sapere aude hat geschrieben:
Wir gehen bei einem "Nichtexistenzbeweis" von der Prämisse aus, dass es einen Begriff für ein logisches System gibt, dem bestimmte Eigenschaften zugewiesen werden, seien es Ameisen, Götter, Zahlen oder Dinge die sind und zugleich nicht sind. Alle diese Begriffe beinhalten Eigenschaften. Der sogenannte "Beweis der Nichtexistenz" dieser Dinge setzt die Existenz ihrer Begriffe und Eigenschaften voraus.
Die Teilbegriffe, aus denen sich ein Begriff zusammensetzt, sind dessen Merkmale. Die Merkmale eines Begriffs sind aber keine Eigenschaften desselben, sondern Eigenschaften (bzw. Repräsentationen von Eigenschaften) desjenigen, das unter den Begriff fällt, sofern etwas darunter fällt.
Die Existenz des Begriffs und seiner Merkmale kann bei der Frage danach, ob etwas darunter fällt, vorausgesetzt werden (wobei sich die Philosophen wie immer auch über die Natur und den ontologischen Status von Begriffen streiten:
http://plato.stanford.edu/entries/concepts)
sapere aude hat geschrieben:
Das bedeutet, in einem "Nichtexistenzbeweis" wird im Grunde gezeigt, dass unter einen existenten (!) Begriff von einer Sache nichts fällt oder fallen kann.
Ja, wobei die Beweisgründe nicht nur logischer, sondern auch empirischer Art sein können.
sapere aude hat geschrieben:
Wir wissen auch, dass es Dinge, die keine Eigenschaften haben, nicht gibt. D.h., Dinge ohne Eigenschaften sind grundsätzlich nichtexistent.
Ja.
sapere aude hat geschrieben:
Wenn es keine Eigenschaften gibt, die den Begriff "Gott" definieren, dann gilt, dass die Buchstabenkombination g-o-t-t nur eine willkürliche Buchstabenkombination ist. Ein "Ding", das dadurch bezeichnet wird, existiert notwendig nicht. Es gibt also keinen "Gott".
Klar, ein Begriff ohne Inhalt, d.h. ohne ihn definierende Merkmale (Teilbegriffe) ist ein Unbegriff.
sapere aude hat geschrieben:
Um die "Nichtexistenz" eines "Gottes" zu "beweisen", bedarf es also der Eigenschaftzuweisung. Mit allen Eigenschaftszuweisungen, die es für die Buchstabenkombination g-o-t-t- gibt, ist diese angenomme Sache als nichtexistent bewiesen worden. Es gibt also keinen "Gott".
Tja, ob die Argumente für die Sinnlosigkeit oder Widersprüchlichkeit des (theistischen) Gottesbegriffs wirklich beweiskräftig sind, darüber streiten sich die theistischen und atheistischen Philosophen nach wie vor.
Dass dieser Begriff zumindest höchst problematisch ist, steht wohl außer Frage.
sapere aude hat geschrieben:
Wir wissen außerdem, das Nichtexistentes tautologisch nichtexistent ist. Deshalb ist die Nichtexistenz von Nichtexistenz natürlich immer wahr und muß nicht extra bewiesen werden. Es gibt also keinen "Gott".
Wenn ich von vornherein weiß, dass etwas nicht existiert, dann erübrigt sich selbstredend die Frage nach seiner Existenz.
Und dass alles Nichtexistente nichtexistent ist, versteht sich auch von selbst.
sapere aude hat geschrieben:
Alle Annahmen, die es von einem "Gott" gab, sind bisher widerlegt worden. Bisher nicht widerlegte Annahmen gibt es nicht. Könnte es nichtwiderlegbare Annahmen von einem "Gott" geben? Nein! Warum nicht? Weil die Möglichkeit von niemandem gezeigt werden kann. Das heißt nicht, dass die Unmöglichkeit bewiesen ist. Unmöglichkeit von Unmöglichem muß man nicht beweisen, da Unmögliches Nichtexistentes ist und Nichtexistentes nicht existiert. Es gibt also keinen "Gott". qed
Wenn du stichhaltige Argumente vorlegst, die zeigen, dass der (theistische) Gottesbegriff sinnlos oder widersprüchlich ist, dann hast du gewonnen—aber nur dann.