ganimed hat geschrieben:Jakob hat geschrieben:Jedenfalls bestätigt mich Deine Geschichte in meiner Überzeugung, daß (zumindest intelligente) Menschen, die mit den heutigen Informations- und Wissensmöglichkeiten aufwachsen, von selbst eher nicht zu Religiösität neigen.
Das finde ich ein wenig kurz gedacht. Das klingt für mich so nach "jeder ist entweder dumm oder macht es so wie ich".
Ich verweise auf die diversen Statistiken bei fowid.de oder auch die in Dawkins Gotteswahn erwähnten, die besagen, daß mit steigendem Bildungsgrad/Schulabschluß die Religiösität signifikant abnimmt. Oder auch
http://de.wikipedia.org/wiki/Atheismus#Demografie Demnach sind zwar 91 % der Amerikander religiös, aber nur 7 % der amerikanischen Akadekie der Wissenschaften glauben an einen persönlichen Gott.
Ich korrigiere mich in soweit, daß Religiösität wohl nur bedingt etwas mit Intelligenz zu tun hat, sondern eher mit Bildung. Allerdings ist ein intelligenter Mensch, der sich bei den heutigrn Möglichkeiten nicht selber bildet, ein ignoranter Depp.
Ansonsten bleibt zu sagen, daß es natürlich immernoch einige Menschen gibt, die trotz und wider besseren Wissens glauben. Durchaus vergleichbar mit
ganimed hat geschrieben:Ich wurde bislang nicht als ausgesprochen verblöded diagnostiziert und trotzdem trinke ich viel Cola (momentan versuche ich wieder eine Enthaltungsphase aber seien wir ehrlich, das ist vermutlich nur temporär). Ja, habe ich denn noch nie von dem vielen ungesunden Zucker und der geradezu desaströsen Phosphorsäure gehört, die in Cola enthalten ist? Doch, doch. Aber es schmeckt so gut, fühlt sich so gut an und ist mir eine so liebe Gewohnheit geworden. Mit einem Wort: ich trinke Cola wider besseren Wissens.
Ich gebe zu, daß es wahrscheinlich eine genetische Veranlagung gibt, mehr oder weniger leicht zu glauben. Dawkins hat die evolutionären Vorteile einer solchen Veranlagung ja im Gotteswahn beschrieben. Dennoch ist das keine Entschuldigung. Ich habe z.B. die Veranlagung, gerne fettiges, pikant gewürztes Knabberzeug zu fressen und leicht anzusetzen. Außerdem bin ich stinkfaul. Dennoch halte ich micht zurück und treibe Sport, um fit zu bleiben. Auch, wenn es mir keinen Spaß macht. Manchmal habe ich auch das instinktive (und sicherlich genetisch bedingte) Verlangen, meinen Nachbarn zu erschlagen, um ihm seine hübsche Freundin zu rauben. Bisher habe ich's mir verkniffen.
Was ich sagen will, ist, daß die genetisch Veranlagung zum Glauben für einen intelligenten (und gebildeten) Menschen keine Entschuldigung ist. Eine Welt mit Gott mag vielleicht schöner, kuscheliger und netter sein, aber das ändert nix an den Fakten. Genauso könnte man den Nazi entschuldigen, der sich für einen Herrenmenschen hält. Herrenmensch sein ist auch eine tolle Vorstellung. Andert aber nix daran, das er eher ein leichtgläubiger Depp ist, als ein Herrenmensch.
Ich kenne eigentlich nur folgende Kategorien von Gläubigen:
- Die, die aufgrund mangelnder Bildung keine andere Wahl haben (in Europa eigentlich ausgestorben).
- Die, die aufgrund mangelnder Intelligenz nicht in der Lage sind, Religion als Schwachsinn zu entlarven. Die müßte man eigentlich vor dem Kontakt mit solchen Geistesgiften schützen.
- Die, denen das Thema eigentlich sch...egal ist und die nur deshalb religiös sind, weil es die Eltern eben auch waren. Diese Sorte ist noch relativ angenehm, wenn auch völlig ignorant.
- Und letztlich die Schlimmsten: Die, die sich für das Thema interessieren und auch intellektuel in der Lage wären, Religion zu durchschauen, aber aus Bequemlichkeit, Sehnsucht nach Geborgenheit, Angst vor Sinnlosigkeit, Charakterschwäche oder was auch immer sich selbst und ihre Mitmenschen belügen und sich einreden, es gäbe Gott. Darunter fällt eigentlich jeder, der heute und hierzulande offensiv (seine) Religiösität vertritt. Am besten noch akkurat nach dem katholischen Katechismus.
Wer wider besseren Wissens glaubt oder fahrlässig unwissend bleibt, ist intellektuel unredlich. Dafür gibt es - wie gesagt - keine Entschuldigung. Eine genetische Veranlagung zum Glauben erschwert den Erwerb bzw. das Verständnis entsprechenden Wissens vielleicht, aber sie macht es nicht unmöglich.
Ich habe noch keinen Gläubigen getroffen, der sich nicht in eine dieser Kategorien subsumieren läßt und ich kann mir ehrlich gesagt auch keinen vorstellen. So, ich weiß, das war jetzt starker Tobak und wahrscheinlich bringt es mir auch wieder den Vorwurf der Überheblichkeit ein. Aber das Aussprechen einer Offensichtlichkeit oder einer logischen Folgerung ist doch wohl keine Überheblichkeit. Auch wenn es für jemand anders unangenehm ist. Ich halte das, was ich geschrieben habe für ziemlich logisch ind meine, daß es jeder nachvollziehen kann. Wer zu einem anderen Ergebnis kommt: Immer her damit. Ich höre es mir gerne an.