbesitzern (die, bevor Mao kam, fast die gesamte landwirtschaftliche Fläche Tibets im Besitze oder im Eigentum hatten und von ihren Erträgen profitierten) oder zu den führenden, sehr mächtigen und überaus reichen Verwaltungsbeamten zusammen. Mehr als 90 Prozent der Tibeter gehörten als 'ungebildete' Leibeigene zur menschlichen Verfügungsmasse der sehr gewaltätig herrschenden vermögenden Tibeter. Die tibetischen Leibeigenen existierten, bevor Mao kam, in Tibet unter allerarmseligsten Lebensverhältnissen. Es gibt heute noch Tibeter, die das Brandzeichen ihres Herrn auf der Stirn haben. Damals half auch kein gottähnlicher Lama. Der Lama war eher ein systemstabilisierendes Element, im Sinne der Herrschenden. 3. Welche politischen Konzepte werden von den in China und im Ausland gewalttätigen Tibetern verfolgt. Von einer Demokratie nach westlichem Muster scheinen mir diese Demonstranten sehr weit entfernt zu sein. Es gilt doch, daß auch im westlichen Europa gewaltätige Tibeter in den 'Knast' kommen. Wie steht die große Masse der tibetischen Bürger in China zu dem Konflikt? Welche Meinungsströmungen gibt es unter ihnen? Zumal die tibetischen Bürger in den Region Tibet bei einem demokratischen Abstimmung in der Minderheit wären. Worum geht es also in Wirklichkeit? 4. Was unterscheidet den Konflikt im tibetischen China von Konflikten in anderen Regionen auf der Welt, wo Separatisten sich gerne 'selbständig' machen möchten. Davon gibt es doch wohl genügend, die aber alle nicht unser Interesse finden.

Des Weiteren findet man auf dieser Seite noch einen interessanten Link zu "Westliche Medien geben Fehler in der Berichterstattung zu", mir ist diese Quelle neu oder wurde sie schon irgendwo gepostet?

Andreas Müller hat geschrieben:Ihr könnt euch ja mal diese Doku vom chinesischen Staatsfernsehen zur Geschichte Tibets ansehen:
http://www.cctv.com/video/documentary/2 ... 04_1.shtml


Kein Java, deshalb kann ich es auch nicht anschauen.

Andreas Müller hat geschrieben:Das hier ist klasse, über die tibetischen Aufstände, alles Originalvideos:
http://www.youtube.com/watch?v=ROTyGOJ2 ... re=related
Dort sind man auch, wie tibetische Demonstranten chinesische Botschaften in Europa angreifen.


Die dortigen Unruhen als politischen Terrorismus zu betiteln empfinde ich äußert absurd, insgesamt wird der Begriff Terrorismus zu inflationär verwendet, dass er noch eine Bedeutung hat. Des Weiteren wüsste ich gerne, woher du weisst, dass es alles Originalvideos sind?

Andreas Müller hat geschrieben:Bin mal gespannt, wie die Leute angesichts dieser überwältigenden Belege reagieren werden - vielleicht, indem man annimmt, dass ich vom der kommunistischen Regierung bezahlt werde?

Was geht denn mit dir ab? Hast dich vielleicht im Forum getäuscht? :lachtot:

edit:
http://www.zeit.de/online/2008/17/china ... z?page=all

edit2:
http://www.zeit.de/online/2008/19/china-kolumne
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Re: Tibet - Lügen und Wahrheit

Beitragvon [C]Arrowman » So 4. Mai 2008, 14:12

hier Auszüge des Videos von dem Australischen Touristen. Die Quelle ist ABC, die es wiederum wahrscheinlich über Reuters bezogen haben.

http://de.youtube.com/watch?v=9GEW2tXV4Vw
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Re: Tibet - Lügen und Wahrheit

Beitragvon Robert » So 4. Mai 2008, 14:13

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Re: Tibet - Lügen und Wahrheit

Beitragvon Andreas Müller » So 4. Mai 2008, 15:05

Robert, mit für ihn mal wieder typischen Kommentaren. Da hatte Hitchens wohl Recht: Wir ziehen sogar Verschwörungstheorien keiner Erklärung vor. Und Behauptungen von überzeugten Tibetanhängern der tatsächlichen Landesgeschichte. Oder eine ganz simple "Erklärung" einer Erklärung, die zu kompliziert ist für manche Leute, weil man China gleichzeitig für bestimmte Dinge kritisieren müsste, während man dem Land in anderen Fragen Recht gibt...
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Re: Tibet - Lügen und Wahrheit

Beitragvon Robert » So 4. Mai 2008, 17:33

Andreas Müller hat geschrieben:Robert, mit für ihn mal wieder typischen Kommentaren.


