Qubit hat geschrieben:Myron hat geschrieben:Ein Ereignis ist genau dann zufällig, wenn sein Eintreten zum Zeitpunkt T_2 > T_1 nicht durch den Gesamtzustand der Welt zum Zeitpunkt T_1 naturnotwendig bedingt ist.
Dieser Versuch einer Definition ist nicht unproblematisch, ein einfaches Beispiel:
T_1 fällt ein Regentropfen aus einer Wolke
T_2 du wirst nass
oder
T_2 mit Regenschirm wirst du nicht nass
Du beschreibst einen echten akausalen Zufall. In der Kette muss irgendetwas passieren, was keine Ursache hat. Nach deterministischen Verständnis sind die Umstände, die in einer Ursachenkette dazu führen, dass Du Dir einen Regenschrim im Zeitpunkt des Aufpralls über den Kopf hältst, bereits in dem Zeitpunkt des Falls des Tropfens aus der Wolke als vorursachen feststehend angelegt. Andernfalls müssten sich Ereignisse grundlos im eigentlichen Sinne des Wortes abspielen. Mit "Grundlos" wäre nicht gemeint, dass etwa eine Gottheit den Tropfen mit ihrer unsichtbaren Hand davon wischt, bevor er Dich erreicht - das wäre ja ein Grund - sondern einfach so grundlos, ohne dass eine Frage danach zulässig wäre. Die Frage nach dem "Warum" bezüglich dieses Umstandes stellt sich aus indeterministischer Sichtweise gar nicht.
Aus indeterministischer Sicht ist also der Frage, was die Ursache ist stets die Frage vorweggeschaltet, ob es überhaupt eine Ursache geben kann.
QBit hat geschrieben:Kein Zeitpunkt T_1 < T_2 legt somit "naturnotwendig" fest, ob du nass wirst oder nicht, wenngleich dieses Ereigniss zum Zeitpunkt T_2 nicht zufällig sein muss
Doch:
Es muss
1. Akausal = "echt" zufällig sein (s. o.)
2. auch zufällig in dem Sinne, dass man die Ursache nicht benennen kann (Zufall in Form subjektiver Unkenntnis): Wenn Du die Ursache genau bennen kannst, kommt Akausalität nicht in Frage. Für das grundsätzliche Verständnis halte ich es immer für sinnvoller, einen kleinen Teilbereich herauszugreifen, etwa den Fall eines Tropfens innerhalb eines nahezu unendlich klein gedachten Zeitraums oder den Sekundebruchteil, in der Du die Entscheidung zum Aufspannen des Schirms triffst. Tatsächlich muss ein "oder" dazu führen, dass Du an einem Punkt nicht sagen kannst, warum bei dem identischen Zustand der gesamten Welt in T1 zwei unterschiedliche Ergebnisse herauskommen, Du kannst den Grund für die Abweichung nicht benennen, so dass auch im einfachen Sinne des Wortes immer Zufall vorliegen muss.
QBit hat geschrieben:Man sollte generell Kausalität und Zufälligkeit nicht unter ein Dach bringen wollen, es sind zwei unterschiedliche Kategorien.
Auf der einen Seite stehen Kausalität und Akausalität, auf der anderen Seite Zufall und Notwendigkeit (~Determinismus).
Bei der ersten Kategorie schaut man von der Gegenwart in die Vergangenheit, bei der zweiten von der Gegenwart in die Zukunft.
Je genauer man eine Teilursache betrachtet, umsomehr kann man als Ursache nur das Bezeichnen, was notwendig ein Ergebnis bedingt. Wenn der Erfolg auch ohne diesen Umstand eintreten kann, dann muss ich davon ausgehen, dass der Umstand nicht ursächlich war. Wenn ich aber einen und den selben Sachverhalt habe, der zu zwei Ergebnissen führen kann, dann würde ich schlussfolgern, dass ich die Ursache noch nicht benannt habe: Der betrachtete Ursachenkomplex ergibt zwei Ergebnisse, tatsächlich hantiere ich aber stets mit einer Blackbox, deren Inhalt ich nicht benennen kann: So etwa in der Quantenphysik, s. o.
Aufgrund eines verschobenen Realitätsbegriffs in der Quantenphysik, der lediglich der Unganauigkeit der Übersetzung von Formeln in Sprache geschuldet ist, spricht man dann davon, dass man mit der Blackbox auch die Ursache benannt hat: Das ist lediglich eine Frage der sprachlichen Beschreibung.
Die Quantenmechanik beschreibt zB Naturvorgänge kausal, aber indeterministisch. Ob das Radinuklid zum Zeitpunkt T_2 zerfallen ist, lässt sich nicht voraussagen. Aber wenn es zerfällt, dann folgt der Zerfall der Kausalität der Quantenmechanik (was als Quantenstatistik natürlich eine Vielzahl gleicher Radionuklide voraussetzt
)
Es geht dabei nur um das, was man messen kann, nicht darum, wie die hinter den Messergebnissen beschaffene Realität aussieht: Darüber trifft die Quantenmechanik nur sehr eingeschränkte Aussagen.
@QBit: Was verstehst Du unter einem deterministischen oder indeterministischen Zustand? Was hat ein Zustand mit der Fragestellung zu tun?
1von6,5Milliarden hat geschrieben:HFRudolph hat geschrieben:@1von6,5Milliarden: Du hast oben Kausalität bestritten. Es geht auch nicht darum, ob wir einen Zustand vorhersehen oder vorherberechnen können oder ob es die Menschheit jemals können wird (natürlich nicht!), sondern es geht um den Punkt theoretischer Berechenbarkeit, ob die Natur also prinzipiell so beschaffen ist, ob sie prinzipell und theoretisch Eigenschaften hat, die erklärbar sind.
Wo ist jetzt der Unterschied bei der Berechenbarkeit? Ich habe (meine ich zumindest) deutlich sowohl die gegenwärtige wie auch zukünftige Berechenbarkeit von allem als nicht möglich bzw. höchst unwahrscheinlich bestritten.
Ja eben, die tatsächliche Möglichkeit des Menschen, etwas zu berechnen, hat mit Akausalität und "echtem" Zufall nichts zu tun.