Was ist denn so typisch? :blush2:

Andreas Müller hat geschrieben:Da hatte Hitchens wohl Recht: Wir ziehen sogar Verschwörungstheorien keiner Erklärung vor. Und Behauptungen von überzeugten Tibetanhängern der tatsächlichen Landesgeschichte. Oder eine ganz simple "Erklärung" einer Erklärung, die zu kompliziert ist für manche Leute, weil man China gleichzeitig für bestimmte Dinge kritisieren müsste, während man dem Land in anderen Fragen Recht gibt...


Hmm... wo genau setze ich dies um?
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Re: Tibet - Lügen und Wahrheit

Beitragvon Klaus » So 4. Mai 2008, 17:40

Den Tibet sehen doch soviele durch die rosa-rote Brille, weil er bestens ins esoterische Eiapopeia passt und wer den Esoterikern die Reinkarnation klaut ist ein Sch...kerl und viel schlimmeres. Schließlich zerstört man nicht nur von der Grinsebacke Dalai den Eindruck, nein auch noch die esoterische Wellness vom Wochenende.
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Re: Tibet - Lügen und Wahrheit

Beitragvon whatshisname » So 4. Mai 2008, 20:34

Der Dalai Lama wird in den Medien eigentlich immer als jemand dargestellt der völlig altruistisch für die Unabhängigkeit seines Heimatlandes eintritt. Die Wahrheit, dass er derjenige ist der am meisten von einer solchen Unabhängigkeit profitieren würde wird leider fast nie beachtet. Es ist überhaupt komisch das gerade jetzt vor den Olympischen Spielen solche Proteste entstehen und der Dalai Lama, dessen Rückkehr ja die Exiltibeter lautstark fordern in keiner Weise in diese verwickelt sein soll. Den Vorwurf des Dalai Lama in Tibet finde ein "kultureller Völkermord" statt finde ich auch extrem daneben. Die Modernisierung in diesem lange Zeit isolierten Land mag den Dalai Lama zwar ärgern, da er mit der Abkehr von veralteten Traditionen seine Macht schwindet, aber die Bezeichnung Völkermord für einen solchen, ganz natürlichen Prozess ist eine maßlose Übertreibung.
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Re: Tibet - Lügen und Wahrheit

Beitragvon Jakob » Mo 5. Mai 2008, 13:13

Tja. Man kann eine Kultur modernisieren und man kann sie vernichten, um sie durch eine andere zu ersetzen. In Tibet läuft wohl eher das letztere ab.

Der Dalai und seine Theokratie mögen wirklich was ziemlich Unschönes sein. Aber die Besetzung durch fremde Truppen, die gezielte Ansiedlung von Han-Chinesen, Massenhinrichtung von Dissidenten, die Unterdrückung von Sprache, Kultur und ja, auch von Religion ist nun wirklich noch viel unschöner.

Außerdem halte ich es für ziemlich unsinnig, die anti-chinesischen Aktionen in Tibet und weltweit immer dem Dalai Lama anzulasten. So einflußreich ist der nun auch wieder nicht. Die haben sich die Chinesen schon selbst zuzuschreiben.

Ihr solltet mal ein bißchen darüber nachdenken, für wen ihr hier Stellung bezieht. Ja, Religion ist doof. Da stimme ich völlig zu. Aber deshalb ist noch lange nicht jedes antireligiöse System gut. Und der chinesische (mehr oder minder) Kommunismus ist nun wirklich nichts Fördernswertes.
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Re: Tibet - Lügen und Wahrheit

Beitragvon Klaus » Mo 5. Mai 2008, 13:27

Wo in der Weltgeschichte ist jemals eine Kultur modernisiert worden? Mir ist kein Beispiel bekannt. Es geht geht doch nicht darum den Parteibonzen in China das Maul zu reden. Es geht darum, kritisch zu hinterfragen, was im eigentlichen Gottesstaat Tibet passiert. Wenn deutsche Medien in ihrer Berichterstattung Bilder manipulieren, die dann auch noch über den Sender gehen, ist das eine Sauerei. Das regt aber niemanden auf. Wo ist das Großmaul Bush, der immer gleich andere Länder in die Achse des Bösen einstuft, der kann gar nichts tun, die USA haben zuviele Schulden bei China.

Es geht im kritische Berichterstattung in,um Tibet und China und nichts anderes. Die tibetische Grinsebacke ist eben nicht everybody's darling.
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Re: Tibet - Lügen und Wahrheit

Beitragvon whatshisname » Mo 5. Mai 2008, 17:52

Jakob hat geschrieben:Ihr solltet mal ein bißchen darüber nachdenken, für wen ihr hier Stellung bezieht. Ja, Religion ist doof. Da stimme ich völlig zu. Aber deshalb ist noch lange nicht jedes antireligiöse System gut. Und der chinesische (mehr oder minder) Kommunismus ist nun wirklich nichts Fördernswertes.


Ich stimme dir völlig zu, dass man China in der Tibet-Frage nicht wegen der antireligösen Einstellung unterstützen sollte. Ich will ja als Bright auch keine antireligöse Welt, sondern eine in der alle Religionen/Weltanschauungen die gleichen Rechte haben und jeder Mensch frei wählen kann welche für ihn am besten geeignet ist.

Trotzdem darf man China auch nicht automatisch für alles verantwortlich machen, nur weil in China ein autoritäres System besteht, dass die Menschenrechte mit Füßen tritt. Natürlich ist es auf den ersten Blick eindeutig: der liebe, nette, gutmütige Dalai Lama gegen die bösen Kommunisten. Dass ich gegen die Wiedereinführung der Theokratie in Tibet bin heißt noch lange nicht, dass ich gegen die Unabhängigkeit Tibets im Allgemeinen bin und schon gar nicht, dass ich das Chinesische Regime in dieser und anderen Fragen unterstütze. Ginge die breite Masse der tibetanschen Bevölkerung für freie Wahlen und Demokratie auf die Straße würde ich das natürlich unterstützen. Wieso aber soll ich eingige frustrierte ehemalige Großgrundbesitzer unterstützen, die die Abspaltung von China nur fordern, um ihren ehemaligen religiösen Diktator wieder einzusetzen und ihre alte Macht wiederherzustellen? Was hat der normale Tibetaner davon? Einen Wechsel des Regimes? Eine andere Art der Unterdrückung? Zurück ins Mittelalter mit 90% Bauern und 10% Oberschicht? Ich bezweifle, dass es den 90% die damals Bauern waren heute schlechter geht...
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Re: Tibet - Lügen und Wahrheit

Beitragvon pariparo » So 29. Jun 2008, 15:16

"Heute wird zu Recht beklagt, daß die tibetische Kultur von den Chinesen unterdrückt wird. Darüber sollte man aber nicht vergessen, daß die tibetische Kultur aus einer Religion hervorgeht, die noch sehr viel brutaler war, und die Menschen in Tibet wie in der schlimmsten Diktatur unterdrückte. Deshalb verbietet sich jede unkritische Gefühlsduselei für den Dalai Lama und die tibetischen Mönche." (Ulrich Wickert, 12.10.1997)
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Re: Tibet - Lügen und Wahrheit

Beitragvon Jakob » Mo 30. Jun 2008, 15:13

Wenn die Chinesen Tibet jemals freigeben sollten, dann wird mit Sicherheit nicht die gleiche alte Theokratie 1:1 wieder auferstehen. Die Welt hat sich inzwischen ein bißchen weitergedreht.Das haben auch die Tibeter gemerkt. Sowohl die in Tibet, als auch die im Exil. Und sogar die alte Grinsebacke. Zumindest kam es mir so vor, als ich das letzte Mal ein Interview mit ihm gelesen habe. (Leider schon 'ne Weile her => keine Quelle)

Keine Ahnung, was passieren würde, wenn Tibet freikäme. Aber ich vermute, daß es dann eine starke Tendenz in Richtung Demokratie à la Japan, Südkorea oder Taiwan gäbe. Und ich glaube, der Dalai wäre vielleicht kein ausgewiesener Freund, aber auch nicht der ärgste Feind dieser Bewegung.
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